Der erste Todestag

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Der erste Todestag

In den nächsten Tagen und Wochen blieb der Angriff von Sirius Black auf die Fette Dame das Gesprächsthema Nummer eins und ich hätte mich am liebsten verkrochen, so sehr störte es mich, dass immer neue Theorien über das Vorkommnis in Umlauf gebracht wurden. Jeden Morgen hoffte ich, dass sich die ganze Geschichte endlich erledigt hätte und die Leute neue Themen fanden, über die sie reden konnten, doch es nahm und nahm kein Ende.

Immer wieder schauten mich die Lehrer seltsam an und warfen mir mitleidige Blicke zu, wenn ich im Unterricht nicht ganz bei der Sache war. Zum ersten Mal seit langem wurde mein Grundsatz, nicht noch einmal den Anschluss im Unterrichtsstoff zu verlieren, hart auf die Probe gesetzt. Doch ich hielt eisern daran fest und besuchte am Tag nach dem Angriff brav das Treffen des Duellierclubs, auch wenn mir so gar nicht danach zu mute war.

Was mir besonders zu schaffen machte, waren die Blicke von Harry, die nun noch öfter auf mir ruhten. Immer wieder fragte ich mich, was er wohl dachte, aber seine Blicke blieben unergründlich. Vielleicht dachte er, dass ich meinem Vater irgendwie ins Schloss geholfen hatte … wie auch immer … aber selbst er konnte nicht bestreiten, dass ich während des gesamten Fests am Gryffindortisch gesessen hatte. Und die Zeit davor hatte ich mit Ginny und Lillia verbracht. Doch er sprach mich nie darauf an und so rechtfertigte ich mich nur in meinen eigenen Gedanken. Selbst Hermine musste mittlerweile zugeben, dass Harry die Information über meine Familienverhältnisse wohl doch nicht so gut aufgenommen hatte.

„Ich hätte wirklich gerne mit ihm darüber noch einmal in aller Ruhe gesprochen“, erklärte sie mir eines Abends im Schlafsaal mit schuldbewusster Miene. „Aber Ron ist gerade eingeschnappt, weil Krummbein seine komische Ratte jagen wollte und da halte ich lieber Abstand. Aber wenn sich eine Gelegenheit auftut, spreche ich mit ihm, versprochen!“

Ich winkte nur ab und ließ mich rückwärts in die Kissen fallen, während Krummbein um meine Beine strich.

„Ist schon gut Hermine, ich glaube nicht, dass das was bringt. Ich komm schon klar. Außerdem ist es ja nicht deine Schuld, dass er davon erfahren hat.“

Sie schaute betreten drein, während sie versuchte, ihre buschigen Haare mit ihrer Haarbürste zu bändigen. „Ich kann ihn wirklich nicht verstehen. Letztes Jahr hat er noch am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man nur wegen irgendwelcher oberflächlichen Sachen beurteilt wird und jetzt macht er es selbst.“
Ich zuckte nur lustlos mit den Schultern, während der Kater neben mir aufs Bett sprang und ohne groß von mir Notiz zu nehmen über eines meiner Beine hinweg stieg. „Solang er es nicht an die große Glocke hängt, kann er mir ruhig schiefe Blicke zuwerfen.“

Hermine nickte und warf die Haarbürste mit einem Seufzer auf ihr Bett. „Darum brauchst du dir keine Gedanken machen.“ Sie faltete ihren Umhang zusammen und warf ihn über eine Stuhllehne. „Wie läuft es eigentlich beim Quidditch? Ihr seht ja wirklich immer fürchterlich aus, wenn ihr vom Training zurückkommt. Kann das Spiel überhaupt stattfinden, wenn das Wetter so schlecht ist?“

„Ich glaube, da müsste es noch weitaus schlimmer sein“, erwiderte ich grinsend. „Außerdem wäre dann all unser Schlecht-Wetter-Training umsonst gewesen. Und Wood wäre sooo enttäuscht!“ Krummbein schlich langsam an meiner rechten Seite entlang, bis er mir plötzlich direkt in die Augen blickte. Ich starrte zurück und verharrte einige Sekunden, ehe ich ihn grinsend zur Seite schob. „Hermine, manchmal ist mir dein Kater ja ein bisschen unheimlich.“

Schwarz wie die Nacht: Vater (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now