Kapitel 39: Der Schachzug der Schwarzen Königin

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Kapitel 39: Der Schachzug der Schwarzen Königin

 

Zufrieden kehrte Veara in ihre luxuriösen Gemächer in der obersten Etage Andions zurück. Die Feier zu Ehren ihres Sohnes war ein voller Erfolg gewesen. Eridanus würde sich schon an seine Rolle gewöhnen, noch war Zeit ihn geradezubiegen. Zeit die sie bei Piya verschenkt hatte.

Sie hatte gesehen wie sein Blick immer wieder suchend über die Menge geglitten war. Sie wusste genau von seiner Verbindung zu der jungen Mistralia, sie kannte auch die anderen drei. Auch wenn es nun mehr drei waren, denn zumindest eine hatten ihre Gefolgsleute gefangen genommen. Sie kannte den Schmerz den ihr Sohn empfinden musste, sie hatte ihn ja selbst erlebt. Es war eine notwendige Erfahrung, die sie am Ende zu dem gemacht hatte was sie heute war. Sonst wäre sie heute nicht hier, hätte nicht diese Macht über Junis.

Sie setzte sich auf ein Sofa und winkte einen Diener herbei. Eilfertig kam ein junger Bursche an und verbeugte sich tief vor ihr. „Bringt mir meine Seherschale“, befahl sie.

Sofort nickte der Diener und beeilte sich so schnell wie möglich ihren Auftrag auszuführen. Die Königin ließ man besser nicht warten. Keine zwei Minuten kam der Diener wieder, zusammen mit einem älteren Mann. Der Diener hielt eine große goldene Schüssel, die über und über mit fremdartigen Runen verziert in den Händen, während der andere eine goldenen Karaffe trug. Die Schüssel wurde auf einem kleinen Tisch vor dem Sofa platziert, dann goss der Diener eine rote Flüssigkeit hinein, während die Luft von einem metallischen Duft erfüllt wurde.

Ungeduldig scheuchte Veara die Diener mit einer Handbewegung fort, dann beugte sie sich über die Schüssel. Die rote Flüssigkeit lag still da in dem Schimmer der Kerzen die rundherum das Zimmer erleuchteten. Veara wisperte fremdartige Worte, die noch vom Anbeginn von Junis stammten. Sie wurden schon lange nicht mehr benutzt, in ihnen lag zuviel dunkle Macht.

Kleine Wellen entstanden auf der Oberfläche, bis sich endlich ein Bild zeigte und der Königin, dass zeigte was sie sehen wollte. Ein Zelt in dessen Mitte ein mit Karten bedeckter Tisch stand. Rundherum eine Ansammlung von Menschen, Ingelus und einem Zentaur. Sie schienen in eine hitzige Diskussion verstrickt zu sein. Zentrale Person war eine junge Frau mit goldenen Augen und schwarzem Haar, eine der Mistralia und Leonidin. Sie sprachen gerade über ihre Pläne. Rubens Verrat hatte alles durcheinander gebracht.

Veara lächelte fein. Dann murmelte sie ein paar weiter Worte und endlich konnte sie hören was gesagt wurde. Sie konnten sich nicht einigen. Immer wieder entstand Streit zwischen den Rebellen. Das war gut, es würde einen Vorteil für Vearas Seite sein. Sie hörte so lange zu bis sie sich endlich auf eine Strategie geeinigt hatten. Sie wusste nun genug um den Rebellen zuvor zu kommen.

Veara ließ ihre Sicht zu den anderen Mistralia wandern, zwei lagen in ihren Betten und schienen in aller Seelenruhe zu schlafen, während die Ingelus anscheinend doch entwischt war. Veara seufzte leise. Manchmal hatte sie das Gefühl all ihre Untergebenen waren inkompetent, aber darum würde sie sich kümmern wenn die Mistralia erledigt waren.

Aber nun war es Zeit für ihren eigenen Plan. Die Mistralia und ihre jämmerlichen Verbündeten würden nicht wissen was sie erwartete. Sie würden nichtsahnend in ihre Falle tappen.

 ***

 Erin ging voraus und öffnete den Geheimgang. Eine nach der anderen trat in den dämmrigen Gang, dann fiel die Tür hinter ihnen zu. Schweigend machten sie sich auf ihren Weg zum Thronsaal, man hörte ihre Schritte und das leise Klirren der Waffen. Vor allem Saya und Tikva waren bis an die Zähne bewaffnet, selbst Aila trug Waffen.

Ohne Schwierigkeiten kamen sie am Ende des Ganges an, wo Erin wieder die Tür öffnete. Im Palast übernahm Saya die Führung, sie kannte sich dort am besten aus, obwohl sie nur ein paar Jahre dort gelebt hatte. Noch immer sprachen sie kein Wort, es bestand auch kein Anlass dazu. All ihre Gedanken waren auf ihre Aufgabe gerichtet, die vor ihnen lag.

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