,,Maus, alles wird gut. Gib mir einfach deine Daten für den Account, und ich bring morgen Mittag alles zur Polizei."
,,Danke.." Presste ich hervor. Wer macht denn sowas?
,,Versuch zu schlafen.. Ich bin da.. Auch wenn es dir schwer fällt." Obwohl ich genau wusste, dass ich heute Nacht kein Auge zu kriegen werde , tat ich so , als würde ich es probieren.
,,Schlaf gut."
,,Schlaf gut."
Mit seinem leider noch gebrochen Arm knipste Carlo das Licht aus und legte sich zu mir. Kurz darauf hörte ich seinen gleichmäßigen Atem.
Carlo ist da. Es wird nichts passieren! - redete ich mir erfolglos ein.
Was soll das "Noch ist alles okay"? Das ist doch eine Drohung?!
Nein , nein , nein! Da erlaubt sich jemand einen Scherz! Mach die Augen endlich zu und schlaf!
Ängstlich zog ich die Decke hoch und kniff die Augen zu. Bleib ruhig! Sowas bringt dich nicht aus der Fassung!!
Grade als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte und kurz vorm einschlafen war hörte ich es deutlich: jemand klopfte gelassen dreimal an der Wohnungstür. Wimmernd zog ich mich zusammen. Grade als ich an Carlo rüttelte hörte ich Schritte im Flur. Nun kamen meine Tränen dazu und mein Herz schlug 180.
,,Wasn?" Brummte Carlo in sein Kissen.
,,Hier ist jemand in der Wohnung!" Schluchzte ich leise und zog alles an mich. Sofort schwang Carlo sich aus dem Bett. Mit einem Mal stand er schon im Flur und suchte von dort die Wohnung ab.
,,Leonie? Hier is' niemand?" Carlo stand wieder im Türrahmen und fuhr sich sichtlich verpennt durch die Haare.
,,Ich hab es doch laut und deutlich gehört!" Klagte ich.
,,Du bist Müde, deine Einbildung ist unberechenbar. Das geht jedem so. Du brauchst nur schlaf." Seufzte Carlo und drückte sich in seine Kissen. Diesmal ließ er das Licht an. Er kennt mich, nach Alpträumen oder wenn ich Angst hab brauche ich Licht.Dankbar und leicht von meiner Naivität gelenkt kuschelte ich mich in die Laken.
Sanft schloss ich die Augen. Komm, diesmal klappt es!
Nichts klappt.
- 5 Uhr morgens -
Immer noch starre ich die Decke an. Carlo dreht sich um. Mein Blick wendet sich zu ihm.
,,Leo? War'm bist du wach?" murmelt er schlaftrunken.
,,Ich..ehm.. bin grad aufgewacht."
,,Hmm." mehr kam nicht. Er schlief einfach weiter.
Der restliche Tag verlief ruhig. Carlo ging arbeiten. Ich blieb da, telefonierte mit Lisa.
,,Bin da! Wer noch?" lachte Carlo sich gut gelaunt ab.
,,Bin im Bad."
,,Hä.. bist du sauer?" fragt Carlo und steht hinter mir.
,,Was? Nein. Wieso?"
,,Du hast unsere Bilder im Flur abgehängt?"
,,Was hab ich?" Verwirrt folgte ich ihm. Es fehlten tatsächlich circa 4 Bilder.
,,Carlo ich war das nicht!"
,,Wer sonst?" Leicht verärgert verschränkte er die Arme.
,,Ich weiß es auch nicht! Aber ich war es nicht!"
,,Willst du nicht heute nochmal in der WG schlafen?" Eingeschnappt schaute er zu mir runter.
,,A-Aber-"
,,Du müsstest ja noch genug Sachen da heben."
,,Bitte Carlo!"
,,Vielleicht beruhigst du dich da mal. Was hast du eben im Bad überhaupt gemacht?
,,Ich.. Äähm nichts." Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Mit großen Schritten ging er ins Bad. Als ich ihn zurück halten wollte schüttelte er nur ab und machte noch schneller.
Auf dem Waschbeckenrand sah er dann die Schlaftabletten welche ich eben noch hervor gekramt hatte. Ich brauch endlich schlaf, aber kriege kein Auge zu.
,,Ist das dein Ernst?"
Ich sagte nichts.
,,Ob das dein Ernst ist?"
,,Warum zur Hölle willst du Schlaftabletten?!"
,,Ich hab-" begann ich.
,,Hör auf! Ich will es gar nicht wissen. Stecks dir. Geh jetzt!" Mit Tränen in den Augen griff ich zu meiner Tasche. Als ich in meine Schuhe geschlüpft war ging ich zur Tür.
