Der Schlaf der Ewigen

By Tina-Krauss

65 1 0

Sandro ist fünfzehn Jahre alt und Sinti, er wird als Kind seiner Familie entrissen und nach Babel , wo er dem... More

Primis
Sekundus
Quartus Teil 4
Quintus Part 5
Sextus Teil 6
Septus, Part 7
Octavo Part 8
Nonus Part 9
Decimatio, Teil10
Undecimus/ Teil11
Duodecimus/ Teil12
Tertius Decimus/ Teil13
Quartadecima/ Teil14
Decimo Quinto/Teil15
Sextus Decimus/Teil16

Tertius Teil 3

6 1 0
By Tina-Krauss



Die Zeit stand still, Dschaymalla, war in Trance und grauenhafte Wesen schwammen durch das Tränenmeer. Fremdartige Kreaturen wie eckige, kantige Tintenfische und andere mit Schwanzspitzen so scharf wie Schwerter waren es.

Ihre Zähne nadelspitz, ihre Mäuler geifernd, ihre Seelen schwarz wie die Asche, die den Himmel verdunkelte, versammelten sie sich – gezogen von einer unerklärbaren Macht, die fernen Gestade Nodis zu erklimmen.

Es war ein Angriff der besonderen Art und Dschaymalla konnte nicht helfen, denn sie erinnerte sich und sie weinte. Ihre Tränen landeten auf dem Sand und sie rollten, wie an einem unsichtbaren Band gezogen ins Meer.

Vor unendlich langer Zeit war es gewesen, ihr Vater Shazan, hatte sie gerufen und ein Fremder saß im Zelt und trank dunklen Tee mit ihm.

»Dschaymalla, es wird Zeit!«

»Zeit für was, Vater?«

Der Fremde stand auf und kam ihr no. Silberne Fäden durchzogen seinen Bart und seine Augen blitzten sie an. Er hatte etwas Gieriges in den Augen. Das Mädchen wich in den Schatten der Zeltwand aus.

»Sie wird doch rein sein?« Er streckte seine Finger nach ihr aus. Seine Nägel waren zu lang und Dschaymalla dachte an einen Raubvogel.

»Wo denkst du hin, Fadi? Es ist meine einzige Tochter.

Ich verbürge mich dafür.«

»Nun Shazan, sie scheint mir doch nicht richtig reif für die Ehe.

So gib mir fünfzig Kamele als Brautgabe!«

Sprachs und ging zurück auf seinen Platz.

»Was tut ihr da? Bin ich ein Kamel oder ein Pferd? Wollt ihr mich

an den nächsten Hergelaufenen verschachern? Ich bin nicht unfrei!«

Der Fremde nippte am Tee und blitzte sie an: »Wer ist schon frei?«

Ihr Vater schob sie zu dem reich verzierten Tischchen, er drückte sie auf ein Sitzkissen.

»Ich geb dir dreißig, Fadi!«

»Vierzig?« Ihr Vater zögerte nur kurz, dann schlug er ein. Dschaymalla sah die Geste nicht, denn sie war weit fort. Sie hatte so eine Gabe aus ihrem Körper herauszutreten. Dann sah sie alles von außen und meist war ihre verstorbene Mutter da und legte ihr die Hand auf die Schulter.

»Mutter, wie können diese Widerlinge über mich entscheiden wie über ein Stück Vieh? Ich kann das nicht. Ich möchte Sildur heiraten. Kannst du das nicht verstehen?«

»Ich kann dich verstehen, aber dein Vater kann es nicht. Er ist mitunter ein grausamer Mann. Wenn du das mit Sildur weiterführst, dann bringst du dich und ihn in große Gefahr. Du würdest nur bestraft werden, wahrscheinlich mit einer öffentlichen Demütigung. Ihn aber würde dein Vater töten.«

»Ich liebe ihn aber, Mutter!«

»Die Liebe, mein Kind ist ein weites Feld auf dem viele verschiedene Blumen blühn. Lass Sildur gehen! Er ist ein Sklave und was soll eine Fürstentochter auf der Flucht mit ihm? Außerdem«,

fügte Mayra, Dschaymallas Mutter, hinzu, »dein Vater ist niemand, der aufgibt.«

»Ich auch nicht, Mutter!«

»Vielleicht ist es Schicksal, dass du diesen Fadi ehelichst.

