39 - Für immer und länger

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Mabels POV

Es ist ein warmer Sommerabend, als Lee und ich den Gartentisch auf unserer Terrasse decken.

Da heute der erste Abend in unserer ersten gemeinsamen Wohnung ist, haben wir uns dazu entschlossen, unsere Familien und Freunde zum Grillen einzuladen, um diesen besonderen Lebensabschnitt mit ihnen zu teilen.

Seit drei Jahren sind Lee und ich nun schon ein Paar. In der Zwischenzeit hat sich natürlich viel verändert, einzig und allein unsere Liebe ist über all die Jahre hinweg gleichgeblieben - wenn nicht sogar noch ein bisschen stärker geworden.

„Müssten unsere Gäste nicht eigentlich schon längst hier sein?", wende ich mich schließlich mit gerunzelter Stirn an meinen Freund. Mein Smartphone zeigt bereits halb sieben am Abend an, was bedeutet, dass die vereinbarte Uhrzeit schon um eine halbe Stunde überschritten wurde.

Ganz schön merkwürdig, dass sich alle Gäste gleichzeitig verspäten.

„Sie werden bestimmt jeden Moment kommen", murmelt Lee zuversichtlich, bevor er mir einen sanften Kuss auf die Stirn haucht. Wie jedes Mal, wenn er das tut, wird mein Körper von lauter flatternden Schmetterlingen und Herzrasen heimgesucht. „Entspann dich einfach, Mabel."

Das ist definitiv leichter gesagt als getan, immerhin wollen wir heute Abend die große Bombe platzen lassen.

Im Einklang mit meinen Gedanken ertönt die Klingel. „Endlich", stoße ich einen erleichterten Seufzer aus, ehe ich mein Kleid glattstreiche und dann gemeinsam mit Lee die Wohnungstür öffne.

Sobald die Tür offensteht, ertönt lauter Applaus und buntes Konfetti rieselt auf uns nieder.

„Herzlichen Glückwunsch zu eurer ersten gemeinsamen Wohnung!", ertönt es im Chor.

Überwältigt von dieser schönen Begrüßung - und sicherlich auch, weil meine Hormone aktuell verrücktspielen - schaffe ich es nicht, mir ein paar Tränen der Freude zu verkneifen. Ich bin überglücklich diesen besonderen Abend mit meinen Liebsten teilen zu dürfen.

Da ich wegen meiner aufsteigenden Glasperlen nicht dazu in der Lage bin, etwas auf die herzliche Begrüßung zu erwidern, übernimmt Lee diesen Part glücklicherweise für mich. „Kommt doch alle rein", lächelt er fröhlich in die Runde. „Der Gartentisch ist schon gedeckt."

Begleitet von diesen Worten marschieren meine Eltern, Noah und seine Freundin Carla, Penelope, Milo, drei enge Freunde von Lee und mir, sowie Rave und seine Verlobte an uns vorbei.

Besonders freut es mich, dass Rave und Hollis neben ihrer stressigen Arbeit die Zeit gefunden haben, hierher zu kommen.

Als ich mich damals von meinem Ex Freund getrennt habe, herrschte lange böses Blut zwischen uns. Wann immer wir uns zufällig über den Weg gelaufen sind, sind feindselige Blicke und abschätzige Kommentare gefallen.

Erst als wir uns dann vor zwei Jahren betrunken auf einer Party ausgesprochen haben, konnte das Kriegsbeil zwischen uns begraben werden.

Seitdem treffen sich Lee und ich regelmäßig mit Rave und Hollis, um Spieleabende oder Weinverkostungen zu veranstalten.

„Kommst du, Schatz?", reißt mich mein Freund lächelnd aus meinen Gedanken. Sofort nicke ich und folge Lee nach draußen auf die Terrasse, wo sich unsere Gäste bereits niedergelassen haben und einander in angeregte Gespräche verwickeln.

Es ist schön zu sehen, dass sich Jeremy, Sam und Isabelle - gute Freunde von Lee und mir, die wir zufällig in unserem ersten Urlaub in Griechenland kennengelernt haben - so ausgelassen mit Milo, Rave und Hollis unterhalten. Auch meine Eltern und Penelope tuscheln verschwörerisch.

