22. Kapitel - Geschafft

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Ein paar Stimmen wecken mich langsam auf. Ich war wohl immer noch in meiner Panthergestalt, denn ich fühlte meinen schwanz. Ich bewegte ihn langsam und die Stimmen hielten inne. „Ich glaub sie wacht auf“, sagte jemand. Flattern öffnete ich meine Augen. „Wie geht's dir?“, fragte jemand. Mein Großvater trat in mein Blickfeld und musterte mich. Langsam kam mir wieder alles in den Sinn. Ich richtete mich schnell auf und sah mich panisch um. Aber der Tiger war weg und mein Bein in einem dicken weißen Verband eingewickelt.

„Alles ist okay, Naila. Du bist jetzt in Sicherheit!“, sagte Nate der vor meinem Bett stand. Außerdem war noch Milly im Raum die mich besorgt ansah. Ich beruhigte mich wieder und sah zu meinem Großvater. „Mir geht es gut, keine Sorge. Ich bin nur noch etwas müde“, sagte ich dann. Mein Großvater lächelte leicht und streichelte über mein seidig, glänzendes Fell. „Gott sei Dank!“, sagte er erleichtert.

Jetzt trat Nate in mein Blickfeld und sah mich wütend an. „Was glaubst du eigentlich einfach so ohne Begleitung im Wald zu verschwinden! Ich hab dich überall auf dem Gelände gesucht als du nicht mehr in deinem Zimmer warst, nicht mal deine neue Freundin wusste wo du warst. Wehe du gehst noch einmal ohne bescheid zu sagen irgendwohin, sonst werde ich dich nämlich deutlich schlimmer zurichten als du jetzt schon aussiehst!“, schimpfte er wütend. „Hast du dir Sorgen gemacht?“, fragte ich ihn hinterlistig. Er wurde plötzlich ganz still und für eine kurze Zeit verschwand seine Wut aus seinem Gesicht.

„Mach das einfach nicht nochmal, klar? Und jetzt rück raus mit der Sprache. Warum kommst du verletzt und halb tot aus dem Wald gehumpelt und bricht dann einfach zusammen? Wer hat dich angegriffen?“, fragte er. Für mein Geschmack hat er jetzt aber ziemlich schnell das Thema gewechselt.

Ich seufzte angestrengt und richtete mich auf. „Ach ja, du solltest dich besser heute nicht verwandeln. Sonst geht deine Wunde wieder auf und wir müssen dich nochmal verartzten. Als Wandler heilst du in dieser Gestalt wieso schneller“, sagte mein Großvater noch. Ich lächelte ihm dankend zu und er stand auf und wollte gerade gehen, als plötzlich Miss Miva den Krankenraum betrat. Etwas geschockt sah ich sie an, während sie mich kaum beachtete und sich meinem Großvater zuwendete.

„König Ragnar, wir haben im Wald unbekannte Tigerspuren gefunden, aber niemand gefunden. Der Feind ist wohl schon seit einer Weile weg“, erklärte sie. „Okay, danke für eure Arbeit. Du kannst gehen“, sagte er und sie nickte und ging wieder. „Ein Tiger? Du hast alleine gegen einen Tiger von den Blue Moon gekämpft?“, fragte er geschockt. „Naja, nur teilweise gekämpft. Er war viel zu stark und hatte mich verletzt. Ich hätte niemals gegen ihn gewinnen können. Also bin ich hoch in die Bäume geflüchtet und so lange von Baum zu Baum gesprungen, bis ich den Blutverlust nicht mehr aushielt und sie mit Eismagie verschlossen hatte. Als ich der Akademie zu nahe kam, ist er abgehauen, aber er meinte er kommt wieder um mich zu töten“, erzählte ich ihnen.

„Verstehe, aber du weicht nie wieder von meiner Seite, damit das klar ist!“, befahl Nate. Ich nickte widerwillig und sah zu Milly die fast so aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. „Mach das nie wieder, Naila! Ich bin fast vor Sorge gestorben!“, sagte sie und fiel mir um den Hals. Ich drückte schnurtemd meinen Kopf an sie, um ihr zu zeigen das ich hier bin. „Schon gut, mir geht es jetzt ja gut. Mach dir keine Sorgen mehr“, sagte ich zu ihr. Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und ging wieder etwas auf Abstand.

„So, da jetzt alles geklärt ist, denke ich wir sollten dich mal alle in Ruhe lassen. Du solltest dich noch etwas ausruhen und dich erholen. Du hast ganz schön was hinter dir, meine Süße. Ich werde die Sicherheitsmaßnahmen der Akademie verstärken, damit sowas nicht nochmal vorkommen wird. Aber jetzt lass erstmal deine Wunde heilen“, sagte mein Großvater und schickte dann alle raus.

Tatsächlich war ich noch ziemlich erschöpft und legte mich wieder hin. Zum Glück holte mich die Müdigkeit schnell ein.

POV Nate:

Nachdem was heute geschehen war, muss ich unbedingt noch mehr aufpassen, dass ihr nichts passiert. Ich hätte nie gedacht das sie so dickköpfig ist und einfach abhaut. Und dann auch noch so tief in den Wald zu gehen... Das war wirklich dumm von ihr. Zum Glück war sie nicht allzu schlimm verletzt. Auch wenn ich es nur ungern zugebe, hatte ich mir wirklich Sorgen gemacht, als sie plötzlich nicht mehr aufzufinden war. Ich bin fast schon panisch geworden, was eigentlich gar nicht zu mir passt.

Es war mittlerweile schon dunkel und ich wollte ihr etwas zu essen bringen. Ich hatte ein paar Sandwiches aus der Cafeteria gekauft und klopfte leise an das Krankenzimmer. Als ich keine Antwort hörte, öffnete ich leise die Tür und trat ein. Nur die kleine Lampe auf dem Tischchen neben ihr leuchtete noch und die Pantherin atmete ruhig vor sich hin. Sie schlief also immer noch. Sie muss wirklich ziemlich müde gewesen sein. Ich stellte die tüte mit den Sandwiches auf das Tischchen und setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett.

Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie schien ängstlich zu sein. Sie bewegte sich unruhig und ihr Körper war leicht angespannt. Sie träumt wohl schlecht. Ich hob meine Hand und streichelte sanft über ihren Kopf. Ihr Fell war wirklich so unglaublich weich, das ich es kaum fassen konnte. Langsam beruhigte sie sich durch meine Streicheleinheiten und sie drückte ihrem Kopf gegen meine Hand. Leise fing sie plötzlich an zu schnurren und sah deutlich zufriedener wie eben aus. Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Auch wenn sie ziemlich kratzbürstig ist, ist sie doch auch irgendwie süß, dachte ich. Leise stand ich wieder auf und verließ langsam den Raum.
Ich denke wir werden das Training morgen wohl ausfallen lassen.

Panthera - The last PrincessWhere stories live. Discover now