7 - Die Fahrradpanne

382 39 13
                                    

Mabels POV

„Ich habe heute fünf Tore geschossen, Mabel!", erzählt mir Noah stolz, als ich ihn von seinem Fußballtraining abhole.

„Wow", lobe ich ihn direkt. „Dann bist du ja der neue Messi."

„Messi?", wiederholt mein kleiner Bruder ungläubig. „Wenn dann der neue Ronaldo."

Da bin ich wohl mal wieder schön in die Falle getappt. So oft wie Noah seinen Lieblingsfußballspieler wechselt, wechsele ich nicht einmal meine Unterhose.

„Na schön, dann halt Ronaldo. Der ist auch okay."

„Okay?" Erneut wirft mir Noah einen strafenden Blick zu. „Ronaldo ist der beste Fußballer aller Zeiten! Der kann voll die guten Tricks!"

Um nicht länger mit meinem Bruder über Fußball reden zu müssen, drehe ich das Radio im Auto lauter. Das hat wie gewünscht zur Folge, dass wir unsere Diskussion fallen lassen und uns stattdessen ein Gesangsbattle mit Justin Bieber und Co liefern.

Lange hält unser Gegröle allerdings nicht an, da plötzlich eine Person am Straßenrand, die wild an ihrem Fahrrad herumhantiert, meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Ohne zweimal hinschauen zu müssen, weiß ich ganz genau, wer diese Person ist.

Lee.

Das ist auch der einzige Grund, weshalb ich das Auto sofort auf den Standstreifen lenke, den Motor ausstelle und dann den Wagen verlasse. „Lee?", mache ich unsicher auf mich aufmerksam. „Kann ich dir irgendwie helfen?"

Erst zuckt der Angesprochene erschrocken zusammen, doch sobald er mich erblickt hat, quält er sich ein unechtes Lächeln auf die Lippen.

„Hey, Mabel", begrüßt er mich schließlich. „Ich bin anscheinend durch Scherben oder so gefahren, denn mein Hinterreifen ist platt. Da geht gar nichts mehr."

Ein Blick auf sein Fahrrad verrät mir, dass der Hinterreifen tatsächlich keine Luft mehr hat.

„Hast du denn keine Pumpe dabei?", mischt sich auf einmal Noah in unser Gespräch ein. Anstatt im Auto sitzen zu bleiben, ist er ebenfalls ausgestiegen und steht nun in seiner Fußballmontur neben mir.

„Da hilft auch keine Luftpumpe weiter, kleiner Mann", seufzt Lee bloß frustriert.

Normalerweise kann Noah es gar nicht leiden, wenn man ihn klein nennt, doch dieses Mal lässt er diese Bezeichnung schweigend über sich ergehen - vermutlich, weil er Lee noch nicht kennt.

„Vielleicht kann mein Auto weiterhelfen", überlege ich nach einer Weile des Schweigens. Scheinbar drücke ich mich so umständlich aus, dass mich die beiden Jungs nicht verstehen, denn sie werfen mir fragende Blicke zu. Also erkläre ich: „Wenn wir die Rücksitze umklappen, können wir dein Rad in den Kofferraum legen. Ich bringe dich dann nach Hause, Lee."

„Überleg dir aber gut, ob du dir das antun möchtest", raunt Noah daraufhin verschwörerisch. „Mabel ist nämlich eine schlechte Autofahrerin!"

„Hey!", beschwere ich mich. „Das stimmt doch gar nicht!"

Während ich beleidigt die Arme vor der Brust verschränke, geben sich die Jungs lachend einen High Five.

Schön, wie schnell sie sich gegen mich verschworen haben.

„Ich denke, ich werde dieses Risiko eingehen", grinst Lee nach kurzer Bedenkzeit. „Zur Not greife ich Mabel einfach ins Lenkrad, um uns vor dem Baum zu retten."

„Frechheit." Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Nur weil Noah einmal bei mir mitgefahren ist, als ich einem anderen Auto versehentlich die Vorfahrt genommen habe und deshalb angehupt wurde, tut er so, als wäre ich die schlechteste Fahrerin auf dieser Welt.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now