Big Brothers 3

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Nach und nach wurde mir immer mehr bewusst, wie schlimm das eigentlich hätte ausgehen können. Was wäre gewesen wenn die Dinger, die in der mall auf uns geflogen sind, uns am Kopf getroffen hätten. Oder das Gebäude eingestürzt wäre. Es hätte so viel passieren können. Alleine bei dem Gedanken daran schüttelte es mich. Inzwischen gab es wieder Netz und die Nachrichten überschlugen sich nur so. Alle berichteten von dem Erdbeben. Es hatte wohl nur eine Stärke von 6,4. Die Beben die ich schon miterlebt hatte waren alle nicht so stark, vielleicht 5,5 oder mal 5,6. Vielleicht war das ja aber auch nur der Vorgeschmack auf das, das uns irgendwann erschüttern wird. Laut Nachrichten gab es zwar viele verletzte, aber noch keine Toten. Außerdem wurden bis jetzt nur kleine Schäden festgestellt, und nichts gravierendes. Der Verkehrs ist zwar komplett zusammen gebrochen, dafür lief der Rest langsam wieder. Ein Tsunami wurde ausgeschlossen, also sind wir wieder sicher. Allerdings kann es sein das noch ein paar schwächere Nachbeben auf uns zukommen. Trotz allem ist es doch noch ziemlich glimpflich ausgegangen. Ich war ziemlich erschöpft. Mit brennenden Augen lag ich auf der Couch als Liam mit einer Krankenschwester zurück kam. Na toll, warum können wir nicht einfach auf Jake warten. Die junge Schwester kam direkt auf mich zu. Lächelnd bleib sie vor mir stehen und sagte „ich bin Schwester Ava. Dein Bruder meinte du hast dich an der Hand und an den Füßen verletzt". Unsicher setzte ich mich aufrecht hin. „Nur an der Hand ein bisschen" murmelte ich. „Darf ich mir das mal ansehen" fragte Schwester Ava während sie sich schon blaue Gummihandschuhe anzog. Langsam streckte ich ihr meine linke Hand entgegen. Vorsichtig wickelte das blutige Tuch weg. Ohne meine verletzte anzufassen, sah Ava sich genau meine Hand an. Sie war voller getrocknetem Blut. „Das sieht nach einer Quetschung aus, und da ist ein Riss zu sehen. Wahrscheinlich ist dir etwas scharfkantiges drauf geflogen. Das muss sich ein Arzt ansehen, ich denke das er nähen wird" erklärte sie während sie auf meine Hand zeigte. Spätestens bei dem Wort ‚nähen' war ich raus. Das wird ganz bestimmt nicht genäht, das kann auch so wieder verheilen. Während ich immer nervöser wurde sah sich Schwester Ava inzwischen meine Füße an. „Das ist alles nur oberflächlich. Einmal gründlich desinfizieren und es sollte erledigt sein. Ich geb einem Arzt bescheid das er herkommen soll" sagte Ava zufrieden. Durch das barfuß laufen hab ich ein paar kleine Kratzer an den Fußsohlen, die man allerdings kaum sah. „Wissen sie wo Jake ist" fragte Liam, bevor Schwester Ava wieder verschwinden konnte. „Was für einen Jake meinen sie" wollte sie etwas verdutzt wissen. „Dr Baker" verbesserte sich Liam. „Er müsste in der Notaufnahme sein. Ich kann ihn anpiepen, aber ich kann nicht versprechen das zeit hat und her kommt" antwortete Ava lächelnd. „Versuchen sie es bitte trotzdem" sagte Liam schnell. Nein, Jake brauch gar nicht herkommen, ich werde das bestimmt nicht nähen lassen. Das können die vergessen. Erschöpft legte ich mich wieder auf die Couch. Jake wird eh keine Zeit haben. Soweit ich weiß kann man Wunden auch nur innerhalb einer bestimmten Zeit nähen, ich muss das alles einfach so lange raus zögern bis es nicht mehr geht.
Leider zerschlugen sich einige Momente später meine ganzen Hoffnung, als Jake plötzlich neben mir auftauchte. Echt jetzt? Der hat doch bestimmt so viel andere Sachen zutun. Ich spürte wie ich sofort nervös wurde. „Was ist passiert" fragte er besorgt, aber dennoch total ruhig. Eigentlich hatte ich erwartet das er mega gestresst sein wird. „Sie war in der mall" antwortete Liam für mich. „Tut dir, außer deine Hand, irgendwas weh" fragte mein großer Bruder während er schon mit seiner komischen Taschenlampe vor meinen Augen herum fuchtelte. „Nein, und meine Hand tut auch nicht weh, du kannst also gleich wieder gehen" antwortete ich während ich genervt die Augen schloss. Jake ging gar nicht darauf ein und sagte nur „setz dich mal bitte aufrecht hin". Was war das eigentlich für ein hin und her. Ich will schlafen, einfach nur schlafen. Warum geht Jake nicht zu den Leuten die wirklich Hilfe brauchen. Widerwillig setzte ich mich aufrecht hin, und mein Bruder begann mich vorsichtig abzutasten. Erst mein Kopf, dann meine Wirbelsäule, meine Arme, Hüfte und so weiter, bis er unten bei meinen Füßen ankam. Er sah sie sich nur kurz an bevor er sich meiner Hand widmete. „Ja, das muss genäht werden. Da führt leider kein Weg dran vorbei" sagte er nach einer Weile. „Nein, das geht auch so" antwortete ich trotzig. „Leider nicht, mein Schatz" meinte mein großer Bruder, während er mir eine haarsträhne aus den Gesicht strich...