10

5.6K 206 7
                                    

„Ich finde nicht das du das machen solltest" meinte Lindsay skeptisch. Ich hatte ihr von dem gestrigen Gespräch mit meinen Brüdern erzählt, aber eigentlich dachte ich sie wäre meiner Meinung. „Dein Bruder hat recht, solche Demonstration eskalieren ziemlich oft, und das ist dann nicht immer spaßig. Ich finde es wahnsinnig toll das du dich so für uns einsetzten möchtest, aber da gibt es wirklich auch noch andere Sachen die wir machen können. Ich will nicht das du meinetwegen Streit mit deinen Brüdern bekommst" meinte meine Freundin. „Meine brüder werden nie erfahren das ich hier bin. Außerdem hast du selber gesagt, das sich was ändern muss, und ich helfen. Ich will mich einbringen, euch unterstützen. Das geht am besten auf einer Demonstration. Damit bekommt man am meisten Aufmerksamkeit, und Aufmerksamkeit ist Macht. Du hast mich zu nichts überredet. Ich will hier sein, und das nicht nur wegen dir. Ich will hier sein damit sich was ändert. Für dich, aber auch für die ganzen anderen Menschen die aufgrund ihrer Hautfarbe ungerecht behandelt werden. Wir müssen was ändern, und so können wir etwas ändern" versuchte ich Lindsay von meinen Beweggründen zu überzeugen. Sie war der Grund weshalb ich mich mehr mit diesem Thema beschäftigt hatte, aber sie ist nicht der Grund warum ich hier bin. Die Ungerechtigkeiten, der Rassismus, der ganze Hass, deswegen bin ich hier. „Okey, aber wir halten uns zurück" sagte Lindsay nach einer Weile. „Geht klar" antwortete ich lächelnd. Kopfschüttelnd zog Lindsay mich auf die Straße. Es waren schon ein paar Menschen hier. Bestimmt 1000-1500 Leute. Alle trugen schwarze Klamotten. Die meisten hatten ein Tuch über ihre Gesicht gebunden, sodass nur noch die Augen zusehen waren. Viele hatten ein Schild in der Hand, auf denen »my skin color is not a weapon«, oder »Stop killing us«, oder noch vieles mehr stand. Man konnte den Leuten deutlich ansehen das sie es ernst meinten. Sie demonstrierten nicht einfach so, die demonstrieren weil sie eine Veränderung wollen. Nur die Hälfte der Demonstranten war dunkelhäutig. Ich fand es gut das nicht nur farbige Menschen demonstrierten, sondern es auch Menschen gab, die sich trotz anderer Hautfarbe für diese einsetzten. Langsam liefen wir durch die Massen. Es waren Männer, Frauen, schwangere, Jungendliche, und alle demonstrierten für das gleiche. Als ich in die Augen der verschiedenen Leute sah konnte ich so viele Emotionen sehen. So viel Hass, Wut, aber auch so viel Verletzlichkeit, Erschöpfung und Traurigkeit spiegelten sich in ihnen wieder. Was sie wohl alles schon erlebt haben. Was mussten sie schon alles mitmachen. Wie schwer und ungerecht war ihr Leben. Was hatten sie für ein Leben.
„Hier, binde das um deinen Mund und deine Nase" riss mich Lindsays Stimme wieder in die Realität zurück. Sie hob mir einen schwarzen Schal hin. Irritiert nahm ich ihn entgegen und verdeckte damit die untere Hälfte meines Gesichtes, so wie es so viele anderen hier auch schon getan hatten. Man konnte die ganzen Emotionen der Leute spüren. Es wurde gepfiffen, geschrien, geweint. Manche schrieen irgendwelche parolen, andere standen einfach nur still da und hielten ihr Schild in die Luft. Die Stimmung wurde immer aggressiver, was aber auch an der Polizei lag. Ich konnte sie nicht sehen, aber deutlich hören. Sie riefen durch ihre Megaphone das wir uns zurück ziehen sollen. Die Sirenen heulten auf und ich hörte das explodieren von Tränengasdosen. Lindsay und ich standen mitten drin. Um uns herum waren lauter Demonstranten. Rechts von der Straße auf der wir standen befand sich eine Häuserreihe. Links ein Park. Und vor und hinter und führte die Straße entlang. Allerdings war weit und breit kein Auto zu sehen, wie auch, wir waren ja hier. „Lass uns ein wenig an die Seite gehen" meinte Lindsay, nahm meine Hand und zog mich durch die Menschenmenge. Vereinzelt hörte ich Schreie. Die Stimmung wurde immer aggressiver. Selbst als wir am Straßenrand standen, konnte man die Aggressivität deutlich spüren. Ich stellte mich auf eine sitzbank um besser sehen zu können. Ganz vorne an der Straße waren unzählige Polizisten. Alle in voller Montur, mit Weste, Helm und so weiter. Das Schild in der einen, der Schlagstock in der anderen Hand. Immer wieder ging die auf die Demonstranten los. Schlugen auf sie ein. Zerrten sie weg und verhafteten sie. Die Demonstranten wehrten sich. Traten mit ihren Füßen nach der Polizei, beschimpften sie, warfen sie mit Steinen an. Es eskalierte immer mehr. Plötzlich wurde ich von der Bank gezogen. Es war Lindsay. Fragen sah ich sie an, woraufhin sie hinter mich in den Park zeigte. Mehrere Polizisten standen in einer Reihe und kamen langsam auf uns zugelaufen. „Lass uns hier weg" meinte Lindsay. Neben uns traten vereinzelt Demonstranten heraus und gingen auf die Polizisten los. Es flogen Steine. Unschönes Sachen wurden geschrieen. Alles war total aufgeheizt...

Big Brothers 3 Where stories live. Discover now