18 - Der Schmerz einer Beziehung

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Lees POV

Ich sitze gerade an meinen Mathehausaufgaben, als plötzlich mein Handy klingelt. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, mich nicht ablenken zu lassen, aber da ich so gut wie nie angerufen werde, gewinnt meine Neugierde.

Sobald ich auf das Handydisplay schaue, schleicht sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen.

Mabel ruft mich an.

Ständig muss ich daran denken, wie sie am vergangenen Wochenende im Kino nach meiner Hand gegriffen hat. Dieses warme und kribbelnde Gefühl, das sich daraufhin in meinem Körper ausgebreitet hat, raubt mir auch heute noch den Schlaf.

Das letzte Mal, als ich so etwas Intensives gespürt habe, musste ich mir eingestehen, mich in Lily verliebt zu haben.

Begleitet von einem hastigen Kopfschütteln verwerfe ich meine Gedanken und nehme stattdessen den eingehenden Anruf an, bevor Mabel doch noch auflegt.

„Hallo?", melde ich mich nervös zu Wort. „Was gibt's, Mabel?"

Kurz herrscht am anderen Ende der Leitung Stille, ehe die Grünäugige unsicher fragt: „Störe ich dich gerade?"

„Quatsch", winke ich sofort ab. „Ich sitze bloß an meinen Mathehausaufgaben." Dass ich Mathe mag und mir das Lösen von komplizierten Aufgaben Spaß macht, verschweige ich ihr mal lieber - nicht, dass sie mich nachher noch für einen verrückten Mathefreak hält.

„Also hättest du theoretisch Zeit, um vorbeizukommen?", hakt Mabel nun mit einem winzigen Funken Hoffnung in der Stimme nach.

Ich muss zugeben, dass mich ihre Frage überrascht.

Nachdem sich Rave so komisch im Kino verhalten hat, habe ich eigentlich damit gerechnet, die beiden für eine lange Zeit nicht mehr wiederzusehen. Zumindest mein Cousin hat mir nämlich den Eindruck vermittelt, in der Zukunft auf meine Anwesenheit verzichten zu wollen.

„Lee?" Mabel klingt wieder unsicher, fast schon so, als würde sie ihre Frage bereuen. Also sage ich schnell: „Natürlich habe ich Zeit. Ich bin in einer Viertelstunde da, okay?"

„Okay. Fahr vorsichtig!" Mit diesen Worten beendet die Rothaarige unser Telefonat und lässt mich grübelnd zurück.

Irgendwie hat sie sich heute anders angehört - traurig und verletzt.

Ob wohl etwas zwischen Rave und ihr vorgefallen ist? Hoffentlich nicht.

Im Eilverfahren räume ich meine Schulsachen vom Schreibtisch, ehe ich meine Jogginghose gegen eine Jeans tausche und mich dann auf den Weg zu Mabel mache. Angesichts der Tatsache, dass sie am Telefon nicht so fröhlich klang wie sonst, trete ich extra besonders schnell in die Pedalen meines Fahrrads.

So kommt es, dass ich wenig später außer Atem vor dem Haus der Blossoms stehe und die Klingel betätige. Es dauert keine zwei Sekunden, da wird die Tür geöffnet, sodass ein strahlender Noah zum Vorschein kommt.

Wie auch schon beim letzten Mal, als ich ihn gesehen habe, hinterlässt sein Anblick ein flaues Gefühl in meiner Brust.

Mit den braunen Knopfaugen und den blonden Wuschellocken erinnert er mich an meinen kleinen Bruder Josh. Beide Jungs sprühen nur so vor Lebensenergie und stecken alle Menschen in ihrem Umfeld mit ihrer guten Laune an.

Ich wünschte, Josh wäre noch unter uns und könnte Noah kennenlernen. Sie würden sich bestimmt ausgezeichnet verstehen.

„Lee!", freut sich Mabels Bruder schließlich, mich zu sehen. Übermütig umarmt er mich, während er mir stolz erzählt: „Ich habe gestern beim Training sieben Tore geschossen! Das ist jetzt mein neuer Rekord!"

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt