Kapitel 26 - Die große Entscheidung

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Seit Tagen war einmal wieder Regenwetter. Keine Sonne, nur Wolken und Regen in Strömen. Den Morgen hatte Wind damit verbracht, sich selbst zu verachten und zu schluchzen. Er hatte sein eigenes Leben ruiniert. Die Rolle Alpha zu werden war nun nicht länger mehr sein Traum, es war sein Alptraum, sein größter Alptraum, der sich heute erfüllen würde. Wind hatte keinen blassen Schimmer, wie er daran jetzt noch etwas ändern konnte. Liebe. 

Das war das Einzige Wort was ihm jetzt noch Kraft gab. Wenn du Zeremonie erst einmal in vollem Gange war, war es schon besiegelt. Es war zu spät. Er hätte das Alles schon vor Wochen erkennen müssen, dann hätte es vielleicht noch etwas gebracht, nun war der Versuch sein Amt beiseite zu legen lächerlich. Seine einzige Hoffnung war, dass plötzlich ein Blitz in einen Baum neben dem Lager einschlug und ihn traf. 

Der Gedanke, dass selbst der Tod schöner schien als durch die Höllenqualen des Lebens zu gehen, war schrecklich und gab ihm den Rest. Der ganze Schmerz, der sich über die Wochen in ihn gebohrt hatte, war fast fertig mit der Vernichtung, der letzte Funken Hoffnung würde spätestens bei der Versammlung und Zeremonie verschwunden sein. Dann war er Alpha und musste sich um wichtigere Dinge kümmern wie Sorgen und Liebe

Alle Wölfe dachten seine Abwesenheit liege daran, dass er es kaum abwarten konnte, seine Rolle des Anführers zu übernehmen, obwohl es das genaue Gegenteil war. Das letzte Mal, dass er sich auf diesen Moment gefreut hatte, war ewig her. Ihm wurde bewusst, dass er nur wegen seinem großen Ego und Stolz überhaupt hier in diesem Rudel gelandet war. Er hatte das gesamte Rudel belogen und gemeint, es sei von einem Bärenangriff vernichtet worden und nur er und Wasser hätten diese Tragödie überlebt. Lächerlich, alles lächerlich. Aber trotzdem hatte der Rüde es in diesen Momenten für richtig gehalten. Am liebsten würde er die Zeit zurückdrehen und Alles ändern. 

Seine gesamten Träume wegwerfen und sein Leben einfach leben, so wie es sein Herz wollte. Wäre er nur ein Stückchen so wie Strahl gewesen, wäre ihm das bestimmt Alles nie passiert, aber leider stand er trotz seiner Reue jetzt noch hier im Regen und trauerte um sich selbst. 

„Hey Wind, man sieht dir an, dass du nervös bist, aber das schaffst du, du hast es bis zur Zeremonie geschafft, dass Himmel begeistert von dir ist, also wird das hier auch noch gut gehen!", munterte ihn Flink auf, der gerade an ihm vorbeitappte. 

Für ihn war dieser Tag auch besonders, da er zum Jäger wurde. Wie gern er mit ihm tauschen würde. Der braune Wolf war ein reines Energiebündel, hatte aber ein unglaublich großes Herz. Dankbar nickte er dem jungen Rüden zu und versuchte sich an einem Lächeln, was leider nicht mehr als ein schiefes, halbherziges Grinsen wurde. Flink trabte munter weiter und legte sich neben Stern und Schnuppe. Die beiden Lehrlinge waren ein paar Tage vor Winds Ankunft zu Lehrlingen geworden und Alpha hatte beschlossen, die drei am selben Tag zu Jägern zu ernennen. 

Flink mochte die beiden, besonders Schnuppe. Wind erkannte, dass sie zärtliche Berührungen austauschten und wusste, dass die beiden wohl schon bald Gefährten werden konnten. Wind ging zum Welpenbau, und begutachtete das Dach aus Blättern und Zweigen. Es sah brüchig aus, da zurzeit keine Jungen mit ihren Müttern darin wohnten. Hoffentlich würde es bald Nachwuchs geben, Wind mochte Welpen. Besonders Flink hatte ihm das gezeigt. Der kleine Wolf war für ihn fast so etwas wie ein Sohn und Wind verdankte ihm Schnees Leben.

