Meine Mädchen ' - 41

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Sie hatte damals gesagt ich soll mir ein angemarkertes Lied anhören. Und das war es. SOS war rot angestrichen. Sie meinte es wäre ihr Lieblingslied. Sie. Mag. Mein. Lied. Mehr. Als. Andere. Lieder. Meins findet sie am besten. Innerlich machte ich Freudensprünge, Tänze, Schreie,Purzelbäume, Tarzankloppen. Alles. Aber nach außen zeigte ich meiner Familie nur ein breites Lächeln. Ein sehr breites Lächeln.

,,Ich bin so über sie hinweg!" Sagte Lena mit einer klischeehaften Handbewegung zu Benno und schwang einmal ihre Hüfte.

,,Das glaub ich dir auf's Wort, Darling!" Grinste er und gab ihrer Hand einen Gentlemanmäßigen Kuss.

,,Ihr seid Blöd!" Zickte ich lachend.

,,Nicht solche Wörter!" Zischte Mama. ,,Benimm dich. Schließlich ist es Weihnachten."

,,Was soll ich sonst sagen?! Tischbein?"

,,Zum Beispiel." Wandte sie sich wieder ab und trank ihren Tee.

,,Ihr Tischbeine!" Grinste ich und unterdrückte ein Auflachen.

,,Das nimmst du zurück Carlo Waibel! Das ging zu weit!" Lachend sprang Jule zu mir und hielt mir etwas unter die Nase. ,,Tadaaa! Frohe Weihnachten, Brudi!" Ich nahm es an.

,,Woahh! Danke!" Neugierig öffnete ich es. In dem Karton lag ein Umschlag mit der Aufschrift : 10€ für Männerwindeln

,,Was soll das denn?"sauer zog ich meine Augenbrauen zusammen.

,,Falls du mal Leo triffst und sie mit dir redet." Alle lachten, sogar Mama. Das war gemein.

,,Ihr versteht mich nicht, aber trotzdem danke für das Geld." Grinsend steckte ich mein 'Geschenk' ein.

- Leo's P.o.V -
,,Es reicht." Schnaufte Ben aus. ,,Du kannst ja an nichts anderes denken!" Leicht beschämt schaute ich zu Boden.

,,Tut mir leid.." Er merkte, dass Carlo mir im Kopf hing. Wie als hätte man ihn eintätowiert. Er hängt und bleibt. Man kann ihn nicht abwaschen.

,,Hier." Er gab mir ein Geschenk. ,,Und jetzt ins Auto." Verwirrt zog ich meine Jacke an.

,,Wohin?" Brachte ich heraus.

,,Komm." Er nahm meine Hand und zog mich zum Auto.

Wir fuhren nur 20 Minuten bis wir vor einem mir bekannten Haus hielten. Hier wohnt Carlo..

,,Was soll ich denn.."

,,Es tut dir leid, du liebst ihn, du vermisst ihn, gibst ihm das Geschenk, lächelst, wünschst frohe Weihnachten, gehst." Wir schauten uns in die Augen. Keine Emotion seinerseits.

,,Sicher?" Schluckte ich zitternd. Er nickte. Er meinte es Ernst.

,,Beeil dich, wir müssen Markus gleich holen ist schon halb neun." Ich nickte diesmal. Wir nicken zu viel. Also schnallte ich mich ab und ging mit dem Geschenk zur Tür. Einatmen, ausatmen. Wiederholen.

Früher als kleines Kind hatte ich immer Angst ins Wasser zu springen. Ben meinte ich kann den Sprung üben. Immer wieder üben.

Vielleicht hab ich jetzt genug geübt. Und nun muss ich schwimmen.

Manchmal brauch man nur 20 Sekunden Mut im Leben.

Unsicher blickte ich über meine Rechte Schulter zu Ben im Auto. Er lächelte und nickte, wieder einmal. Winkend deutete er zu der Haustür der Waibel Familie.

Ich lächelte zurück und klingelte. Ich hörte Emil einmal aufbellen und das Licht im Flur ging an.

Schnell stand ein Mädchen vor mir. Sie sieht Carlo sehr ähnlich. Fast würde sie als eine Kopie seinerseits durchgehen.

,,Jaa?" Strahlend mustert sie mich.

,,I-Ist Carlo da?" Fragte ich mit bebender Stimme und umklammerte das Geschenk, als wäre es mein Rettungsanker. Ich muss schwimmen. O Gott.

,,Klar, eine Sekunde." Dann ging sie. Der kalte Wind pustete durch meine Haare. Die Sekunden zogen sich. Und dann stand er vor mir.
Verwuschelte Locken. Strahlende Teddybär Augen. Sein Mund ist leicht vor Verwunderung geöffnet. Mit der Rechten Hand hält er die Türklinke fest, als wäre es sein Rettungsanker und schaut mich an. Nun los! Sag doch endlich was! Wir beide bringen kein Wort raus.

Und dann tat er das wohl Schönste , was er hätte tun können in diesem Moment. Er ließ die Türklinke los und nimmt schon fast panisch mein Gesicht in seine Hände und wir küssen uns. Seine schmalen Lippen liegen auf meinen. Sanft bewegen sie sich. Lächelnd schauten wir uns danach in die Augen.

,,Okay, du bist sauer.. Sehr sauer.. Ich verstehe dich total.. aber bitte.. Ich liebe dich so sehr! Bitte, wir schaffen das! Komm zurück, auch wenn das albern klingt." Flüsterte er gegen meine Lippen.

,,Ja!" Und schon küssten wir uns immer wieder.

,,Ich liebe dich!"

,,Ich dich auch!" Als wir uns so lang küssten, dass wir keine Luft mehr bekamen, umschlang er mich mit seinen Armen. Das war schon ziemlich Kitschig , ja. Aber schön war es halt auch.

,,Ich hab dich so vermisst." Gestand ich.

,,Und ich dich erst."

,,Frohe Weihnachten!" Ben stand hinter uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

,,Hey! Frohe Weihnachten! Wollt ihr zwei rein kommen?" Fragte Carlo dann mit heiserer Stimme. Aber ich hatte keine Wahl, er nahm meine Hand und zog mich hinein. Mein Bruder schloss die Tür und stolperte uns nach.

,,Du .. Wie kommt es.. Du bist hier." Lächelte er immer noch wie als wäre es surreal.

,,Ich konnte nicht mehr ohne dich .." Wieder umarmte er mich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

,,Ach nein! Weihnachten! Das ist weil Weihnachten ist! An Weihnachten passieren Wunder!" Liebsäuselte Carlo's Mam als sie zu uns kam und Ben mit ins Wohnzimmer zog. Als wir wirklich allein waren, gingen wir schnell in sein Zimmer und setzten uns auf's Bett.

,,Ich fasse es grad nicht." Flüstert er gegen meine Hand und drückt einen Kuss auf den Handrücken.

,,Ich bin so froh, dass du die Tür nicht wieder zugeschlagen hast.."

,,Niemals. Ich hätte dann Ärger von meiner Mutter bekommen. Für das Tür knallen und weil sie sich wie Irre mag." Nach kurzer Zeit übermannte mich eine Welle der Müdigkeit und ich schlief tatsächlich ein.

- Carlo's P.o.V -

Jetzt hab ich sie wieder. Mein Mädchen.
Mein Engel.
Ich kann nicht viel dazu sagen, außer , dass ich so verdammt glücklich bin. Hoffentlich bleibt es auch so.

SOS [ Cro ]Where stories live. Discover now