Ray Jefferson

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Siegergeschichte der Aprilaufgabe des Kurzgeschichten Wettbewerbs "Zeile für Zeile" .
Wir sollten dazu den Hauptcharakter vor ein Rätsel stellen.

Kalter Schweiß rinnt mir über die Stirn, während mein Herz im Wettrennen mit sich selbst steht. 

Immer wieder wische ich mir über das nasse Gesicht, welches anscheinend nicht trockener werden will. 

Das Hallen meiner Schritte erlischt nie. Bin ich an der einen Wand angekommen, mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe zur anderen. Was bleibt mir auch anderes übrig?
Ich kann nicht mehr als warten.

Meine rechte Hand schmerzt, viel zu krampfhaft umklammere ich den Griff des Messers. Hin und wieder verliert sich ein kleiner roter Tropfen von der Klinge auf den Betonboden.

Ängstlich blicke ich zu ihm herüber, ob er wohl noch atmet? Ich traue mich nicht näher um es zu überprüfen. 

Momentan weiß ich nicht einmal ob es jetzt gut oder schlecht wäre, wenn er tot sein sollte. Ich weiß gefühlt gar nichts mehr. 
Mein Kopf hat mich schon vor einiger Zeit verlassen, das einzige was mir geblieben ist, ist mein Bauchgefühl. Und das hat mich hier her geführt. 

Neben der Panik holt mich nun auch langsam die Erschöpfung ein. Ich kann nicht sicher sagen vor wie vielen Stunden, oder vielleicht Tagen, ich das letzte Mal geschlafen habe, geschweige den gegessen oder getrunken. Generell erinnere ich mich an beinahe nichts mehr. 
Schon vor einer Weile habe ich vergeblich über meinen Namen und meine Vergangenheit nachgedacht.

Allein die letzten Stunden sind mir im Gedächtnis geblieben.
Wie ich aus einem brennenden Auto geflüchtet bin und dann hier her. 
Ich weiß nicht einmal vor wem genau ich weg gerannt bin. Ich habe Schüsse und wütende Rufe gehört, dann hat mich die Angst gepackt und ich hatte meine Beine schneller in der Hand als ich gucken konnte.

Irgendwann kam ich hier an. Eine verlassene Lagerhalle kam mir vor wie ein gutes Versteck. Doof nur, dass der Glatzkopf da drüben, sich das selbe gedacht hatte und hier auf mich lauerte. Ich war gerade erst rein gekommen, da war er schon auf mich los. 

Kein Schimmer wie, aber ich habe es geschafft nicht all zu schwer verletzt zu werden, ihm seine Waffe abzunehmen und ihn selbst damit nieder zu strecken.

Seitdem warte ich einfach. Keine Ahnung worauf oder bis wann, ich warte einfach.

Laute Sirenen reißen mich aus meinen Gedanken. 
Polizei.

Plötzliche Panik erfasst mich. Sollte ich mich nicht über Rettung freuen? Doch alles was mein Instinkt mir sagt ist Flucht. Unsicher stehe ich in mitten der Halle. Mein Gefühl sagt mir, dass ich so schnell wie möglich hier weg muss, mein Verstand möchte, dass ich bleibe.

Verdammt, ich weiß ja nicht einmal ob ich mir selber vertrauen kann! 

Einerseits hat mein Bauchgefühl mich in diese Lagerhalle geschleppt, in die Arme eines Irren, der mich umbringen wollte. Andererseits ist mein Kopf größten Teils ein schwarzes Loch.

Super Voraussetzungen für eine Entscheidung, würde ich sagen.

"Fuck!" Verzweifelt raufe ich mir die Haare, welche mit einer klebrigen Substanz durchtränkt sind. Blut. Die Schmerzen werde ich vermutlich durch das ganze Adrenalin noch gar nicht spüren können und solange es mir jetzt noch gut geht, soweit man das sagen kann, sollte ich mich auch lieber mit meinem eigentlichen Problem beschäftigen. Die Sirenen werden immer lauter, wahrscheinlich  sind sie schon fast da. 

