Geschichte und Pizza

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Der anschließende Abend war nur noch entspannt und nicht besonders ereignisreich. Wir aßen Pizza, stopften uns danach mit Chips und anderen Snacks voll und fieberten bei dem Film mit, spielten Szenen nach und benahmen uns einfach nur albern und kindisch. Aber erstens waren wir ja auch größtenteils noch Kinder und zweitens wäre es sonst nicht halb so lustig geworden. Am Ende des Tages war ich einfach nur noch müde und ausgelaugt ins Bett gefallen und war sofort eingeschlafen. In dieser Nacht hatte ich weder einen verrückten Traum, in dem ich mein früheres Ich traf, noch wachte ich mitten in der Nacht auf. Am nächsten Tag war ich topfit und voller Energie.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mich ein Ellenbogen leicht anstupste. Als ich mich umwand sah Feli mich mahnend an und nickte leicht mit dem Kinn nach vorne. Da stand unser Lehrer Herr Müller und musterte mich aus kleinen Augen.
„Carla, wärst du so nett und würdest mir meine gestellte Frage beantworten?"
Am liebsten hätte ich nein gesagt, oder, dass er die Antwort doch kannte, aber stattdessen erwiderte ich bemüht freundlich:
„Natürlich, aber könnten Sie sie vielleicht noch einmal wiederholen?"
„Ich wollte wissen, wann und wo Alexander der Große starb."
Ach so, das Thema schon wieder. Wir machten es jetzt schon seit Beginn des Schuljahres, da war diese Frage wirklich nicht schwer zu beantworten.
„Er starb 323 vor Christus in Babylon", antwortete ich streberhaft und der Lehrer verzog sich leise grummelnd wieder auf seinen Platz hinter dem Pult.
In diesem Moment klingelte die Schulglocke und ich war überrascht. Wie lang hatte ich denn nicht aufgepasst? Es musste ja eine ganze Weile gewesen sein, wenn die Stunde jetzt schon zünde war. Schnell stopfte ich den ganzen kram in meinen Schulranzen und verließ dann fluchtartig den Klassenraum. Feli hastete mir mit schnellen Schritten hinterher und ich hörte sie fluchen, ehe sie mich erreichte.
„Wo warst du vorhin denn mit deinen Gedanken", sie machte ein schelmisches Gesicht und wackelte mit den Augenbrauen.
„Doch nicht etwa bei Max", fügte sie mit einem Hauch von Hoffnung in der Stimme.
„Nein, natürlich nicht!", meinte ich laut.
Zu laut wie sich herausstellte, einige Schüler warfen mir schon komische Blicke zu.
„Wie kommst du bitte auf sowas?", fragte ich nun deutlich leiser.
„Ach, war nur so ein Gedanke", sie zuckte mit den Schultern, warf mir ein kurzes Lächeln zu und richtete ihren Blick anschließend wieder nach vorne, ehe sie fortfuhr:
„Weiß du, ich hab nachgedacht."
„Ähm, okay?"
Ich war etwas verwirrt, was kommt den jetzt schon wieder?
„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir das ganze falsch angegangen sind. Wir hätten das mit dem Verkuppeln anders machen solle, weil jetzt hasst er uns. Aber das wird noch, glaub mir. Ich gebe nicht auf, falls du das jetzt denkst. Ich brauche nur einen neuen Plan. Und bis ich einen habe, wird es noch eine ganze Weile brauchen", letzteres murmelte sie nur noch leise vor sich hin und fuhr sich etwas verzweifelt durch die offenen Haare.
„Danke, das ist lieb von dir. Dann muss ich mich nicht mehr so für euch schämen", ich zwinkerte ihr zu und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
„War es wirklich so schlimm?"
„Schlimmer als du denkst", lachte ich und sie stimmte mit ein.
„Das kommt dann auf meine Liste von peinlichen Sachen."

Ja, Feli hatte schon das ein oder andere peinliche Erlebnis, wie auf den Jacken im Informatikraum ausrutschen oder Schranken aus dem Parkhaus mit zu Boden reißen. Wie sie letzteres geschafft hatte, war mir immer noch ein Rätsel. Manchmal schien es, als würde sie so etwas magnetisch anziehen. Auch wenn sie das mit Absicht gemacht hatte, den Platz auf der Liste hatte sich die Aktion wirklich verdient. Und die Liste war nicht gerade kurz. Feli hatte sie irgendwann mal auf ihrem Handy angelegt und dafür gesorgt, dass nur bestimmte Personen diese ansehen konnten. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn irgendein Klassenkamerad darauf zugreifen konnte...

Lachend gingen wir durch die Gänge unserer Schule, die mit Bildern von den Schülern geschmückt war. Zum Glück war das unsere letzte Stunde und wir konnten sofort nach Hause gehen. Wir hatten gestern noch ausgemacht, zusammen etwas zu unternehmen und liefen so auf direktem Weg zu Feli. Im Nachbargarten standen schon die beiden Nachbarskinder, die uns aus verengten Augen musterten. Sie waren etwas, sagen wir mal...speziell. Ja, das trifft es gut. Schnell gingen wir an ihnen vorbei und Feli schloss die Haustür auf. Sofort trat mir der Duft von Pizza in die Nase und mein Magen grummelte, genauso wie der von Feli.
„Mama, wir sind da!"
Die Mutter meiner besten Freundin betrat den Flur und begrüßte uns beide herzlich.
„Ihr kommt gerade richtig, Essen seist fertig", teilte sie uns mit und wir folgten ihr in den Essbereich.
„Los, setzt euch", meinte sie und gab uns beiden zwei riesige Stücke auf die Teller.
„Haut rein", meinte sie noch, und das taten wir auch.

Royal LoveWhere stories live. Discover now