Wir sind keine Weltenlenker. Schicksal ist das, was wir nicht ändern können.«

»Schicksal ist das, was wir nicht ändern wollen. Wenn es sein muss, spinne ich die Schicksalsfäden neu«, meinte das Mädchen trotzig.

Slotti kam herangeflogen: »Mambo Mama, was ist mit dir?

Mambo Mama! Tanney! Hilfe!«

Der Rus wirbelte so dicht und der Wind wurde zum Sturm.

Er wirbelte den Schlafsand auf. Der fand seinen Weg in die kleinste Ritze und in die Augenlider.

»Kann nicht sehen, Slotti!«

»Wir müssen sie wegbringen!« Die Motten hämmerten auf den leblosen Körper der Dschaymalla ein.

»Sie ist zu schwer, kannst du nicht zaubern?«, fragte Tanney.

»Ich habe vergessen, wie das geht«, hustete die arme Motte.

Währenddessen flogen die Nachtmahre durch den Sturm. Ihre ledrigen Flügel trotzten dem Wind. Ungeheuer mit Tentakeln und Krallen durchkreuzten das Wasser der Tränensee und Dschaymalla schlief weiter.

Was sie nicht wusste: Auf der anderen Seite, des Tartos, schlief ihr Gegenspieler, Zesiel, der Herr und Hüter der dunklen Seite, ebenso. Auch ihm war es nicht recht, dass hier die Ordnung der Zwischenwelten durcheinander geriet.

Allerdings zog hier jemand ganz anderes die Fäden.



3 - Ungnade


Bis dato hatte ich keine Angst gehabt, denn ich war gerannt. Nun stand ich mit klopfendem Herzen am Stalltor. Die Pferde waren seltsam unruhig und wieherten aufgebracht. Ich erkannte Nestors Prusten. Er war ein prächtiger, gecheckter Hengst und ich roch ihn bereits. Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Ich hörte den Stallknecht rumbrüllen und kichern. Die Münze lag schwer in meiner Hosentasche. Ich war zu spät, das stand fest. Sued würde mich schlagen, das stand auch fest. Aber die Münze hatte ich und vielleicht konnte ich sie behalten. Womöglich sollte ich sie verschlucken.

Ich könnte wirklich meine Schwester mit ihr freikaufen. Sie war sicher einiges wert.

Oder ich könnte Torres Kumpel bestechen. Das wäre es doch.

Das Metall schien mir in meiner Hand recht heiß und auch die Ohrringe meiner Eltern wirkten wärmer.

Ein Flüstern war in meinem Ohr.

So etwas wie: »Sandro, beeile dich, tu es schnell!«

Dann ein Schrei, der Schrei eines Knaben.

Ich dachte: »Was zum Tartos macht der Scheißkerl?« Ich trat aus der Deckung und lief dem nächsten Kreischen nach.

Der riesige, dicke Sued war über etwas, das im Stroh lag, gebeugt.

Es war braun wie ein Straßenköter und zusammengekauert.

»Dich werd ich lehren!«

Als ob der Blödmann irgendjemand je etwas gelehrt hätte.

Ich beschloss etwas zu tun, von dem ich jetzt schon wusste, dass ich es bereuen würde. In dem Moment schlug das Arschloch zu. Eine Kinderstimme heulte. Sued lachte. Er ließ sich Zeit. Da drehte der Junge sein Gesicht. Und in diesem Moment tat ich es. Ich lehnte im Rahmen der Pferdebox. Ich wusste, ich würde sterben.

Aber was sollte es?

Ich räusperte mich laut. Zäh drehte Sued seinen hässlichen Kopf. Es wunderte mich ohnehin, dass er ihn drehen konnte, weil er zwar jede Menge Speckrollen, aber keinen Hals besaß.

Sein Unterhemd war gelblich verschwitzt und seine Haare ölig: »Duuu!«

»Was machst du da, Sued?«

Er spuckte aus: »Das geht dich n Scheißdreck an, Sandro! Aber weil du es bist. Der kleine Pisser hat mein Frühstück gefressen und jetzt prügele ich es aus ihm raus!«

Sued riss den Jungen an den Haaren hoch und zeigte ihn mir. Er war vielleicht zehn oder elf und beklagenswert unterernährt. Sueds Schlag hatte gesessen und der Kleine blutete. Ich spürte ein Kribbeln in meinen nackten Zehen. Die Anspannung schnürte mir den Hals ab. »Lass ihn doch laufen, Sued. Du siehst doch...«

»Nein, fuhr er herum. Das kannst du knicken!«

»Bitte!«, sagte der Kleine bevor er von Sued auf die Knie geworfen wurde und der die Gerte hob.