Ohne weiter nach zu denken, beginne ich zu rennen, dahin wo ich den Notausgang vermute. Ein leicht grün leuchtendes Schild gibt mit Hoffnung hier doch noch raus zu kommen, welche mir jedoch auf der Stelle wieder genommen wird, als sich die Tür bereits von der anderen Seite öffnet. Einige Männer und Frauen in schwarzen Anzügen und Gewehren und ein paar mit nur einer schusssicheren Weste, versperren mir jeden möglichen Ausweg. 

Entsetzt starre ich auf die ganzen Waffen, bevor ich dann mein Messer fallen lasse und mich wie verlangt, mit erhobenen Armen hinknie. Augenblicklich kommen ein paar der Polizisten auf mich zu gerannt.

"Halt! Ist das nicht Jefferson?!" Beinahe alle Anwesenden wenden ihren Blick zurück zur Tür, durch welche nun ein weiterer Polizist tritt. Er kommt mir bekannt vor. 
Er scheint etwas zu sagen zu haben, denn als er auf mich zu geht, machen alle anderen Platz. Ich lasse mich von ihm auf die Beine zerren, traue mich jedoch erst meine Arme zu senken, als er es mir sagt.

"Jefferson Mensch, was machst du denn auch immer ?" Mit leerem Blick sehe ich den jungen Mann vor mir an und versuche zu verarbeiten was hier vor geht. Vor nur wenigen Sekunden sollte ich festgenommen werden und jetzt werde ich von einem Polizisten begrüßt als wäre ich ein Freund?

Mein Gegenüber scheint langsam zu verstehen, dass ich keinen Schimmer habe wovon er redet. Sein Gesichtsausdruck wird ernster, bevor er mich vorsichtig nach draußen schiebt und dort in einen Krankenwagen. Etwas überfordert setze ich mich auf die Liege, lasse meine Augen aber keinen Moment von dem Anderen ab. Er kommt mir so bekannt vor aber mir will einfach nicht einfallen woher.

"Jefferson, ich bin es. Tony. Dein Partner? FBI." Tony. "Anthony Hopkins", schießt es mir durch den Kopf. Das erleichterte Nicken meines anscheinenden Arbeitskollegen, gibt mir Recht.

"Ich bin Polizist?" Frage ich verwirrt und zucke leicht zusammen, als ein Sanitäter meine Kopfwunde abtupft. 

Aufmerksam höre ich Tonys Erzählungen. Einige Dinge kommen mir bekannt vor, wie, dass wir schon gemeinsam in der Ausbildung waren und dann gemeinsam zum FBI gegangen sind. Dass wir einen neuen Fall bekommen haben, indem ich Undercover gegangen bin. Ich habe mich wohl in einem Dealerring eingeschleust, um Informationen über den Boss herauszufinden. 
Tony vermutet, dass ich dann wohl auch in den Bandenkrieg geraten sein muss. Es klingt plausibel für mich und passt zu den Bruchstückhaften Erinnerungen, die langsam wieder kommen. Ich bin vor einer verfeindeten Bande geflohen und habe dann einen Unfall gebaut. 
Der Glatzkopf in der Halle war einer von denen. 
Ich bin erleichtert, dass ich keinen unschuldigen Zivilisten getötet, sondern nur einen Schwerverbrecher verletzt habe. Er wird über die Runden kommen, sagen die Ärzte.

Andere Sachen jedoch, sagen mir rein gar nichts. Mein Name, Ray Jefferson, klingt total fremd in meinen Ohren, sowie die Namen meiner Frau Hannah und meiner Tochter Lynn. So sehr ich mich auch anstrenge, erinnere ich mich nicht an sie. Auch Bilder, die Tony mir zeigt, helfen mir nicht auf die Sprünge.

Die Ärzte sagen ich habe durch den Autounfall und meine Kopfverletzung eine schwere Amnesie erlitten. Ich müsse abwarten und hoffen. 

1086 Wörter

HirngespinsteTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang