"Vollkommen unmöglich!"
Sirius zerrte Remus am Ärmel hinüber in die Küche und belegte die Tür zum Wohnzimmer mit einem Muffliato.
"Schnappen wir ihn uns!", meinte er aufgeregt. "Worauf warten wir noch? Wir apparieren zu den Weasleys, wir sagen 'Hi, Molly, dürfen wir mal kurz?', gehen rein, schnappen uns die Ratte und bringen ihn um. Problem gelöst!"
Remus überlegte für den Bruchteil einer Sekunde, wie klug das war. Aber andererseits? Das hier war eine Gelegenheit, die ihnen eventuell entgleiten konnte. Und am Ende war ein toter Wurmschwanz ein genauso guter Beweis für ihre Aussage wie ein lebender. Er nickte und zückte seinen Zauberstab, bereit zum Apparieren.
"Ok, los geht's!"
Bevor er allerdings etwas tun konnte, flog ihm der Zauberstab ruckartig aus der Hand. Er drehte sich empört um und entdeckte Mary, die recht gelassen in der Tür zum Flur stand (Remus verfluchte sich innerlich, vergessen zu haben, dass die Küche zwei Zugänge hatte).
"Nope", sagte sie nur, während sie Remus' Zauberstab in ihre Tasche steckte. "Ihr beide bleibt schön hier. Was glaubt ihr, macht Peter, wenn er euch beide in den Fuchsbau marschieren sieht?" Sie hob die Augenbrauen und sah sie erwartungsvoll an.
Remus und Sirius sahen etwas beschämt zu Boden. Mary nickte zufrieden.
"Dachte ich mir. Eure Absicht in allen Ehren, aber ihr denkt gerade nicht besonders weitsichtig und ich habe keine Lust, dass ihr Mist baut und das hier in den Sand setzt." Sie sah sie beide streng an, mit einem Blick, bei dem sich Remus fühlte als wäre er einer ihrer achtjährigen Schüler - vermutlich sogar ein bisschen zu recht. Jetzt, wo er nochmal darüber nachdachte, hatte Sirius' und sein Plan in der Tat einige...Lücken.
"Ihr beide geht wieder rüber ins Wohnzimmer und lasst euch von den Kindern zeigen, was wir besorgt haben", entschied Mary, "und ich sage Minerva bescheid. Wir brauchen jemanden, der hier vernünftige Entscheidungen trifft."
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Minerva brauchte ungefähr zehn Minuten, bis sie in der Küche stand.
"Prima, dann apparieren wir zum Fuchsbau, sagen 'Hi, Molly, dürfen wir mal?', finden Pettigrew und schleifen ihn mit uns. Problem gelöst!", erklärte sie, sobald Remus und Sirius sie über ihre Theorie informiert hatten.
Mary seufzte tief.
"Na gut, damit hätte ich rechnen können", murmelte sie. "Ok, ihr drei bleibt schön hier, während ich Amelia bescheid sage. Merlin, ihr wollt wirklich alle in Askaban landen."
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Amelia brauchte etwa zwanzig Minuten, bis sie in der Küche stand.
"Keine Chance, dass hier irgendwer einfach zum Fuchsbau appariert und wild irgendeine Ratte verzaubert", erklärte sie und Remus sah, wie Mary sichtbar aufatmete.
Sirius hingegen wirkte absolut unzufrieden.
"Und was machen wir stattdessen? Einfach zuschauen, wie er wieder verschwindet?!", sagte er aufbrausend. Amelia musterte ihn sichtlich unbeeindruckt.
"Was lässt Sie überhaupt darauf schließen, dass diese spezifische Ratte Mr Pettigrew ist?", fragte sie und ließ sich am Küchentisch nieder.
Remus setzte einen Tee auf. Er hatte das Gefühl, dass das hier eine längere Diskussion werden könnte.
"Die Ratte ist laut Aussage der Kinder seit sechs Jahren bei den Weasleys", begann Sirius aufzuzählen, "Ratten leben nur drei, aber sie hat wohl keine besonderen oder magischen Fähigkeiten, das spricht für einen Animagus. Der Ratte fehlt ein Zeh, Wurmschwanz hat sich einen Finger abgeschnitten, bevor er untergetaucht ist - das größte, was man von ihm gefunden hat, wissen Sie noch?" Er sah aufgeregt zwischen Mary, Amelia und Minerva hin und her.
Remus glaubte ehrlich nicht, dass er Minerva oder Mary groß überzeugen musste, aber gut. Er räusperte sich.
"Dazu kommt, dass es exakt mit der Theorie übereinstimmt, die ich schon vor Wochen aufgestellt habe: wenn das wirklich Peter ist, dann hat er sich einen gemütlichen Platz gesucht, wo ihm an nichts fehlt. Und er ist mit den Weasleys einmalig nah an der Quelle für jegliche Neuigkeiten über den Orden und damit auch Sie-wissen-schon-wen."
"Und Harry hat erzählt, dass der Junge, dem die Ratte gehört, mit ihr in der Winkelgasse ist, weil es ihr seit ein paar Wochen nicht gut geht", schaltete sich Sirius wieder ein. "Zufällig bin ich seit wenigen Wochen wieder auf freiem Fuße und somit ist er in der Gefahr, aufzufliegen."
Remus ließ zwei Teebeutel in eine Kanne fallen.
"Deshalb sollten wir schnellstmöglich handeln", drängte er Amelia. "Wenn er den Verdacht schöpft, dass wir ihm auf der Spur sind, dann wird er verschwinden, daran habe ich keinen Zweifel. Und dann sind wir wieder bei Null."
Amelia sah zwischen ihnen hin und her. Dann seufzte sie tief.
"Ich sehe ein, dass Ihre Theorie ein gewisses Fundament hat", räumte sie ein. "Nichtsdestotrotz muss ich ehrlich sein: hätten Sie diese Erkenntnis nicht irgendwann anders als zwei Tage vor Weihnachten haben können?" Sie presste die Finger an ihre Schläfen.
Remus schob ihr eine Tasse Tee hin und sie sah dankbar zu ihm hoch. Er schmunzelte.
"Aber wir können doch nicht einfach vier Tage warten, bis wir handeln?", fragte Sirius entsetzt. Auch Minerva sah nicht begeistert aus. Amelia blinzelte.
"Wer weiß von unserer Theorie?", fragte sie ruhig. "Irgendjemand, der nicht in diesem Raum sitzt? Wissen die Weasleys selbst bescheid?"
Remus schüttelte den Kopf, goss sich jetzt auch selbst eine Tasse ein und setzte sich zu den anderen an den Tisch.
"Niemand außer uns weiß davon", sagte er. "Die Weasleys ahnen meines Wissens nichts, wir selbst haben es nur mitbekommen, weil die Kinder davon erzählt haben. Sogar wenn Peter selbst mitbekommen hat, dass er Kontakt zu Jules und Harry hatte, kann ich mir nicht vorstellen, dass er das als Risiko beurteilt, dass wir ihm auf der Spur sind."
Er merkte selbst, dass er, je länger er über die Sache nachdachte, wieder auf Amelias Seite, der logischen Seite argumentierte.
"Und ich habe ihn nicht gesehen", ergänzte Mary. "Ich war mit den Kindern in der Winkelgasse, aber als sie Percys Ratte bewundert haben, war ich gerade in einem anderen Laden. Deshalb kann ich zu seinem Aussehen nichts sagen, aber er hat auch definitiv keinen Kontakt zu mir gehabt. Die Chancen stehen gut, dass er nicht einmal weiß, dass ich noch lebe."
"Pettigrew jetzt zu stellen wäre ein immenser bürokratischer Aufwand", erklärte Amelia. "Wir sind über die Feiertage minimal besetzt, für eine solche Aktion müsste ich zusätzliche Auroren aus der Bereitschaft ziehen. Das geht, aber es bringt Aufmerksamkeit. Egal ob wir ihn festsetzen oder er uns entwischt, die Augen der gesamten Zaubererwelt lägen auf dieser Sache. Selbst wenn wir ihn finden, könnte ich ihn nicht einfach festhalten. Ein Prozess müsste sofort beginnen. Die Weasleys müssten aussagen, Sie beide selbstverständlich auch. Was ich Ihnen garantieren kann, ist, dass von unser aller Weihnachtsfest nicht viel übrig bleiben würde." Sie sah in die Runde. "Zusätzlich müsste ich offenlegen, von wem ich die Informationen habe, was bedeuten würde, dass ich Sie, Mr Black, wieder in Gewahrsam nehmen müsste."
Sirius sah zunehmend angesäuert aus.
"Das heißt, wir haben die Wahl zwischen einem ruhigen Fest, auf dass sich alle Kinder gefreut haben oder Wurmschwanz sofort festzunehmen?", fasste er zusammen. Amelia nickte.
"Der Unterschied ist, dass ich es für extrem unwahrscheinlich halte, dass Mr Pettigrew Verdacht schöpft, wir ihn also ziemlich sicher in vier Tagen ebenso gut festnehmen können, wie jetzt. Wohingegen Ihr erstes Weihnachten als vollständige Familie bei Option 2 zu 100% ins Wasser fallen würde. Und meins auch, wenn ich das mal so anmerken darf."
Sirius verschränkte die Arme und auch Remus rutschte ungemütlich auf seinem Stuhl hin und her. Er wollte Jules' und Harrys erstes Weihnachtsfest mit Sirius - Harrys und Sirius' erstes wirkliches Weihnachtsfest seit Jahren! - nicht einfach willentlich aufgeben. Aber konnten sie es riskieren, Peter möglicherweise entkommen zu lassen?
Mary räusperte sich leise.
"Was ist mit einer Trackingsperre?", schlug sie vor. Es wurde still.
"Warte, was ist eine Trackingsperre?", fragte Remus verwirrt.
"Es ist ein Zauber, den man um einen Ort herum legen kann, der jedes Lebewesen, das über die Grenze des Zaubers hinaus geht, mit einer Art magischem Tracker versieht, sodass man es später wieder findet", erklärte Minerva. "Meines Wissens ist er illegal."
Mary wog den Kopf hin und her.
"Nicht unbedingt", sagte sie. "Die Abteilung für Magische Strafverfolgung hat das Recht, ihn im Verdachtsfall für maximal 100 Stunden zu verwenden, wenn die Parameter so zugeschnitten werden, dass so wenig Personen wir möglich außer der Verdachtsperson vom Zauber aufgegriffen werden."
Amelia kniff die Augen zusammen.
"Sie haben recht", sagte sie, "auch wenn ich nicht wissen will, woher Sie das so genau wissen."
Mary grinste.
"Könnten wir einen solchen Zauber um den Fuchsbau legen und damit sicherstellen, dass wir ihn verfolgen können, falls er drin ist und versucht, die Fliege zu machen?", fragte sie.
Amelia blinzelte. Dann nickte sie vorsichtig.
"Das...könnte funktionieren", murmelte sie. "Wir müssten..." Sie überlegte kurz. "Wir müssten einen Weg finden, dass Peter beim Verlassen des Fuchsbaus markiert wird, aber keiner der Weasleys und keiner ihrer Gäste, sonst könnten sie uns am Ende deshalb vor Gericht bringen. Alternativ bräuchten wir ihre Genehmigung, aber dann müssten wir sie einweihen und das würde nur dazu führen, dass Mr Pettigrew mitbekommt, dass wir etwas planen."
"Könnten wir einfach als Parameter die Größe setzen?", schlug Sirius vor. "Klar, dann haben wir im Zweifelsfall eine recht große Datenmenge aus anderen Nagetieren und jeder Menge Gnomen, aber das wäre immer noch besser als gar keinen Ansatz zu haben."
Amelia nickte, allerdings wirkte sie nicht glücklich.
Remus räusperte sich.
"Würde...würde DNA helfen?", fragte er leise. Sirius und Mary sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Wieso hast du DNA von Wurmschwanz?", fragte Sirius angewidert. Remus zuckte mit den Schultern und versuchte, sich hinter seiner Teetasse zu verstecken, weil es ihm unangenehm war, dass ihn alle anstarrten.
"Ich war der einzige seiner Freunde, der übrig war, als er damals vermeintlich gestorben ist", erinnerte er sie schnell. "Ich hab mit seiner Mutter seine Sachen sortiert, sie hat mir einige Sachen überlassen. Dabei waren auch Kleidungsstücke. Vielleicht sind da noch Haare dran, ich habe die Kiste unten im Keller."
Kurz war es still, dann trank Amelia in einem Zug ihren Tee aus und stellte die Tasse hörbar auf den Tisch zurück.
"Ein Haar wäre in der Tat hilfreich", sagte sie. "Ich werde den Zauber um den Fuchsbau setzen. Ich melde mich nach den Feiertagen bei Ihnen. Ich möchte bis dahin nichts geschäftliches von Ihnen hören und bei Merlin, wenn ich herausfinde, dass einer von Ihnen doch vorschnell handelt, dann werde ich Sie grillen."
Remus schmunzelte, weil sie vor allem Sirius ansah, der eilig nickte. Amelia stand auf und ihr erwartungsvoller Blick wanderte zu Remus, der aufstand und in Richtung Treppenhaus deutete. Sie drehte sich noch einmal zu den anderen um und nickte.
"Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Fest."
Hey! Heute mal wieder ein bisschen später, sorry.
Nach meiner Ankündigung am Samstag gab es ein bisschen Verwirrung, also hier noch einmal eine kurzen Überblick, wie es hier weiter geht:
TEIL VIER endet nach Kapitel 26, also nächsten (nicht diesen) Samstag.
Am Donnerstag darauf, am 01.12. beginnt mein Adventskalender - mit dem Titel "Die Lily-Evans-Weihnachtswette", wo wir gemeinsam 24 Tage lang zwei junge Herren erleben, die um die Gunst von Lily Evans kämpfen (James ist einer davon, aber der andere ist nicht Snape).
Nach Weihnachten oder im neuen Jahr geht hier dann wieder TEIL FÜNF los. Diese Information ist insofern mit Vorsicht zu genießen, als dass ich dafür noch nichts geschrieben habe. Ich habe auch noch keinen exakten Plan, ABER ich habe Ideen ohne Ende und würde diese Geschichte auf jeden Fall nicht als abgeschlossen ansehen, ohne dass dieser Handlungsstrang noch ausgeführt wird.
Worüber ihr euch also keine Gedanken machen müsst, ist dass euch in naher Zukunft der Lesestoff auf diesem Profil ausgeht :D
Auch wenn ich mich natürlich sehr geehrt fühle, wie entsetzt ihr bei der Vorstellung wart!
Wünsche euch allen einen schönen Dienstag und wir sehen uns dann am Donnerstag!