Kapitel 8 - Glaube im Herzen

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„Komm schon, du bist seit drei Tagen kaum aus dem Lager gegangen, langsam wird es Zeit, dass du wieder mitmachst, Alpha wird auch wütend", versuchte Schnee Wind aus seinem Nest zu bringen. 

Wind murrte etwas unverständliches und drehte den Kopf weg. Die erste Nacht nach Wassers Tod hatte er keinen Schlaf gefunden und in den nächsten Nächten waren es nicht mehr als ein paar Stunden. Der Rüde fühlte sich einfach kraftlos und schwach ohne der Wölfin an seiner Seite.

 „Bitte!", flehte Schnee nun leiser. Sie war verzweifelt und es machte sie fertig, wie tief Wind gesunken war. Sie wollte noch nie jemandem so sehr helfen wie Wind. 

„Ich fühle mich nicht bereit dazu", war das Einzige was Wind sagte. 

„Ich weiß es ist schwer für dich, aber willst du wirklich deine Zeit mit Trauer verbringen? Du weißt in dir drinnen ganz genau, dass Wasser das nie gewollt hätte", erwiderte Schnee. 

Wind schluckte. Das stimmte. Wasser hätte das nie, nie gewollt und trotzdem tat er es. Wind nahm all seinen Verstand zusammen und stand auf. „Du hast recht", flüsterte er mit rauer Stimme. „Ich würde gerne mit dir jagen gehen, wenn das okay ist", setzte er dann noch hinzu.

 Schnees Miene erhellte sich und ihr Blick wurde warm, als sie wisperte: „Nichts lieber als das." Winds Pfoten kribbelten, bei ihren sanften Worten und sein Herz schlug schneller. Vielleicht hatte er in ihr eine neue Freundin gefunden. Natürlich konnte nichts und niemand Wasser je ersetzten, es würde anders sein, aber Wind wusste auch, dass anders nicht schlecht hieß. Er konnte sie genauso in sein Herz schließen, aber auf eine andere Art. 

„Lass uns auf die Wiese gehen, dort finden wir bestimmt etwas Beute!", beschloss Schnee und Wind lief dicht neben ihr los.

                                                                                     ***

Als Wind das Lager verließ, blieb er kurz vor Schreck stehen. Der Schnee war so viel geschmolzen, an den meisten Stellen spürte er Erde unter seinen Füßen, auch frische Triebe wuchsen heran. 

„Ich liebe diese Jahreszeit!", bellte Wind erfreut. Schnee lächelte. „Ich auch." 

Gemeinsam trabten die beiden Wölfe nebeneinander. Wenn ein anderer Wolf sie sehen könnte, würde man fast meinen können, es liefen Tag und Nacht Seite an Seite durch das Unterholz. Schnee war der Tag mit ihrem strahlend, weißem Fell und Wind die Nacht, wegen seinem tiefdunklen, schwarzen Fell. 

Nach einiger Zeit erreichten sie nun endlich die Wiese. Winds Augen weiteten sich: Die ersten Frühblüher wagten sich ans Licht. Die Sonne ließ die riesige, weite Wiese in ein magisches Licht tauchen. 

„Ich glaube, da hinten bewegt sich etwas!", flüsterte Schnee, die einen ganz jungen Hirsch entdeckt hatte. Wind leckte sich um die Lefzen. 

„Lass es uns versuchen!" Die beiden machten sich aus, dass sie sich gemeinsam anschleichen und auf das Tier stürzen würden. Geduckt krochen sie durch das hohe Gras, zu dem jungen, grasenden Tier. Wind fixierte es und auch Schnee hatte das Tier genauso fest im Blick. 

„Jetzt!", hauchte Schnee kaum hörbar, aber es reichte aus, dass Wind in vollem Sprint auf das Tier zuraste. Schnee rannte dicht neben ihm, auf zu dem Hirsch. Ihre Beute hob den Kopf und lief ohne zu überlegen in die entgegengesetzte Richtung davon. Wind und Schnee legten noch einen Zahn zu und schließlich waren sie nah genug, um sich auf den Hirsch zu stürzen. Das Jungtier rief verzweifelt, aber die Wölfe waren schneller. Schnee biss ihm in die Kehle und schon war es aus. Keuchend blieben sie kurz da. 

„Das war genial!", meinte Schnee. Wind stimmte ihr zu. „Das war eine saubere Jagd." 

Gemeinsam zerrten sie das Tier zurück in den Wald, Schnee hielt jedoch kurz inne. „Glaubst du eigentlich, dass die Wölfe im Jenseits uns sehen können?" 

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Where stories live. Discover now