Weltenwanderer

By alienor

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Ein altes Erbe. Eine fremde Welt. Eine Prophezeiung. Liebe. Hass. Licht. Dunkelheit. Freundschaft. Verrat. Ge... More

Am Anbeginn der Zeit...
Kapitel 01: Träume*
Kapitel 2: Neue Erkenntnisse
Kapitel 3: Vision
Kapitel 4: Rückkehr
Kapitel 5: Tikva
Kapitel 6: In den Bergen
Kapitel 7: Freundschaft
Kapitel 8: Auf dem Markt
Kapitel 9: Die dritte im Bunde
Kapitel 10: Terror und Tais
Kapitel 11.1: Gefahr
Kapitel 11.2: Man sieht sich immer zweimal im Leben*
Kapitel 12: Feuerkind
Kapitel 13: Fragen über Fragen*
Kapitel 14: Unerwartete Begegnungen
Kapitel 15: Verführung
Kapitel 16: Prüfungen
Kapitel 17: Die Göttin Saiga
Kapitel 18: Lehrer und Schülerin
Kapitel 19: Mistralia
Kapitel 20: Wiedersehen
Kapitel 21: Kampf um Sylon
Kapitel 22: Gegen die Soldaten
Kapitel 23: Getrennt
Kapitel 24: Unterwegs
Kapitel 25: Erins Prophezeiung
Kapitel 26: Weglaufen
Kapitel 27: Aufruf zur Rebellion
Kapitel 28: Ausbruch
Kapitel 29: Saya und Jevan
Kapitel 30: Glück und Unglück
Kapitel 31: Zurück in Tais
Kapitel 32: Vorbereitungen
Kapitel 33.1: Die Hinrichtung
Kapitel 33.2: In den Palast hinein
Kapitel 34: Die Geheimnisse von Andion
Kapitel 35: Im Nest des Geiers
Kapitel 36: Der schwarze Prinz
Kapitel 37: Erkenntnis
Kapitel 38: Warten
Kapitel 40: Der goldene Drache
Kapitel 41: Feuer
Kapitel 42: Ailas Opfer
Kapitel 43: Es beginnt
Kapitel 44: Rache, Macht und Notwehr
Kapitel 45: Aufeinandertreffen
Kapitel 46: Illusion und Realität
Kapitel 47: Vorbei
Kapitel 48: Niemals
Danksagung & Infokapitel
Epilog
Bonuskapitel: Elemente

Kapitel 39: Der Schachzug der Schwarzen Königin

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By alienor

Kapitel 39: Der Schachzug der Schwarzen Königin

 

Zufrieden kehrte Veara in ihre luxuriösen Gemächer in der obersten Etage Andions zurück. Die Feier zu Ehren ihres Sohnes war ein voller Erfolg gewesen. Eridanus würde sich schon an seine Rolle gewöhnen, noch war Zeit ihn geradezubiegen. Zeit die sie bei Piya verschenkt hatte.

Sie hatte gesehen wie sein Blick immer wieder suchend über die Menge geglitten war. Sie wusste genau von seiner Verbindung zu der jungen Mistralia, sie kannte auch die anderen drei. Auch wenn es nun mehr drei waren, denn zumindest eine hatten ihre Gefolgsleute gefangen genommen. Sie kannte den Schmerz den ihr Sohn empfinden musste, sie hatte ihn ja selbst erlebt. Es war eine notwendige Erfahrung, die sie am Ende zu dem gemacht hatte was sie heute war. Sonst wäre sie heute nicht hier, hätte nicht diese Macht über Junis.

Sie setzte sich auf ein Sofa und winkte einen Diener herbei. Eilfertig kam ein junger Bursche an und verbeugte sich tief vor ihr. „Bringt mir meine Seherschale“, befahl sie.

Sofort nickte der Diener und beeilte sich so schnell wie möglich ihren Auftrag auszuführen. Die Königin ließ man besser nicht warten. Keine zwei Minuten kam der Diener wieder, zusammen mit einem älteren Mann. Der Diener hielt eine große goldene Schüssel, die über und über mit fremdartigen Runen verziert in den Händen, während der andere eine goldenen Karaffe trug. Die Schüssel wurde auf einem kleinen Tisch vor dem Sofa platziert, dann goss der Diener eine rote Flüssigkeit hinein, während die Luft von einem metallischen Duft erfüllt wurde.

Ungeduldig scheuchte Veara die Diener mit einer Handbewegung fort, dann beugte sie sich über die Schüssel. Die rote Flüssigkeit lag still da in dem Schimmer der Kerzen die rundherum das Zimmer erleuchteten. Veara wisperte fremdartige Worte, die noch vom Anbeginn von Junis stammten. Sie wurden schon lange nicht mehr benutzt, in ihnen lag zuviel dunkle Macht.

Kleine Wellen entstanden auf der Oberfläche, bis sich endlich ein Bild zeigte und der Königin, dass zeigte was sie sehen wollte. Ein Zelt in dessen Mitte ein mit Karten bedeckter Tisch stand. Rundherum eine Ansammlung von Menschen, Ingelus und einem Zentaur. Sie schienen in eine hitzige Diskussion verstrickt zu sein. Zentrale Person war eine junge Frau mit goldenen Augen und schwarzem Haar, eine der Mistralia und Leonidin. Sie sprachen gerade über ihre Pläne. Rubens Verrat hatte alles durcheinander gebracht.

Veara lächelte fein. Dann murmelte sie ein paar weiter Worte und endlich konnte sie hören was gesagt wurde. Sie konnten sich nicht einigen. Immer wieder entstand Streit zwischen den Rebellen. Das war gut, es würde einen Vorteil für Vearas Seite sein. Sie hörte so lange zu bis sie sich endlich auf eine Strategie geeinigt hatten. Sie wusste nun genug um den Rebellen zuvor zu kommen.

Veara ließ ihre Sicht zu den anderen Mistralia wandern, zwei lagen in ihren Betten und schienen in aller Seelenruhe zu schlafen, während die Ingelus anscheinend doch entwischt war. Veara seufzte leise. Manchmal hatte sie das Gefühl all ihre Untergebenen waren inkompetent, aber darum würde sie sich kümmern wenn die Mistralia erledigt waren.

Aber nun war es Zeit für ihren eigenen Plan. Die Mistralia und ihre jämmerlichen Verbündeten würden nicht wissen was sie erwartete. Sie würden nichtsahnend in ihre Falle tappen.

 ***

 Erin ging voraus und öffnete den Geheimgang. Eine nach der anderen trat in den dämmrigen Gang, dann fiel die Tür hinter ihnen zu. Schweigend machten sie sich auf ihren Weg zum Thronsaal, man hörte ihre Schritte und das leise Klirren der Waffen. Vor allem Saya und Tikva waren bis an die Zähne bewaffnet, selbst Aila trug Waffen.

Ohne Schwierigkeiten kamen sie am Ende des Ganges an, wo Erin wieder die Tür öffnete. Im Palast übernahm Saya die Führung, sie kannte sich dort am besten aus, obwohl sie nur ein paar Jahre dort gelebt hatte. Noch immer sprachen sie kein Wort, es bestand auch kein Anlass dazu. All ihre Gedanken waren auf ihre Aufgabe gerichtet, die vor ihnen lag.

Auf ihrem Weg durch die Gänge des Palastes begegneten ihnen keinerlei Wachen. Es lag sowieso eine erstaunliche Stille über dem gigantischen Gebäude. „Findet ihr es nicht auch ein bisschen zu still hier?“, fragte Erin flüsternd, es klang dennoch laut in ihren Ohren.

Tikva nickte. „Es müsste mehr los sein.“ Sie ließ ihren Blick vorsichtig durch den Flur wandern, als könnte sie so den Grund für die Stille erkennen.

„Vielleicht sollten wir auch einfach dankbar sein, dass wir so gut durchkommen“, erwiderte Aila

„Es ist etwas faul hier“, antwortete Saya. „Aber wir haben keine Zeit um groß zu überlegen warum. Wenn wir jetzt nach dem Grund suchen kommen wir nie an.“

„Was ist wenn die Soldaten schon alle auf dem Feld sind?“, überlegte Tikva.

„Solange sind wir noch nicht hier“, widersprach Erin. „So schnell geht das nicht, oder?“ Sie sah Saya fragend an.

„Nein“, stimmte Saya Erin zu. „Aber wir müssen weiter.“ Aus ihrer Stimme sprach die Dringlichkeit.

