Was wirklich zählt

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 Was wirklich zählt

Die Wochen nach dem verpatzten Quidditchspiel waren eine Zeit des Elends. Die Gryffindors waren deprimiert und nicht so laut wie sonst. Die Slytherins feierten hämisch ihre Ausweichstrategie. Die Hufflepuffs schauten beinahe schuldbewusst drein, als wären sie Schuld an der Ungerechtigkeit und die Ravenclaws waren die einzig unbeteiligten und versuchten verzweifelt unparteiisch zu bleiben.

Harry und George konnten am Dienstag wieder den Krankenflügel verlassen, auch wenn Georges Gesicht immer noch etwas unförmig war. Trotzdem kam er schon am nächsten Freitag wieder mit zum Duellierclub, wo Jason Samuels sich mit hochrotem Gesicht mindestens fünfmal bei ihm und zweimal ausversehen bei Fred entschuldigte.

Der Duellierclub war in den kommenden Wochen sowieso der einzige Weg, auf dem ich meine Sorgen und düsteren Gedanken in Form von geradezu aggressiven Duellen herauslassen konnte. Es war ein Ventil geworden, ohne welches ich innerlich zu Platzen drohte und es machte Spaß, auch oder gerade weil es anstrengend war und mich von anderen Dingen ablenken konnte.

Neben den offensichtlichen Bedrohungen gab es nämlich noch etwas, das zunehmend beschäftigte. Es war zwei Wochen nach dem Spiel, als meine Eule Sedá überraschend mit den anderen Schuleulen beim Frühstück vor mir auf dem Tisch landete. Sie hatte mir einen Brief von Dora mitgebracht und legte fragend den Kopf schief, als ich sie überrascht anstarrte.

„Was macht du den hier?“, fragte ich nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte und öffnete das kleine Band, mit dem der Brief fixiert worden war. Seit dem Tod meiner Mutter hatte ich kaum noch Briefe verschickt und meine arme Schleiereule musste sich beinahe zu Tode gelangweilt haben. Ich bot ihr – als kleines Versöhnungsgeschenk – mein Müsli an, während ich mit gerunzelter Stirn den Brief entrollte und las.

Liebe Adriana,

ich hoffe es geht dir gut. Ich hätte dir sehr gerne schon früher geschrieben, erst Recht nach dem, was Halloween bei euch an der Schule passiert ist, aber hier im Ministerium ist natürlich gerade die Hölle los und ich mache eigentlich täglich Überstunden. Ich würde dir auch gerne ein paar gute Neuigkeiten schreiben, aber leider gibt es in letzter Zeit nur sehr selten gute Nachrichten.

Leider wissen wir immer noch nicht, wo Black ist. Meine Kollegen und ich haben das Gelände und die Muggelstädte um Hogwarts bestimmt ein Dutzend mal durchsucht, aber es scheint als wäre er vom Erdboden verschwunden. Seitdem er in Dufftown gesichtet wurde, scheint er vorsichtiger zu sein. Manchmal denke ich, er hat selbst das nur inszeniert, um uns an der Nase herumzuführen.

Doch zu allem Überfluss habe ich noch schlechtere Nachrichten für dich, denn ich muss dich warnen. Fudge und seinen Pressesprechern gehen langsam die Ideen aus. Man kann förmlich spüren, wie sie nach neuen Schlagzeilen suchen, koste es was es wolle. Und Kingsley befürchtet, dass es dich treffen könnte, wenn wir Black nicht bald finden können. Der Tagesprophet würde sich auf eine Neuigkeit wie diese natürlich sofort stürzen. Die sind sich schließlich für nichts zu schade. Natürlich werden wir hier alles tun, um die Behörden von deiner Unschuld zu überzeugen, jeder mit einem letzten Bisschen Grips weiß, dass eine dreizehnjährige Schülerin nicht einfach so einen Massenmörder an den Sicherheitsvorkehrungen des Schlosses vorbei schleusen könnte. Aber die Führungsebenen des Zaubereiministeriums haben es an sich, in verzweifelten Situationen absolut kopflos zu handeln.

Schwarz wie die Nacht: Vater (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now