Der Buchladen im Ligusterweg

By Pheephy

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Im Ligusterweg gibt es einen Buchladen. Harry war nie drin, das hat ihm Tante Petunia verboten, aber er weiß... More

Vorstellung des Diebesguts
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EPILOG
BONUS
1 - Was hältst du von einem Date?
2 - Wie die Mutter so der Sohn

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By Pheephy

"Gebrannte Mandeln! Gebrannte Mandeln! Gebrannte Mandeln!" 

Jules marschierte voran über den Weihnachtsmarkt, die Augen klar auf das Objekt seiner Begierde gerichtet - den Süßigkeitenstand. Ihm dicht auf den Fersen Harry, nur knapp dahinter Avni und Leda, die beiden jüngeren Reza-Töchter. Jerry, Triv und Jhalak versuchten, sich als Teenager möglichst cool zu geben, aber auch in ihren Augen stand klar die Begeisterung über die zahlreichen dargebotenen Möglichkeiten, sich einen Zuckerschock zu verpassen. 

Mary, Remus, Nimit und Taneesha schlenderten ihren gesammelten Kindern hinterher, Sirius als Tatze an Remus' Seite, angeleint, auch wenn das immer eine unangenehme Situation für sie beide war - aber auf einem Weihnachtsmarkt war das natürlich verpflichtend. 

Es hatte sich über die Jahre, die Remus und Mary nun schon im Ligusterweg lebten, zur Tradition entwickelt, dass sie am 26. Dezember gemeinsam auf den Jahrmarkt gingen. Die Jacksons waren mal dabei, mal nicht - dieses Jahr feierten sie Weihnachten bei Quinns Eltern in York. Die Rezas waren immer in Little Whinging, als Hindus feierten sie kein Weihnachten, also waren es freie Tage, wie andere auch und auch der Lupin-Clan hatte nicht wirklich ein anderes Ziel. 

"Ok, ich bin bereit, meinen Geldbeutel zur Verfügung zu stellen", erklärte Mary laut und gesellte sich zu den Kindern, die begeistert verkündeten, wo die soeben erschienenen finanziellen Mittel als erstes investiert werden sollten. Taneesha stupste ihren Mann an und nickte in Richtung der vier großen, dunklen Augenpaare, die bittend zu ihren Eltern schauten. Nimit seufzte übertrieben und legte dann ebenfalls einen Schritt zu. Sirius zog in die gleiche Richtung und Remus gab die Leine an Jerry weiter, sodass sein Mann im Zentrum des Geschehens sein konnte, seinem Lieblingsplatz. 

Zurück blieben nur Remus und Taneesha, eigentlich albern, also beschloss er, auch einen Schritt zuzulegen und sich mit ins Gewimmel zu stürzen, aber Taneesha hielt ihn am Ärmel fest. Remus sah sie überrascht an, sie wirkte nervös. 

"Ich wollte dich was fragen", sagte sie leise. Remus hielt inne, musterte sie. 

"Klar", sagte er und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Sie waren etwas außerhalb vom großen Tumult, abseits von den Buden und Fahrgeschäften, auf die die Kinder so schnell wie möglich wollten. 

"Es geht um Jhalak", sagte Taneesha leise. Remus' Augen suchten die zweitälteste Reza-Tochter. Er kannte die Sechzehnjährige nicht besonders gut, sie war nicht so oft im Buchladen wie Avni und auch nicht so eng mit Jerry befreundet wie Triv. Sie war die einzige der vier Mädchen, die mit ihrer Kleidung und ihrem Make-up aktiv die indische Herkunft der Familie zu verfolgen schien. Ansonsten hatte Remus sie als Freigeist kennen gelernt. Gelegentlich erzählte Jerry davon, dass Jhalak Künstlerin werden wollte, aber mehr wusste er nicht über sie. 

"Was ist mit ihr?", fragte er neugierig. Taneesha wurde ein wenig rot und sah sich um, als wollte sie sicher gehen, dass niemand ihr Gespräch mitbekam. 

"Sie ist...äh...naja, also...sie hat uns gesagt, dass sie...hm." Taneesha lachte etwas verlegen. "Also, es gibt da dieses Mädchen in ihrer Klasse und sie...und da dachte ich, weil du auch..." 

Remus musste leise lachen, als er endlich verstand, was sie ihm zu sagen versuchte. 

"Willst du mir sagen, dass Jhalak lesbisch ist?", schlug er vor. Taneesha nickte erleichtert. "Und weil du weißt, dass ich schwul bin, dachtest du du fragst mich..." Er zögerte, runzelte die Stirn. "Was genau willst du mich fragen?"

Taneesha zuckte etwas hilflos mit den Schultern. 

"Ich will nur wissen, ob sie...naja...ist sie ok?" Sie sah unsicher zu Remus hoch. "Sollte ich was tun? Was...was mache ich jetzt? Mache ich überhaupt etwas?" 

Remus hielt inne. 

"Äh...", machte er etwas überfordert. Er hatte nie ein Coming Out vor seinen Eltern gehabt. Er hatte einfach angefangen, Sirius zu daten. Sie waren recht schnell von der Bildfläche verschwunden, aber da sie auch vorher kein enges Verhältnis gehabt hatten, hatte er ehrlich gesagt nie darüber nachgedacht, was er gerne von ihnen gehört hätte. Er versuchte sich an das Gefühl zu erinnern, als er sich damals angefangen hatte, selbst zu hinterfragen. 

"Ich kann nicht wirklich aus Erfahrung sprechen", räumte er also ein. "Aber ich denke...sag ihr einfach, dass es für euch ok ist, dass es für euch keinen Unterschied macht und dass ihr für sie da seid, wenn sie irgendwelche Probleme hat." 

Taneesha nickte erleichtert. 

"Ok", sagte sie, immer noch etwas rot im Gesicht. "Aber ist sie...wird sie ok sein? Ich weiß, es ist nicht leicht für...jemanden wie sie. Wird es ihr gut gehen? In der...in der Welt und so?"

Remus lächelte ein wenig und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. 

"Es ist nicht alles leicht", räumte er ein. "Aber sie ist nicht alleine." 

Taneesha schluckte. 

"Es ist nur...meine Kinder haben es ohnehin schon nicht leicht, weil sie so aussehen, wie sie aussehen." Sie klang frustriert. "Und ich hasse den Gedanken, dass es für Jhalak jetzt doppelt so schwer wird." 

Dazu wusste Remus auch nicht viel zu sagen. Er wusste, was Mary manchmal erzählte und noch viel mehr, was Jerry gelegentlich berichtete, was Leute zu ihnen sagten oder wie sie angeschaut wurden oder wenn im Bus jemand ihre Haare anfasste, ohne vorher auch nur irgendetwas zu sagen. 

"Es tut mir leid", sagte er also, denn was sollte er auch sonst sagen? Taneesha seufzte, lächelte ein wenig traurig und drückte dann seine Hand, die immer noch auf ihrem Unterarm lag. 

"Wir können es ja doch nicht ändern", sagte sie. "Und ich freue mich, dass wir dich kennen." Sie grinste. Remus konnte nicht anders, als es zu erwidern. Und aus einem Bauchgefühl heraus, platzte er auf einmal hervor: 

"Mein Mann kommt zurück." 

Taneesha blinzelte überrascht. 

"Was?" 

"Mein Ehemann", sagte Remus. "Sirius. Wenn alles gut geht, kommt er bald wieder." 

Taneesha wirkte ein wenig überfordert. Aber Quinn und somit auch Anne wussten über Sirius bescheid und irgendwie fühlte Remus sich nicht wohl damit, die Rezas nicht auch zumindest ein kleines Stückchen einzuweihen. 

"Ich...du hast nie erzählt, warum er nicht da ist", sagte Taneesha vorsichtig. "Ich war irgendwie immer davon ausgegangen, dass er...naja...nicht mehr da ist. Dass ihr euch getrennt habt oder...anders." 

Remus schüttelte den Kopf. 

"Wir sind nicht getrennt", sagte er. "Und er lebt. Und es war nicht seine Schuld. Und er kommt zurück." Er wollte das Wort "Gefängnis" nicht in den Mund nehmen, nicht hier, nicht heute. Aber er konnte nicht anders als zu grinsen. Taneesha lächelte ein wenig und drückte seine Hand. 

"Dann freuen wir uns darauf, ihn kennen zu lernen", erklärte sie. Remus grinste noch einmal und nickte. 

"Ich freue mich auch darauf, ihn euch vorzustellen." Sein Blick glitt hinüber zu den anderen und er nickte in ihre Richtung. "Was meinst du, holen wir uns auch ein paar gebrannte Mandeln?" 

~~~~~

Sirius genoss den Tag als Hund sehr, aber er war auch froh, als sie irgendwann wieder zu Hause waren und er sich wieder in einen Menschen verwandeln konnte. Die Weihnachtsstimmung riss allerdings nicht ab, alle noch nicht ausprobierten Weihnachtsgeschenke mussten getestet werden und der Nachmittag gipfelte in einer riesigen Runde UNO (und dann einer zweiten und einer dritten und einer vierten...). 

Erst als es langsam aufs Abendessen zu ging, wurde die Stimmung fauler, Remus, Jerry und Mary flätzten sich mit neuen Büchern oder Comics oder Zeitschriften aufs Sofa, Harry war, von der Aufregung der zahlreichen Karussels und sonstigen Fahrgeschäfte, auf dem Sessel eingeschlafen, die neue Stoffschlange, Hedwig getauft, eng umschlungen und Sirius hatte beschlossen, dass es höchste Zeit für Heiße Schokolade war. Jules folgte ihm natürlich auf dem Fuß und sie begannen in der Küche, inzwischen ein eingespieltes Team, Kakao zu kochen. 

"Darf ich jetzt eigentlich Luke heißen?", fragte Jules neugierig, während er zusah, wie Sirius Zucker, Milch und Kakaopulver abmaß. Er schaute von der Waage hoch. 

"Klar", sagte er. "Es ist ein prima Name." Er schmunzelte. "Aber Dad will, dass du dir noch einen zweiten Vornamen aussuchst, damit du nicht als wandelnde Alliteration herumläufst." 

Jules runzelte kritisch die Stirn. 

"Was ist eine Attileration?", wollte er wenig interessiert wissen. 

"Wenn du dir einen zweiten Vornamen aussuchst, hindere ich Dad daran, es dir erklären zu wollen", schlug Sirius vor. Jules nickte begeistert. 

"Deal."

Sirius schmunzelte und setzte die Milch auf. 

"Du musst dich auch nicht sofort entscheiden", beruhigte er seinen Sohn. "Nimm dir so viel Zeit, wie du willst. Und wenn du Hilfe brauchst, sind wir hier." 

Jules nickte und legte den Kopf schräg. 

"Ich hab bei Luke schon Jerry gefragt", erklärte er. "Er sagt, ich könnte auch den Namen von jemandem nehmen, den ich cool finde." Er runzelte kritisch die Stirn. "Aber nichts gegen euch, Remus und Sirius sind irgendwie blöd." 

Sirius musste lachen, konnte ihm aber nur zustimmen. Freiwillig hätte er sich vermutlich auch etwas normalere Namen ausgesucht. 

"Jerry will nicht, dass ich seinen nehme", führte Jules weiter aus. "Weil er kein gutes Beispiel sein will, das ist ihm zu viel Druck." 

Sirius fragte sich, ob wohl alle Fünfjährigen so lange Sätze bildeten wie sein Sohn. Vermutlich nicht. Aber Jules redete so viel und so ununterbrochen, dass er vermutlich schon mehr gesagt hatte, als der durchschnittliche Zehnjährige, vielleicht lag es also daran. 

"Wir haben ja auch schon einen Jerry", stimmte Sirius ihm zu. "Ich will viel lieber, dass du einfach du bist." Er dachte nach. "Wobei es natürlich eine gewisse Tradition hat, als Zweitnamen den Namen von jemand anderem zu haben", räumte er ein. 

Jules nickte. 

"Aber irgendwie kenne ich außer euch keine erwachsenen Männer, die ich gut finde", führte er seine Theorie weiter aus. "Mama und Edzia und Mary und Mrs Figg und Tante Amelia sind alle Frauen. Aber ich mag die Idee." Er hielt kurz inne und ein entschlossener Ausdruck trat auf sein Gesicht. "Deswegen will ich Regulus heißen." 

Sirius hielt abrupt darin inne, die pulvrigen Zutaten in die Milch zu rühren und blinzelte überrascht zu ihm hoch. 

"Luke...", sagte er, das erste Mal, dass er den neuen Namen seines Sohnes nutzte, ziemlich unsicher, "...vielleicht suchst du dir lieber einen anderen Namen." Er schluckte. "Ich fühle mich geehrt, dass du seinen Namen nutzen willst, weil er eine wichtige Person für mich war, aber er...", er räusperte sich leise, "...er war keine gute Person. Am Ende hat sich herausgestellt, dass er nicht gut war. Er ist den falschen Leuten gefolgt und ich...ich möchte nicht, dass du dazu auf schaust." 

Luke blinzelte nachdenklich. 

"Ich will nicht werden wie er", stellte er dann klar. "Ich will so sein wie der Junge, von dem du erzählt hast, als wir uns die Fotos angeschaut haben. Er klang echt cool. Ich will sein wie er."

Sirius starrte ihn für einen Moment an und holte tief Luft, bevor er das Gas unter dem fertigen Kakao abstellte und sich zu seinem Sohn umdrehte, nickte. 

"Na gut", sagte er dann. "Luke Regulus Lupin." Er strich ihm über die Haare. "Dafür musst du gar nicht viel tun. Du bist schon ein ganzes Stück wie er."






Are you crying? I'm crying.
Wie auch immer, nevermind.

Luke hat jetzt also endlich, endlich seinen neuen Namen. Und von dieser Geschichte bleibt gar nicht mehr viel übrig - nur noch zwei Kapitelchen (ahhhhhh). Ich kann irgendwie nicht ganz fassen, dass wir fast am (vorläufigen) Ende sind!

Falls einige von euch auch auf Websiten unterwegs sind, die die Länge von Geschichten in Wörtern angeben, dann möchte ich kurz anmerken, dass diese Geschichte inzwischen bei knapp 115.000 Wörtern ist. Ja, so hab ich auch geschaut, als ich das gesehen habe. Ich habe also zum zweiten Mal in Folge mit einer Fanfic meine längste Geschichte überrundet xD

Nächstes Kapitel wird noch einmal sehr besonders und dann... müssen wir ja nur noch Silvester feiern, oder?

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das hier ist eine Übersetzung von All the young dudes von MsKingBean89. Wenn ihr die original story lesen wollt dann schaut auf Ao3.
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delshan pokonya 😋.