Wenn Sonne und Regen aufeinan...

Par _Silencia_

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Mabel Blossom und Lee Parker - Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffen. Mabel ist wortwörtlich ein Sonnensche... Plus

- Vorwort -
- Prolog -
1 - Die Dramaqueen und der Schummler
2 - Besuch von der Ex Freundin
3 - ‚Welcome home'
4 - Badespaß um Mitternacht
5 - Vom Pommesstand zum Handstand
6 - Zwischen leuchtenden Lichtern
7 - Die Fahrradpanne
8 - Geburtstagskind
9 - Wahl, Wahrheit oder Pflicht
10 - Umgeben von Betrunkenen
11 - Die Angst des Alleinseins
12 - Für immer?
13 - Zu wenig Zeit zu zweit
14 - Gespräch unter Cousins
15 - Liebende Herzen
16 - Das Kinodesaster
17 - Auseinandersetzung mit Folgen
18 - Der Schmerz einer Beziehung
19 - Wenn die Fäuste fliegen
20 - Worte aus Gift
21 - Im Regen tanzen
22 - Versuchung in der Abstellkammer
23 - Fußball und Eis
24 - Betrunken
25 - Tränen für Rave
26 - Schlechtes Kuss-Timing
27 - Vom Lieben und Verzeihen
28 - Die Wahrheit
29 - Chaos der Gefühle
30 - Umhüllt von Lust und Leidenschaft
31 - Herz oder Kopf?
32 - Eine ungute Vermutung
33 - Unfall in der Eishalle
35 - Liebe für die Ewigkeit
36 - Provokationen auf höchstem Niveau
37 - Auf dem Boden der Tatsachen
38 - „Ich liebe dich"
39 - Für immer und länger
- Epilog -
- Nachwort -

34 - „Entscheide dich!"

295 30 30
Par _Silencia_

Lees POV

Draußen ist es stockdunkel. Kein einziger Laternenkegel und kein einziger Sternenschein erhellen die Finsternis.

Dort draußen sieht es genauso wie in meinem Inneren aus – dunkel.

Der einzige Mensch, der mir jetzt noch Licht spenden könnte, ist nicht hier.

Ich glaube, mich daran erinnern zu können, dass Mabel in der Eishalle noch an meiner Seite war. Sobald ich dann allerdings im Krankenhaus aufgewacht bin, war da nur meine besorgte Mutter, die meine Hand gehalten hat.

Von Mabel fehlt immer noch jede Spur.

Der Gedanke daran, dass sie lieber in Raves Nähe ist, statt mich im Hospital zu besuchen, schmerzt. Indirekt hat sie damit nämlich schon ihre Entscheidung getroffen.

Sie bleibt bei dem Jungen, wegen dem ich an ein Krankenhausbett gefesselt bin.

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass mich Rave nicht grundlos zu einem Wettrennen herausfordert. Wahrscheinlich war es schon heute Morgen bei unserem Telefonat sein Plan, mich zu schubsen.

Verdammte Scheiße! Wie kann Mabel bloß mit so einem Menschen zusammen sein?!

Ja, Rave ist mein Cousin, aber deshalb muss ich seine Handlungen und Taten noch lange nicht gutheißen. Er hat sich zu sehr verändert, und zwar nicht in die positive Richtung.

Meine kreisenden Gedanken werden unterbrochen, als auf einmal ein leises Klopfen an der Tür ertönt. Angesichts der Uhrzeit – in wenigen Minuten ist es Mitternacht – denke ich, dass ich mir dieses Geräusch bloß eingebildet habe, doch wenige Sekunden später klopft es erneut.

„Herein?", sage ich unsicher.

Insgeheim rechne ich damit, dass entweder eine Krankenschwester oder meine überfürsorgliche Mutter den Kopf durch die Tür strecken, weshalb ich mehr als nur überrascht bin, als ich in die grünen Augen von Mabel schaue.

Mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen schließt sie die Tür leise hinter sich und schleicht dann zu mir. Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, legt sie sich zu mir ins Bett und drückt mich fest an sich.

Überrumpelt von ihrem plötzlichen Auftauchen bin ich nicht mehr dazu fähig, mich zu bewegen.

Was hat sie um Mitternacht in meinem Krankenhauszimmer zu suchen?

„Es tut mir leid, dass ich erst so spät kommen konnte", beantwortet Mabel unwissend meine Frage. Den Blick, den sie mir dabei zuwirft, ist von tiefsitzender Reue und Schuld geprägt. „Es gab ein paar Komplikationen zu Hause."

„Und da dachtest du dir, dass du mich um Mitternacht besuchen kommst?", hake ich ungläubig nach. „Die Besuchszeit ist eigentlich schon seit vier Stunden zu Ende."

„Ich kann auch wieder gehen, wenn du möchtest." Im Einklang mit ihren Worten klettert Mabel aus dem Bett, sodass ich sie schnell am Handgelenk zurückhalten muss, damit sie nicht in Richtung Zimmertür verschwindet. „Nicht", flehe ich sie an. „Bitte bleib bei mir."

