Kapitel 2 - Die Entscheidung

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Wind fühlte sich, als ob ihm jemand in die Magengrube schlagen würde. Die Worte raubten ihm den Atem und er wusste nicht was er fühlen sollte. Die anderen Wölfe beglückwünschten sie, während Wind mit seinen Gefühlen zu kämpfen hatte. Strahl ging ebenbürtig nach vorne. Sie schien nicht glücklich, aber auch nicht traurig. 

„Fügst du dich deiner Aufgabe?", fragte Alpha an sie gewandt. Noch nie hatte Wind ihn so sanftmütig gehört. Winds Augen weiteten sich. Ihm wurde gerade bewusst, dass seine größten Träume gerade mit einem Wort zerstört wurden. Mit einem Namen. Weg. Alles weg. 

Zitternd starrte er ins Leere, während Strahl ihre Antwort gab: „Ja. Ich werde mich der Aufgabe Alpha Wölfin zu werden fügen." Strahl wirkte erwachsener denn je, ihre Stimme wirkte auf einmal so erwachsen. „Wölfe meines Rudels, ab heute steht Strahl in der Rangfolge nach Kraut. Sie wird akzeptiert und eines Tages wird sie euch führen. Ich werde ihr alles beibringen, was sie wissen muss, bis sie wo weit ist.", bellte Mond über die Lichtung. Eule blickte stolzer denn je auf ihre Tochter. Sie beachtete Wind mit keinem Blick und das machte es für ihn nur noch schwerer. Der schwarze Kater rannte sobald die Versammlung zu Ende war aus dem Quartier. Seine Gedanken rasten, seine Pfoten brachten ihn automatisch zu den Bergen. Er wollte jetzt dort hoch. 

„Hey, was machst du da?", hörte er eine vertraute Stimme hinter ihm. Nebel. Er war selbst erst seit ein paar Wochen Jäger geworden. Beschämt ließ Wind den Kopf hängen. „Ich...", weiter kam er nicht, denn Nebel unterbrach ihn. „Hör mal, ich... ich hab das früher auch öfter gemacht." Wind blickte überrascht auf. „Wirklich?", fragte er vorsichtig. Nebel nickte und seine Augen blickten in den Himmel. Es schien so, als ob er sich an die Zeiten zurückerinnerte, an denen es ihm genauso ging. 

„Weißt du, ich verrate dich nicht." Lächelnd nickte Nebel Richtung Berge. „Ich begleite dich." Perplex sah Wind auf. „D-danke." Innerlich regte sich etwas in Wind. Er konnte die Berge sehen! Aber er wusste auch, dass er sich an einem normalen Tag viel mehr gefreut hätte. Jetzt hing fast nur Leere in seinem Herzen. „Ich denke, du hast es dir verdient. Es muss hart sein, wie man sieht, wie seine Schwester zu etwas Großem wird und man selbst normal ist." Nebel sah ihn Mitleidig an. 

Wind schluckte und erinnerte sich mal wieder an die Vergangenheit. Damals wollte Wind mit Strahl gemeinsam Jäger werden. Er Alpha, sie Beta. Das waren seine Träume. Jetzt konnte er nur noch Jäger werden. Beta konnten nur die Wölfinnen werden und jetzt war seine Schwester die Nachfolgerin des Alphas. Nebel sah Wind tief in seine bernsteinfarbenen Augen. „Komm. Ich zeige dir die Berge."

Wind raubte es den Atem, als er endlich auf dem Gipfel des ersten Berges stand. Er fühlte sich wie ein Adler, der seine Beute von hoch oben verfolgte. Wind spürte einen leichten Luftzug, der sein Fell kräuselte. Der schwarze Rüde spürte Energie in seinen Adern. Freiheit. Er blickte in die weite Ferne des Horizonts. Welche Natur und Tiere dort wohl wohnten? Winds Neugier wuchs und er wünschte sich jetzt wirklich, ein Adler zu sein. In dieser Gestalt könnte er die Berge ohne Probleme passieren und neue Seiten der Welt kennenlernen. „Es ist wunderschön.", hauchte er zu Nebel. Dieser schmunzelte. „Das ist erst der Anfang. Aber ich denke für heute reicht das, lass uns umkehren." Ein wenig wehmütig verließ Wind den Berg. Er würde diesen Moment nie vergessen. Wind wusste zwar nicht, ob er ihn nur wegen dem Ereignis von seiner Schwester oder auch wegen der des Phänomens. Diese Frage blieb dem jungen Wolf offen.

„Und dann hat er mir noch erklärt, wie ich Versammlungen eröffnen soll und..." Strahl plapperte ohne Pause und Wind taten bereits die Ohren weh. Draußen stand der Mond bereits am Himmel und die beiden Geschwister waren in ihren gemütlichen Nestern. „Ich weiß! Mich interessiert nicht, wie ach besonders du bist, was anderes außer angeben kannst du anscheinend nicht mehr!", knurrte Wind genervt. Sein Herz zerbrach immer mehr in tausend Teile, als er erfuhr, welche spannende Dinge seine Schwester von Alpha lernte, während er ganz normale Aufgaben erledigte. 

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