15 - Liebende Herzen

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Mabels POV

„Hey, Lee. Heute ist schon der dritte Tag, an dem du weder auf meine Nachrichten noch auf meine Anrufe reagierst", seufze ich frustriert in den Lautsprecher meines Smartphones. „Ich weiß, dass du denkst, du wärst schuld daran, dass Rave und ich zu wenig Zeit zu zweit hatten, doch das stimmt nicht. Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, gemeinsam mit dir herumzualbern. Das fehlt mir."

Ich schicke die Sprachnachricht ab, ehe ich direkt eine Weitere aufnehme.

„Mich zu ignorieren ist übrigens auch keine Lösung. Gerade jetzt, wo ich nicht weiß, wie es mit Rave und mir weitergehen wird, könnte ich einen guten Freund an meiner Seite gebrauchen. Also schluck verdammt nochmal dein dämliches Selbstmitleid hinunter und melde dich bei mir!"

Es frustriert mich, dass mich Lee ohne mein Einverständnis aus seinem Leben ausradiert hat. Nur weil er sich irgendwelche falschen Schuldgefühle einredet, meidet er mich - obwohl ich das gar nicht möchte.

Ich habe die Stunden mit Lee jedes Mal genossen. Dementsprechend fehlen mir aktuell auch seine humorvollen Sprüche und sein Lachen. Selbst seine Phasen, in denen er in Selbstmitleid badet, vermisse ich.

„Ruf endlich an. Sonst komme ich gleich zu dir und trete deine Zimmertür ein", bombardiere ich Lee mit einer weiteren Sprachnachricht.

Tatsächlich erscheint nur zwei Sekunden später das kleine online unter seinem Namen. Die Häkchen meiner Nachrichten färben sich daraufhin zwar blau, doch eine Antwort erhalte ich nicht.

Das ist auch der Grund, weshalb ich auf den grünen Hörer drücke und darauf warte, dass Lee meinen Anruf entgegennimmt. Wie erwartet drückt er mich jedoch weg.

„Jetzt reicht es mir!", ärgere ich mich über den Blondschopf.

Obwohl die Ziffern meines Weckers langsam auf neun Uhr abends zuschreiten, tausche ich meinen Schlafanzug nochmal gegen eine Jogginghose und einen viel zu großen Hoodie von Rave ein.

Es wird Zeit, diese dämliche Funkstille zwischen Lee und mir zu beenden. Und wenn ich dafür abends um neun Uhr bei ihm sturmklingeln muss, dann werde ich das tun.

Voller Entschlossenheit sprinte ich die Treppenstufen ins Erdgeschoss hinab und schlüpfe dort in meine ausgetragenen Sneaker. Besonders hübsch sehe ich jetzt zwar nicht aus, aber wenigstens bin ich schnell fertig und kann mich auf den Weg zu Lees Haus begeben.

Leider werde ich aber noch kurz davon abgehalten, in die Dunkelheit zu flüchten.

„Wo gehst du hin, Mabel?", ertönt nämlich genau in diesem Moment die neugierige Stimme meines kleinen Bruders.

Müsste er nicht eigentlich schon längst im Bett liegen? Immerhin muss er morgen früh aufstehen, um fit für die Schule zu sein.

„Ach, ich gehe mir nur mal eben die Beine vertreten", lüge ich Noah nach kurzer Bedenkzeit an. „Mums Kartoffelauflauf liegt mir irgendwie total schwer im Magen." Glücklicherweise scheint mein Bruder mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn er setzt seinen Weg zur Toilette ohne weitere Fragen fort.

Bevor er es sich jedoch nochmal anders überlegen und mir Löcher in den Bauch fragen kann, suche ich schnell das Weite und verlasse fast schon fluchtartig unser Haus. Weit komme ich allerdings nicht, da ich direkt im Vorgarten mit einer anderen Person zusammenstoße.

„Scheiße!", fluche ich leise und reibe mir über meine pochende Stirn.

Wer auch immer sich mir gerade in den Weg gestellt hat, sollte definitiv besser auf seinen oder ihren Ellenbogen aufpassen!

„Shit, Mabel, das tut mir leid!", ertönt sogleich eine raue Männerstimme, mit der ich nicht gerechnet habe. „Ist alles okay? Tut dir etwas weh?"

Während Rave vorsichtig seine Hände an meinen Wangen platziert, um meine Stirn genauer unter die Lupe nehmen zu können, breitet sich eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper aus.

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα