Kapitel 19 - Der Teufel in Wind

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„Ich werde von mir selbst vernichtet, aber warum?", flüsterte Wind verzweifelt, noch immer war der Schock in seinen Adern zu erkennen. Schnee neben ihm machte ihm mehr Angst denn je. War sie wirklich zu so etwas fähig? 

„Wind! Das Training beginnt!", rief Alpha nach ihm und Wind musste den Traum vergessen. Zumindest für diese Trainingseinheit. 

Müde kroch Wind aus dem Bau. Der Himmel war fast Wolkenlos und die Sonne knallte schon jetzt auf ihn herab. Himmel stand bereit vorm Lagerausgang, wo auch Winds Pfoten ihren Weg hinfanden. „Heute werde ich dir die wichtigsten Kräuter und ihre Wirkung zeigen. Du wirst sie später brauchen!", verkündete Alpha. 

Wind freute sich auf die Kräuterkunde, allerdings konnte er seinen Traum einfach nicht abschütteln, er klebte wie eine Klette in seinem Fell. Trotzdem nickte Wind und folgte Alpha ins Unterholz des Waldes. Nach ein paar Minuten, hielt er an und deutete auf eine kleine, grüne Pflanze mit weißen Blüten. „Das ist Bärlauch, er ist vor allem im Frühjahr zu finden und hielt gegen Verdauungsprobleme. Dieses Kraut benutze ich des Öfteren, da es nicht gerade selten Klagen über Bauchschmerzen gibt." 

Wind versuchte sich das Aussehen und die Wirkung des Kraut so gut wie möglich merken. Ein paar Schritte weiter, blieb er ereut stehen und zeigte Wind ein weiteres kleines Kraut mit zierlichen weißen Blüten. „Das ist Vogelmiere. Du kannst sie gegen Hustenreiz anwenden, sie lindert allgemein Halsschmerzen. Ihre Blüten sind zart, sie ist das ganze Jahr, zu finden. Pass aber auf, es gibt viele ähnlich aussehenden Kräuter!" 

Wind nickte wieder und sie liefen weiter. Nach ein paar weiteren Stopps mit der Erklärung von Himmel, beschloss er, dass es für den heutigen Tag genug war. Insgesamt hatte Wind sechs verschiedene, wichtige Kräuter kennengelernt, die musste er sich jetzt erst mal merken. „Morgen Frage ich dich dann nach ihnen ab, sag einfach das, was du dir von jeder Pflanze gemerkt hast!", verabschiedete sich Himmel von seinem Schüler. 

Wind neigte den Kopf zum Abschied und trabte dann zum Beutehaufen, wo gerade Fluss und Höhle ein saftiges Hirschweibchen fraßen. Erfreut nickte Fluss ihm zu und deutete ihm, dass er dazukommen konnte. „Hallo Wind! Du kannst natürlich etwas von diesem Hirsch haben, als Nachfolger müssten wir dir ja eigentlich Vortritt halten!", schaltete sich Höhle ein. 

Wind schmunzelte und ließ sich neben Fluss nieder. „Es ist toll, dass du der nächste Alpha wirst, allerdings hätte ich mir eine Zukunft mit dir vorstellen können", begrüßte ihn Fluss. 

Wind schluckte und lächelte gequält, anscheinend dachte Fluss, dass er ihre Gefühle erwiedern konnte. „Äh... naja, es... st nun eben jetzt so", versuchte sich Wind irgendwie herauszureden. 

Er und die hellgraue Wölfin hatten gar nicht so viele Moment zu zweit erlebt und trotzdem war sie davon überzeugt, dass er sie mochte. Sehr mochte. 

Wind legte sich auf den Sandboden und nahm zögerlich ein paar Bissen von dem frischen Fleisch. Es war noch warm und der Geschmack köstlich. 

„Ja, natürlich. Ich möchte dich nicht von deinen Träumen abhalten, so wie vielleicht manch Andere." Fluss Stimme verdüsterte sich und ihre Augen verengten sich. 

Winds Nackenhaare wollten sich instinktiv aufstellen, aber er hielt sich zurück. Der schwarze Wolf wusste, dass sie Schnee meinte und er erinnerte sich wieder an seinen Traum. Vielleicht war es ja Schnee die ihn aufhielt. Vielleicht. „Mit solchen Wölfen würdest du dich doch nie abgeben, oder?", seuselte sie in sein Ohr. 

Nun reichte es Wind. „Ich werde jetzt nie eine Gefährtin haben, also spielt das keine Rolle!" 

Fluss zuckte zurück und so schnell ihre Wut gekommen war, so schnell war sie auch schon wieder weg und sie fraß entspannt weiter. „Natürlich. Du wirst Alpha." 

Wind bemerkte erst jetzt Höhles verwunderten Blick, er hatte das Geschehen beobachtet und war nun völlig verwirrt. Seufzend deutete Wind dem Rüden und sie standen auf. Wind führte ihn zum Lagerausgang und hielt dann inne. „Du willst bestimmt wissen, was das da gerade war, oder?", fragte Wind und Höhle nickte sofort. 

Wind richtete sich auf und begann zu reden. „Vorab: Zwischen mir und Fluss war nie etwas und das hätte ich auch nicht gewollt. Außerdem bin ich treu und werde nicht heimlich eine Gefährtin haben!" 

Höhle erwiederte: „Ja, aber wen hat sie mit – Wölfen die dich von deinem Traum abhalten – gemeint?" 

Wind atmete geräuschvoll ein. „Niemanden." 

Sein Ton war gefühlslos und kalt, er wollte nicht länger an Schnee denken, der Gedanke presste ihm nur jedes Mal die Luft aus der Lunge. Höhle merkte, dass sein Rudelgefährte nicht darüber sprechen wollte und verabschiedete sich rasch von ihm. Verzweifelt blickte Wind ihm nach, wie er in den Jägerbau verschwand und die Zweige sich noch Sekunden danach bewegten.

 Er wusste, dass Höhle versuchte Vertrauen mit ihm aufzubauen, das klappte aber nie, da Wind ihm einfach nichts sagen wollte. Er konnte, nein er durfte das mit Schnee niemandem sagen. Wenn jemand mitbekam dass er noch Gefühle für eine Wölfin hegte, würde ihm das mächtige Probleme einbringen. 

Solange er nicht völlig mit der weißen Wölfin abgeschlossen hatte konnte er niemandem davon erzählen. Der Traum hatte ihm das verdeutlicht. Schnee würde ihm keine Ruhe geben, er musste ihr klarmachen, dass es vorbei war. All die Momente die er mit ihr geteilt hatte waren Vergangenheit. Seine Zukunft hätte er mit ihr verbringen können, aber er hatte sich gegen sie entschieden, weil sonst alles umsonst gewesen wäre. 

Seine ganze Reise hatte nur diesen einen Sinn gehabt: Alpha werden. Und nun hatte er diese riesengroße Chance erhalten und er durfte sie nicht aufgeben, nicht jetzt wo er schon so weite gekommen war. Wasser wäre umsonst gestorben. Ohne ihn wäre sie jetzt noch in ihrem alten zuhause. Lebendig. Jetzt war sie tot und er musste für sie stark bleiben und sie stolz machen. 

Ich muss besser werden wie Strahl, besser werden wie Mond es war, ja sogar besser werden als Himmel. 

Seine Gedanken schrien nach dieser Macht und nach diesem Gefühl an der Spitze zu stehen und nie in Vergessenheit zu geraten. 

Endlich war er auf diesem Weg.

Wolf Love - Der Weg zwischen Liebe und Leben ✔Where stories live. Discover now