„Was ist wenn wir direkt in eine Falle laufen?“, gab Tikva besorgt zu Bedenken. „Sie wollen uns in Sicherheit wiegen und schlagen dann zu.“

Saya zuckte mit den Schultern. „Wir befinden uns in einer gigantischen Falle. Das ist das Nest des Geiers, wir könnten jederzeit angegriffen werden. Und selbst wenn im Thronsaal die kompletten Truppen warten, was ich im Übrigen nicht glaube, ist es egal ob wir dort gegen sie kämpfen oder wo anders. Klar wäre es mir lieber wenn wir nur Veara gegenüber stehen würden, aber kämpfen tun wir so oder so.“

„Dann gehen wir weiter.“ Erin sah zu Tikva und Aila, die als Antwort nickten. Und so setzten sich die vier wieder in Bewegung. Erin war zwar nicht ganz wohl dabei, aber Saya hatte Recht. Ganz Andion war eigentlich eine Falle für sie. Wo sie kämpften war letzten Endes egal.

Endlich kamen sie an den großen Türen zum Thronsaal an. Erin und Tikva stemmten sich dagegen und mit einem leisen Quietschen schwangen die Türen auf und gaben den Blick auf den leeren Saal frei. Ohne die ganzen Menschen sah er noch größer aus als er schon war. Am anderen Ende standen die beiden Throne, doch dieses Mal waren sie leer.

Die vier traten vorsichtig hinein, als aus den Schatten plötzlich eine einsame Figur trat. Es war Sarai, das Küchenmädchen, dass Aila geholfen hatte. Aila lief zu ihr, die anderen folgten ihr auf dem Fuße. Tränenspuren zogen sich über das Gesicht, während Sarais ganzer Körper zitterte.

„Geht so schnell wie möglich“, flehte Sarai sie an.

Aila griff beruhigend nach Sarais Händen. „Alles wird gut.“

„Sarai, du musst uns helfen, ja?“, unterbrach Saya Aila. „Wo ist Veara? Ist sie noch oben in ihrem Gemächern? Wo sind die Soldaten hin?“

Sarai schluchzte laut auf. „Ihr müsst gehen.“ Plötzlich rann ein Schauer durch ihren Körper und abrupt hörte das Schluchzen auf. „Ich habe eine Nachricht für euch.“

„Von wem ist die Nachricht?“, fragte Erin. Sie runzelte die Stirn. Das Mädchen verhielt sich seltsam. Warum sollten sie gehen?

„Ihr wisst von wem sie ist.“ Sarai richtete ihren stechenden Blick auf die Mädchen. „Ich soll euch sagen, dass ihr euch zu weit gewagt habt. Ihr werdet über den Rand des Nestes fallen. Ihr werdet- Mit einem Mal griff sich Sarai an den Kopf und krümmte sich zusammen. „Nein, nein, nein. Ihr müsst gehen. Sie hat mich gezwungen. Ich konnte nicht anders. Sie hat meinen Sohn.“

Saya packte Sarai an den Schultern und zwang sie sie anzusehen. „Hör mir gut zu! Wir bringen dich hier raus, du musst uns nur sagen was du weißt! Hast du mich verstanden?“

Sarais Körper begann so heftig zu zittern, dass Saya sie wieder loslassen musste. „Ihr werdet fallen.“ Ihre Stimme wurde eiskalt. „Fallen, fallen, fallen.“ Ihre Worte hallten in der großen Halle wieder.

Plötzlich mischte sich unter das Echo noch ein anderes Geräusch. Ein leises Knacken war zu hören, es schien aus mehreren Ecken gleichzeitig zu kommen. Feiner Staub rieselte von der Decke herab auf die die fünf.

Erin sah nach oben und erkannte, dass sich Risse durch die steinerne Decke zogen. „Es ist die Decke“, rief sie. „Sie stürzt ein.“

„Raus hier“ brüllten Saya und Tikva, während das Knacken immer lauter wurde. Schneller als eine jede von ihnen gedacht hatte, lösten sich die ersten Brocken von der Decke und schlugen mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf dem Boden auf. Splitter flogen umher, während feiner Staub wie Nebel in der Luft hing.

Erin, Saya und Tikva rannten auf die Tür zu, während Aila nach Sarais Hand griff und sie hinter sich herzog. Sarai zitterte aber immer noch und schien weiter gegen die Macht anzukämpfen die sie besaß, so dass sie kaum noch in der Lage war zu laufen. Aila und Sarai kamen nicht schnell genug voran.

Die anderen drei tauschten einen Blick und stürmten zurück zu Aila. Immer mehr Teile der Decke stürzten ein und drohten sie unter sich zu begraben. Erin wurde von mehreren Steinsplittern getroffen.

„Lass sie los“, forderte Saya gnadenlos. „Sie steht zu sehr unter Vearas Macht, du kannst nichts mehr für sie tun.“

Aila schüttelte den Kopf. „Ich kann sie nicht sterben lassen.“

„Bei Saiga!“, fluchte Saya. „Wir sterben alle!“

„Bitte Aila“, bat Tikva sie. „Es ist hoffnungslos.“ Sie sah immer wieder besorgt zu der Decke, von der nicht mehr viel übrig war. Ein Beben zog sich durch den Boden als ein besonders großer Brocken fiel. „Wir müssen hier raus!“

Und mit einem Mal geschah alles ganz schnell. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte als die letzten Reste der Decke in sich zusammen brachen und fielen, ein weiteres Beben warf sie alle auf den Boden. Sarai riss sich mit einem lauten Schrei aus Ailas Griff und verschwand in den Staubschwaden und den Trümmern. Erin hielt Aila fest, damit auch sie nicht verloren ging. Krachend riss der Boden auf und mit einem Mal fiel Erin. Erschrocken schrie sie auf und versuchte sich irgendwo festzuhalten, doch ohne Erfolg. Keuchend schlug sie auf dem Boden der Spalte auf, während sie sich donnernd verschloss als ein Brocken dorthin fiel wo sie noch ein paar Minuten vorher noch gestanden hatte.

Unter dem Boden der Halle war ein Hohlraum entstanden, der allerdings stockdunkel war. Vorsichtig rappelte sich Erin wieder auf. Ihre Rippen schmerzten vom Aufprall und sie würde sicher zahlreiche blaue Flecken haben, aber sonst ging es ihr gut. Die Frage war nur: wo waren die anderen?

„Aila? Tikva? Saya?“, rief sie in die Dunkelheit hinein.

„Hier“, gab Saya als Antwort. „Du brauchst nicht so zu brüllen.“ Man hörte ein leises Fauchen, dann erhellte eine kleine Flamme die Spalte.

„Ich bin auch hier“, meldete sich auch Tikva jetzt. Sie trat in den kleinen Lichtschein.

Erin sah sich um. Der Hohlraum war größer als sie gedacht hatte, fast schon so groß wie ein Raum. Die Wände bestanden aus rohem Fels, er trug immer noch schroffe Kanten und der Boden war rau und uneben. Die Decke, falls man sie so nennen konnte, bestand ebenfalls aus Fels. Einer der Brocken die von der Decke gestürzt waren, wie Erin vermutete.

„Wie sind wir hier hinein gekommen?“, fragte Tikva, während sie versuchte sich den Staub aus dem Gesicht zu wischen. Sie trug eine lange Wunde, die sich quer über ihr Gesicht zog. Auch Saya hatte ein paar Schnittwunden, aber sonst schien keine von ihnen ernsthaft verletzt zu sein.

„Die wichtigere Frage ist doch, wo Aila ist“, erwiderte Erin und sah sich suchend um. „Kannst du das Licht größer machen?“

Saya nickte und schon erstrahlte die Flamme heller, so dass sie auch die Ecken erreichte. Aila lag zusammengesackt gegen eine der Wände gelehnt. Die drei eilten zu ihr hin und knieten sich daneben. Vorsichtig hob Erin Ailas Kopf an. Die junge Heilerin schien bewusstlos zu sein. Sanft versuchte Erin sie wieder aufzuwecken.

Langsam öffnete Aila ihre Augen wieder. „Alles gut. Mir geht es gut.“

Erin sah sie zweifelnd an. Aila hatte es von ihnen am schlimmsten erwischt, wenn sie sogar bewusstlos gewesen war. „Bist du dir da sicher?“

Aila schaffte ein schwaches Lächeln. „Sicher, ich bin ja Heilerin. Gebt mir ein paar Minuten, dann können wir weiter.“

„Wie sind wir überhaupt hinein gekommen?“, wiederholte Tikva ihre Frage von vorhin.

„Ich hab die Erde geöffnet damit wir nicht erschlagen werden“, erklärte Aila leise. „Ist Sarai auch hier?“

„Es tut mir Leid, Aila“, erwiderte Saya. „Sarai ist tot.“ Das Küchenmädchen konnte den Einsturz nicht überlebt haben. Sie hätten es auch nicht, wenn Aila sie nicht gerettet hätte.