 Ohne ihm wäre sie längst tot und was mit Fluss und ihm dann gewesen wäre, wusste er nicht. „Wölfe meines Rudels, ich bitte euch, hier zu versammeln!", schallte der Ruf von Himmel über die Köpfe der Wölfe, als er auf de Höhlenkuppel sprang .Wind schloss kurz die Augen. 

Jetzt war es also so weit, sein Alptraum wurde endgültig war. Tapfer ging Wind trotzdem schnell zu den anderen Wölfen und setzte sich neben Flink und Nacht. Nacht beäugte ihn seltsam. Der schwarze Wolf war der Einzige, der ein Fünkchen seiner wahren Gefühle erkannt hatte, was das Alpha sein anging. Vor ihm hatte Wind nicht mehr viel zu verbergen, der nachtschwarze Rüde hatte den größten Riecher, was Sachen Geheimnisse anging. 

„Ich habe euch heute hier versammelt, da wir einige Zeremonien abhalten müssen, darunter eine sehr Bedeutende!" Bei diesen Worten sah der weiße Wolf Wind tief in die Augen. Wind schluckte, er hoffte, dass er zuletzt drankam. Zum Glück hatte er recht, Himmel wand seinen Kopf den drei Lehrlingen zu. 

„Aber beginnen wir damit, dass unsere drei fleißigen Lehrlinge von nun an Jäger werden!", verkündete er der Menge stolz. „Stern, Schnuppe und Flink, tretet bitte vor!", befahl er ihnen mit sanftem Ton. 

Aufgeregt hüpften die drei nach vorne, man konnte ihre Freude förmlich in der Luft knistern spüren. „Ihr habt lange und hart trainiert und seit alle soweit, den Posten des Jägers zu übernehmen! Lasst uns gemeinsam dafür zur Sonne heulen!" Und schon ging das Ritual los. Alle Wölfe hoben ihre Köpfe und heulten. Auch Wind mischte sich darunter und ließ seine Trauer und Qualen los, die anderen würden glaubten er tat das für die Lehrlinge. Nach ein paar Minuten verstummten die Rufe und Himmel berührte für das Endgültige jede Nase der drei Wölfe. „Wir heißen euch als Jäger willkommen!", beendete er das Ritual und Alle beglückwünschten die neune Jäger. Nachdem auch diese Rufe verstummten begaben die drei sich zurück auf ihre Plätze. Ein schwerer Stein legte sich auf einmal auf Winds Herzen. Nun war es also wirklich so weit. 

Seine Zeit als Alpha war gekommen. 

„Kommen wir zum wichtigen Teil dieser Versammlung. Ein junger Jäger ist bereit, von heute an meinen Posten zu übernehmen!" Alle Wölfe blickten gebannt auf Wind und er versuchte die Schmerzen hinunterzuschlucken. Schnee lächelte ihn zumuten an. Sie hatte sich wohl schon damit abgefunden, dass es vorbei war. Wind biss die Zähne zusammen und trat nach vorne. Himmel sah kurz in den Himmel. „Wind, von heute an, wenn wir das Ritual abschließen wirst du Alpha dieses Rudels, stimmst du dem zu?", fragte er, obwohl er die Antwort bereits wusste. „Ja, ich stimme dem zu!", sagte Wind mit möglichst erfreuter Stimme, wobei sein Herz sich jetzt schon von all den schönen Momenten veraschiedete. 

Es war vorbei und er selbst war Schuld. Der Moment war gekommen. Doch plötzlich hörte er eine Stimme in seinem Ohr und die Worte von Wasser in seinem letzten Traum hallten in seinen Ohren wieder. „Eines kann dich aber noch retten Wind. Liebe, Wind es ist Liebe die dich retten wird!" Wind schloss die Augen. Wie ein Wirbesturm drehten sich seine Gedanken und Alles stürzte in Trümmer. Aber plötzlich verspürte er in diesem Sturm ein Gefühl von Wärme und er versuchte danach zu Greifen. Es zu sich zu holen. Und da begriff er: Schnee war es, die ihn aus all diesen Qualen herausholen konnte, es war Schnee, die ihm den richtigen Weg in seinem Leben gezeigt hatte. 

Und ihre Liebe besiegelte es. 

„Nein!", meinte er schlagartig und riss die Augen auf. „Nein, ich stimme dem nicht zu!"

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Where stories live. Discover now