Wächter-gefangen

By madeyourday

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Ich stehe vor meiner Mom, die mich lächelnd ansieht. Ich sage ihr, dass ich gerne zu Luna fahren würde, die m... More

Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kalpitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
kein Kapitel

Kapitel 20

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By madeyourday

Ich stehe vor einem Spiegel und sehe eine völlig andere Person. Vor 3 Wochen, als meine Mom noch lebte, als ich noch nicht wusste, dass ich eine Mundor war, sah ich noch ganz anders aus. Ich sah jünger aus. Nun sehe ich älter aus und meine Augen haben etwas leeres an sich.

Ich bin von oben bis unten schwarz angezogen.

Plötzlich macht sich ein leichtes Brennen an meinem linken Fußgelenk bemerkbar. Ich stöhne leicht auf. Das brennende Gefühl verstärkt sich bei jeder Sekunde. Aufeinmal wird es so unerträglich, dass ich aufschreie. Julius, Lissa und Claire kommen zu mir gerannt und sehen mich geschockt an. ,,Mia, was ist los?", fragt Julius. ,,Mein Fußgelenk.", stöhne ich leidend. Lissa und Julius tragen mich zu meinem Bett, Claire holt Traver. Ein leises Geräusch kommt aus meinem Mund:,,Ahrg..." Ich krempel meine Hose hoch und sehe eine rote Stelle an meinem Knöchel. Diese Stelle wird schon fast violett. Warum? ,,Was ist das?", frage ich mit gequetscher Stimme. Mir laufen Schweißperlen über meine Stirn. ,,Mia, was hast du jetzt schon wieder angestellt?", ruft ein aufgebrachter Traver. Er verstummt, als er mich leiden sieht. ,,Was ist los?", fragt er. ,,Etwas seltsames passiert mit Mias Fußgelenk. Es kam einfach so.", antwortet Lissa. ,,Nach Mias Lage zu urteilen, kann sie heute nicht mitkommen.", sagt Traver.

Ich will aber mitkommen. Auf jeden Fall. Entschlossen lüge ich: ,,Nein. Ich komme mit. Es tut auch garnicht mehr weh." Ich beiße mir auf die Lippe, um meinen Schmerz zu verbergen. Alle sehen mich verblüfft an, da sie etwas anderes erwartet hätten. ,,Okay. Aber sei bloß vorsichtig.", sagt Traver streng.

,,Los, los, los!", flüstert Julius als wir an einem kleinem Gebüsch angekommen sind. Leise schleicht sich die Hälfte von uns mit ihm mit. Die andere Hälfte bleibt mit Traver bei dem Gebüsch. Wir sind in einem Gebiet mit vielen Wohnhäusern, Wohnungen und Firmen. Es gibt viele schmale Gassen und Lücken zwischen diesen Häusern.

Eine Feuerleiter bietet uns den Weg nach oben. Wir alle klettern nacheinander hinauf und stehen schließlich auf dem Dach. Von dort aus müssen wir in die Schächte klettern. Sie sind sehr schmal, sodass Julius gerade noch hindurch passt. Meine zarte Figur schlüpft durch die Schächte. In allen Richtungen teilen wir uns in zweier Teams auf.

,,Mia, atme nicht so laut.", flüstert Julius. ,,Mach ich garnicht.", sage ich empört. Ich lüge. Ich weiß, dass ich laut atme, doch dies tue ich, da mein Fußgelenk noch immer schmerzt und ich mich darauf konzentrieren muss, nicht zu Kreischen vor Schmerzen. Das erfordert nun mal Anstrengung. Wir kriechen beengt durch die schmalen Schächte. Immer und immer näher kommen wir unserem Ziel.

,,STOP.", befiehlt mir Julius. ,,Ich muss jetzt das Gitter des Schachtes aufschrauben. Kannst du mir den Schaubenzieher geben, den du mit genommen hast?" ,,Ja. Bitte sehr.", antworte ich und übergebe ihm das Werkzeug. Er schraubt das Gitter zügig auf und springt hinaus. Ich komme hinterher.

,,Vorsichtig. Hier könnten Laser sein. Ich hole das Spray heraus." Er nimmt eine Spraydose aus seiner Jacke und sprüht es durch den ganzen Raum. ,,Keine Laser. Sehr dumm von den Wächtern." Ich nicke bloß. Vor uns stehen viele kleine Gefäße und Spritzen. Das Serum. Es ist in Mitten der ganzen Materialien.

,,Stecke dir so viel, wie möglich von dem Serum in deine Jackentasche und mach es schnell.", flüstert Julius hektisch. Ich greife mir ein paar und stopfe sie in meine Taschen. Dann nehme ich mir mehr, und mehr, und mehr.

