Einbildung?

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Meine Fingernägel klapperten auf den Tisch und mein Blick wanderte immer wieder zu der Uhr, die über der Tür angebracht war. Die Zeit verging nur quälend langsam, es fühlte sich an, als würde ich würde ich hier schon eine Ewigkeit sitzen. Es waren seit Beginn dieser Stunde erst zehn Minuten vergangen. Genervt bettete ich meinen Kopf auf meinen Armen, die bereits miteinander verschränkt auf dem Tisch lagen. Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre aus dem Klassenraum gestürmt, aber das ging natürlich nicht. Ich glaube, dass würde bei den Lehrern nicht den besten Eindruck hinterlassen.

Meine Gedanken schweiften immer weiter zu dem Wettbewerb von letzter Woche ab und bei der Erinnerung musste ich sofort ein kleines bisschen lächeln. Genau konnte ich mi  Chef an die Worte des Moderators erinnern.

„Das Team aus Deutschland. Herzlichen Glückwunsch!"
Ich konnte es nicht fassen. Alles fühlte sich an wie in Zeitlupe. Wie tosender Applaus ertönte und die Gäste aufstanden, Feli mich stürmisch umarmte und uns eine kleine Medaille überreicht wurde. Wir hatten gewonnen. Wir waren weiter. Immer noch wie in Trance schlich sich ein breites Lächeln auf mein Gesicht.
„Wir haben gewonnen", schrie Feli in mein Ohr und erweckte mich so aus meiner Starre.
„Ich weiß, wie cool ist das denn?"
„Obercool, aber wir müssen noch die anderen Runden schaffen."
Ich nickte und wir rannten lachend zu unseren Eltern, die uns gratulierten.

Ja, das war ein schöner Tag, der mir wahrscheinlich immer in Erinnerung bleiben wird. Ich fand in dem Moment so komisch zu wissen, dass wir anscheinend besser waren als die anderen, aber das war noch eins der normalsten Ereignisse an dem Tag.

Glücklich liefen Feli und ich mit den anderen zu dem Bus, mit dem wir auch schon hier her gekommen waren. Zur Feier des Tages wollte unsere Gruppe noch eine kleine Party feiern. Nichts spektakuläres, nur ein Kinoabend mit Popcorn und Pizza, die wir uns von der besten Pizzeria der Stadt bestellen wollten. Schon bei der Vorstellung lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Fröhlich durcheinander redend stiegen wir nacheinander in das kleine Gefährt ein, das schon bereitstand. Feli und ich quetschten uns sofort zusammen mit zwei anderen Mädchen auf die Rückbank und starteten eine Konversation mit diesen. Eigentlich waren bei uns alle sehr nett und entspannt, aber richtig mit ihnen geredet hatten wir tatsächlich noch nie, was wir jetzt gründlich nachholten. Sie hießen, das wussten wir aber schon vorher, Luisa und Nina und waren beide ein Jahr älter als wir. Zusammen besuchten sie eine Realschule in der Nähe und waren schon seit sie klein sind beste Freundinnen. Sie schienen etwas verrückt und auch leicht tollpatschig zu sein, aber das war auch eine Eigenschaft, die ich an ihnen schätzte. Sie verstellten sich auf jeden Fall nicht und lachten ungeniert über Dinge, die sie lustig fanden.

Wie auch jetzt, aber ich hatte den Grund ehrlich gesagt nicht verstanden. Allerdings war ihr Lachen, wenn man das überhaupt noch so nennen konnte, es klang eher so, als würde man eine nasse Fensterscheibe abziehen, so ansteckend, dass man einfach mitlachen musste. Langsam beruhigten wir uns wieder und Feli sprach das aus, was ich mich schon die ganze Zeit fragte:

„Also, ich will die Stimmung ja echt nicht zerstören, aber warum lachen wir?"
„Habt ihr das nicht gemerkt? Die Königin von England hat uns die ganze Zeit angeschaut, als wäre das, was sie sieht, ein Weltwunder. Explizit dich, Carla. Da sind wir auf die Idee gekommen, dass du sie vielleicht an sich erinnert hast. Und dann hatten wir ein Kopfkino davon, wie die Queen mitmacht."
Ich grinste vor mich hin, aber dann kam mir wieder die Parade in den Sinn, wo die Königin mich auch so angesehen hatte. Hängt das irgendwie miteinander zusammen?

In dem Moment traten zwei Person aus dem Gebäude und sofort blitzten Kameras auf. Die Menschen entpuppten sich als niemand anderes als die Queen und ihr Mann.
„Wenn man vom Teufel spricht...", kommentierte Feli.
„Obwohl man bei ihr nicht wirklich von einem Teufel sprechen kann", hängte sie noch dran.
„Da stimme ich die vollkommen zu. Irgendwie strahlt sie so etwas herrschaftliches aus, als wäre sie dazu geboren worden, zu regieren", meinte Luisa.
„Ich war ehrlichgesagt am meisten aufgeregt, dass ich einen Fehler mache und mich vor so einer großen und wichtigen Persönlichkeit blamiere, auch, wenn es sie wahrscheinlich überhaupt nicht interessiert hätte", gab da Nina zu.

Ich gab einen zustimmenden Laut von mir und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. Das kühle Glass tat in dem Moment einfach gut. Meine Augen scannten langsam die Umgebung ab und blieben an der Königin hängen. Luisa hatte Recht, sie strahlte etwas respektvolles aus, wirkte aber trotzdem nicht angsteinflössend oder so. Eher, als würde sie die Leute beschützen. Genau beschreiben konnte ich es aber auch nicht.

Ihr Blick wanderte die Menge von Journalisten und Fernsehreportern, mit einem freundlichem Lächeln auf dem Gesicht. Schließlich blieb er aus irgendeinem Grund an mir hängen und ihre Augen weiteten sich. Nein, das hatte ich mir sicher nur eingebildet, oder? Auch ihr Mann wurde auf mich aufmerksam und auch er schien plötzlich verwirrt zu sein und ich glaubte auch Hoffnung in seiner Mimik zu erkennen. War die Scheibe irgendwie demoliert oder so? Ich konnte nirgends irgendetwas interessantes entdecken, schon gar nichts, was diese beiden interessieren könnte. Kopfschüttelnd wendete ich mich ab und lauschte weiter dem Gespräch von meinen Freunden.
Aus irgendeinem Grund war ich auf einmal unheimlich müde und meine Augen wurden immer schwerer, bis sie sich schließlich schlossen. Vielleicht konnte ich auf der Fahrt ja etwas schlafen, so kurz war sie ja nicht. Langsam glitt ich ins Land der Träume und bekam nur noch mit, wie der Bus startete.

Royal LoveWhere stories live. Discover now