24 - Betrunken

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Raves POV

Das ist ein schlechter Scherz, oder?

Noah findet Lee tatsächlich cooler als mich? Was für einer Hirnwäsche wurde der arme Junge bloß unterzogen? Es ist ja wohl ganz klar, dass es sich dabei nicht um seine eigene Meinung handeln kann.

„Lee findet Ronaldo auch besser als Messi", fügt Noah schließlich seiner vorherigen Aussage hinzu. „Deshalb mag ich ihn jetzt mehr als dich, Rave."

Automatisch balle ich meine Hand zu einer Faust.

Erst nimmt mir Lee meine Freundin weg und jetzt auch noch ihren Bruder, der mich gewöhnlich vergöttert hat? Welche Person wird die Nächste sein? Vielleicht einer der Jungs aus meinem Schwimmteam? Oder sogar meine eigene Mutter?

Wie es scheint, macht Lee vor nichts und niemandem Halt. Er wird erst aufhören, mein Leben zu ruinieren, wenn er all das an sich gerissen hat, was eigentlich mir gehört.

Verdammt, wie ich meinen Cousin verachte!

Er soll zurück nach San Diego ziehen und sich dort von irgendwelchen Idioten verprügeln lassen. Solange er von hier verschwindet, ist mir egal, was mit ihm passiert.

„Wir haben gestern alle zusammen verstecken gespielt", wechselt Noah nun mit einem Grinsen das Thema. „Das hat echt Spaß gemacht. Einmal haben sich Mabel und Lee sogar in der Abstellkammer versteckt, aber ich habe sie natürlich gefunden. Ich kenne das Versteck ja auch schon von Mabel und dir. Ihr-"

Während der kleine Lockenkopf munter weiterredet, wandern meine zornigen Augen zu meiner Freundin. Kurz zuckt sie zusammen, doch dann hält sie meinem eisernen Blick stand. Trotz und etwas anderes, das ich nicht richtig deuten kann, verschleiern ihre Pupillen.

„Du hast dich also zusammen mit Lee in der Abstellkammer versteckt, hm?", möchte ich verärgert von ihr wissen. „Wer hat denn dann wen befriedigt? Hast du ihm einen gelutscht oder hat er dich mit seinen ekeligen Drecksfingern verwöhnt?"

Daraufhin zieht Mabel scharf die Luft ein. Ihre Augen verengen sich dabei zu zwei Schlitzen und ihre Wangen färben sich dunkelrot. „Spinnst du, Rave?!", faucht sie mich aufgebracht an. „Halt einfach deine Klappe und verschwinde von hier!"

Ihre hysterische Reaktion bestärkt mich leider in meiner Vermutung, dass etwas zwischen ihr und Lee vorgefallen sein muss – andernfalls hätte sie meine Worte schon längst geleugnet.

„Oh, ihr habt also direkt miteinander gefickt", stelle ich emotionslos fest. „Habt ihr wenigstens ein Kondom benutzt? Nicht, dass sich Lee und seine Dummheit noch weiter fortpflanzen können."

„Jetzt reicht's!"

Mit vor Wut lodernden Augen springt Mabel von ihrem Stuhl auf und rennt zu mir. Ihre zittrigen Finger schließen sich um meinen Hemdkragen, ehe sie zupackt und mich ebenfalls von meinem Stuhl zieht. Für ein paar Sekunden schaut sie mich bloß schweigend an, doch dann holt sie aus und verpasst mir eine schallende Ohrfeige.

Wie in Trance fällt mein Kopf zur Seite.

Ich kann nicht glauben, dass sie das tatsächlich getan hat. Meine eigene Freundin hat mich geschlagen.

Noch nie zuvor habe ich sie so wütend erlebt.

Fassungslos schaue ich zu Mabel, welche schwer atmend vor mir steht und enttäuscht ihren Kopf schüttelt. „Bitte geh jetzt, Rave", murmelt sie so leise, dass nur ich sie verstehen kann. „Ich gebe dir noch eine allerletzte Chance, damit du über dein Verhalten nachdenken kannst. Solltest du nichts ändern, war es das mit uns!"

Kaum ist diese Drohung laut ausgesprochen, wendet sich die Rothaarige von mir ab, um zurück zu Noah und Lee zu gehen. Während ihr kleiner Bruder die Welt nicht mehr zu verstehen scheint, schlingt mein dämlicher Cousin sofort seine Arme um Mabel und streichelt ihr tröstend über den Rücken.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now