Kapitel 12

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Wir ritten die ganze Nacht durch und den morgen. Ich hatte meinen Kopf an Legolas gelehnt und mein Blick huschte über die kahlen Felsen an denen wir die ganze Zeit schon vorbei ritten. Nach einiger Zeit schlugen wir nach rechts ein und ich sah auf. Legolas sah zu mir nach hinten, wahrscheinlich weil ich ziemlich ruckartig aufgesehen hatte. Er grinste mich an und ich streckte ihm die Zunge raus, woraufhin er auflachte. Nach ein paar Minuten kamen wir an eine Art Tor aus Stein die in den Berg führte. Gimli sprang als erstes von Brego und Aragorn und Legolas ließen sich aus den Sätteln gleiten. Ich blieb auf Hasufels Rücken sitzen und sah auf die Tür. Ich sah auf das Tor und auf einmal kam ein eiskalter Wind von dort auf uns zu. Hasufel stieg und Legolas musste seine Zügel loslassen, die er in der Hand gehalten hatte. Und auch Brego hatte sich umgedreht und war auf und davon. Da ich nicht in Hasufels Sattel saß und nur auf dahinter hatte ich keine Chance mich festzuhalten und als er sich einmal scharf drehte landete ich unsanft auf dem Boden. "Brego!", schrie Aragorn den Pferden nach, doch diese waren auf und davon. "Alles okay?", fragte mich Legolas und auch Aragorn wollte sich zu mir knien, jedoch stand ich schnell wieder auf. "Alles bestens.", sagte ich und lächelte leicht. Natürlich war es mir peinlich, das ich mich nicht auf einem Pferd halten konnte und auch der Sturz verhalf mir nicht gerade dies zu vergessen. Aragorn und Legolas musterten mich noch einmal, dann widmeten sie sich wieder dem Tor. Darüber stand etwas in alten Runen. "Der Weg ist versperrt. Er wurde angelegt von jenen die Tot sind. Und die Toten halten ihn. Der Weg ist versperrt.", las Legolas laut vor und ich konnte ahnen das dies nicht gut enden wird. Die Untoten hatten sich auf keine Seite gestellt. Sie waren geflohen und feige Taugenichtse. Ich sah zu Legolas und dann zu Aragorn. Dieser sah in die Höhle hinein und sagte dann, "Ich fürchte den Tod nicht." Und mit diesen Worten ging er hinein. Legolas sah ihm kurz nach und folgte ihm dann. Ich überlegte kurz. Einerseits wollte ich gehen aber andererseits hatte ich Respekt. Immerhin waren sie untot. Aber nach kurzem Zögern lief ich Legolas nach. Und kurz darauf fand ich Gimli an meiner Seite, der mir nachgelaufen war und sich misstrauisch umsah. Ich begann zu grinsen und sah zu, dass ich Legolas nicht aus den Augen verlor, denn in dieser Höhle war es überraschend dunkel und man konnte nicht viel sehen. "Was ist? Was siehst du?", fragte Gimli Legolas. "Ich sehe Gestalten von Männern. Und von Pferden." "Wo?" "Blasse Banner wie Wolkenfetzen. Speere erheben sich... wie Winterdrosseln durch ein Nebelschwaden. Die Toten folgen uns. Sie wurden gerufen." "Die Toten?", sagte Gimli und drehte sich im Kreis. Seine Axt erhoben, "Gerufen? Das wusste ich. Gut. Wirklich gut." Wir waren mittlerweile schon weiter gelaufen und Gimli stand immer noch auf einem Fleck und drehte sich im Kreis. Als er aber bemerkte das wir weiter gelaufen waren rief er nach Legolas und rannte so schnell er konnte. Zudem kam ein Nebel auf der uns anzugreifen schien. Gimli fing an den Nebel wegzupusten und ich verdrehte lachend die Augen und schob den Nebel mit der flachen Hand zur Seite. Auch Legolas und Aragorn hatten mit dem Nebel zu kämpfen, aber überraschender weiße ließ der Nebel schnell von mir ab, was bei den anderen nicht der Fall war. Plötzlich hörte ich ein knacken unter meinen Füßen und hielt inne. "Seht nicht nach unten.", murmelte Aragorn leise, doch ich hatte es schon getan. Der gesamte Boden war mit Totenköpfen übersäht und grüner Nebel zog zwischen ihnen hindurch. Langsam gingen wir weiter aber bei jedem Schritt knackten unter uns die Schädel und für die anderen schien es ziemlich unangenehm zu sein. Ich fand es zwar auch nicht unbedingt schön, aber ich war daran gewöhnt, schließlich war ich in Mordor aufgewachsen. Wir kamen wieder auf festen Boden, spricht Boden der nicht von Totenschädeln übersät war und wir begannen zu rennen. Schließlich kamen wir in eine große