Der Buchladen im Ligusterweg

By Pheephy

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Im Ligusterweg gibt es einen Buchladen. Harry war nie drin, das hat ihm Tante Petunia verboten, aber er weiß... More

Vorstellung des Diebesguts
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EPILOG
BONUS
1 - Was hältst du von einem Date?
2 - Wie die Mutter so der Sohn

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By Pheephy

Amelia gab das OK für den Diebstahl von Harry Potter sechs Tage nach der ursprünglichen Besprechung, einem Freitag. Sie selbst kam nicht vorbei, hatte beschlossen, an der Tat an sich nicht beteiligt zu sein, sodass sie glaubhafte Bestreitbarkeit vorschieben konnte, wenn sie später jemand fragen würde, ob sie involviert gewesen war. 

Stattdessen tauchte Minerva auf, ein unheilvolles Lächeln auf dem Gesicht, welches ihr hervorragend stand. Hätte Remus vor zehn Jahren jemand gesagt, dass seine Professorin irgendwann mal mit ihm ein Kidnapping planen und durchführen würde (oder "Spontanadoption", wie Mary zu sagen begonnen hatte), er hätte es im Leben nicht geglaubt. Er glaubte es jetzt noch nicht wirklich. 

"Es kann losgehen", sagte sie, ohne eine Begrüßung. Remus sah von der Bestellung auf, die er gerade notiert hatte. Sie stand im Buchladen, vor dem Verkaufstresen, mitten zur Öffnungszeit, als wollte sie etwas kaufen. Er blinzelte. 

"Jetzt?", fragte er. Jerry und Jules, die gestapelt auf einem der Lesesessel saßen (man hätte meinen sollen, dass Jerry unten gesessen hätte und Jules auf ihm drauf, aber faszinierenderweise war es völlig undefinierbar, da sie vollkommen miteinander verknotet waren. Abwechselnd hielten sie eine von Jules' Lesekarten hoch, mit denen er lesen üben sollte und machten einen Wettstreit, wer das Wort schneller entziffern konnte. Aktuell hatte Jerry noch klar die Nase vorn, aber Jules holte langsam auf. Mit Minervas Ankunft war die Konzentration der beiden verflogen. 

"Mama McGonagall!", rief Jerry begeistert. Remus' Augen huschten zu seiner Professorin, ob sie sich am Spitznamen störte, den Mary ihr verpasst hatte und den Jerry und Jules ohne zu zucken übernommen hatten. Sie wirkte ein wenig irritiert, aber nicht ablehnend. 

"Zieht Harry jetzt hier ein?", fragte Jules aufgeregt. Remus warf Jerry einen ärgerlichen Blick zu. 

"Und wer genau hat dir davon erzählt, hm?", fragte er. Jules strahlte und Jerry gab sich alle Mühe, unschuldig auszusehen. Remus sah sich im Laden um: er entdeckte mindestens drei Kunden, von denen zwei neugierig das Geschehen beobachteten. Er senkte die Stimme:

"Minerva, wie genau haben Sie sich das vorgestellt? Gehen wir einfach rüber und klingeln und sagen 'hey, danke fürs Aufpassen sieben Jahre, aber wir übernehmen ab hier'?" 

Minerva zuckte mit den Schultern und zog einen Briefumschlag aus der Tasche. 

"Lass mich nur machen", sagte sie und reichte ihn Remus. Er war nicht versiegelt, also faltete er ihn vorsichtig auf. 

Beschluss des Zaubereiministeriums, stand in großen Buchstaben oben drüber. Zu seiner persönlichen Sicherheit wurde beschlossen, Harry James Potter, geboren am 31. Juli 1980, in die Obhut einer magischen Familie zu geben. Nächste sorgeberechtigte Person mit Abschluss an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei ist laut Testament von Lily und James Potter Mr Remus John Lupin, geboren am 14. März 1960. Harry Potter hat sich unverzüglich in seine Sorge zu begeben, alle Rechte und Pflichten der Familie Dursley erlöschen mit sofortiger Wirkung. Sie können gegen diesen Beschluss bei Ihrer Sachbeauftragten Einspruch erheben. Gezeichnet, Elvira Picklebart, Beauftragte für den Schutz minderjähriger Hexen und Zauberer

Remus sah hoch.

"Wer ist Elvira Picklebart?", fragte er irritiert. Minerva zuckte mit den Schultern. 

"Keine Ahnung", sagte sie, "aber sie klingt wichtig, oder? Wir sollten lieber tun, was sie sagt." 

Sie nahm Remus den Brief wieder ab, faltete ihn zusammen und ließ ihn in ihrer Manteltasche verschwinden. Dann lächelte sie breit. Jerry und Jules beobachteten sie immer noch neugierig, die Kunden hatten sich wieder ihren Büchern zugewandt. Remus holte tief Luft.

"Kann das noch warten?", fragte er dann leise. Minerva sah ihn überrascht an. 

"Ich dachte, Sie wollten, dass er schnellstmöglich aus diesem Haus heraus kommt?", fragte sie erstaunt. Remus nickte. 

"Das wollte ich", sagte er, "das will ich auch immer noch. Ich will nur...ich möchte vorher mit Harry sprechen. Bevor einer von uns mit einem...einem Beschluss des Ministeriums da rüber geht und ihn vor vollendete Tatsachen stellt. Ich möchte, dass er bescheid weiß und es ok findet. Ich will ihn nicht zwingen, hier zu wohnen, wenn er vielleicht doch lieber..." Er hielt inne, sah zu Minerva hoch. "Ich weiß, er ist erst sieben Jahre alt. Aber es geht hier darum, sein gesamtes Leben umzukrempeln. Ich finde, er hat das Recht, dazu seine Meinung zu sagen." 

Minerva lächelte leicht. 

"Natürlich, Sie haben vollkommen Recht", gab sie zu. "Du hast vollkommen Recht. Rede mit dem Jungen. Frag ihn, was er darüber denkt." 

Remus atmete erleichtert auf. Er sah auf die Uhr. 

"Er müsste eigentlich jeden Moment hier sein. Freitag nachmittags kommt er oft, während seine Tante den Wochenendeinkauf macht." Er sah aus dem Fenster und wie gerufen tauchte im gleichen Moment ein dunkler Haarschopf darin auf. Remus winkte und Harry winkte zurück. Remus sah wieder Minerva an. 

"Würden Sie...würdest du gern dabei sein, wenn ich ihn frage?" 

Sie blinzelte überrascht. In einem Blinzeln standen Jerry und Jules neben ihr. 

"Wir wollen dabei sein", erklärte Jerry. 

"Genau", meinte Jules. "Worum geht's?" 

"Sie wollen Harry fragen, ob er bei uns wohnen will." 

"Ah. Ich will auch dabei sein!" 

Remus sah von Jerry und Jules, dann zu Minerva. 

"Ich glaube, das ist ein Gespräch für Erwachsene", sagte er dann. "Jerry, würdest du den Laden übernehmen? Jules kann dir helfen, er tippt gerne die Preise in die Kasse ein. Pass nur auf, dass alles richtig ist." 

Jerry wirkte kurz so, als wollte er protestieren, dann gab er nach, schnappte sich seinen kleinen Bruder und schob sich an Remus vorbei auf den Verkäufer-Platz. 

"Na gut." Er grinste. "Dann geh und organisier mir noch einen Bruder." Er zwinkerte Jules zu, der über beide Ohren strahlte. 

Remus kam hinter dem Tisch hervor, sah Minerva fragend an, die den Kopf schüttelte.

"Ich glaube, es ist besser, du redest mit Harry zuerst allein", entschied sie. Dann zögerte sie: "Ist Jules jetzt ein Er?", erkundigte sie sich leise. Remus nickte. 

"Jules ist ein Junge, Jerry ist keiner", berichtete er in Kurzfassung und schmunzelte, "ich habe viel gelernt über meine Kinder in der letzten Woche." 

Minerva zog beeindruckt die Augenbrauen nach oben. 

"Man lernt nie aus", sagte sie nur. Remus zuckte mit den Schultern, dann verließ er den Laden. Harry wartete geduldig im Treppenhaus. Remus hoffte sehr, dass heute der letzte Tag war, an dem er zögerte, den Buchladen zu betreten. 

"Hi, Harry", grüßte er den Jungen. "Ich wollte gerade hoch, mir ein Sandwich holen, willst du auch eins?" 

Harry schien kurz zu überlegen, dann nickte er. Es freute Remus einerseits, dass Harry weniger zögerlich wurde, Essen anzunehmen. Andererseits füllte es ihn mit Zorn, dass der Junge darauf angewiesen war, von anderen Leuten ernährt zu werden. Auch das, hoffte er, würde heute ein Ende haben. 

Sie stiegen die Treppen hoch, Remus schloss die Tür auf und Harry schlüpfte mit ihm in die Wohnung. 

"Wie war dein Tag?", fragte Remus, während er das Brot aus dem Küchenschrank holte, den Kühlschrank öffnete, Käse und Schinken herausnahm. Harry zuckte mit den Schultern. 

"War ok", sagte er. "Miss Macdonald hat uns gezeigt wie man schriftlich subtrahiert, aber ich glaube, ich habe es noch nicht ganz verstanden." 

Remus grinste. 

"Das fand ich auch immer schwer", sagte er, legte den Schinken auf den Käse und dann noch eine zweite Scheibe Käse darauf, bevor er das Sandwich zu klappte. So viel würde sich gar nicht ändern, dachte er, würde Harry wirklich bei ihnen wohnen. Er wusste jetzt schon, wie er seine Sandwiches mochte. Er schob dem Jungen das Brot hinüber. 

"Hör mal, Harry, ich wollte dich etwas fragen", brach er dann das schwierige Thema an. Harry sah misstrauisch von seinem Sandwich hoch. "Und bevor ich das mache, möchte ich, dass du weißt, dass jede Antwort von dir absolut ok ist. Du kannst ja sagen, du kannst nein sagen, du kannst sagen, dass du nochmal drüber nachdenken willst. Du musst mir keinen Grund nennen, ok?" 

Harry wirkte immer noch verunsichert, aber er nickte. 

"Mary und mir ist aufgefallen, dass du nicht besonders...glücklich wirkst, bei deiner Tante und deinem Onkel. Wir machen uns Sorgen, dass du von ihnen nicht so gut behandelt wirst, wie du es verdient hast." 

Harry öffnete den Mund und Remus wusste genau, dass er protestieren würde. Er wusste nicht, was es war - ob die Dursleys ihn lange genug indoktriniert hatten, dass er wirklich dachte, dass es in Ordnung war, dass er so anders behandelt wurde als Dudley oder ob ihm die Ansicht, dass er dankbar sein musste, dass sie ihn überhaupt nahmen, so lange eingedrillt wurde, dass er sie inzwischen glaubte. 

"Es geht mir gut", erklärte Harry, ganz wie erwartet. Remus nickte. 

"Ich weiß", sagte er. "Aber ich möchte, dass es dir besser geht als gut." Er holte tief Luft. "Harry, du weißt, dass deine Eltern gute Freunde von mir waren. Und deshalb haben sie damals in ihrem Testament geschrieben, dass ich auf dich aufpassen soll, wenn ihnen etwas passiert. Es gab ein paar Schwierigkeiten, deshalb durfte ich dich am Ende doch nicht aufnehmen. Aber ich habe noch einmal nachgefragt und die Probleme gelöst." 

Es waren Halbwahrheiten, aber für den Moment waren sie nah genug an der Realität. Wenn Harry älter würde, würde er irgendwann die ganze Fassung bekommen. Im Augenblick schien ihn selbst diese Version schon zu überfordern. Wer konnte es ihm verübeln? 

"Harry, was ich damit sagen will", fasste Remus also für ihn noch einmal zusammen: "wenn du lieber hier wohnen möchtest, bei Mary und Jules und mir und Jerry. Dann wäre das eine Möglichkeit." 

Er sah Harry prüfend an, der immer noch viel zu schockiert zu sein schien, als dass er irgendwas dazu sagen konnte. 

"Es ist deine Entscheidung", wiederholte Remus noch einmal. "Wir würden uns freuen, dich aufzunehmen. Wir sind aber auch nicht böse, wenn du lieber bei deiner Tante und deinem Onkel bleiben möchtest. Und wir sind ganz bestimmt nicht sauer, wenn du eine Nacht drüber schlafen möchtest." 

Harrys Augen huschten durch die Küche, zu Remus, dann zum Sandwich, das er immer noch nicht angefasst hatte. Remus bereute es, nicht gewartet zu haben, bis er seinen Hunger gestillt hatte, bevor er ihn mit einer solchen Frage überrollte. 

"Ich möchte Ihnen keine Last sein", sagte Harry schließlich leise. Und Remus hätte weinen können. Wie bei Merlins Bart konnte es sein, dass dieser siebenjährige Junge dachte, er könnte irgendjemandem eine Last sein? 

Remus ging zu ihm hinüber und hockte sich vor seinem Stuhl auf den Fußboden, sodass er sogar etwas zu ihm hoch schauen musste. 

"Harry, hör mir gut zu", sagte er leise, "du könntest uns niemals, niemals eine Last sein. Ich hab dich gehalten, als du noch keinen Tag alt warst und ich wollte dich nicht mehr hergeben. Und als deine Eltern gestorben sind, hätte ich alles dafür gegeben, dich zu mir zu nehmen und großzuziehen. Mary kennt dich, seit dem du zwei Tage alt bist und für sie gilt genau das gleiche. Und Jerry und Jules? Sie liegen mir seit Wochen in den Ohren, dass sie dich als Bruder wollen. Du wärst keine Last für diese Familie, du wärst eine Bereicherung." Er sah Harry direkt in die Augen. "Du bist ein freundlicher, cleverer junger Mann. Wir könnten uns glücklich schätzen, dich zu haben."

Kurz passierte gar nichts. Dann füllten sich Harrys Augen mit Tränen. 

"Wirklich?", schniefte er leise. Es brach Remus ein klein wenig das Herz, wie ungläubig er klang. 

"Wirklich", sagte er. "Du bist keine Last, Harry. Du bist gewollt. Wir wollen dich als Teil unserer Familie." 

Harry schluckte, wischte sich über seine Augen, aber es half nicht wirklich, die Tränen kamen immer noch nach. 

"Ich will auch Teil Ihrer Familie sein", gab er dann flüsternd zu. Remus konnte nicht verhindern, dass sich ein breites Lächeln auf sein Gesicht stahl. 

"Wirklich?", fragte er begeistert. Harry nickte ein klein wenig, dann stärker und auch auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. 

"Wirklich, wirklich", sagte er laut. Remus strahlte ihn an. Harry zögerte kurz, dann fragte er ein bisschen unsicher: "Wann...wann kann ich denn weg von den Dursleys?" 

Remus legte den Kopf schräg. 

"Wenn du möchtest...noch heute", bot er an. Dann schob er schnell hinterher: "Aber wenn dir das zu schnell geht, können wir auch noch ein paar Tage warten." 

Harry schüttelte schnell den Kopf. 

"Nein, heute", sagte er wie aus der Pistole geschossen. "Äh...wenn das...wenn das nicht zu schnell geht." 

Remus lachte und fuhr ihm durch die Haare. 

"Es ist nicht zu schnell", beruhigte er ihn. "Weißt du noch, als wir letztens darüber geredet haben, dass du mit Schlangen sprechen kannst? Und ich dir davon erzählt habe, dass wir Zauberer sind?" 

Harry nickte (auch wenn er es immer noch nicht ganz begriffen zu haben schien). Remus schmunzelte. 

"Siehst du? Wir sind Zauberer - zu schnell gibt es bei uns gar nicht." Er sah zwischen Harry und dem Sandwich hin und her, dann stand er auf (sein Knie knackte, entweder er wurde alt oder das waren schon wieder die Anzeichen für den Vollmond nächste Woche). "Was hältst du von der Idee, dein Sandwich auf dem Weg nach unten zu essen? Und dann legen wir uns mit deiner Tante an?" 

Harry nickte stürmisch, schnappte sich das Sandwich und sprang auf. Remus hielt ihm die Hand hin und Harry griff danach, obwohl er eigentlich schon viel zu alt und zu cool war, um die Hand eines Erwachsenen zu halten. Remus erwärmte es das Herz. 

Er öffnete die Wohnungstür. Zeit, Harry Potter endlich in seine Familie zu holen - sechs Jahre später, als es eigentlich hätte passieren sollen. 



Ich weiß, ich weiß, ich löse KEINEN der Cliffhanger aus dem letzten Kapitel, da müsst ihr euch noch bis Samstag gedulden. Aber dafür passiert jetzt endlich das, worauf wir alle seit Kapitel sieben von TEIL EINS warten, dafür muss ja auch Zeit sein xD

Falls es jemand noch nicht gesehen hat: ich habe vorgestern ein 3000-Follower-Special hochgeladen, bei dem ihr mir Prompts schicken könnt, die ich dann (vielleicht, es sind aktuell schon fast 40) schreibe. Da sind ein paar richtig coole Ideen dabei, es lohnt sich, da mal vorbeizukommen!

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