,,Und tu' nichts , was du später bereuen wirst." Warnte er streng und ich flüchtete schon fast. Wieso glaubt er mir nicht?
Weil ich nicht in die WG wollte seit dem letzen Streit ging ich zum Schlossgarten. Kurz setzte ich mich. Ich volldepp hatte natürlich meine Jacke vergessen. Super.
Weil es saukalt wurde beschloss ich kurz darauf gleich wieder zu gehen. In meiner Tasche klingelte es und ich kramte zwischen meinen Schlüsseln, Taschentüchern, Labellos, Cent Stücken mein Handy hervor.
Eine neue Nachricht. Ich ging einfach weiter zu Danju während die Nachrricht lud.
'Oh nein! Stress im Paradies? Zu Schade! Pass auf, Bitch! Bleib lieber weg! Lass Carlo in Ruhe! Sonst bleibt es nicht bei der einen Schlaflosen Nacht.
Ps. Wenn ich du wäre, dann würde ich jetzt schneller rennen.'
Zitternd schaute ich mich um. 50 m hinter mir sah ich jemanden. Grade als ich laufen wollte wurde mir schwarz vor Augen. Dumpf merkte ich einen Aufschlag.
Fuck! Das ganze Zimmer in dem ich mich befinde ist weiß und schreit förmlich nach Krankenhaus. Ich bin allein hier.
In meinem Arm steckt ein Tropf.. Wie ich das hasse. Langsam fahre ich zu dem Tisch neben mir um zu schauen , ob jemand mein Handy in die Schublade gelegt hat. Wie sonst auch immer.
Fehlanzeige.
Ich bin so verdammt müde.. Mist.. Schon halb schlaftrunken ließ ich mich in die Kissen zurück sinken. Als ich grad eine sekunde lang die Augen geschlossen hatte platze jemand in den Raum.
Genervt ließ ich die Augen zu.
,,Meine kleine.. Was ist passiert?" Sofort schlug ich meine Augen auf. Nein. Nein. Nein. Wer hat die rein gelassen? Meine Hände verkrampften und krallten sich in das Laken.
,,Geht weg oder ich klingle eine Schwester die dafür sorgt, dass-" krächzte ich, aber wurde unterbrochen.
,,Leonie! Wir haben uns solche Sorgen gemacht!" Meine Mutter rannte zu meinem Vater, nahm seine Hand, verschränkte sie ineinander und drückte sie an ihr Herz.
,,Geht weg!" Meinte ich nun deutlich lauter.
,,Du kannst doch deine Eltern nicht rausschicken!" Mein Vater war entsetzt. Nun bahnten sich Tränen über meine Augen. Ich wollte sie nie wiedersehen !
,,Und wie ich das kann." Und als wäre das alles nicht genug, platze ein stockwütender Carlo rein.
Perplex blieb er im Türrahmen stehen.
,,Wer ist das ?" Rutschte es ihm raus.
,,Bitte mach das sie gehen." Mit zittender Hand wischte ich meine Tränen weg. Wieso muss ich wegen jeder kleinigkeit heulen?
,,Wenn Sie nicht gehen werde ich dafür sorgen. Lassen Sie Leo in Ruhe!" Er schritt beiseite um ihnen den eingang zur Tür zu erleichtern.
Widerwillig gingen sie. Schluchzend drückte ich mich in die Kissen.
,,Waren sie das..?" Ich deutete nur ein Nicken an.
,,Leo.. Ich.. Wenn ich gewusst hätte, dass du solche Angstzustände hast.. Man.. Ich helf' dir doch.. Aber Tabletten.. Weißt du wie gefährlich das ist?" Flehend schaute er zu mir.
,,Was für Tabletten ??" Er nickte. ,,Ich hab keine Ahnung was du-"
,,Ich hab unterm Bett 3 Tabletten gefunden, im Flur 2 und die Nachbarin kam und hat mir einen dicken Brief Umschlag gegeben in welchem auch nochmal 2 Stück waren. Spinnst du eigentlich? Kein Wunder, dass du umkippst."
,,Willst du mich verarschen? Ich nehm keine Drogen!"
,,Es hat keinen Sinn das zu verleugnen ! Wir suchen dir anonyme Hilfe!"
,,Du traust mir das echt zu?"
,,Das mit dem "hier ist wer in der Wohnung".. Halluzinationen, Entzugserscheinungen? Ich hab keine Ahnung. Ich will dir helfen.. Verdammt.."
,,Wieso glaubst du mir nicht?"
,,Nenn' mir einen Grund dazu!"
,,Ich bin deine Freundin?!" Entsetzt schaute ich ihn an.
,,Nein. Ich weiß nicht ob du das bist.. Drogen! Das ist was Ernstes!"
,,Meinst du das ernst?"
Er sagte nichts. Schaute mich nur an.
,,Nicht mal Vertrauen tust du mir."
,,Vielleicht sollte ich gehen."
,,Carlo-"
,,Ich besuch dich morgen. Die Ärzte checken dich auf Drogen durch. Ich sag denen alles."
,,Ich erkenn dich nicht."
,,Komisch genau das wollte ich grad noch zu dir sagen."
,,Dann weiß ich ja woran ich bin."
,,Gut."
,,Gut."
Wir schauten uns beide an.
,,Das ist keine Lösung. Das wissen wir beide." Meint er dann. ,,Mach den Test, und übermorgen kommst du wieder heim."
,,Ich nehme aber keine Tabletten! Glaub mir doch! Ich bin umgekippt.. Weil .. Es kam wieder so eine Nachricht.." Leicht genervt aber trotzdem neugierig zog er eine Augenbraue hoch.
,,Les dir doch alles durch. Mein Handy werden die Schwestern irgendwo haben." Seufzend setzte er sich auf den Hocker neben dem Bett.
,,Ich weiß nicht was ich noch glauben soll." Verwirrt hielt er seine Hände vor sein Gesicht , vergrub es kurz darin und massierte dann seine Schläfen.
,,Erst dieser Gitarrentyp, die Nachbarin, die Pillen.. Das aaahrg!" Mit abwesendem Blick schaute er aus dem Fenster und dann zu mir.
,,Was meinst du?" Ich wusste nicht anstatzweise was er meinte.
,,Vor unserer Tür war ein Typ mit einer Gitarre der gefragt hab ob ich dich kenn und ,dass du Tabletten von irgendwem angenommen haben sollst. Ich sollte dich einweisen oder so.Dann kam die Nachbarin mit dem Paket da.."
,,Ich habe nichts da-"
,,Halloo! Krankenbesuch!" Markus kam gut gelaunt herein und hielt mindestens 4 Packungen Säure Gummibärchen hoch.
,,Ist grad schlecht." Knurrte Carlo ohne Markus anzuschauen.
,,Ach herjemine! Ich kann das nicht mit anschauen. Ihr beide seid echt behämmert!" Fluchte er und kam aufs Bett zu.
,,Bitte was?" Carlo stand auf und richtete sich wütend auf.
,,Ich bin euer Doktor." Erklärte Markus nur und schob einen Tisch vor mein Bett. Dahinter stellte er einen Stuhl auf den er sich direkt nieder ließ.
,,Mein Name Dr.Dr.Psaiko-ich-rette-eure-verkorkste-Beziehung Dr. Brückner. Wo is'n das Problem?" Hakt er grinsend nach und verschränkt seine Finger.
,,Hör auf damit." Meint Carlo und nimmt eine der Gummibärtüten die Bevor Markus sie geschnappt hat Lisa gehörten. Sie hat sogar dick und fett auf die Rückseite "LISA" gekritzelt, damit Markus sie nicht isst.- Wie sonst auch immer.
,,Nein! Ihr sprecht mit mir jetzt. Was ist los? Leo fang an. Danach du Carlo. Ich will alles wissen." Mürrisch kaute Carlo auf den Gummibärchen herum.
Nachdem Markus mich auffordernd anschaute begann ich alles haargenau zu erzählen. Von vorn bis hinten. Als ich fertig war nickte er bloß, bis auf ein Gummibärchen und forderte Carlo zum sprechen auf. Er erzählte das alles so wie er es mir ebenfalls geschildert hatte.
,,Warte mal." Er zog die Augenbrauen zusammen. ,,Seit wann hast du eine Nachbarin? Da war doch immer dieser eine Student und dieser Opa?"
,,Die Kinder von dem Opa sind über die Semester Ferien da."
,,Also ich denke nicht, dass Leo sich mit Tabletten zu ballern will oder möchte.", erleichtert atmete ich auf. Wenigstens einer der mir glaubte. ,,Aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ihr noch n' ernsthaftes Problem mit diesem Stalker Nachrichten bekommen werdet."
,,Ich weiß halt nicht was oder wem ich glauben kann." Brummte Carlo.
,,Sie war immer ehrlich bisher." Verteidigte er mich. Dankend schaute ich kurz zu ihm. ,,Mit den Fotos zum Beispiel. Sie hätte auch einfach nichts sagen können. Vertau ihr." Sanft umschloss Carlo meine Hand mit seiner.
,,Vergessen wir den Streit einfach?" Fragte ich leise.
,,Nichts lieber als das." Markus richtete die Möbel wieder und warf uns Gummibärchen zu.
,,Kein Wort zu Lisa. Und wenn es wieder eine Ehekrise gibt ruft ihr mich an." Er hob eine Hand und rief noch:,,Tschöö mit ö , Freunde!" Und dann verschwand er im Flur.
- Markus' P.O.V -
Schnell eilte ich heim. Ich hasse Krankenhäuser. Vielleicht sogar mehr als wie die Streitereien zwischen meinen Freunden . HUST CARLO UND LEONIE HUST IMMER DIESE KLEINIGKEITEN HUST VOLL UNNÖTIG KOTZKRAMPF VON HUSTEN DIE NERVEN DES TODES.
Ich liebe die zwei, no homo(!!), aber was soll das? In Gedanken schloss ich die Wohnungstür auf.
,,MARKUS WO SIND MEINE GUMMIBÄRSCHEN?" Lisa lief sauer in den Flur. Ups .. ich hätte meinen Hintern vielleicht doch zum Netto nebenan schwingen sollen..
,,Schatz ich-" Sie stemmte ihre Fäuste an die Hüfte.
,,Oh Markus! Ich bin so unfassbar sauer und hungrig." Ohne scheiss, sie sah so geil aus wenn sie sauer war. In dieser Leggins und meinem Shirt.. Boy.. Mit einem dreckigen grinsen ging ich auf sie zu. Wütend funkelte sie mich an.
,,Gott! Weißt du wie heiß du aussiehst , wenn du mich so anschaust?" Murmelte ich und legte meine Hände an ihre Fäuste. Als sie verstand worauf ich aus war lächelte sie nur und drückte sich gegen meine bereits viel zu enge Hose. Kurz keuchte ich.
,,Eigentlich hätte ich ja nichts lieber als Hemmungslosen Sex, jetzt, hier auf dem Boden, mit dir. Aber ohne Gummibärchen läuft nichts." Zwinkerte sie, küsste mich leidenschaftlich und drückte mich dann weg.Gelangweilt und wie als ob nichts wäre schmiss sie sich aufs Sofa.
Sofort nahm ich meine Geldbörse und rannte das Treppenhaus hinunter. Keine Minute später stand ich im Netto vor dem Süßigkeiten Regal. Wo sind die verdmamten Dinger?! Schokolade.. Chips.. Erdnüsse .. Gummibärchen.. DA! Säure Gummibärchen und saure Würmer! Ich nahm diese zwei Pappkisten voll mit den Dingern und rannte zur zum Glück leeren Kasse. Die Kassiererin scannte alle ab. Ziemlich skeptisch meinte sie dann nur : ,,22,78€." Ich gab ihr 25€ und rannte mit den Kisten zurück. Scheiß Treppenhaus ! Schweratmend sprang ich ins Wohnzimmer.
,,Hier.. Würmer.. Und normale .. saure Gummibärchen.." Japste ich. Ein breites Lächeln umspielte ihre Lippen und sie hüpfte mich schon fast an.
Kurze Zeit und einige laute Schreie später lagen wir dann da. Auf dem Teppich des Wohnzimmers. Nackt. Verschwitzt. Glücklich.
,,Du bist verrückt." Grinste Lisa strahlend.
,,Achtung , jetzt kommt der Standard Satz : nach dir!" Lachend legtenihren Kopf auf meine Brust. Sie strich vorsichtig über meinen Oberkörper.
,,Ich liebe dich, egal was du machst. Ob du meine Gummibärchen aufisst. Meinen Geburstag vergisst. Tagelang nicht zuhause bist, obwohl ich gern bei dir wäre.. Andere Frauen kennst- was ich nicht gut finde aber aus Loyalität toleriere. Pizza ohne mich bestellst oder sonst was.. Ich liebe dich, Markus."
Breit lächelnd beugte ich mich irgendwie zu ihr und küsste sie.
,,Das war die schönste Liebeserklärung überhaupt. Ich liebe dich auch." Sagte ich wahrheitsgemäß und Strich ihr lose Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Und wie ich sie Liebe.
-Leo' s P.O.V -
Noch am selben Tag würde ich entlassen. Carlo nahm mich gleich mit sich Heim. Wir sprachen einfach nicht über den Vorfall und alles lief blendend.
Carlo hockte grad im Musikzimmer. Spontane Eingebung. Soll er ruhig machen, ich weiß wie wichtig ihm die Musik ist.
Grade als ich in die Küche gehen wollte vibrierte meln Handy. Ohne böse Hintergedanken schaute ich nach wer mir geschrieben hat.
'Ich bin bei dir. Ich weiß genau was du machst, und glaub mir, wenn du nicht freiwillig gehst, dann Sorge ich dafür. Wenn du Carlo diese SMS zeigst, oh Babe, dann wirst du das bereuen. Ich werde der Grund sein, weshalb du nachts besser anschließt. Mach mich nur einmal wütend und es ist mit dir vorbei.'
Ich bin verloren.