Halle. Sie war groß und leer, nur eine Art Festung oder Grab war dort in die Felsen eingebaut worden. "Wer wagt es in mein Königreich einzudringen!?", sagte plötzlich eine Stimme und mir lief es kalt den Rücken hinunter. "Einer der eure Lebenstreue fordert.", antwortete ihm Aragorn entschlossen. Ich stand neben Legolas und begutachtete den Geist der vor uns aufgetaucht war. Er trug einen alten Helm und zerfetzte Klamotten. Er war nicht durchsichtig aber auch nicht unsichtbar. "Die Toten dulden es nicht, dass die Lebenden hier gehen." "Doch werdet ihr mich dulden!", antwortete Aragorn erneut und der Geist begann zu lachen. Ich wusste nicht wieso, aber dieses Lachen jagte mir Angst ein. Denn dieses Lachen ließ die Ganze Höhle erbeben und hinter uns tauchte eine Stadt auf. Nun wusste ich wieso ich Angst hatte. Wir waren hier in ihrem Reich und sie waren tot, weshalb man sie nicht töten konnte, aber sie konnten uns töten. Und da tauchten auch weitere Geister auf und schwebten auf uns zu. "Der Weg ist versperrt! Er wurde angelegt von jenen die tot sind. Und die Toten halten ihn!" Da tauchten noch mehr Geister direkt um uns herum auf und ich wich einen Schritt zurück und packte Legolas am Arm. Dies war der erste Moment in dem ich wirklich Angst hatte und ich mochte die Angst nicht. "Der Weg ist versperrt! Nun müsst ihr sterben!" Da spannte Legolas seinen Bogen und wollte den Geist erschießen, aber sein Pfeil schoss einfach durch ihn hindurch und landete in der Dunkelheit. "Ich fordere euch auf euren Eid zu erfüllen!", sagte Aragorn der als einziger noch wirklich Mut zu haben schien. "Nur der König von Gondor vermag mir Befehle zu erteilen!" Der Geist und Aragorn zogen ihre Schwerter. Aragorn zog allerdings nicht das Schwert, mit dem er zuvor immer gekämpft hatte. Das Schwert des Geistes und Aragorns trafen aufeinander. "Diese Klinge war zerbrochen!", sprach der Geist überrascht, woraufhin Aragorn ihm die Klinge ans Genick hielt und ergänzte mit sicherer Stimme: "Und sie wurde erneuert!" Aragorn stieß den Geist und forderte die ganze Armee auf: "Kämpft für uns und erlangt eure Ehre zurück! Was sagt ihr?" Alle Geister schwiegen und wichen vor Aragorn zurück, als dieser durch ihre Reihen lief. "Was sagt ihr?", wurde Aragorn immer verzweifelter und ungeduldiger. "Ach du vergeudest deine Zeit Aragorn! Sie besaßen keine Ehre im Leben und besitzen sie auch jetzt keine im Tod!", versuchte Gimli ihn umzustimmen. Aragorn allerdings wollte so schnell nicht aufgeben. "Ich bin Isildurs Erbe, kämpft für mich und ich werde euren Eid als erfüllt ansehen! Was sagt ihr?" Daraufhin fing der Geist an lauthals zu Lachen und die ganze Armee viel mit ein. "Ihr habt mein Wort! Kämpft und ich befreie euch aus diesem lebenden Tod! Was sagt ihr?", versuchte es Aragorn schon wieder. Langsam fragte ich mich auch, woher Aragorn seine ganze Hoffnung nahm. Die Geister verblassten immer mehr und Gimli schrie: "Bleibt hier ihr Verräter!" Inzwischen zog nur noch leichter Nebel um unsere Füße. Die Geisterarmee war verschwunden. Plötzlich regnete es Totenschädel auf uns herab und die Wände mitsamt der Festung stürzten zusammen. Ein Schwall Schädel kam aus den Wänden auf uns zu. "Raus!", schrie Aragorn und wir versuchten alle nach draußen zu gelangen, um nicht verschüttet zu werden. "Legolas, lauf!", rief Aragorn und wir konnten uns gerade so in den Schutz eines Felsens retten. Schnell rannten wir weiter und mit Mühe erreichten wir den Ausgang. Draußen sahen wir auf dem Andúin viele Schiffe liegen und Rauch zog in den Himmel. Aragorn sank auf die Knie. Er lehnte sich an Legolas an und hatte Tränen in den Augen. Ich fragte mich, was alles gerade in seinem Kopf vorging, doch es schien, als würde seine Hoffnung nun endgültig zunichte sein. Plötzlich hörten wir hinter uns ein Rauschen. Ich fuhr herum und auch Aragorn richtete sich auf. Der Anführer der Geisterarmee kam durch die Wand auf Aragorn zu und sagte entschlossen: "Wir kämpfen!" 

Hier kommt unser nächstes Kapitel :) Wir  hoffen, dass es euch gefällt xD

Luénna - the daughter of SauronWhere stories live. Discover now