Schon den ganzen Tag habe ich mich nach ihrer Nähe verzehrt. Jetzt, wo sie endlich an meiner Seite ist, kann ich sie nicht gehen lassen.

Glücklicherweise legt sich die Rothaarige ohne jegliche Proteste zurück ins Bett und kuschelt sich an meine Brust. Nach einer Weile des Schweigens möchte sie wissen: „Wie geht es dir, Lee? Was haben die Ärzte gesagt?"

Ein Seufzen entflieht meinen Lippen. „Ich hatte wohl sehr großes Glück und einen Schutzengel. Außer einer kleinen Platzwunde am Hinterkopf und einer leichten Gehirnerschütterung ist mir nichts passiert. Das nächste Mal muss sich Rave mehr Mühe geben, um mich aus dem Weg zu räumen." Vor allem bei meinem letzten Satz schwingt ein bitterer Unterton in meiner Stimme mit.

Für mich ist es unbegreiflich, wie mich mein eigener Cousin so sehr verachten kann, dass er mich vorsätzlich verletzt.

Ist er etwa immer noch sauer, weil ich Mabel geküsst habe?

„Wie meinst du das?", hakt das Mädchen aus meinen Gedanken mit gerunzelter Stirn nach. „Was hat Rave damit zu tun? Er hat mir erzählt, dass du über deine eigenen Füße gestolpert bist."

Kaum sind Mabels Worte verklungen, stoße ich ein freudloses Lachen aus. Irgendwie war es klar, dass Rave seiner Freundin nicht die Wahrheit erzählen würde. Ich bin gespannt, was für Lügen er ihr noch aufgetischt hat.

„Und das glaubst du ihm?", frage ich deshalb misstrauisch.

Für ein paar Sekunden wirkt die Rothaarige unsicher, ehe sie langsam nickt. Diese Geste ist wie ein Schlag ins Gesicht, nur härter und mitten ins Herz.

„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin nicht über meine eigenen Füße gestolpert, sondern wurde von deinem liebreizenden Freund geschubst", offenbare ich meiner Gegenüber schließlich die bittere Wahrheit. Direkt schaut sie mich aus geweiteten Augen an und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen.

„R-Rave?", stammelt sie perplex. Statt diesem einen Wort noch etwas hinzuzufügen, schweigt sie und starrt nachdenklich an die Zimmerdecke.

Es muss schwer sein, die Tatsache zu akzeptieren, dass sich ihr Freund verändert hat. Je eher sie allerdings damit anfängt, umso schneller können die Wunden verheilen.

„Ganz genau, Mabel. Rave hat mich geschubst", wiederhole ich mich noch einmal, damit sich diese Informationen in Mabels Hirn einbrennen können. Sie muss wissen, dass sie mit Rave die falsche Entscheidung treffen würde.

„Warum sollte er das tun? Er ist dein Cousin!" Verzweifelt wischt sich die Rothaarige eine Träne der Schwäche von der Wange.

Am liebsten würde ich sie sofort in meine Arme schließen und sie trösten, doch zuerst muss ich ihr begreiflich machen, dass Rave nicht derjenige ist, für den sie ihn hält. Eine weiße Weste trägt er schon lange nicht mehr.

„Überleg doch mal, Mabel", beginne ich also vorsichtig. „Seit ich mit meiner Mum nach Princeton gezogen bin, bin ich ihm ein Dorn im Auge. Ständig war er wütend auf mich oder hat mir irgendwelche Sachen vorgeworfen, die gar nicht stimmen. Du hast doch selbst erlebt, wie er sich verhält, wenn er wütend ist."

Automatisch muss ich an den Tag zurückdenken, an dem mich mein eigener Cousin verprügelt hat. Weil er damals so sehr von seinem Zorn zerfressen wurde, hat er sogar auch Mabel zu Boden gestoßen.

„Als ich Rave dann vor ein paar Wochen von unserem Kuss erzählt habe, müssen bei ihm endgültig die Sicherungen durchgebrannt sein", vermute ich. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er mich heute mit Absicht zu Fall gebracht hat.

Dass er mich aus dem Weg räumen möchte, ist schon lange kein Geheimnis mehr.

„Ich-Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll", stammelt Mabel nach einer Weile sichtlich verwirrt. Noch immer glitzern Tränen auf ihren Wangen, die ihrer derzeitigen Überforderung zu verschulden sind.

„Raves Eifersucht ist krankhaft", stelle ich fest. „Er schreckt ja nicht mal mehr davor zurück, mich körperlich zu verletzen und mich in Gefahr zu bringen. Ich habe Angst, dass er dir irgendwann auch wehtun wird, Mabel."

Daraufhin breitet sich eine gespenstische Stille zwischen uns aus.

Ich kann sehen, wie die Rothaarige an meinen Worten zu knabbern hat und diese nicht verdauen möchte. Das makellose Bild, das sie jahrelang von ihrem Freund hatte, bröckelt plötzlich, und das muss hart sein.

Um dem Mädchen mit den schönen Augen zu zeigen, dass ich für sie da bin, greife ich vorsichtig nach ihrer Hand und verflechte unsere Finger ineinander. Kurz lässt Mabel diese Berührung zu, ehe sie ihre Hand ruckartig zurückzieht.

„Tut mir leid", entschuldigt sie sich kleinlaut, als sie meinen enttäuschten Blick auffängt. „Ich weiß gerade nur nicht, wo mir der Kopf steht."

„Schon okay", beruhige ich sie. Damit sie sieht, dass ich meine Worte ernst meine, hauche ich ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Das hat zur Folge, dass mich Mabel für einen Moment unsicher anschaut, ehe sie mich zu sich zieht und unsere Münder miteinander verbindet.

Ganz vorsichtig bewegen sich unsere Lippen – beinahe so, als würden sie aus Glas bestehen.

Glück, Liebe und Freude werden durch meine Venen gepumpt, als Mabel unseren Kuss intensiviert. Langsam schiebt sie ihre Zunge in meinen Mund und fordert meine eigene Zunge zu einem hitzigen Tanz auf.

Auch wenn ich am liebsten stundenlang so weitermachen würde, löse ich mich nach ein paar Sekunden von der Grünäugigen. Statt komplett von ihr abzulassen, lehne ich meine Stirn gegen ihre und schaue sie ernst an. „Mabel?", frage ich dann leise.

„Hm?"

„Du musst dich entscheiden."

Schwer wie Blei hängen meine Worte zwischen uns. Das Mädchen neben mir schluckt, bevor sie etwas Abstand zu meinem zitternden Körper schafft.

Vermutlich ist es falsch, sie zu einer Entscheidung zu drängen, aber ich ertrage das nicht länger. Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich so nicht weitermachen kann.

„Lee", wispert meine Gegenüber nun verzweifelt. „Bitte tu mir das nicht an!"

„Ich kann nicht anders", erwidere ich entschuldigend. „Seit mehreren Wochen treffen wir uns heimlich und müssen ständig aufpassen, nicht erwischt zu werden. Ich möchte dich aber auch in der Öffentlichkeit küssen, deine Hand halten und allen Menschen zeigen, dass du zu mir gehörst."

Anfangs war es okay für mich, Mabels Geheimnis zu sein, doch mittlerweile schaffe ich das emotional nicht mehr. Entweder ist sie für eine richtige Beziehung mit mir bereit oder das, was sich aktuell zwischen uns entwickelt, endet hier und jetzt.

„Entscheide dich!", murmele ich. „Es ist Rave und mir gegenüber auch nicht fair, dass du dich wochenlang vor dieser Entscheidung drückst. Steh endlich zu deinen Gefühlen oder du wirst uns beide verlieren."

„Das Einzige, was nicht fair ist, sind deine Worte. Du wusstest schließlich ganz genau, worauf du dich eingelassen hast, Lee", macht mir Mabel einen Vorwurf. „Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich Zeit brauchen werde."

„Aber doch nicht so viel Zeit!", seufze ich verbittert. „Bitte entscheide dich endlich. Entweder für oder gegen mich."

Meine Worte treiben Mabel die Tränen in die Augen. Voller Verzweiflung schaut sie mich an und beginnt leise zu schluchzen. „Ich-Ich weiß nicht, was ich tun soll", gesteht sie mit zittriger Stimme.

„Also ich an deiner Stelle wüsste sofort, was zu tun ist", gebe ich ihr einen Stoß in die richtige Richtung. „Verlasse den Jungen, der dir und anderen Menschen wehtut und schenke dem Jungen, der dich auf Händen trägt, dein Herz."

Was ist so schwer daran? Ich kann verstehen, dass Mabel nach fünf Jahren Beziehung an Rave hängt, aber sein Verhalten sollte sie doch eigentlich abschrecken, oder nicht? Warum zum Teufel schafft sie es nicht, sich von ihm zu trennen? Ihre Gefühle haben schließlich auch nachgelassen.

„Das ist nicht so einfach, Lee", versucht sich die Rothaarige nun mit Mühe und Not vor mir zu rechtfertigen. „Rave und ich sind seit Ewigkeiten zusammen. Dich kenne ich nicht mal ein halbes Jahr. Wer garantiert mir denn, dass du mich nicht nach ein paar Wochen fallenlässt? Ich weiß ja kaum etwas über dich."

Es ist hart, diese Worte aus Mabels Mund zu hören, da sie die Einzige ist, die von meiner Vergangenheit und meinen Ängsten weiß. Noch nie zuvor habe ich mich einem Menschen so sehr geöffnet, wie ihr.

„Ich kann dir nur versprechen, dich ein Leben lang zu lieben, Mabel", wispere ich schließlich unter Tränen. „Mehr kann ich nicht tun."

„Tut mir leid, aber das reicht nicht, Lee."

Wie ein Messer, das sich in mein Herz bohrt, schmettern mich Mabels Worte zu Boden. Ihre Entscheidung ist gefallen – und zwar für Rave und somit gegen mich.

...doch manche Entscheidungen bereut man schnell wieder...

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