Kapitel 10

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Nach der Schlacht ging das Volk von Theoden nach Rohan zurück, nur er selbst, Eomer, Gandalf, Aragorn, Legolas und ich blieben. "Warum gehen wir nicht mit?", fragte ich Legolas leise, aber Gandalf hatte es gehört. "Wir werden zu Saruman reiten. Vielleicht schließt er sich uns wieder an und wird uns ein paar Taktiken über unseren Feind verraten.", sagte er ruhig und ich wurde blass. Ich wusste, dass Saruman nicht die Seite wechseln würde. Dafür war die Verlockung und die Macht meines Vaters zu groß. Zudem wollte ich nicht zu Saruman, denn er wusste mittlerweile von mir und er wusste auch, dass ich in Rohan Gandalf nicht aufgehalten hatte. Er würde mich verraten. Aber es half nichts. Ich saß wieder hinter Legolas auf dem Pferd und wir ritten durch einen ziemlich finsteren Wald. Legolas sah sich misstrauisch um und auch den Anderen war der Wald nicht ganz geheuer. Als wir ankamen war ich wirklich sehr erstaunt. Isengard war überschwemmt, die Mauern zum Teil zerstört. Schließlich fanden wir zwei Hobbits pfeiferauchend auf einem Fels sitzend und lachend. Es waren Merry und Pippin. Als sie uns erblickten begrüßte uns Pippin freudig und Merry stand auf, "Willkommen meine Herren. In Isengard." "Ihr kleinen, mießen!", schrie Gimli sauer, "Da sucht man euch mehrere Tage und dann findet man euch hier sitzend und pfeiferauchend!" "Wir sitzen hier auf dem Fels des Sieges und genießen unseren Triumph.", sagte Pippin, "Das Höckelfleich ist übrigens äußerst delikat." Gimli sah sie empört an und ich musste grinsen. "Hobbits.", sagte Gandalf kopfschüttelnd. "Wir unterstehen dem Befehl Baumbarts. Er ist sowas wie der Verwalter von Isengard.", fügte Merry hinzu und auch die anderen mussten grinsen. "Gandalf", sagte da auf einmal jemand. Es war ein Baum. Genau genommen ein Ent und musste wohl Baumbart sein. "Gut, dass du hier bist. Saruman ist in seinem Turm und weigert sich herauszukommen. "Ich kann Stein und Ast Befehle erteilen aber hier gilt es mit einem Zauberer fertig zu werden.", sagte er und Eomer und Gandalf nahmen jeweils einen Halbling zu sich aufs Pferd und dann ritten wir auf den Turm zu. Das Wasser unter uns spritzte jedes Mal auf, wenn ein Pferd seine Hufe ins Wasser sinken ließ und ich klammerte mich wieder an Legolas. Ich hätte doch mit den Rohirrim mit gehen sollen. "Ihr habt viele Kriege geführt und viele Männer getötet, Theoden König und habt danach wieder Frieden geschlossen", sagte Saruman der auf der großen Fläche seines Turms stand und auf uns runter sah, "Könnten wir nicht gemeinsam beratschlagen, so wie wir es einst taten? Können wir nicht Frieden schließen?" Ich musste grinsen. Es war schwach aber zugleich auch klug. "Das werden wir.", sagte Theoden, "Wir werden Frieden haben, wenn man euch gerichtet hat für die Feuersbrünste in Westfold. Und für die Kinder, die dort ihr Leben ließen! Wir werden Frieden haben, wenn das Leben der Soldaten die vor dem Tor der Hornburg zerhackt wurden, nachdem sie schon Tot waren gerecht ist! Wenn ihr an einem Galgen baumelt! Zum Vergnügen eurer eigener Krähen! Dann haben wir Frieden." Die Drohungen bohrten sich in meinen Kopf als wären sie an mich gerichtet. Und in gewissermaßen waren sie das auch, immerhin war ich ein Spion. "Galgen? Krähen?", sagte Saruman niederträchtig, dann wandte er sich an Gandalf, "Was willst du Gandalf Graurock? Lass mich raten. Den Schlüssel von Orthanc? Oder womöglich die Schlüssel von Barad-dur selbst!? Zusammen mit den Kronen der Könige und den Stäben der fünf Zauberer!?" "Dein hinterhältiger Verrat kostete schon viele das Leben! Tausenden mehr droht jetzt Unheil, doch du könntest sie retten Saruman. Du warst tief im innersten Rat des Feindes.", rief Gandalf zu ihm hinauf. "Dann seit ihr gekommen, weil ihr Auskünfte wollt", sagte Saruman, "Fragt doch sie!" Damit zeigte er auf mich und mein Herz blieb stehen. Alle sahen mich an nur Gandalf nicht, er sah weiterhin zu Saruman der einen dunklen Stein hervor zog. "Etwas wuchert im Herzen von Mittelerde. Ein Geschwür und ihr vermögt es nicht zu