,,Wir sind fertig. Ich mache dir gleich eine Räuberleiter und du kletterst dann wieder in den Schacht.", erklärt er mir. Er faltet seine Hände zu einer Stufe. Ich steige erst mit meinem rechten und dann mit meinem linken Fuß auf seine Hände. Mühsam ziehe ich mich mit voller Wucht in den Schacht. Als ich das mache, schürfe ich ungeschickt an einem scharfen Nagel entlang und lege mir eine Wunde an meinem Oberschenkel zu. Kurz verkneifen sich meine Augen und ich beiße meine Zähne zusammen. Aber dann drehe ich mich zu der Öffnung und sehe keinen spitzen Gegenstand. Keinen Nagel, keine Schraube, nichts. Keine Gefahr für Julius. Er streckt seine Hände aus und ich ziehe ihn mit viel mühe hoch. Es ist sehr schwierig und ich habe ihn beinahe fallen lassen, da er größer und schwerer als ich ist.

Plötzlich höre ich, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wird. Es kommt aus dem Raum, welcher sich unter uns befindet. Schlagartig wird mein Puls höher, mein Atem hektischer und meine Stirn nasser.

,,Wo ist denn das Serum hin?", fragt eine zierliche Frauenstimme. Ich blicke kurz über die Öffnung und sehe, wie sie sich dreht und wendet. Ausversehen mache ich eine falsche Bewegung mit meinen Fingernägeln und das Metall auf dem wir sitzen macht einen klirrenden laut.

Die Frau sieht nach oben und entdeckt mich. ,,Was zum? Kommt auf der Stelle runter da!", flucht sie. ,,Schnell! Raus hier!", ruft Julius durch den Schacht und krabbelt in einem äußerst schnellem Tempo durch den schmalen Gang.

Als wir wieder auf dem Dach sind, stehen die anderen schon bereit, um zu gehen.

,,Eine Frau hat uns gerade erwischt und deshalb müssen wir jetzt so schnell wie möglich weg hier. Die Wächter werden gleich hier sein. Geht die Feuertreppe runter! Schnell! Los!", fordert ich die anderen auf. Einer nach dem anderen steigt die feuchte Treppe hintunter. Eine Tür, die zum Dach führt, wird aufgerissen und es stehen fünf schussbereite Wächter nur neun Meter von uns entfernt. Alle sind schon dabei, die Treppe hinab zu steigen. Nur ich nicht. Es ist noch kein Platz für mich. Ich muss schnell handeln, da die Wächter immer näher zu mir kommen. Ich habe 3 Möglichkeiten. 1. Ich werde erschossen, da ich zu lange gewartet habe. 2. Ich gehe zu der Leiter und werde am Oberkörper angeschossen. 3. Ich springe.

Ich entscheide mich für letzteres. Da stehe ich nun. Ich bin auf einen kleinen Vorsprung geklettert und muss springen. Drei, zwei, eins! Ich stoße mich von dem Vorsprung und lande viel zu hart auf dem Grund. Ich will wieder aufstehen, aber meine Beine bewegen sich nicht. Ich versuche es Erneut. Diesesmal regen sich meine Beine ein wenig. Ich betrachte sie von oben bis unten. Der stechende Schmerz, welchen ich mir im Schacht zugefügt habe, kommt aus einer Blutenden Wunde. Ich beiße mir auf meine Lippe und versuche aufzustehen. Ich muss es schaffen aufzustehen bevor die Wächter kommen, um mich zu erschießen. Eine helfende Hand kommt mir entgegen. Julius' Hand. Ich ziehe mich an ihm hoch und kann mich aber nicht halten, also greift er mir unter meine Arme und stützt mich.

,,Mia, mach so eine Scheiße nie wieder! Okay?" Er hat eine Träne im linken Auge. Bevor ich ihm antworten kann, rennt er los und zieht mich mit.

Ein paar Schüsse ertönen und lassen mich zusammenschrecken. Jemand schreit schrill und hört sofort wieder auf. Ich sehe mich um. Jemand aus unserer Truppe ist tot. Es ist Claire. Sie war noch zu jung zum sterben. Bei dem Anblick ihrer toten Gestalt, wird mir ganz mulmig zu Mute. Ich will zu ihr, aber stattdessen entferne ich mich mit jedem einzelnen Schritt von ihr.

Mir kommt eine Erinnerung.

