Kapitel 22 - Die Rache von Fluss

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Es war dunkel und Wind kannte diesen Teil des Waldes nicht, weshalb er sein Tempo verringern musste. Prüfend reckte er die Nase in die Luft und spitze seine Ohren. Der Duft führt in dichter in den Wald hinein. Manchmal hörte er Schreie und lautes Knurren, aber bis auf das Nichts. Keine Eulen die in der Nacht schrien oder Kaninchen die auf Nahrungssuche waren. 

Wind wurde immer unruhiger und als plötzlich die Schreie ausblieben, begann er wieder zu rennen. Er musste wissen, was da vor sich ging, bevor es zu spät war. Die Gerüche vermischten sich nach einer zeit mit dem metallischen Geruch von Blut. 

„Oh nein!", flüsterte Wind und begann zu sprinten. Der Boden unter ihm war staubig und machte ihm das Sehen noch schwieriger, trotzdem kämpfte er sich voran. Plötzlich erkannte er eine Lichtung, oder was noch davon übrig war. Und dann sah er sie. 

„Wind!", keuchte Schnee.

Winds Atem ging flach, er stand wie angewurzelt da. Die Szene war einfach zu viel für ihn, er konnte das nicht sehen. Fluss hatte Schnee auf den Boden niedergedrückt und wollte gerade zum Finalen schlag ausholen, als Wind auf die Lichtung gerannt war und sie innehielt. 

„Wind... warum wundert es mich nicht, dass du hier bist? Naja, es spielt keine Rolle, denn schon bald gehörst du mir ganz allein...", säuselte sie in bessesenem Ton. 

Ein tiefes Grollen stieg in Wind auf. „Lass sie los!", flüsterte er mit einer bedrohlich leisen Stimme. Er wusste es hatte keinen Sinn zu ihr zu laufen und zu versuchen sie von ihr zu reißen, sie würde sobald er losrannte zur Tat vorschreiten. 

„Niemals! Wenn du willst, dass ich sie am Leben lasse, wirst du lebenslang mir gehören... na, hört sich das nach einem Deal an?", stellte sie finster und höhnisch lachend fest. 

Wind wusste nicht, was er tun sollte, er konnte das nicht zulassen. Hätte er doch schon von Anfang an erkannt, wer Fluss wirklich war. So versuchte er Zeit zu gewinnen. 

„Warum willst du das unbedingt?", fragte er schließlich und versuchte so unbekümmert wie möglich zu klingen. Fluss schüttelte lachend den Kopf. „Ich liebe dich und das weißt du genau!"

 Sie hielt inne und ihre Miene verdüsterte sich, als sie dann zu Schnee herabblickte, deren Augen vor Angst geweitet waren. „Und ohne diese verlogene Schlange wärst du nie Nachfolger geworden! Du wärst längst glücklich an meiner Seite! Aber sie hat alles kaputt gemacht!", kreischte die dunkelgraue Wölfin und sah Schnee voller Abschaum an. 

Das konnte Wind nicht zulassen. Das durfte nicht passieren, nicht, wenn er Etwas tun kann. „Fluss, ich kann nicht dein Gefährte werden, ich werde Alpha", versuchte Wind ihr ruhig zu erklären, auch wenn er wusste, was sie antworten würde. 

Trotzdem brachte es ihm Zeit um einen Plan zu schmieden. Denk nach Wind, denk nach! Während seine Gehhirnzellen ratterten antwortete Fluss: „Ich werde dich schon noch dazu bringen, mein Liebster!" 

Am liebsten hätte er ihr ins Gesicht geschrien, dass sie ihn nicht so nennen sollte, aber er musste ruhig bleiben. Sein Herz sehnte sich nach Schnees Wärme und sie so leiden zu sehen raubte ihm jeden Atem. Er liebte sie, und das noch immer. Das wurde ihm in diesem Moment klar, aber er brachte jetzt einen Plan, bevor es zu spät war, bevor... bevor sein Traum Realität wurde. Sein Traum, in dem Schnee tot war und ihre Seele ihn auslachte, weil er an seinem eigenen Leben verendete. Schrecklich. Plötzlich erblickte er ein Licht vor ihm. 

„Wind, du kannst das!", wisperte eine Stimme, die von dem Licht auskam. Wasser. Sie glaubte doch an ihn, obwohl er gedacht hatte, dass sie ihn nicht unterstütze. „Du musst an Schnees Schicksal denken und an deins. Denn es ist eins, ein Schicksal, dass euch vebindet!", flüsterte Wasser noch sehnlich. 

Da verstand Wind, wie ein Puzzle baute sich all sein Wissen auf: Schnees Schicksal war seines und seines Schnees, weil es ein Schicksal war. Fluss sah ihn noch immer finster an und wartete, bis er etwas sagte. Da fasste Wind einen Entschluss: Er musste mitspielen und im richtigen Moment Flusss Leben beenden. Egal wie sehr er es hasste, andere Wölfe umzubringen, es war die einzige Lösung. 

„Na gut", meinte Wind kühn, „ich werde dein Gefährte, dafür lässt du Schnee in Ruhe!" 

Schnee sah ihn erschrocken an, sie musste denken, dass er es wirklich so meinte. Innerlich lächelte Wind ihr jedoch zu. Nein, ich werde das Gegenteil tun. Fluss war zwar skeptisch, ließ den Griff zu Schnee aber lockerer werden, woraufhin ihre Gefangene erleichtert aufatmete. „Du kannst sie loslassen und zu mir kommen, wir werden dicht nebeneinander ins Lager gehen und verkünden, dass wir uns über Alles lieben!", trällerte der schwarze Wolf und versuchte möglichst überzeugt zu klingen. 

Fluss ließ völlig geblendet von ihrer Liebe Schnee zurück und trabte siegreich zu Wind. Der aber bereitete sich auf einen Kampf vor. Gerade wollte sie sich an ihn schmiegen, als er sich laut kreischend auf sie warf. Völlig erschrocken schrie Fluss auf, als er senie Krallen in ihrem Fell spürte. Wind nutzte diese Erschrockenheit aus und grub seine Krallen und Zähne tief in ihr Fleisch. Er schmeckte Blut und würgte, lockerte seinen Griff aber nicht. Kraftvoll schnappte sie nach ihm und verbiss sich in seinem Hinterbein. 

Wind winselte leise, versuchte sich aber die höllisch brennenden Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Er schlug nach ihr und zerkratze ihre Schnauze. Grollen holte sich nun auch nach seiner aus, wobei er sich gerade rechtzeitg wegducken konnte. Er musste irgendwie an ihren Nacken.

 „Du!", kreischte Fluss voller Wut und Schmerz. „Du hast mich angelogen!" 

Wind reagierte nicht auf ihre Worte und sei Kiefer suchte ihren Nacken und seine Zähne vergruben sich dort. Fluss war nun wehrlos und er hielt ihr Leben in seinen Pfoten. Wollte er das wirklich tun? Einen Wolf töten? Noch dazu einen den er gekannt und gemocht hatte? 

Ja. 

Eine leise Stimme in seinem Herzen gab ihm das Zeichen. Wind wollte das nicht tun, aber er musste. Diese Wölfin hatte das Leben nicht mehr verdient. 

„Es tut mir leid!", meinte er schließlich noch, bevor er endgültig zubiss. 

Fluss gurgelte und spuckte Blut, Wind ließ locker und entfernte sich ein Stück. Die Wölfin versuchte aufzustehen, war aber machtlos und ihr Brustkorb hob und senkte sich noch ein letztes Mal, bevor das Licht in ihren Augen endgültig erlosch. 

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang