Kapitel 1

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„Lassen sie mich in Ruhe, ich werde nichts sagen was sie später in ihren Schmutzblättern abdrucken!"

Ich war auf dem Weg nach Neverland, um mich von diesem Ort, der mir Freiheit und Trauer eingebracht hatte zu verabschieden.

Der Besitzer wollte es abreißen lassen. Doch wie jedes Mal nach wenigen Tagen des Friedens, hatten die Reporter meinen Standort aufgespürt und mich mit Fragen bombardiert!

Endlich, um genau zu sein nach einer Stunde hatten wir Neverland erreicht. Es war etwas heruntergekommen und mit Moos überwuchert, aber ansonsten erinnerte vieles an meine ersten Jahre auf dieser Farm.

Damals, als ich jederzeit Kinder einlud, wenn ich nicht auf Tour war. Kinderlachen dröhnte über die Felder, lautes Fußgetrappel auf den Treppen, bunte Massen die durch den Garten tobten... Mein Herz schmerzte bei soviel Wehmut.

Wenn ich doch die Zeit zurück drehen könnte. Ich würde so gerne alles richtig machen, meine Fehler aus der Vergangenheit beheben und einen Neuanfang wagen. Doch dies würde mir nicht vergönnt bleiben.

Ich sollte auf einer Insel leben, so hatte Jermaine sich ausgedrückt! Ich liebte meinen Bruder wirklich, aber in diesem Moment hätte ich ihn mit seinem dummen Macho-Gehabe am liebsten in den Pool geworfen und einen Felsbrocken hinterher. Ein kleines Schmunzeln entlockte mir der Gedanke, während ich das Haupthaus betrachtete.

In der untergehenden Sonne wirkte es so zauberhaft und unschuldig. „Unschuldig", verächtlich sprach ich dieses Wort aus!

Würde jemals ein erneuter Prozess auf mich zukommen, so würde ich nicht zu schuldig und zu un..., ich konnte es nicht erwähnen, tendieren. Ich würde neutral bleiben und die Leute reden lassen. Immer wieder hatte ich es gesagt, doch geglaubt hatte mir nie jemand! Das war nun endgültig vorbei, in ein paar Jahren war es soweit. Doch der Zeitpunkt war noch nicht greifbar.

Ein letzter Blick zu meinem Giving Tree genügte, um meine halbwegs starke Fassung fast vollständig zu zerstören. Der Stolz in mir siegte und so entfernte ich mich mit Bill, meinem Bodyguard zum Auto.

Im Auto zerbröckelte der letzte Rest und ich weinte haltlos. „Es ist nicht fair, was habe ich diesen Leuten getan,Bill?", schluchzte ich ohne aufzusehen. „Michael, bitte beruhige dich, es liegt nicht an dir, sie sind dafür verantwortlich nicht du. Denke nicht mehr daran, ich fahre dich jetzt nach Hause und dort warten Paris, Prince und Blanket auf dich. Sie wollen nicht das ihr Daddy weint, Michael!"

Bill hatte bereits feuchte Augen und konnte sich gerade so zurückhalten. Es war für ihn schwer mitanzusehen wenn Michael weinte. Bill war nicht nur sein Bodyguard, sondern auch einer seiner engsten Freunde.

Jedesmal wenn Michael von der Presse fertig gemacht wurden war, baute Bill ihn wieder auf. Doch einmal hatte es nicht funktioniert! Vor wenigen Wochen als Michael aus dem Gerichtssaal kam, sah Bill schon das es diesmal schwierig werden würde.

Leider wusste unser guter Freund nicht, wie man eine so große Wunde wieder heilen konnte. Tagelang hatte Bill auf ihn eingeredet, sich seine Sorgen und Ängste angehört, oder einfach nur zugesehen wie dieser gebrochene Mann apathisch aus dem Fenster starrte.

Und jedesmal war ihm eine Sache bewusst geworden. Das war nicht der legendäre King of Pop, Michael, oder Applehead! Das war einfach nur ein sich selbst zerstörender Mensch. Bill war sich sicher, dass sich dieses Verhalten nach einigen Tagen legen würde, doch er lag falsch!

Wochenlang aß Michael Jackson so gut wie nichts und wurde immer dünner. Niemand konnte ihn aufmuntern, nicht mal seine Kinder. Sie sahen, das ihr Vater litt und wollten ihm helfen, doch niemand durchdrang seine Schutzbarriere! Nach 4 Wochen sprach er zum ersten Mal ohne gleich zusammen zu brechen. „Ich muss nach Neverland, etwas wichtiges erledigen." Das waren seine einzigen Worte.

Nun sind wir auf Neverland und Michael, der starke Michael, liegt zusammengerollt auf dem Rücksitz und kann seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Ich hoffe, das er nicht in ein tiefes Loch fällt aus dem er es alleine nicht mehr heraus schafft. Es brach ihm das Herz, Michael so zu sehen. Nach einigen Minuten in denen er sich beruhigte, fuhr Bill ihn zurück zu seinem Haus in L.A.

Eigentlich hatte Michael geplant nach Bahrein zu flüchten, doch seine Gesundheit ließ es nicht zu. Ich werde in mein Zimmer gehen und alle die mir über den Weg laufen ignorieren! Dachte ich zumindest.

Denn der Weg zu meinem Zimmer gestaltete sich schwieriger als gedacht, beinahe wäre ich über Prince gestolpert, der auf dem Boden saß und ein Buch las. Sofort fiel sein Blick auf mich, eigentlich wollte ich weitergehen, brachte es aber nicht übers Herz ihn einfach alleine zu lassen. So setzte ich mich neben ihn und begann zu singen.

As I drove across on the highway

My jeep began to rock

I didn't know what to do, so I stopped

.....

Take me to a place without no name (no name )

Take me to a place without no name (Without, no name)

...

Nach einer Weile lag Prince schlafend in meinen Armen, ich konnte seine gleichmäßigen Atemzüge vernehmen. Ich liebte diese Momente, wenn mein kleiner Schatz mir beim Singen zuhörte und einschlief. Das war für mich das Gefühl von Familie. Nie würde ich es übers Herz bringen meine Kinder alleine auf dieser Welt zurück zulassen.

Mein Schmerz war nicht vergessen und ohne das Prince aufwachte, gab ich mich diesem Gefühlsausbruch hin. Wie oft war ich an diesem Tag zusammengebrochen? Wie oft musste mich einer meiner Freunde wieder aufbauen? War ich überempfindlich? Wie oft hatte ich meinen Glauben verloren und wollte alles beenden? Liegt es an mir? An meiner bloßen Existenz?

Ich wollte den Menschen helfen, die Kinder von ihrem Leid erlösen, die Umwelt retten, den Leuten die Augen öffnen vor dieser Gesellschaft. Hatte ich es geschafft?

Nein, ich bin ein Versager! Ich kann singen mehr nicht! Ich bin nicht anders als diese Menschen! Schande über mich! Ich sollte Tod sein und vergessen! Nicht mal als Vater tauge ich etwas, ließ meine Kinder im Stich und heulte mir die Augen aus! Nein Michael du bist zu hart zu dir, sagte eine leise Stimme im Hinterkopf! Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Paris, Blanket und Chris Tucker vor mir standen. Sie sahen mich mit verzweifelten Gesichtern an. Ich konnte keinen Ton von mir geben, so gedemütigt fühlte ich mich.

Get out of my LIFE!Where stories live. Discover now