sehen.", sagte Saruman, "Aber das große Auge hat es gesehen! Selbst jetzt baut er seinen Vorteil aus. Krieg wird schon bald kommen und ihr alle werdet den Tod erleiden! Aber das weißt du, nicht wahr Gandalf? Glaubt ihr wirklich, dass dieser Waldläufer jemals auf dem Throne Gondors sitzen wird? Dieser Heimatlose aus dem Schatten gekrochen wird niemals zum König gekrönt! Gandalf zögert nicht jede zu Opfern, die ihm am Nächsten stehen! Jene die er vorgibt zu lieben! Sag mir; Welche Worte des Trostes hast du dem Halbling gespendet, als du ihn in sein verderben schicktest? Den Weg den er geht endet alleine im Tod." "Ich hab jetzt genug davon!", rief Gimli, "Schieß ihm einen Pfeil direkt ins Maul Legolas!" "Nein!", hielt Gandalf Legolas davon ab, einen Pfeil zu spannen, "Komm herunter Saruman! Dann wird dein Leben verschont!" "Spar dir deine Gnade und dein Mitleid!", rief Saruman, "Ich habe keine Verwendung dafür!" Dann schoss Saruman einen Feuerstrahl mit seinem Zauberstab auf Gandalf hinab und unsere Pferde erschraken vor der Flamme die vor uns empor stieg. Doch sie erlosch schnell wieder und Gandalf stand dort mit Schattenfell. Unversehrt. "Saruman", sagte er zu ihm, "Dein Stab ist zerbrochen." Und kurz darauf verbrannte der Zauberstab von Saruman. "Grima!", rief Theoden zu ihm hinauf, der soeben erschienen war, "Du musst ihm nicht gehorchen! Du warst nicht immer so wie jetzt! Einst warst du ein Manne Rohans. Komm herunter." "Ein Manne Rohans!?", sagte Saruman empört, "Was ist Rohans Haus als eine Strohgedeckte Scheune, wo Straßenräuber in stinkigem Rauch trinken und ihre Sprößlinge sich zwischen den Hunden auf dem Fußboden siedeln! Der Sieg in Helms Klamm gebührt nicht euch, Theoden Pferdemensch. Ihr seit der minderwertige Sohn größerer Herren! Ebenso wie du." Damit meinte er mich und meinen Verrat und ich sah beschämt zu Boden. "Grima", sagte Theoden nun ruhig, "Komm herunter. Befreie dich von ihm." "Befreien!?", antwortete Saruman, "Er wird niemals frei sein!" Dann sagte Saruman etwas zu Grima was ich nicht verstand und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. So, dass dieser zu Boden fiel. "Saruman", versuchte es Gandalf erneut, "Du warst tief im innersten Rat des Feindes. Sag uns was du weißt!" "Was ich weiß!?", antwortete Saruman und sah mich finster an und ich wusste, er würde mich verraten, "Ich weiß, dass sie..." Doch weiter kam er nicht, denn Grima hackte mit einem Dolch auf ihn ein. Legolas reagierte sofort und schoss einen Pfeil auf Grima. Dieser fiel nach hinten und Saruman nach vorne. Er fiel die ganze Länge seines Turmes nach unten und wurde unten von einem spitzen Rad aufgespießt. Ich sah kalt auf die Leiche und ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. Er hatte es verdient. Vielleicht wäre er meinem Vater noch nützlich gewesen, aber sobald er die Herrschaft hätte, würde er Saruman entweder zu seinem Diener machen (was er sowieso schon war) oder ihr töten. Zudem mochte ich ihn nicht. Die Hobbits waren geschockt wie auch die anderen und als ich das bemerkte unterdrückte ich schnell mein grinsen. "Schickt Kunde an unsere Verbündeten und in jeden Winkel Mittelerdes der noch in Freiheit steht.", sagte Gandalf, "Der Feind rückt gegen uns vor. Wir müssen Wissen, wo er zuschlagen wird. Dann drehte Gandalf sich zu mir um und ich senkte schnell meinen Blick. Er ahnte etwas und die anderen bestimmt auch. Sie waren ja nicht dumm. Ich behielt meinen Blick gesenkt, bis ich mir sicher war, dass er sich abgewandt hatte. Ich musste in Zukunft vorsichtiger sein, denn jeder kleinster Hinweis könnte mich nun verraten. Ich musste vor allem auf die Farbe meiner Augen achten. Plötzlich schien Pippin etwas auf dem Boden entdeckt zu haben. Er bückte sich und hob eine Kugel auf. Eine ähnliche hatte ich schon einmal bei meinem Vater gesehen, doch ich konnte mich nicht erinnern, wofür sie zu gebrauchen war. Als Pippin ihn betrachtete kam Gandalf von hinten zu ihm geritten und sprach in einem Ton, der keine Widerrede zuließ: "Peregrin Tuk, ich nehme das. Gib es mir!" Mit seinem Umhang griff er nach der Kugel, immer