Die Einzigen, die sich ein bisschen fehl am Platz zu fühlen scheinen, sind mein Bruder Noah und seine Freundin Carla. Da sich die beiden aktuell mitten in der Pubertät befinden, würden sie ihren Abend vermutlich lieber in einem Club verbringen, statt mit Ü-Zwanzigern abhängen zu müssen.

Bei diesem Gedanken muss ich schmunzeln.

Am liebsten würde ich meinen kleinen Bruder, der kommende Woche ein Sichtungstraining für die Jugendnationalmannschaft absolviert, und seine Freundin noch etwas länger beobachten, doch in diesem Moment lenkt Isabelle meine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie feierlich verkündet: „Ich finde, wir sollten anstoßen. Auf Mabel und Lee!"

Während alle anderen begeistert nicken und ihre Gläser zum Himmel emporstrecken, stellt sich Lee lächelnd hinter mich. Seine Hände platziert er dabei bewusst auf meinem Bauch.

„Es gibt noch eine andere Sache, auf die wir gerne anstoßen würden", eröffnet mein Freund geheimnisvoll, weshalb leises Gemurmel ertönt.

Die einzige Person, die mich wissend anschaut, ist Rave. Da er immer noch zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben zählt, habe ich ihm bereits vor einem Monat von den tollen Neuigkeiten erzählt.

Wie erwartete hat er sich für Lee und mich gefreut und mir sofort seine künftige Hilfe angeboten.

„Mabel und ich erwarten ein Baby", lässt Lee schließlich die Bombe platzen. „Eine kleine Prinzessin."

Daraufhin ist es für ein paar Sekunden mucksmäuschenstill, ehe tosendes Gejubel ertönt. Herzen tanzen, Freudentränen fließen und Glückwünsche werden ausgesprochen.

Die Liebe zwischen Lee und mir wird endlich mit einem Geschenk des Himmels gekrönt. Jetzt fehlt nur noch ein Antrag, der uns für immer und länger miteinander verbindet.

Als könnte Lee meine Gedanken lesen, geht er plötzlich vor mir auf die Knie und offenbart mir eine rote Schmuckschatulle, in der sich ein glänzender Ring befindet. „Ich liebe dich, Mabel", wispert er so gefühlvoll, dass sich die ersten Glasperlen aus meinen Augenwinkeln lösen. „Du bist das Beste, was mir je passiert ist!"

Völlig überrumpelt, schlage ich mir die Hände vor den Mund, um meine freudigen Schluchzer zu ersticken.

„Als ich vor dreieinhalb Jahren nach Princeton gezogen bin, war ich wie der Regen", fährt Lee leise fort. „Ich war eine gebrochene Seele. Ständig hatte ich schlechte Laune oder wurde von meiner Vergangenheit eingeholt. Du hingegen warst die Sonne, Mabel. Dein Lächeln und deine humorvolle Art haben wieder Licht in mein Leben gebracht und die dicken Regenwolken vertrieben."

Mein Herz schlägt in dieser Sekunde so schnell, dass ich Angst habe, es könnte jeden Moment aus meiner Brust hüpfen. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass mir Lee hier und heute einen Antrag machen würde.

„Genau das passiert aber, wenn Sonne und Regen aufeinandertreffen: Es entsteht etwas Großartiges." Vorsichtig erhebt sich Lee vom Boden, um mir nun besser in die Augen schauen zu können. Tränen des Glücks verschleiern seinen Blick und verdeutlichen mir, wie sehr er mich liebt.

„Deshalb frage ich dich jetzt, ob du meine Frau werden möchtest, Mabel?"

Ich nehme wahr, wie unsere Gäste gespannt die Luft anhalten und neugierig zwischen Lee und mir hin und herschauen. Dabei ist die Antwort auf diese Frage doch eigentlich glasklar, oder etwa nicht?

„Ja, ich will!"

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWhere stories live. Discover now