Sillia die helle, trächtige Stute war langmütig. Doch nun schnaubte sie erbost und tänzelte in der Ecke unter dem Fenster.

»Wenn du das nicht sehen willst, dann besorg mir in der Küche ein neues Frühstück! Mach dich vom Acker, Sandro, sonst bist du der nächste Kandidat!«

»Okay!« Die Münze in meiner Tasche glühte. Ich drehte mich zum Gehen und auf einmal ging alles ganz schnell. Sued hob die Gerte, der Kleine kreischte und ich machte auf dem Absatz kehrt, um dem Riesenbaby voll in den Arsch zu treten. Er kippte etwas und ich hatte Angst, er würde auf den Jungen fallen. Leider fing er sich nochmal und wandte sich zu mir. Seine runden Augen traten ihm fast aus dem Schädel: »Du bist tot, du Made! Weißt du das?«

»Jupp und du bist ein schmieriger, fetter Blutegel!«, richtete ich mich an Sued und an den Jungen: »Lauf!«

Der Kleine rollte sich weg und drückte sich an die Holzwand. Der Stallknecht schwang die Gerte und wollte sie wohl nur zur Warnung durch die Luft sirren lassen. Er grinste und ich schwitzte. Eigentlich war ich schnell, doch meine Beine versagten. Die Spitze der Gerte traf die Stute hinter ihm bei den Nüstern und nun reichte es ihr. Sie konnte den ungeduldigen Sued eh nicht leiden und jetzt stieg sie. Der Stallknecht sah die Hufe im Augenwinkel und brüllte. Doch es war zu spät. Er wurde an der Schläfe getroffen und fiel wie ein Baum. Sillia jedoch war noch nicht fertig. Sie trat aus und sprang in der Box umher. Der unbekannte Junge drückte sich ängstlich an die Wand und entkam nur knapp einigen Huftritten. »Komm schon!«, spornte ich ihn an. Er streckte mir die Hand hin, ich griff sie und riss daran.

Keine Sekunde zu früh.

Wir rannten ins Freie. Die Helligkeit verschluckte uns. Ich wusste nicht wohin, aber instinktiv lief ich zum Haupthaus.

Ich wählte allerdings den Dienstboteneingang.

Hier standen Paletten im Keller. Ich ließ mich hinter eine fallen. Mein Atem ging wie eine Highspeed-Luftpumpe. Der Kleine lag auf den Knien und kotzte. »Meinst du der Dicke ist tot?«, fragte er zwischen zwei Würgern.

Ich schlug mir vor die Stirn: »Ich hoffe es für uns!«

Nach einer Weile sagte er: »Danke!«

»Was fällt dir eigentlich ein, dem grausamsten und übelsten Arschloch in ganz Babel das Essen zu klauen?«

»Ich weiß es nicht«, meinte der Kleine, »frag doch mal meinen Magen! Nun hat der Dicke doch noch, was er wollte.«

Der Kleine betrachtete die Kotze. Dann kam er hoch. Obwohl das Licht sehr schlecht war, erkannte ich die Spur, die seine Tränen auf seinem Gesicht gezogen hatten.

Ich wusste, es war dumm und gegen alle Vernunft. Noch hätte ich sagen können, Sillia hätte einen schlechten Tag gehabt und alles sei ein Unfall gewesen. Aber in diesem Moment spürte ich einen Stich im Herz und ich wusste, ich musste diesen kleinen, dreckigen Kerl mitnehmen. Er bestand nur aus Haut und Knochen, seine Haare waren struppig wie bei einem Hund und seine großen Augen machten mich traurig. Ich nahm seine kleine Hand in meine und zog ihn hinter die Palette. Ich machte die Augen zu und stellte mir vor, wie ich diesen ganzen Scheiß hinter mir ließe, wie ich den Kleinen und die ganze verdammte Welt rettete. In mir war ein warmes Gefühl, denn diese Barmherzige-Samariter-Masche hatte noch einen angenehmen Nebeneffekt. Ich war nicht mehr allein.

»So eine Scheiße! Wohin sollen wir nur?«, dachte ich laut.

Der Kleine spähte um die Ecke und zeigte auf etwas.

Bei den Packern war Hektik ausgebrochen und wir hörten Hundegebell. Es konnte andere Gründe haben. Aber ob so oder anders unsere Ärsche würden auf deren Liste stehen und eine Begegnung mit Nezar persönlich wollte ich vermeiden.

Also hielt ich den Finger an den Mund und kletterte auf die große Palette. Der Kleine tat es mir nach. Eine Patrouille kam mit Bluthunden, die Wachen schrien herum. Doch wie bei einem Lautsprecher, der zu laut ist, verstand man nur die Hälfte.

»Was...das?« »Betten f...r oberen St...!« »Abmarsch!«

Ein Gabelstapler verlud die Palette in einen riesigen Aufzug - mit uns als Sahnehäubchen. Ich dachte die ganze Zeit, dass ich den Himmel nie wieder sehen würde und dass mir alles recht geschah. Ich hätte die Münze nehmen und abhauen sollen. Aber nein, ich musste so einen Straßenköter retten. Irgendwie verlor ich kurz den Faden. Womöglich war ich eingenickt. Ich hörte ein Summen und spürte Vibration. Außerdem stank es hier nach wildem Tier. Wildem, schmutzigem, kleinen Tier. Das war mein Anhängsel, die winzige Stinkmorchel. Ich hielt die Luft an. Wie lange konnte es dauern bis wir oben ankamen? Zu lange!

Immer noch lagen wir auf der Palette. Ich machte mir Gedanken darüber, ob denn nun mein Schicksal mit dem des Kleinen verwoben war. Wir vom fahrenden Volk sagten so: »Rettest du jemandes Leben,

bist du fortan für ihn verantwortlich.«

Die Frage war: »Hatte ich sein Leben gerettet?«

Ich sah auf das magere Bürschchen links von mir. Er hatte die Augen geschlossen, stank vor sich hin und atmete ruhig. Ich atmete auch, was ich gleich darauf bedauerte.

Die Antwort war also einfach: »Ja, wahrscheinlich. Sued hätte ihn wohl totgeschlagen. Die nächste Frage war:

»War ich nun für ewig mit ihm verbunden?«

Die Antwort wusste ich nicht, ich wünschte jedoch:

»Hoffentlich nicht!«

Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem Ruck und ich hatte das Gefühl ins Himmelreich hineingehoben zu werden, weil uns gleißendes Licht empfing. Die Frage, ob jemand wie ich dort hineingehörte, umging ich. Mein Freund war sehr ruhig, hoffentlich war er nicht doch noch tot - riechen tat er zumindest so.

Das fanden übrigens auch die Packer. Einer fragte wortkarg: »Wohin?«

»Ins Bad!«

Wir wurden unter den glühend heißen Deckenlampen, wahrscheinlich mittels eines Gabelstaplers, weggebracht. Ich lag ganz still und schloss die Augen.

Das Unterbewusstsein war weit wie ein wunderschöner Obstgarten und es gaukelte mir eine Erinnerung vor, weil es ihm gerade so passte: Meine Schwester, Yllisam war da, sie war noch ein Kind und auch ich war kleiner - natürlich. Es war einer dieser seltenen Tage, an denen alles gut war. Wir waren frei, es war warm, um uns herum summte es. Ich lag im Gras und ich aß einen Apfel. Über mir war der Himmel so blau und spiegelglatt wie Eis. Die Wolken glitten dahin wie Segelboote und ich beschloss just in diesem Moment Kapitän zu werden.

Yllisam schlug mir an die Hand mit dem Apfel: »Hab dich!«

Sie ließ sich fallen und ihre Locken streiften mich. Sie rochen herb wie Laub und passten nicht in diese Sommerstimmung.

Meine Schwester war für mich der beeindruckendste Mensch, obwohl in unserer Kultur Frauen als nicht so wertig galten.

Sie war so jung und dennoch hatte ich das Gefühl, sie wisse alles und sie könne alles.

»Was denkst du, kleiner Bruder?« Sie legte sich neben mich und strich mir die Locken aus der Stirn.

»Ich denke, ich werde einmal ein Kapitän auf einem Schiff.«

Sie folgte meinem Blick. »Aber Sandro, das kannst du doch nicht machen!«

»Warum nicht? Ich will, ich will, ich will!«

»Weil du vom fahrenden Volk bist, die haben Karren und Pferde.«

»Ich möchte ein Schiff und ich nehme dich mit. Wir reisen um die Welt. Nur ich und du. Ich beschütze dich, Ylli.«

Sie kicherte und küsste mich auf die Wange: »Ach Sandro, wenn das nur so einfach wäre. Meinst du das ernst?«

»Du bist meine Schwester, na klar!«

»Wenn das so ist«, sagte Ylli, »dann haben wir etwas ganz Besonderes.«

Ich drückte ihre zarte Hand: »Was denn?«

»Wenn das so ist, dann haben wir diesen Moment.«

Da gab es eine Erschütterung. Der Stapler mit unsere Palette fuhr über eine Schwelle.

»Ich beschütz dich, Ylli!« Meine Lider flatterten und sie zog abrupt die Hand weg.

»Ey, was soll n das, Alder? Wirst du jetzt komisch?«, zischte der Kleine neben mir. Ich starrte in sein dreckiges Gesicht.

»Träumst du oder was? Wir fliegen noch auf wegen dir?«

Der Gabelstapler unter uns summte.

»Wir, mein Freund, fliegen auf, weil du stinkst wie eine Horde Wildschweine in der Brunft.«

»Jetzt halt mal die Luft an!«

»Das versuche ich die ganze Zeit, aber es nutzt nix.«

Mein Gegenüber machte ein betretenes Gesicht und zog eine Schmolllippe. Er schnüffelte mehr oder weniger unauffällig in der Luft herum.

Da blieben wir stehen und ich hielt den Zeigefinger an den Mund.

»Was stinkt denn hier so? Haben wir etwas überfahren, Ed?«

»Ich weiß nicht. Ich dachte, du hättest das Chili von gestern Abend nicht vertragen.« Gelächter!

Ich zeigte lautlos nach unten und mein Freund wurde leise und schloss die Augen.

Da änderte sich die Kulisse und die Decken wurden hoch und verschnörkelte Bögen zierten sie. Die Lampen waren gedimmt und der schreckliche Geruch wurde von ätherischen Ölen verdrängt.

Nun wurde es sehr still.

Ich hörte leises Plätschern, es rauschte auch irgendwo in einer gewissen Regelmäßigkeit. An der Decke zuckten Schatten, aus Erfahrung wusste ich, sie mussten von Kerzen stammen. Zunächst spähte ich misstrauisch über den Rand unseres riesigen Paketes. Ich erkannte eine Badelandschaft mit mehreren Pools und Becken.

In den Ecken verdunkelten Vorhänge das natürliche Licht, falls es Fenster gab. Dort unten waren einige Chill-Lounges mit Chaiselonques und Sitzkissen. Ich dachte bei mir, dass Nezars Harem in der Nähe läge und er diesen Ort sicher mit erlebnishungrigen Geschäftspartnern nutzte, um ihnen die Annehmlichkeiten des Orients zu präsentieren.

Auch der Kleine riskierte einen Blick. Er sah fragend zu mir. Und ich nickte. Er machte eine kleine Rolle kam so reichlich geschmeidig am Boden an.

Als er unten so dünn und winzig vor dem großen Paket stand, sah er einmal auf die Palette hinter sich. Diese war großzügig mit durchsichtiger Folie umwickelt. Ich erkannte die Striemen auf dem Rücken des Jungen und mein Herz bekam einen Stich.

»Wie soll ich dich eigentlich nennen?«

»So viel Wasser!«, staunte er.

»Ich glaube ich nenne dich...«, ich rieb an meinem Kinn und grübelte. Er war irgendwie so struppig und so verloren, doch er könnte ein kleines Raubtier sein - so eines mit spitzen Zähnen.

»Ich nenne dich Coyote!«, ließ ich verlauten.

»Ich habe Angst vor Wasser.«

»Ach ne?«

Continue Reading

You'll Also Like

8.6M 286K 73
Edon Parker ist so ziemlich das, was die meisten unter dem Wort Casanova verstehen. Er ist gutaussehend, arrogant und spielt mit den Mädchen, die ihm...
ELAIA By Feitjet

Teen Fiction

760K 25.3K 71
„Eine entzückende Verlobte hat sich mein Enkel da ausgesucht." Sprach der Herr mich lächelnd an, bevor er mir seine Hand anbot und ich ihn mit riesig...
2M 42.2K 41
❗️„Attention! Das Buch ist mein erstes Werk. Kann Grammatik- sowie Logikfehler enthalten! (Geschrieben als ich 14 Jahre war.)"❗️ Sophie ist 19 Jahre...
2.4M 75.9K 66
Bei Dark Race jagen fünf Jungs ein Mädchen bei Nacht durch den Wald. Wenn sie zuerst zurück zum Lagerfeuer findet, hat sie gewonnen, aber wenn einer...