Da liegt er. Mit einem blutendem Hals. Aus seinem Mund ströhmt genauso viel Blut, wie aus seiner durchtrennten Kehle. Ich will zu ihm, aber bringe es nicht über mich, seinen toten Körper zu erblicken und in seine leeren Augen zu sehen. Dennoch möchte ich zu ihm. Ich will, dass er einfach wieder aufsteht und keine tödlichen Wunden hat. Ich schluchze laut auf und mache ein Gesicht, als ob ich in eine Zitrone gebissen hätte. Er wird nie wieder meinen Namen sagen. Er wird mich nie wieder in den Arm nehmen können. Ich taumle auf ihn zu. ,,Steh auf... du darfst nicht tot sein. Ich brauche dich zu sehr." Eine einzige Träne kullert mir meine Wange hinunter. Nur eine Träne. Ich weine nicht oft. Wenn ich weine, dann nicht lange. Ich werde von einer Person weggerissen. Es war mir egal. Ich achte nicht auf die Person, ich achte nur auf ihn, Will.

,,Komm, Mia. Du musst etwas schneller laufen.", ruft Julius. Wir sind schon fast an unserem Lager angekommen und haben die Wächter schon längst abgehängt.

Als wir in unser Lager eintreten gehe ich in das Badezimmer und mache mein Gesicht nass. Ich schaue in den Spiegel und sehe erst meine Mom, dann Will, dann Max und dann Claire. In den ganzen Wochen habe ich schon 3 Freunde verloren. Max habe ich vor vier Jahren verloren, aber es kommt mir so vor, als ob es erst vor 2 ½ Wochen passiert wäre. Jedesmal wenn ich mich nicht ablenke, merke ich, wie sich der Kummer langsam an mich heran schleicht und mich von innen auffrisst.

Als der Adrenalinschub vorbei ist, machen sich meine Schmerzen wieder bemerkbar. Mein Fußgelenk und meine Wunde am Oberschenkel schmerzen höllisch. Deshalb begutachte ich sie. An meinem Fußknöchel sehe ich ein Muster, es ist violett umrandet. Das Muster verwirrt ein wenig, da man es nicht richtig erkennen kann. Ich schweife mit meinen Gedanken zu meinem Oberschenkel. Die Wunde sieht aus wie ein Strich, es sieht nicht schlimm aus, aber das ist es, denn die Wunde ist sehr tief. Ich streiche mit meinem Ringfinger von oben bis unten über meine Wunde. Am unteren Ende der Wunde schmertzt es und ich will genauer sehen, warum es am Ende mehr schmertzt, als an den anderen Stellen. Mit einem mulmigen Gefühl gehe ich in das Badezimmer, wo sich helleres Licht befindet.

Ich seh etwas silbrig glitzerndes in dem Einschnitt meines Oberschenkels. Nochmals gleite ich mit meinem Finger über die blutenden Stellen und dabei sticht mich etwas in meinen Finger. Ein Nagel. Ein Nagel hat mir in den Finger gestochen. Das silbrig glänzende Ding in meinem Bein ist ein sehr langer Nagel. Ich muss ihn heraus ziehen, bevor sich meine Wunde entzünden kann. Kurz gehe ich aus dem Badezimmer um ein Messer zu holen, damit ich den Nagel herausziehen kann. Ich gehe in zu einer Kommode voller Waffen und suche mir ein Messer in der Größe eines Teelöffels. Ich laufe wieder zurück ins Badezimmer und lege Das Messer auf ein Waschbecken. Mit zusammen gebissenen Zähnen desinfiziere ich meine Blutende Wunde. Es brennt und mein Blick sieht so aus, wie bei einem sterbendem Tier. Ich setze das Messer an. Mit einer kleinen Träne in meinem linken Auge und zusammen gebissenen Zähnen hebe ich den Nagel ein wenig hoch. Es schmerzt so unerträglich, dass ich nichts höre außer meinen dröhnenden Herzschlag in meinen Ohren.

Eine Hälfte des Nagels habe ich schon hinaus gezogen. Jetzt ist die andere Hälfte dran. Der Nagel ist von oben bis unten voller Blut, sodass ich vor Ekel husten muss. Mit einem letzten Ruck ziehe ich den Rest des Nagels heraus. Nach diesem Ruck fließt mein Blut über das ganze Bein. Ich betrachte den Nagel von oben bis unten. Am unteren Ende ist eine grüne Flüssigkeit. Die Flüssigkeit tropft auf den Boden und fängt an zu dampfen. Von einer auf der anderen Sekunde ist die Flüssigkeit auf dem Boden verschwunden. Der Tropfen an den Nagel hingegen ist noch nicht verschwunden.

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