Ohne sie, für sie

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Die kommende Kurzgeschichte ist sehr stark inspiriert, durch die tollen Bücher "Upstairs to Hell" und "Downstairs to Heaven" von Gummiwatte.
Seit langem lese ich diese und das Thema von dem sie dort, vor allem zum Ende des 1. Und Beginn des 2. Teils, berichtet beschäftigt und interessiert mich schon seit einiger Zeit.
Ich hoffe die nahe Anlehnung an deine Bücher ist okay, ansonsten kann ich dies auch verstehen und werde die Geschichte gegebenenfalls ändern oder löschen.

Weißt du wie es ist, jemanden zu verlieren, der dir alles bedeutet hat?
Nein?
Ich schon.
Wie ein Wirbelsturm reißt es dich aus dem Leben und wirbelt dich herum, bis du fällst und dir alle Knochen brichst.
Alleine kommst du nie wieder auf. Die Schmerzen scheinen nie zu vergehen.

Hier drin fühlt es sich wie eine Ewigkeit an, dass ich sie das letzte mal in meinen Armen gehalten habe. Doch mein Herz schmerzt, als wäre es erst gestern passiert.

Eiskalt wurde sie mir entrissen. Ihr kalter, lebloser Körper aus meinem zitternden Griff. Ich wollte es nicht und doch war es meine Schuld.
Nicht allein der Unfall, sondern auch alles andere. Das was aus ihr wurde und das was aus mir wurde, das geht auf mich.
Die Last scheint mich zu zerquetschen, doch ist nicht sie das was mich Tag für Tag mehr zerstört.

Mit ihr ist auch ein Teil von mir gegangen. Sie hat mich gestützt und so langsam falle ich auseinander. Immer ein bisschen mehr.

Wir waren perfekt für einander. Wie Ying und Yang haben wir uns aneinander gefügt, wie Sonne und Erde uns ergänzt und sind wie Jack und Rose auseinander gegangen.
Tragisch und viel zu früh.

Schließe ich meine Augen, sehe ich ihr strahlendes Lächeln. Lausche ich der Stille, höre ich ihre zarte Stimme, wie sie mir sagt, sie würde mich lieben.
Sie hat es so oft gesagt und nie war es genug für mich. Ich musste es hören, sehen und fühlen, jede Minute.

Ihre Liebe war meine Droge und der Entzug bringt mich zur Verzweiflung.
Doch meine Liebe war ihr nie genug.

Ich versuchte alles um sie glücklich zu machen, doch machte sie nur kaputt. Ich hätte aufhören sollen, vielleicht auch einfach gehen. Eigentlich war es schon ein Fehler sie kennen gelernt zu haben.
Aber noch immer weiß ich nicht, was das kleinere Übel gewesen wäre. Sie nie kennen gelernt zu haben oder sie zu verlieren. Denn so oder so, ist ein Leben ohne sie nichts Wert.

In der Dunkelheit war sie das Licht, dass mich heraus geführt hat und in der Not der Rettungsring, der mich oben gehalten hat. Sie war da, als alle anderen gingen. Sie hat gelacht, wenn ich geweint habe und hat gesprochen, wenn mir die Worte fehlten.

Sie war da und ist es nun nicht mehr.

Ohne Vorwarnung wurde sie mir genommen und ich allein gelassen.
Als ihr Körper meine Arme verließ, da fühlte es sich an, als ob mein Herz gleich mit entrissen wurde.
Plötzlich wurde es vollkommen still u  mich herum. Ein ohrenbetäubenes Piepen ersetzte all die anderen Geräusche. Ein Dichter Schleier legte sich über meine Augen und doch konnte ich sie ganz deutlich erkennen. Wunderschön wie am ersten Tag. Sie sah aus als würde sie schlafen, doch wusste ich es besser.

Ihre leeren Augen starrten in meine, als würden sie mich mitziehen wollen. Und Gott, wie gerne ich mitgegangen wäre. Wie gerne ich es noch würde.

Doch ich bleibe hier. Denn tief in meinem Herzen, da hoffe ich, dass sie da oben ist und mich beobachtet. Dass sie über mich wacht. Und sollte dies der Fall sein, will ich sie nicht enttäuschen.

Ohne sie an meiner Seite verfalle ich zwar, doch versuche ich mich für sie zusammen zu flicken. Der Schmerz ist unbeschreiblich und unheilbar. Niemals werden er oder die Last der Schuld vergehen, doch der Glaube an sie gibt mir die Kraft wieder aufzustehen. Nicht heute und nicht morgen, aber irgendwann. Irgendwann werde ich bereit sein wieder zu laufen. Mit dem Wissen, dass sie über mich wacht.

Ein Leben ohne sie schmerzt, doch habe ich begriffen, dass es nicht sinnlos ist. Sie ist und bleibt der Grund, weshalb ich morgens aufstehe. 

Für sie kämpfe ich weiter, auch wenn das heißt, dass ich durch die Hölle gehen muss.

HirngespinsteWhere stories live. Discover now