darauf bedacht sie nicht zu berühren. Schließlich steckte er das Bündel weg. Ich fragte mich, was diese Kugel zu bedeuten haben könnte. Sie schien Gandalf Angst zu machen, also könnte sie etwas mit meinem Vater zu tun haben. Gandalf drehte sich um und ritt wieder zu den anderen. Pippin stieg wieder zu Eomer aufs Pferd. Nun würden wir weiterreiten und bald würde die finale Schlacht kommen. Wir ritten den ganzen Tag ohne Pause und ich war froh, als ich endlich wieder laufen konnte. Reiten war ganz schön kompliziert, obwohl ich mich an Legolas festhalten konnte. Wir hatten ein Nachtlager gefunden und legten uns schon bald schlafen. Ich dachte vor dem einschlafen noch etwas darüber nach, ob ich in der finalen Schlacht kämpfen wollte und auf welcher Seite. Ich konnte mich weder gegen meine Freunde, noch gegen meinen Vater stellen. Mit diesem Gedanken schlief ich ein. Doch schon schnell erwachte ich wieder, denn ich hörte eine seltsame Stimmen in meinem Kopf. Schnell bemerkte ich, dass es die meines Vaters war. "Luénna, ich weiß wo du bist. Wieso bist du nicht dem Ringträger gefolgt und hast nicht getan, was ich dir gesagt habe? Ich bin sehr enttäuscht von dir. Willst du dich wirklich gegen mich stellen und gemeinsam mit den Menschen, Elben und Zwergen untergehen?", redete er auf mich ein und machte mir ein schlechtes Gewissen. Saruman musste ihm vor seinem Tod alles erzählt haben. Ich schaute mich im Raum um und sah Pippin, der schreiend den Palantir in der Hand hielt. Man sah in der Kugel das Auge. Ich musste Pippins Schreie aufgrund der Stimme meines Vaters ausgeblendet haben. In diesem Moment kamen plötzlich Legolas und Aragorn reingelaufen und Aragorn nahm Pippin die Kugel aus der Hand. Darauf hin schwankte Aragorn stark und kippte zur Seite, woraufhin die Kugel weg rollte. Alle wichen ihr ängstlich aus, nur Pippin lief auf sie zu. Gandalf allerdings warf schnell einen Tuch darüber. Bevor Gandalf aber das Tuch darüber war spürte ich einen stechenden Schmerz und sank zu Boden. Viel zu schnell war Legolas bei mir und sah mich besorgt an. "Mir gehts gut", murmelte ich und sah zu dem Palantir. "Du Narr!", schrie Gandalf nun und drehte sich um zu Pippin. Dieser lang starr auf dem Boden und bewegte sich keinen Zentimeter. Schnell lief Gandalf zu ihm und fuhr mit seiner Hand über Pippins Augen. Kurz darauf atmete Pippin wieder und zitterte am ganzen Körper. "Was hast du ihm erzählt!?", fragte Gandalf schroff, "Sprich!" "Er hat mich nach meinen Namen gefragt.", stotterte der Hobbit, "Ich hab ihm nicht geantwortet. Er hat mir weh getan. Und ich sah eine Elbin." "Was hast du ihm über Frodo und den Ring erzählt!?", fragte Gandalf ihn, aber ich hörte die Antwort nicht mehr, denn ich war aufgestanden und hatte den Raum verlassen um an die frische Luft zu gehen.

Ich stand dort und sah auf die Landschaft. Ich musste mich entscheiden, dass wusste ich und früher hätte ich ohne zu zögern meinen Vater gewählt, weil ich niemanden außer ihn hatte und Freunde kannte ich nicht und wollte ich eigentlich nie. Aber mit Legolas, Aragorn und Gimli war das anders. Sie redeten zwar nicht oft mit mir, aber ihre Gesellschaft war angenehm und sie waren nett zu mir. Sie waren die einzigen die mich unterstützt haben, ohne zu wissen, wer ich wirklich war. Wenn sie es wüssten, wäre dies aber auch nicht gewiss. "Hey", sagte eine Stimme neben mir und ich drehte meinen Kopf. Es war Legolas. "Alles in Ordnung?", fragte er mich vorsichtig. Ich schluckte. "Wenn du dich zwischen deinen Freunden oder deiner Familie entscheiden müsstest, auf wessen Seite würdest du stehen?" Legolas schien zu überlegen. "Ich weiß es nicht.", sagte er dann ehrlich und ich nickte stumm. Und dann nahm Legolas mich in den Arm und es tat gut. Mein Herz machte einen kleinen Sprung und ich genoss den Moment. Ich würde mich in den nächsten Stunden entscheiden müssen, aber jetzt wollte ich einfach nur den Moment genießen. In Legolas Armen.

So, hier kommt nun das nächste Kapitel. Wir hoffen es gefällt euch xD 

Luénna - the daughter of SauronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt