Schwarz wie die Nacht: Vater...

By magicstarlight

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Während des gemeinsamen Urlaubs mit den Weasleys in Ägypten sieht die Welt für Adriana noch beinahe perfekt a... More

Prolog
Gen Süden!
Ein seltsamer Gefangener
Die Cheribakef-Gräber von Gizeh
Eine einzige Frage
Der Basar von Ez-Zamalek
Tierische Gesellschaft
Eine Schiffsfahrt die ist lustig ...
Ein kleines Rätsel
Zwischen Geburtstagsfeier und Sphinx-Magie!
Nur ein Gruppenphoto
Ein schwerer Abschied
Die Flucht
Eine böse Überraschung
Eine ernst gemeinte Warnung
Unsichtbare Blicke
Nicht für fremde Ohren bestimmt
Zurück nach Hogwarts
Verhängnisvolle Ähnlichkeit
Der Sprechende Hut und ein Geist
Scherbenhaufen
Ein Fenster zur Vergangenheit
Ein neuer Zauberstab
Tausend Jahre Unheil in Hogwarts
Übung macht den Meister
Eine kleine langweilige Stadt in Schottland
Unerwünschter Besuch zu Halloween
Endlich in Hogwarts
Der erste Todestag
Ein dickes Problem
Das Quidditchspiel
Was wirklich zählt
Wunderbares Hogwarts
Hogsmead
Allerfröhlichste Weihnachten
Silvester, Sternenschauer und Silberglanz
Ein froher Rutsch ins nächste Jahr
Vater und Tochter
Das Leben geht weiter
Ein silberner Hoffnungsschimmer am Horizont?
Ein furchtbar stressiger Winter
Dem Ziel so nah
Die Luft wird dünner
Für die Wissenschaft
Wiedersehen
Der Jubiläums-Cup
In Nacht und Nebel
Zurück zu alten Ufern
Ein Plan entsteht
Schule ohne Magie
Alles auf Anfang
Erwischt!
Auge um Auge
Zahn um Zahn
Zeitreisen für Anfänger
Zurück in die Zukunft
Veritaserum
Schokolade für alle
Ein guter Abschluss für ein anstrengendes Jahr
Endlich Ferien!
Schwarz wie die Nacht: Neuanfang

Ein neues Schuljahr beginnt

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By magicstarlight

Ein neues Schuljahr beginnt

„Adriana!“

Von einer Sekunde auf die andere schreckte ich aus dem Schlaf hoch. „Hermine?“

„Was machst du hier?“

„Was mach ich wo?“ Stirnrunzelnd rollte ich zur Seite und landete prompt auf dem Boden. „Autsch … was zum Geier ...“ Der Rest blieb mir im Hals stecken, als ich mich verschlafen umschaute und feststellen musste, dass ich nicht wie erwartet im Schlafsaal sondern im Gemeinschaftsraum war. „Was mach ich hier?“

„Das frage ich doch gerade dich ...“ Mit besorgten Blick starrte Hermine auf mich hinab. Ihre Haare waren noch zerzauster als sonst und sie trug noch Pyjama und Morgenmantel. Müde fuhr ich mir über die Augen. Das war wirklich ein schräger Start in den ersten Schultag.

„Wie spät ist es?“

„Fast sechs ...“

Fast sechs?“, fragte ich meine Mitschülerin entgeistert. „Was machst du um fast sechs Uhr morgens im Gemeinschaftsraum? Es ist noch ein bisschen früh für die Bibliothek, oder?“

Sie warf mir einen weiteren irritierten Blick zu und reichte mir dann eine Hand. Oh natürlich, ich lag ja immernoch auf dem Boden … und die Sofa-Frage war noch immer nicht geklärt.

„Ich bin nur zufällig aufgewacht und hab gemerkt, dass du fehlst“, erklärte sie sachlich, während sie mir aufhalf. „Hast du wirklich keine Ahnung, wie du hier auf der Couch gelandet bist? Gestern Abend warst du auf jeden Fall noch im Schlafsaal, daran kann ich mich noch erinnern ...“

„Ich mich auch ...“ Nachdenklich zog ich die Decke, unter der ich geschlafen hatte, eng um meine Schultern. „Ich hab nicht sonderlich gut geschlafen … und dann bin ich zum Fenster gegangen und … oh verdammt!“

„Was?“, fragte Hermine entsetzt.

Die Erinnerungen in meinem Kopf setzten sich wieder zusammen wie ein Puzzle. Panisch überlegte ich, wie viel ich Hermine anvertrauen sollte und entschied mich schlussendlich für die ganze Wahrheit.

„Ich … ich hab meine Mum gesehen“, erklärte ich zittrig. „Draußen auf dem Gelände ...“

Sofort wurde aus dem entsetzten Blick ein besorgter. „Du meinst … du hast von ihr geträumt? Oder halluziniert?“, fragte sie vorsichtig.

„Nein, nein“, widersprach ich unwirsch. „Sie war echt – oder besser so halb echt. Sie ist ein Geist, Hermine, und sie ist nach Hogwarts gekommen, aber ich bin ihr nachgelaufen um mit ihr zu reden und sie ist vor mir geflüchtet, Hermine.“ Es schien mir unheimlich wichtig ihr dies zu erklären. „Ich hab sie gerufen und bin ihr gefolgt, sie muss mich bemerkt haben!“

„Oh Adi ...“ Hermine schien tatsächlich sprachlos zu sein. Hermine! Sie konnte sonst zu allem, zu wirklich allem etwas sagen und ihr fehlten die Worte. Und es war nachvollziebar.

„Verdammt … ich bin wirklich mitten in der Nacht laut rufend durch die Schule gerannt, in nichts als einem Schlafanzug und bin dann irgendwo auf dem Korridor eingeschlafen, oder?“, fragte ich entsetzt. Sie nickte stumm. Ich fluchte. „Ich bin noch nicht einmal 24 Stunden in Hogwarts und schon könnte ich ein paar Ferien vertragen ...“ Irritiert begann ich durch den Gemeinschaftsraum zu laufen, einfach um meinen Füßen etwas zutun zu geben. „Erst findet Harry über meinen Vater raus, dann greifen mich Dementoren im Zug an … ach ja und hey mein neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste ist mein lange verschollener Pate … noch irgendwas? Oh ja, meine Mutter streift jetzt als ignorantes Gespenst durch die Schule und irgendwer muss mich mitten in der Nacht quer durch die Schule zurück zum Gemeinschaftsraum getragen haben ...“ Ich warf meiner Freundin einen leicht verzweifelten Blick zu, ehe mir ein Gedanke kam. „Es seie denn …“

„Was?“

„Was wäre, wenn ich zurück geschlafwandelt wäre? Ich meine, es ist mir noch nie aufgefallen, aber andererseits würde ich ja sowieso am wenigsten davon mitbekommen, schließlich schläft man ja, während man schlafwandelt. Schlafwandele ich, Hermine?“ Sie seufzte nur und ließ sich auf die Couch fallen. Ich ließ mich unterdessen nicht von Hermines Desinteresse beirren. „Allerdings müsste ich immer noch irgendwie in den Gemeinschaftsraum zurückkommen und dazu bräuchte ich das Passwort. Was denkst, kann ich der Fetten Dame das Passwort nennen während ich schlafe?“

Meine Freundin schüttelte nur den Kopf und zog mich neben sich aufs Sofa. „Du bist keine Schlafwandlerin, Adi … ich meine, du hast furchtbar viele komische Eigenarten, aber Schlafwandeln gehört sicher nicht dazu. Ich glaube, das wäre uns aufgefallen, nachdem wir zwei Jahre lang mit dir im gleichen Raum geschlafen haben. Irgendwer hat dich mitten in der Nacht im Schulhaus gefunden und dich hierher getragen … und mal so ganz unter uns, dass ist schon so ein ganz kleines bisschen gruselig.“ Sie gähnte. „Ich weiß, gestern war ziemlich heftig für dich … ich meine, es war schon heftig für mich und wenn ich mir vorstelle, was du alles erlebt hast … verdammt nochmal, dieses Schuljahr wird garantiert kein bisschen entspannter als die letzten zwei, dass merkt man sofort.“ Ich musste gegen meinen Willen grinsen, doch Hermine blieb ernst. „Aber wir müssen dich irgendwie zumindest teilweise aus dem Ärger heraushalten, denn von allen Schülern in dieser Schule bist du die einzige, die von zwei Mördern gesucht wird. Deswegen müssen wir vorsichtig sein ...“

„Das weiß ich doch ...“ Stöhnend schloss ich die Augen und versenkte mein Gesicht in der Decke. „Aber gerade du solltest wissen, dass man sich nicht einfach aus dem Ärger heraushalten kann. Entweder der Ärger findet einen immer oder man führt ein stinknormales Leben ohne jede Aufregung.“

„Ich weiß“, erklärte sie seufzend. „Aber wenn irgendwas passiert, kannst du mindestens nicht behaupten, ich hätte dich nicht gewarnt!“

Ich starrte sie einige Sekunden lang mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann begann ich zu kichern. „Nur damit du es weißt, ich wette, dass Harry, Ron und du früher in der Klemme stecken werdet, als ich.“ Sie erwiderte mein Lachen und schlug die Hände vors Gesicht. „Klopf auf Holz, Adriana, ich habe letztes Jahr unendlich viel Stoff verpasst und man konnte nicht alles zuhause nach lernen, für haarsträubende Abenteuer hab ich gerade überhaupt keine Zeit.“ Das verstärkte nur meinen Lachanfall.

„Also ich muss mal kurz in meinen Terminplan schauen, aber nächstes Wochenende müsste sich eigentlich noch ein Termin finden lassen. Wir wärs mit einem gefährlichen Abenteuer, so Samstag um halb vier, nur so unter Mädchen?“

Als wir uns endlich wieder gefangen hatten, regten sich bereits die ersten Schüler in den Schlafsälen und ein Blick auf die Uhr teilte uns sehr zu unserem Bedauern mit, dass für ein kurzes Nickerchen in einem richtigen Bett wohl keine Zeit mehr sein würde. Gähnend stapften wir zurück in unsereren Schlafsaal, wo die anderen glücklicherweise noch nicht aufgewacht waren. Seufzend klappte ich meinen Koffer aus und wühlte mich durch meine Anziehsachen. „Ich hoffe, der Stundenplan für den Montag ist nicht so voll“, flüsterte ich Hermine zu. „Wenn wir heute schon Astronomie haben und bis in die Nacht aufbleiben müssen, dann muss ich mich leider vom Astronomieturm werfen!“

Sie seufzte nur. „Wem sagst du das? Ich habe heute garantiert einen entsetzlich langen Tag.“

Daraufhin musste ich tatsächlich wieder ein bisschen grinsen. „Niemand hat gesagt 'Wähl so viele Fächer, wie du nur irgendwie kannst!'. Zwei oder drei Wahlfächer hätten's auch getan.“

„Aber es hat alles so interessant geklungen“, erklärte sie weinerlich, während sie sich ihren Umhang überstreifte und nach ihrer gold-roten Krawatte griff. „Und man weiß nie, welche Kurse man später in den UTZs braucht, um seinen Traumjob zu bekommen. Ich will mir keine Chancen verbauen, verstehst du?“

„Redet ihr etwa jetzt schon über Schule?“, kam es aus der anderen Seite des Zimmers von einer äußerst verdrießlichen Parvati. „Mensch Mädels, verschont uns doch bitte mindestens bis zur ersten Stunde damit ...“ Gähnend stand sie auf und stolperte auf dem Weg zu Lavenders Bett über ihren eigenen Koffer. Der laute, indische Fluch, den sie daraufhin ausstieß weckte nun schließlich auch die letzten beiden Schlafmützen sehr effektiv.

„Ich werd mal schauen, ob Fred und George unten schon unterwegs sind“, erklärte ich schnell. „Wir sehen uns bestimmt später im Unterricht.“

Die beiden warteten tatsächlich schon unten auf mich und George empfing mit weiten Armen. „Endlich!“ Ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht, nachdem er mich eindringlicher gemustert hatte. „Hast du schlecht geschlafen? Du siehst irgendwie … nunja … unausgeschlafen aus.“

„Du hast ziemliche Augenringe“, erklärte Fred gutmütig, auch wenn er damit einen genervten Blick von seinem Bruder kassierte. „Und deine Haare stehen zu allen Seiten ab, als hättest du im Schlaf mit dem Kraken aus dem See gekämpft!“

„Fred!“, donnerte George nun und machte seiner Mutter damit ordentlich Konkurrenz.

„Ist ja gut!“, erklärte ich, während ich mir mit den Händen die Haare notdürftig zurrechtlegte. „Er hat ja nicht ganz unrecht ...“

„Schlechte Nacht gehabt?“, fragte George wieder.

„Ihr werdet's nicht glauben ...“

„Ooo-kay ...“

In den Minuten, die wir vom Gemeinschaftsraum zur Großen Halle brauchten, hatte ich beide in die Ereignisse der vergangenen Nacht eingeweiht. Stöhnend ließ sich George nun an den Gryffindortisch fallen. „Wenn es in dem Tempo weitergeht, wird es selbst mir zuviel Trubel“, stellte er unglücklich fest. „Dir ist schon klar, dass ich dich jetzt nicht mehr aus den Augen lasse? Wenn es sein musst, schläfst du ab jetzt bei uns im Schlafsaal!“

„Auf – keinen – Fall! Allein die Vorstellung …“ Ich schüttelte hastig den Kopf. „Ich hab euer Zimmer im Fuchsbau gesehen, ein Raum mit fünf oder sechs von euch ist ganz sicher zuviel für meine Nerven!“

„Oh, was ist das? Ein Dementor … oh nein, mir wird ganz komisch!“ Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen wie Malfoy mit einem theatralischen Ächzen in Ohnmacht zu fallen schien … wenige Sekunden später betraten Harry, Ron und Hermine die Halle.

„Ja das kann ja ein heiteres Jahr werden“, stellte ich grimmig fest und betrachtete den Slytherin-Schüler mit Abscheu.

„Hmm?“ Die Zwillinge schauten mich fragend an, George hielt einen Stapel mit Stundenplänen in der Hand. „Hier, dass müssten die für die Drittklässler sein.“ Er reichte mir einen davon, während die drei anderen sich auf die andere Seite der Zwillinge fallen ließen. Mit gerunzelter Miene suchte ich nach dem Stundenplan mit meinem Namen und reichte dann die restlichen Pläne an Hermine weiter. Na dann mal schauen. Mein Plan für heute war ziemlich lang … aber zumindest die Astronomie-Stunde in der Nacht würde mir bis Mittwoch erspart bleiben. Dafür hatte ich heute bereits beide neuen Fächer, Arithmantik sogar gleich in den ersten beiden Stunden. Und dann … in der vorletzten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste … na das konnte ja heiter werden.

„Und, wie sieht's aus?“, fragte George neugierig und ich zuckte nur mit den Schultern. „Nicht schön, aber es könnte schlimmer sein. Ich hoffe nur, Arithmantik wird nicht zu anstrengend, ich glaube nicht, dass ich heute schon sehr aufmerksam zuhören kann. Bei euch?“

„Absolut verkorkst“, stellte Fred unglücklich fest und reichte mir angewidert seinen Stundenplan. „Zwei Stunden Geschichte, zwei Stunden Zaubertränke und am Nachmittag Wahrsagen ...“

„Ich will ja nichts sagen Adi“, fügte George schuldbewusst hinzu. „Aber die letzten zwei Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste sind meine einzige Hoffnung. Wir können nur hoffen, dass dieser Lupin zumindest als Lehrer was taugt!“

„Trotzdem habt ihr eine Stunde früher Schluss als ich, also müsst ihr euch gar nicht beschweren“, stellte ich fest, auch wenn sie mir insgeheim doch ein kleines wenig Leid taten. „Außerdem müsst ihr sowieso nur noch ein Jahr durchhalten, dann könnt ihr euch eure Fächer selbst zusammenstellen.“

„Erinner mich nicht daran“, stöhnte Fred. „Dazwischen liegen nämlich auch noch so kleine unwichtige Prüfungen, die sich ZAGs nennen und die wir – zumindest in den Fächern die uns interessieren – bestehen sollten.“

Ich verdrehte die Augen. Für die Zwillinge bedeutete das wahrscheinlich Zauberkunst und Verwandlung … eventuell auch auch Zaubertränke, weil sich das bei ihren Scherzartikeln immer nützlich zeigte. In den interessanten Fächern würden die beiden ohne Probleme bestehen.

Ich warf einen Blick auf den Lehrertisch. Lupins Platz war leer, ebenso wie Professor McGonagalls Stuhl … Hagrid hingegen ließ sich gerade ächzend auf seinen Stuhl ganz am Rand des Tisches fallen. Wo sich mein Pate wohl rumtrieb? Eigentlich konnte es mir egal sein. Ziemlich sicher bereitete er lediglich seine nächste Stunde vor. Zudem gab es Lehrer, die nur gelegentlich am Lehrertisch saßen und sonst lieber außerhalb der Großen Halle aßen. Trotzdem machte ich mir Gedanken.

„Adriana, Guten Morgen!“

Lillia kam auf mich zu und quetschte sich kurzerhand auf den Platz zu meiner Linken. Sie hatte bereits ihren Stundenplan in der Hand. Ein flüchtiger Blick darauf verriet mir, dass sie als erstes Verwandlung hatte. „Geht es dir gut? Du siehst ein bisschen blass aus?“

Ich winkte bloß ab und beschloss, ihr zu einer anderen Zeit und vor allem an einem weniger belebten Ort vom nächtlichen Geschehen zu berichten. „Ich hatte eine schlechte Nacht, glaube ich“, erwiderte ich schnell. „Und ich habe heute so viele Fächer, dass ich heute Abend bestimmt noch ewig an den Hausaufgaben sitze, ehe ich ins Bett komme.“

„Ah, das ist natürlich weniger schön ...“ Sie nahm sich ein bisschen Toast und warf einen prüfenden Blick auf ihre Armbanduhr. „Verdammt, ich hab nur noch zehn Minutten … ich muss total verschlafen haben … wir alle haben total verschlafen!“ Sie nickte in Richtung von Ginny und ihren anderen Freundinnen die einige Plätze weiter ziemlich verdrossen in ihr Frühstück starrten.

„Keine Sorge, zwei Stunden McGonagall am Morgen sind bestimmt super entspannt!“, erklärte ich ihr grinsend und sie stöhnte.

Acht Minuten später verabschiedete ich mich von den anderen und machte mich auf die Suche nach Hermine, mit der ich nun zusammen Arithmantik haben würde. Allerdings war sie nirgendswo zusehen … sehr merkwürdig. Verwirrt bog ich um die Ecke in einen Korridor, in dem ich noch nie zuvor gewesen war. Zwei Jahre Hogwarts reichten halt doch nicht, um das ganze Schloss gesehen zu haben. Außer vielleicht bei den Zwillingen.

Der Arithmantikunterricht fand im siebten Stock statt und nachdem ich Hermine nicht finden konnte, machte ich mich alleine auf dem Weg zum Klassenzimmer. Ich war nur noch einen Korridor davon entfernt als mir Hermine von der Seite her entgegen gelaufen kam. Erstaunt hielt ich in. Sie kam von den Turmtreppen her …
„Wo kommst du denn her?“, fragte ich sie stirnrunzelnd.
Sie winkte nur ab und versuchte wieder zu Atem zu kommen. „Hab … nur was … vergessen“, keuchte sie.

Ich nickte, auch wenn ich ihr das nicht ganz so abnahm. Hermine Granger vergisst doch keine Schulsachen im Gemeinschaftsraum. Das verstieß einfach gegen alle Naturgesetze. Trotzdem ging ich der Sache nicht weiter nach und versuchte stattdessen mit Hermine im Schlepptau gerade noch rechtzeitig am Klassenzimmer anzukommen. Eine kleine Schülergruppe die hauptsächlich aus Ravenclaw-Schülern bestand, hatte sich bereits davor gesammelt. Ich erspähte Lisa Turpin und Padma Patil unter den Schülern und begrüßte sie kurz, hielt mich aber sonst eher an Hermine.

„Sind noch irgendwelche Gryffindors hier im Kurs?“, fragte ich sie stirnrunzelnd, während zwei Hufflepuff-Jungen und ein Slytherin-Mädchen um die Ecke gebogen kamen.

„Ich glaube, Hazel wollte auch … ah, da ist sie ja! Hallo Hazel!“

„Hi ...“ Auch sie schien etwas außer Atem zu sein und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. „Habt ihr den Raum auf Anhieb gefunden? Ich bin mindestens zehn Minuten lang im völlig falschen Flügel umher geirrt.“ Sie schüttelte irritiert den Kopf und zupfte ihren Zopf gerade.

In diesem Moment kam auch schon unsere neue Lehrererin um die Ecke gelaufen. Professor Vector war eine hochgewachsene Frau mit kantigem Gesicht und schweren schwarzen Haaren. Sie ließ ihren Blick wortlos über die versammelten Schüler wandern, nickte dann und öffnete die Tür zum Klassenzimmer mit einem Wink ihres Zauberstabes, ehe sie uns voran eintrat.

Das Klassenzimmer hätte auch ein Zimmer in einer Muggelschule sein können. Es war ungewohnt klein, viel kleiner als die Zauberkunst- und Verwandlungsklassenzimmer die ich bisher gesehen hatte und nur ein einziges großes Fenster ließ etwas Licht in den staubigen Raum.

Hermine strebte – vielleicht aus Instinkt – sofort die erste Reihe an, so dass Hazel und mir nichts anderes übrig blieb, als ihr zu folgen. Ich zog meine Bücher aus der Tasche und ließ mich seufzend auf meinen Platz sinken, ehe ich mir müde über die Augen rieb und versuchte wach zu bleiben.

„Ist hier noch frei, Carter?“

Erstaunt schaute ich mich um und stellte irritiert fest, dass Blaise Zabini und einer seiner Slytherinfreunde die zwei freien Plätze zu meiner linken beäugten. Auch das noch. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass der Zabini auch vor dem Klassenzimmer gewartet hatte. Stirnrunzelnd schaute ich mich um, die Plätze in der zweiten und dritten Reihe waren allesamt besetzt, nur die vierte Reihe war noch vollständig leer. Also nickte ich nur wortlos und versuchte mich wieder auf irgendwas anderes zu konzentrieren. Leider war der Slytherin-Schüler heute wohl in sehr gesprächiger Laune.

„Denkst du, es wird dieses Jahr wieder den Duellierclub geben?“, fragte er mich leise.

Natürlich musste diese Frage kommen. Nach unseren unterhaltsamen Duellen im letzten Jahr … „Keine Ahnung, da musst du Flittwick fragen … oder Snape. Ich habe heute keinen von beiden.“

Er nickte nachdenklich. „Wenn es stattfindet, kommst du dann wieder?“

Am liebsten hätte ich genervt aufgestöhnt. Ein Blick über die Schulter sagte mir, dass sowohl Hermine als auch Zabinis Slytherinfreund uns verwirrt beobachteten. Ich erinnerte mich daran, wie Flittwick Zabini und mich letztes Jahr in einen seiner UTZ-Kurse mitgenommen hatte, damit wir ein Duell demonstrierten. Seit dem war schon wieder so viel passiert, dass es mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, aber natürlich hatten sich die Dinge geändert. Wie Hermine es heute morgen so trefflich ausgedrückt hatte, waren nun zwei Killer auf meinen Versen, außerdem hatte mich Adams Anfall zum Ende des letzten Schuljahrs beinahe umgebracht. Schaden konnte ein bisschen weiteres Training sicherlich nicht.

„Wahrscheinlich schon …“ Ich schweifte ab, als Professor Vector sich räusperte. Augenblicklich trat Stille im Klassenzimmer ein. Die Lehrerin trug dunkelrote, schwere Gewänder und stand mit geradezu unnatürlich aufrechter Körperhaltung hinter ihrem Tisch.

„Willkommen“, sagte sie mit überraschend tiefer, ruhiger Stimme. „Ich bin erfreut, dieses Jahr so viele Schüler in meinem Kurs zu haben. Wir sind – wie jedes Jahr – der kleinste Kurs dieses Jahrgangs, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass die Arithmantik eine der schwierigsten Künste ist, die ihr in eurer Schulzeit in Hogwarts erlernen könnt.“ Sie warf uns allen einen vielsagenden Blick zu. „Damit wir die Grundzüge dieses Faches in den drei Jahren, die uns bis zu den ZAGs bleiben, schaffen, wird das Unterrichtstempo dieses Kurses höher sein, als ihr es vielleicht bei anderen Lehrern gewohnt seid.“ Ich musste unwillkürlich schlucken. „Für alle die, die dieses Fach nur gewählt haben, weil der Name schön klingt, werde ich noch einmal erklären, was Arithmantik eigentlich ist. Während ein weitaus größerer Teil eurer Mitschüler momentan im Turmzimmer mit meiner ehrenwerten Kollegin Professor Trelawney eher schwammige Methoden der Wahrsagung erlernen, erschließen wir in diesem Kurs die Zukunft aus Zahlen, Mathematik und Logik.“ Neben mir kicherte Hermine. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu, doch sie winkte nur ab, während Professor Vector fortfuhr. „Viele von euch werden dieses Fach sehr anstrengend finden“, erklärte sie regungslos. „Gerade im ersten halben Jahr ist dieses Fach mit erhöhtem Lernaufwand verbunden, da ihr euch die Grundlagen größtenteils außerhalb des Unterrichts aneignen müsst. Dafür werdet ihr euch, insofern ihr die Grundlagen verstanden habt, für den Rest dieser Lehrneinheit die meisten Schlussfolgerungen mit Logik erschließen können. In diesem Schuljahr möchte ich mit euch folgende Themen behandelt haben …“

Damit trat sie an die Tafel und schrieb ein nichtssagendes Thema nach dem anderen an. Neben mir schrieb Hermine alles fleißig mit, so dass ich mir diesen Extra-Aufwand sparte. 'Grundlagen der Numerologie', 'Die Entstehungsgeschichte der Arithmantik' und 'Mathematische Grundlagen' klangen leider wenig vielversprechend, trotzdem nahm ich mir vor, dieses Fach nicht sofort abzuschreiben. Denn wenn die Lehrerin recht hatte, würde das Fach im späteren Verlauf dieses Schuljahres interessanter werden.

Und tatsächlich hatte ich es nach zwei Stunden geschafft, dem Unterricht aufmerksam zu folgen, selbst wenn mir der Kopf qualmte und ich meine Müdigkeit nur noch schwer verbergen konnte.

„Als Vorbereitung auf unsere Stunde am Mittwoch lest ihr bitte die ersten fünf Kapitel von 'Numerologie und Grammatika' und informiert euch in der Bibliothek zum Lebenswerk des bedeutenden Arithmeten Cornelius Agrippa. Ich erwarte, dass jeder von euch in der nächsten Stunde seine Bedeutung für dieses Fach erklären kann. Zuletzt erwarte ich eine kurze Ausarbeitung zur Bedeutung der Zahlen drei, fünf und sieben in Natur und Magie. Ich werde sie einsammeln und benoten, also bitte ich euch um Gewissenhaftigkeit. Einen schönen ersten Schultag Ihnen allen noch.“

Die Klasse stöhnte. Außer vielleicht Professor McGonagall und Snape gaben Lehrer nie soviele Hausaufgaben in der ersten Stunde. Professor Vector lächelte wissend. „Es tut mir leid, meine Lieben, aber ihr seid nun Teil der Mittelstufe und müsst euch diesen Anforderungen wohl oder übel anpassen.“ Seufzend belud ich meine Tasche mit dem mehrseitigen Aufschrieb zur heutigen Stunde und den zwei Schulbüchern.

„Wahrscheinlich wird dieser neue Lehrer Lupin sich um den Duellierclub mitkümmern, oder?“, fragte mich Zabini von der Seite und ich drehte mich erstaunt um. Unsere Unterhaltung vom Anfang der Stunde hatte ich fast vergessen.

„Oh … nicht auch das noch … aber wahrscheinlich schon, ja.“

Er hob die Augenbrauen. „Du kannst ihn schon jetzt nicht leiden? Und ich dachte wir Slytherins wären schnell darin, ein Urteil über andere zu fällen.“

Ich schüttelte nur den Kopf. „Es ist nicht voreilig … nicht wirklich jedenfalls. Ich kenne ihn, mehr oder weniger. Eigentlich geht es dich auch überhaupt nichts an, Zabini.“

Er grinste schief. „Auf jeden Fall haben wir ihn heute nachmittag im Unterricht. Wir können ihn fragen, wegen der Treffen meine ich.“

„Wenn du meinst … jetzt muss ich aber wirklich los.“ Damit machte ich mich schnell auf den Weg, bevor mich der Slytherin noch weiter ins Gespräch verstricken konnte. Vor dem Klassenzimmer schaute ich mich um. Hermine war bereits verschwunden, aber Hazel stand an einem der Fenster und wartete auf mich. Gemeinsam machten wir uns auf den weg in den ersten Stock zum Verwandlungsklassenzimmer.

„Wie fandest du die Stunde?“, fragte ich aus Mangel an einem anderen Thema. Schon oft war mir aufgefallen, dass ich kaum etwas über Hazel wusste und wir nur wenige Themen hatten, über die wir sprechen konnten.

Sie zuckte nur mit den Schultern und zog eine Grimasse. „Es hört sich unheimlich kompliziert und nach einer ganzen Menge Arbeit an, befürchte ich“, erklärte unglücklich. „Ich weiß noch gar nicht, wann ich mich um diese Hausaufgaben kümmern soll. Und wenn Professor McGonagall und die anderen Lehrer heute genauso viele Hausaufgaben aufgeben, dann komm ich diese Woche bestimmt zu gar nichts anderem mehr.“

Ich nickte. „In Verwandlung mach ich mir nicht viel Hoffnung auf einen einfachen Start. Aber Hagrid, Professor Sprout und Professor Sinistra lassen uns vielleicht ein bisschen Luft, bevor sie richtig in den Stoff starten.“

„Hoffentlich ...“

Wir waren vor dem Verwandlungsklassenzimmern angelangt und da wir noch beinahe eine halbe Stunde Zeit hatten, setzte ich mich auf eine der Fensterbänke, lehnte mich an das kühle Glas und schloss die Augen, während die Schüler aus Muggelkunde und Wahrsagen langsam eintrudelten. Hermine war immer noch nicht wieder aufgetaucht.

„Ich hoffe, Sie schlafen mir nicht schon in meiner ersten Stunde ein, Miss Carter“, holte mich die strenge Stimme von Professor McGonagall zurück ins hier und jetzt. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute geradewegs in die prüfenden Augen meiner Lehrerin. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Kann ich kurz mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Miss Carter?“ Und an die anderen gerichtet: „Die anderen gehen schon einmal ins Verwandlungszimmer drei und bereiten ihre Unterlagen vor!“

Ich sprang unterdessen vom Fensterbrett und strich meine Uniform glatt. Sobald alle Schüler vom Gang verschwunden waren, warf mir Professor McGonagall einen weiteren prüfenden Blick zu. „Professor Lupin hat mich gestern informiert, dass Sie gestern im Zug von einem der Dementoren angegriffen wurden.“ Ich seufzte und nickte. Natürlich wollte sie darüber reden. „Madam Pomfrey hätte sich gerne noch einmal ihrer Gesundheit versichert, aber ich denke, davon können wir für's erste absehen.“

„Danke, Professor.“

Sie verzog keine Miene, doch etwas in ihren Augen schien sich zu verfinstern. „Ich hoffe, sie sind sich darüber im Klaren, dass es zu weiteren vergleichbaren Angriffen durch Dementoren kommen kann. Leider zeichnen sich diese Geschöpfe nicht gerade durch ihren Scharfsinn aus. Sie müssen auf der Hut sein, Adriana. Aus diesem und aus vielen anderen Gründen.“ Sie seufzte. „Und was auch immer zwischen Ihnen und Remus Lupin vorgefallen ist … Sie sollten wissen, dass man ihm als Lehrer und als Zauberer sein vollstes Vertrauen schenken kann.“ Sie bedachte mich mit einem weiteren eindringlichen Blick. „Und zu guter letzt hoffe ich, dass ich Sie dieses Jahr wieder mit voller Aufmerksamkeit in meinem Fach erleben werde. Verwandlung ist ein essentielles Fach für beinahe jeden zukünftigen Karriereweg und Sie haben dafür eine sehr seltene Begabung. Es wäre eine Schande, wenn Sie sich das nicht zunutze machen würden.“ Die Schulglocke erklang und Professor McGonagall nickte. „Nun denn, ich glaube, das Thema dieser Stunde könnte Sie interessieren. Es geht um Animagi.“ Damit trat sie zur Tür und wartete, bis ich ihr voran ins Klassenzimmer getreten war.

Im Raum war es ungewohnt leise. Die meisten Schüler betrachteten eingehend die verkratzten Tischplatten oder schauten auf ihre Füße. Stirnrunzelnd setzte ich mich auf einen der letzten freien Plätze in der ersten Reihe, direkt neben Susan Bones und Megan Jones.

„Weißt du, was los ist?“, fragte Susan flüsternd und deutete mit der Hand nach hinten. „Die meisten haben seit sie vor dem Klassenzimmer angekommen sind kaum ein Wort gesagt!“

Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Sowohl Susan als auch Megan hatten mit mir Arithmantik gehabt, was bei den anderen im Unterricht geschehen war, wusste ich nicht.

„Nun denn, mit kurzer Verzögerung möchte auch ich Sie in einem neuen Schuljahr begrüßen“, erklärte Professor McGonagall nun mit angespanntem Lächeln und stellte sich hinter ihren Lehrertisch. „Um einen etwas lockereren Einstieg in dieses Jahr zu finden, möchte ich mit Ihnen, nun wo Sie offiziell ihre ersten Vorstöße in das Gebiet der fortgeschrittenen Verwandlungskunst machen werden, eine praktische und sehr komplizierte Anwendung des Ihnen bevorstehenenden Stoffes demonstrieren.“ Ihr Lächeln wurde etwas offener. „Animagi!“

Einige meiner Mitschüler wurden hellhörig und hoben den Kopf, die meisten zeigten jedoch kaum eine Reaktion.

„Zuerst sollten wir vielleicht klären, was Animagi überhaupt sind ...“ Ihr Blick wanderte durch die Klasse. „Ja, Miss Granger!“

Erstaunt wandte ich den Kopf und entdeckte Hermine in der letzten Reihe neben Ron und Harry. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie wieder aufgetaucht war.

„Animagi sind offiziell registrierte Zauberer und Hexen, die sich ohne weitere Zauberstabmagie in ein Tier verwandeln können, ohne dabei ihr menschliches Bewusstsein zu verlieren. Der Prozess verlangt umfassende Kenntnisse auf den Gebieten der Verwandlung und Zauberkunst und wird vom Ministerium streng kontrolliert, da es zu einer Vielzahl von Unfällen kommen kann.“

Professor McGonagall nickte wohlwollend. Scheinbar hatte Hermine das Lehrbuch fehlerfrei zitiert. „Ganz richtig, Miss Granger. Fünf Punkte für Gryffindor. Nun denn, Sie alle werden frühestens nach einem umfassenden UTZ-Kurs in Verwandlung in der Lage sein, eine solche Verwandlung durchzuführen – wenn überhaupt. In der Tat gibt es nur wenige Zauberer die die Verwandlung fehlerfrei durchführen können. Sollte sie schief gehen, kann es sein, dass sich die Betroffenen nicht ohne fremde Hilfe zurückverwandeln können oder sogar gänzlich das Bewusstsein der von ihnen angenommenen Tierform übernehmen. Viele große Zauberer haben sich nie davon erholt.“

Erstaunt lauschte ich ihren Ausführungen. Eridanus war ganz sicher nicht ein vom Ministerium registrierter Animagus und konnte mir nicht vorstellen, dass er Hilfe dabei gehabt hatte. Wenn man hinzunahm, dass er nicht einmal eine abgeschlossene Hogwartsausbildung gehabt hatte, war es schon eine ganz schöne Leistung, dass er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte. Nachdenklich hob ich die Hand.
„Ja, Miss Carter?“

„Ich hätte eine Frage, Professor. Wie wird die Form des Animagus bestimmt? Ist es eine bewusste Entscheidung des Zauberers?“

Professor McGonagall schüttelte den Kopf. „Eine sehr wichtige Frage, in der Tat ist es keine bewusste Entscheidung des Zauberers. Es ist mehr ein Spiegelbild seiner Persönlichkeit. Bis zu seiner ersten erfolgreichen Verwandlung weiß man nicht, welche Tierform man annehmen wird. Es gibt viele Ansetze, die verschiedene Persönlichkeitsmerkmale von Menschen und Tieren untersuchen, um die Form vorraussagen zu können. Ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass es viel zu viele Faktoren gibt, um sie alle mit einzubeziehen. Beantwortet das Ihre Frage, Miss Carter?“ Ich nickte. „Gut, dann vielleicht zum etwas erfreulicherem Teil dieser Stunde. Eine kleine praktische Demonstration!“

Sie trat vor ihren Tisch und verwandelte sich mit einem kaum hörbaren Plop in eine getigerte Katze mit auffälliger Musterung um die Augen herum. Ich war begeistert, doch nur ein Bruchteil meiner Klasse schien diese Einstellung zu teilen. Erstaunt schaute ich mich um, während sich Professor McGonagall mit einem irritierten Gesichtsausdruck zurückverwandelte.

„Sagt mal, was ist denn heute in euch gefahren?“, fragte sie unwirsch. „Nicht dass es mir was ausmachen würde, aber das ist die erste meiner Verwandlungen, bei der ich keinen Beifall von der Klasse bekomme.“

Eine Bewegung ging durch die Klasse und alle schauten plötzlich in Richtung von Harry, Ron und Hermine. McGonagall hob die Augenbrauen und Hermine räusperte sie schließlich. „Bitte, Professor, wir haben eben unsere erste Stunde Wahrsagen gehabt und wir haben Teeblätter gedeutet und -“

Verwirrt suchte ich Hermines Blick. Was auch immer gerade in sie gefahren war, ich war mir ganz sicher, dass sie mit mir und Hazel in Arithmantik gesessen hatte. Für Professor McGonagall schien jedoch plötzlich alles Sinn zu machen.

„Aah, natürlich.“ Ein unangenehmer Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Sie brauchen mir gar nichts weiter zu erklären, Miss Granger. Und, wer von Ihnen wird dieses Jahr sterben?“

Nun machte wirklich gar nichts mehr Sinn.

„Ich ...“

Ja natürlich. Wen konnte sowas eher treffen, als Harry Potter persönlich. Professor McGonagall schien davon nicht weiter beeindruckt zu sein. „Verstehe … dann sollten Sie wissen, Potter, dass Sybill Trelawney, seit sie an dieser Schule ist, Jahr für Jahr den Tod eines Schülers vorausgesagt hat. Keiner davon ist bislang gestorben.Todesomen zu sehen ist ihre bevorzugte Art, eine neue Klasse willkommen zu heißen.“ Sie warf mir einen kurzen Blick zu. „Sie können von Glück sagen, dass sie kein Verwandlung gewählt haben, Miss Carter, sonst hätte es womöglich auch noch Sie erwischt“, erklärte sie trocken. Ich musste unwillkürlich daran denken, was Professor Vector über Wahrsagen erzählt hatte.

„Ich spreche eigentlich nie schlecht über Kollegen, aber … Wahrsagen ist einer der ungenausten Zweige der Magie. Ich möchte Ihnen nicht verheimlichen, dass ich mich icht weiter damit abgebe.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Parvati und Lavender empörte Blicke wechselten. „Wahre Seher sind sehr selten, und Professor Trelawney ...“ Sie seufzte und durchquerte das Klassenzimmer, bis sie direkt vor Harry stehen blieb. „Sie scheinen mir bei bester Gesundheit zu sein, Potter, also werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihnen trotz allem Hausaufgaben gebe. Wenn Sie sterben, brauch Sie die Arbeit nicht abzugeben, das versichere ich Ihnen. Nun aber zurück zum Unterricht.“

Die trockenen Worte McGonagalls schienen die Stimmung in der Klasse etwas gelockert zu haben und so war das kollektive Stöhnen über die Menge an Hausaufgaben fast schon wieder in gewohnter Lautstärke. Ich legte mir stirnrunzelnd in Kopf zurecht, was ich nach nur zwei Fächern schon als Hausaufgaben aufhatte. Sowohl für Verwandlung als auch für Arithmantik hatte ich bis Mittwoch Zeit, allerdings würde ich wohl zumindest schon heute einen Teil der Aufgaben erledigen müssen, schließlich hatten wir morgen noch Zaubertränke und Geschichte der Zaubererei, und in beiden Fächern würden wir garantiert auch noch Hausaufgaben aufbekommen. Vielleicht würde es das beste sein, wenn ich mich nach dem Mittagessen schon einmal an die Recherche zu Agrippa setzen würde.

Gedankenverloren spazierte ich die Treppe hinunter zur Großen Halle, wo bereits Ginny, Lillia und die Zwillinge auf mich warteten.

„Und, heute schonmal im Unterricht eingeschlafen?“, fragte George zwinkernd.

Ich verzog das Gesicht. „Noch nicht, aber ich war bestimmt kurz davor. Ich hatte erst zwei Fächer und muss jetzt schon zwei Aufsätze schreiben, 9 Kapitel durchlesen und Informationen zu Agrippa suchen.“

„Gewöhn dich lieber daran“, erklärte Fred grinsend, während er mir Kartoffeln anbot. „Mit Professor Vector hast du dir wohl eine der ambitioniertesten Lehrererinnen gesucht.“

George schaute nachdenklich zur Arithmantik-Lehrerin am Lehrertisch hoch. „Dabei ist aber wohl auch aus ihrem Kurs noch nie jemand durch die ZAGs gefallen. Einfach weil ihr Unterrichtsstandard höher ist, als der des Ministeriums.“

Fred kicherte. „Dafür habe ich aber auch gehört, dass für gewöhnlich ein Drittel der Schüler im ersten Monat noch schnell in einen anderen Kurs wechselt.“ Er zwinkerte. „Wollen wir Wetten abschließen, wer bei euch durchhält und wer nicht?“

Grinsend lud ich mir noch etwas Gemüse und ein bisschen Soße auf den Teller. „Ich wette auf Paul Harker und Theodore Nott.“

„Wer ist Paul Harker?“, fragte Fred neugierig.

„Ein Mitschüler aus Hufflepuff, der heute mindestens dreimal genau das gefragt hat, was Professor Vector wenige Sekunden davor gerade erklärt hat.“

„Ich versteh trotzdem nicht, wieso du Arithmantik gewählt hast, es klingt unglaublich öde“, erklärte George mit vollem Mund.

Ich zuckte mit den Schultern. „Sagt der, der Wahrsagen gewählt hat. Der halbe Verwandlungskurs hat die Doppelstunde heute durchgeschwiegen, weil Professor Trelawney Harrys Tod vorausgesagt hat.“

George lachte bellend auf und schaute sich suchend nach Harry, Ron und Hermine um. „War klar, dass es ihn treffen würde! Die alte Trelawney wird ihren gesammten Unterrichtsplan an ihm aufgehängt haben. Hatte wahrscheinlich selten eine so plausible Story.“

Fred schüttelte nur den Kopf. „Damals bei uns hat sie Graham Montague den Tod vorausgesagt … du weißt schon, dieser haarige Slytherin-Jäger. Wir haben uns bei den Quidditchspielen immer größte Mühe gegeben, dieserer Wahrsagung gerecht zu werden, aber wir haben ihm bis jetzt nur einmal 'ne Rippe anknacksen können, glaub ich.“

„Die schauen ganz schön besorgt drein“, stellte George fest. „Die glauben doch nicht etwa den Stuss, den die Frau da fabriziert hat?“

Ich zuckte wieder mit den Schultern und konzentrierte mich auf mein Essen. „Eigentlich hat uns Professor McGonagall gerade groß und breit ihre Meinung zu dem Thema erläutert“, erklärte ich grinsend.

„Da wäre ich gerne dabei gewesen“, stellte Ginny grinsend fest. „Ich glaube, ich nehme auch Wahrsagen nächstes Jahr … scheint wirklich lustig zu sein.“

„Also wenn bei uns die Stammesälteste eine Prophezeihung ausspricht, dann nehmen wir die schon ernst“, erklärte Lillia mit gerunzelter Stirn, scheinbar hin- und hergerissen zwischen unserem unbesorgten Verhalten und den alten Wassermenschen-Traditionen.

„Jaaa“, erklärte Fred gedehnt. „Aber die weiß vielleicht auch was sie macht. Professor Trelawney einzige Qualifikation ist, dass sie eine berühmte Seherin in der Familie hat und dass sie sich sehr fantasievolle Geschichten ausdenken kann.“

„Wenn ihr meint ...“ Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Essen zu. „Also, was macht man in Arithmantik so?“, fragte sie an mich gerichtet.
„Das erste Jahr lernt man wohl nur Grundlagen“, erklärte ich, während ich mir etwas Nachtisch auftat. „Aber ich glaube, es wird wirklich interessant, wenn wir die erstmal drauf haben. Eigentlich geht es darum Zusammenhänge zwischen Zahlen, magischen Strömungen und der Zukunft zu finden … frag mich nochmal in ein paar Monaten, vielleicht habe ich dann selbst verstand, was ich hier gerade vor mich hin rede.“ Grinsend zog ich eine Schüssel Pudding heran. „Was habt ihr jetzt?“

Lillia warf einen Blick auf ihren Stundenplan. „Verteidigung gegen die dunklen Künste …, mal schauen, wie das so wird.“

Fred und George wechselten einen verdrossenen Blick. „Wahrsagen … wir können sie ja mal fragen, ob das mit Montagues Tod endlich mal was wird. Wie sieht's bei dir aus?“

„Ich warf einen Blick auf den Stundenplan in meiner Tasche. „Pflege magischer Geschöpfe bei Hagrid. Wenn ich nicht wiederkomme, dann wurde ich von meinem Monsterbuch aufgefressen!“

Ginny verdrehte die Augen. „Ihr übertreibt völlig. Wenn ich schon Pflege magischer Geschöpfe haben könnte ...“ Sie seufzte und ich stand auf.

„Musst du schon los?“, fragte George erstaunt und warf einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich will bloß noch schnell in die Bibliothek und schauen, dass ich an ein Buch über Agrippa rankomme, bevor die anderen aus dem Kurs sich alle gekrallt haben.“

„Ein Wettrennen der Arithmantik-Streber“, stellte er zwinkernd fest und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Dann renn mal lieber.“

Seufzend verließ ich die Große Halle und machte mich auf den Weg zum Nordturm. Die Bücherei war zumindest eine gute Ausrede dafür, sich ein Buch zu suchen und den Rest der Zeit in irgendeiner versteckten Niesche zu verschlafen.

Wie ich gehofft hatte, war außer der Bibliothekarin kaum jemand zwischen den staubigen Bücherregalen unterwegs. Vielleicht hatte ich ja tatsächlich Glück. Nun blieb nur noch die Frage, wo man am besten nach Agrippa suchen sollte. Zur Auswahl standen unter anderem die Abteilungen 'Zaubereigeschichte', 'Biographien magischer Persönlichkeiten' und 'Arithmantik und Numerologie'. Ich entschied mich kurzerhand für die Biographien und verschwand zwischen den riesigen Bücherregalen.

„Adriana!“

Erschrocken fuhr ich herum, wobei mir 'Agrippa – Fürchterliches Gesicht, großartige Persönlichkeit' mit schmerzhafter Wucht auf dem Zeh landete. Lässig an eines der Regal gelehnt und in zerschlissene Roben gekleidet stand Remus Lupin. Er stellte seine Bücher hastig auf einem freien Regalbrett auf und hob das zerknitterte Buch vom Boden auf, bevor Madam Pince davon Wind bekommen konnte. Er betrachtete mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Auch er sah aus, als hätte er viel zu wenig Schlaf gehabt.

„Gut das ich dich treffe. Ich wollte vor unserer Stunde später nocheinmal mit dir sprechen.“

Nervös schaute ich mich um, als hoffte ich, dass sich irgendwo eine Hintertür auftun würde, durch die ich flüchten konnte. „Naja … eigentlich habe ich gleich Unterricht“, merkte ich vorsichtig an, doch er winkte nur ab.

„Welches Fach?“

„Pflege magischer Geschöpfe?“ Auch ich warf nun einen Blick auf meine Uhr, mir blieb noch eine gute Viertelstunde …

„Oh, Rubeus wird ganz sicher ein Auge zudrücken.“ Er drehte sich um und gestikulierte in Richtung Ausgang, während er der misstrauischen Madam Pince die Bücher – meines mitinbegriffen – in die Hand drückte. „Ich fürchte, das hier ist wichtiger und ich würde es gerne so bald wie möglich erledigt wissen. Vielen Dank ...“ Er nahm den Bücherstapel. „Am besten gehen wir in mein Büro. Da können wir in Ruhe reden. Es sollte auf keinen Fall länger als eine Stunde dauern.“

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hmmm ... kein weiterer Kommentar ... Für neun Monate kann nicht einmal ich mir eine Ausrede ausdenken, die sich in wenigen Sätzen zusammenfassen ließe ...

Wird in nächster Zeit wieder öfter was kommen? -> Ich gehe stark davon aus. Das nächste Kapitel ist auf jeden Fall schon in Arbeit, damit der Cliffhanger hier nicht Ewig bestehen bleibt ... (hat ja beim letzten Kapitel auch super geklappt).

Bis bald (!!!!), eure magicstarlight

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