Kapitel 13: Fragen über Fragen*

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Kapitel 13: Fragen über Fragen

Erin setzte sich gegenüber von Saya ins Gras und sah sie erwartungsvoll an. Als Tikva und Aila sich ebenfalls gesetzt hatten, begann Saya leise zu sprechen.

„Die Soldaten haben mich heute Morgen verfolgt, weil ich eine der Leoniden bin.“

„Du bist eine von ihnen?“, rief Aila erstaunt aus. „Ich dachte alle wären tot.“

Tikva sah Saya nur ehrfürchtig an.

„Wer sind die Leoniden?“, fragte Erin, die keine Ahnung hatte wovon Saya sprach.

Saya seufzte leise und ein Schatten glitt über ihr Gesicht. „Die Leoniden sind die Königsfamilie der Gestaltwandler. Wegen Veara mussten wir fliehen, hinauf in die Wälder von Brieseis. Mein Vater hat mich in der Magie unterrichtet, er beherrschte ein bisschen Feuermagie. Sie wurden ermordet und mein Onkel hat sich danach um mich gekümmert. Er hat mir das Kämpfen beigebracht.“ Sie lächelte bei der Erinnerung. „Aber ich wollte nicht in den Wäldern bleiben und bin nach Tais zurückgegangen. Ich habe als Tänzerin gearbeitet. Mit sechzehn wollte ich mich rächen und habe ein Feuer gelegt in Tais. Die Soldaten suchten schon immer nach der Leonidenprinzessin, aber danach noch mehr.“ Und sie war auch nicht gerade vorsichtig mit ihrem Leben umgegangen, dachte Saya. Es war eigentlich nur Glück, dass sie noch lebte, wenn man sich mal betrachtete wie oft sie schon verfolgt wurde.

„Aber warum beherrscht du schon Magie? Wenn jeder von uns für ein Element steht, dann müssten wir doch auch Elementmagier sein, oder?“, hakte Erin nach. Der Punkt hatte sie schon vorher stutzig gemacht.

„Man nennt sie Rangeelas“, erklärte Aila.

„Mein Vater hat mir nur gesagt, dass es ein altes Erbe sei, das ich behüten soll“, antwortete Saya. „Ich war damals noch zu klein um alles zu verstehen.“

„Also tragen wir Magie in uns, können sie aber nicht benutzen?“, schlussfolgerte Aila.

Tikva nickte zustimmend. „Saya wurde schließlich von jemandem unterrichtet.“

„Aber wie sollen wir dann lernen mit der Magie umzugehen?“, gab Aila zu Bedenken. „Veara hat doch jeden umbringen lassen, der auch nur einen Funken Magie besitzt.“

„Vielleicht steht etwas in der Prophezeiung?“, schlug Tikva vor. „Bis jetzt haben wir nur versucht die Auserwählten zu finden.“

Saya begann mit ruhiger Stimme die Prophezeiung zu rezitieren und die anderen hörten gebannt zu.

„Stop“, sagte mit einem Mal Erin. „Wiederhole das noch mal.“

Saya sah Erin verwundert an, aber wiederholte den letzten Vers. „Schwert, Spiegel, Bogen, Trank; Zeichen der alten Mächte; Schlüssel zu Sieg oder Niederlage.“

„Was sind das für Gegenstände?“, fragte Erin die anderen, doch sie sah nur ahnungslose Gesichter.

„Ich hab nicht den blassesten Schimmer“, gab Saya zu.

„Die Orakel.“ Aila schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Sie haben die Prophezeiung gemacht, also müssen sie auch etwas über die Gegenstände wissen.“

Das ergab Sinn, dachte sich Erin. Auch Saya und Tikva schienen so zu denken.

„Dann müssen wir zur Zikkurat“, gab Tikva zu Bedenken. „Sie liegt ganz im Westen.“

Saya griff nach ihrem Bündel und zog eine schmale Rolle hervor. Es war eine Karte von Junis, die sie ausrollte, damit alle sie sehen konnten.

„Wir sind hier.“ Sie deutete auf einen Punkt neben einem blauen Strich. „Eine kleine Bucht am Halwadar. Und wir müssen bis nach hier.“ Sie zog ihren Finger quer über die Karte bis zu dem Punkt wo der Kirasai in den Denali mündete.

WeltenwandererWhere stories live. Discover now