„Du hast uns gerettet, Aila“, fügte Erin dankbar hinzu.

„Wir stehen in deiner Schuld“, sagte Saya.

„Nicht der Rede wert“, winkte Aila ab. „Das hätte jede von uns getan.“

„Aber nicht jede von uns hätte uns in dieser Situation retten können“, widersprach Tikva ernsthaft. „Ich kümmere mich darum, dass wir hier wieder herauskommen.“ Sie stand auf und flog zur Decke. Sie streckte ihre Hand aus und knirschend setzten sich die Steine in Bewegung.

Währenddessen kümmerte sich Aila um die Wunden, die sie alle davon getragen hatten. Wie durch ein Wunder war keiner von ihnen schwer verletzt worden. Sie hatten unglaubliches Glück gehabt und Aila.

„Was meint ihr wo Veara jetzt ist?“, fragte Erin.

„Sie könnte überall sein.“ Saya zuckte mit den Schultern. „Im Palast ist sie allerdings wahrscheinlich nicht mehr. Bestimmt ist mehr als nur der Thronsaal kaputt gegangen. Wenn wir Pech haben ist sie am anderen Ende von Junis.“

„So weit reicht ihre Macht nicht“, widersprach Aila. „Die Decke ist auf magischen Weg zum Einsturz gebracht worden. Sie kann nicht so weit weg sein.“

„Dann ist sie noch irgendwo in Tais“, folgerte Erin. „Oder auf dem Weg zum Schlachtfeld. Was wir nicht hoffen wollen.“

„Ich bin durch“, rief Tikva als ein breiter Strahl Licht den Hohlraum füllte. „Wir können hier raus.“ Sie landete wieder auf dem Boden. Ein Schauder lief durch ihren Körper. „Mir war es entschieden zu eng hier. Erinnerte mich zu sehr an die Zelle.“

Erin half Aila aufzustehen. „Bist du sicher, dass du weiter kannst?“

„Meine Magie hat mich geheilt“, sagte Aila. „Außerdem war ich nicht so schwer verletzt.“ Dennoch war sie unter dem ganzen Staub und Blut immer noch recht blass im Gesicht.

„Erin, Aila, ich kann euch hier raus fliegen“, bot Tikva an. „Saya, du musst selber fliegen.“

Saya nickte. „Natürlich. Ich gehe als Letzte.“

Tikva stellte sich hinter Aila und griff unter ihre Achseln, dann flog sie Aila die paar Meter nach draußen. Die gleiche Prozedur wiederholte sie auch mit Erin. Saya folgte ihnen als Falke nach draußen. Sie standen auf einem großen Trümmerfeld, nur an einem Ende standen nur noch die Türen und einige Überreste der Wände. Das erklärte auch warum niemand mehr im Palast gewesen war.

Saya leitete sie über das Trümmerfeld hinweg zu der großen Terrasse, die sich an den Thronsaal anschloss. Sie kamen nur langsam voran, denn über die meisten Trümmer mussten sie rüber klettern und immer wieder rutschten sie ab. Erin war erleichtert als sie endlich auf der Terrasse ankamen und das Trümmerfeld hinter ihnen lag. Von der Terrasse aus konnten sie ganz Tais überblicken.

„Wie sollen wir jetzt Veara wiederfinden?“, fragte Aila und sah die anderen ratlos an.

„Wenn ich ehrlich bin habe ich überhaupt keine Ahnung“, gab Saya zu und ließ sich auf den Boden fallen. „Es ist alles so schief gelaufen.“

Tikva setzte sich neben sie. „Es war alles eine Falle. Sarai hat uns noch versucht zu warnen-" Ihre Stimme lief ins Leere.

Erin schmiss müde ihre Tasche auf den Boden, als ein Klimpern ertönte. Plötzlich erhellte sich ihr Blick. „Ich hab eine Idee wie wir sie finden können.“ Hastig durchwühlte sie ihre Tasche und zog ihren Spiegel hervor.

 ***

Die Nebel hatten sich zum ersten Mal seit Tagen gelöst und ein jeder Rebell stand bereit. Der Wind strich ihnen sanft über die Gesichter um dann wieder zu verschwinden. Sie teilten sich in ihren Einheiten auf, einmal die Rebellen von Sylon und die Orakel, angeführt von Jiral und Leu, dann die Lynx aus Alasde und Teoras, angeführt von Fira und Queratan, und zum Schluss die Lynx aus Tais, die Diebe und die Zentauren, angeführt von Nan, Rak und Saro.

Ein paar Minuten schossen in der Ferne Flammen hervor. Das war das Signal, dass alles beginnen würde. Langsam setzten sich alle Einheiten in Bewegung und rückten weiter in Richtung von Tais. Die Spione der Gestaltwandler erhoben sich in die Luft und kreisten über den Kämpfern, sie würden jede Bewegung aus Tais melden.

Anfangs wurde noch leise gesprochen, doch auch diese Gespräche verstummten irgendwann einmal. Die sieben Anführer standen an der Spitze, äußerlich ein Bild der Ruhe, doch wenn man genau hinsah, schlich sich auf so manche Gesichter Unruhe und Sorge. Es hätte schon längst etwas passieren sollen. Es hätte irgendeine Reaktion auf Sayas Flammen geben sollen, schließlich waren sie weithin zu sehen gewesen. Es war zu ruhig, zu friedlich.

Immer wieder wanderten die Blicke aller zu den Spionen, die immer noch ihre Kreise zogen und anscheinend auch nichts sahen. Langsam machte sich die Unruhe auch unter den Rebellen breit. Einer der Heiler, die im Lager zurückgeblieben waren, ging zu den Anführern und fragte was los sei. Doch auch er kehrte zurück ins Lager mit nichts als der Nachricht, dass noch nichts passiert sei.

Erst als die Sonne schon längst ihren höchsten Punkt überquert hatte, kehrte einer der Spione zurück. Sie kommen, sagte er. Endlich hatten sich die Soldaten in Bewegung gesetzt.

Dann kam ein zweiter Spion zurück. Er war über das hintere Ende des Lagers und noch weiter geflogen, berichtete er. Es sei schrecklich was er gesehen hatte.

Mittendrin kam ein dritter Spion wieder und dann ein vierter. Sie alle berichteten das Gleiche.

„Die Ebene“, sagten sie atemlos. „Sie brennt. Es kommt auf uns zu. Alles steht in Flammen.“

 ***

Verzweifelt suchte Erin in dem Spiegel nach einer Spur der flüchtigen Königin. Saya und Tikva sahen ihr gespannt über die Schulter, während unzählige Bilder über die verspiegelte Oberfläche jagten. Endlich wurde das Bild klar. Veara saß in einer Kutsche, wohin sie fuhr konnte Erin nicht erkennen. Doch sie sah sehr zufrieden aus. Die Kutsche passierte die Stadttore von Tais, was vermutlich bedeutete dass Veara in Richtung Schlachtfeld wollte.

„Sie hat Tais gerade verlassen“, berichtete Erin als das Bild wieder verlosch.

„Du konntest da wirklich etwas sehen?“, fragte Tikva skeptisch. „Für mich war das nur ein Spiegel.“

„Du hast ja auch nicht die Gabe“, gab Saya leicht schnippisch zurück. „Das heißt für uns, dass wir zurückmüssen.“

Plötzlich fiel Erin der Spiegel klappernd aus der Hand. Ihre Augen rollten in den Kopf zurück, so dass nur noch das Weiße zu sehen war. Sie sah die Ebenen zwischen Tais und Teoras. Flammen schlugen hoch und fraßen sich ihren Weg zum Lager der Rebellen. An den Rändern sah sie Soldaten mit Fackeln. Die Flammen kamen von drei Seiten, während die Soldaten aus Tais anrückten.

Ruckartig schnappte Erin wieder in die Gegenwart zurück. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie ihre Visionen kontrollieren konnte, doch dem war anscheinend nicht so.

„Was hast du gesehen?“, fragte Tikva sofort.

„Sie werden umzingelt sein. Wir müssen sofort zurück“, berichtete Erin mit zitternder Stimme. Sie hielt sich nur noch schwanken aufrecht. „Die Ebenen brennen. Alles steht in Flammen.“

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Veara schlägt zurück und Erins Prophezeiung wird sich erfüllen :) Es werden nicht mehr sooo viele Kapitel kommen, denn so langsam neigt sich alles dem Ende zu :) Bald werden sich auch die vier und Veara gegenüber stehen, aber erst gilt es ja noch das Feuer zu besiegen :)

Ich versuche das nächste Kapitel schneller hochzuladen als dieses hier, also motiviert mich bitte :)

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