Wenn Sonne und Regen aufeinan...

By _Silencia_

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Mabel Blossom und Lee Parker - Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffen. Mabel ist wortwörtlich ein Sonnensche... More

- Vorwort -
- Prolog -
1 - Die Dramaqueen und der Schummler
2 - Besuch von der Ex Freundin
3 - ‚Welcome home'
4 - Badespaß um Mitternacht
5 - Vom Pommesstand zum Handstand
6 - Zwischen leuchtenden Lichtern
7 - Die Fahrradpanne
8 - Geburtstagskind
9 - Wahl, Wahrheit oder Pflicht
10 - Umgeben von Betrunkenen
11 - Die Angst des Alleinseins
12 - Für immer?
13 - Zu wenig Zeit zu zweit
14 - Gespräch unter Cousins
15 - Liebende Herzen
16 - Das Kinodesaster
17 - Auseinandersetzung mit Folgen
18 - Der Schmerz einer Beziehung
19 - Wenn die Fäuste fliegen
20 - Worte aus Gift
21 - Im Regen tanzen
22 - Versuchung in der Abstellkammer
23 - Fußball und Eis
25 - Tränen für Rave
26 - Schlechtes Kuss-Timing
27 - Vom Lieben und Verzeihen
28 - Die Wahrheit
29 - Chaos der Gefühle
30 - Umhüllt von Lust und Leidenschaft
31 - Herz oder Kopf?
32 - Eine ungute Vermutung
33 - Unfall in der Eishalle
34 - „Entscheide dich!"
35 - Liebe für die Ewigkeit
36 - Provokationen auf höchstem Niveau
37 - Auf dem Boden der Tatsachen
38 - „Ich liebe dich"
39 - Für immer und länger
- Epilog -
- Nachwort -

24 - Betrunken

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By _Silencia_

Raves POV

Das ist ein schlechter Scherz, oder?

Noah findet Lee tatsächlich cooler als mich? Was für einer Hirnwäsche wurde der arme Junge bloß unterzogen? Es ist ja wohl ganz klar, dass es sich dabei nicht um seine eigene Meinung handeln kann.

„Lee findet Ronaldo auch besser als Messi", fügt Noah schließlich seiner vorherigen Aussage hinzu. „Deshalb mag ich ihn jetzt mehr als dich, Rave."

Automatisch balle ich meine Hand zu einer Faust.

Erst nimmt mir Lee meine Freundin weg und jetzt auch noch ihren Bruder, der mich gewöhnlich vergöttert hat? Welche Person wird die Nächste sein? Vielleicht einer der Jungs aus meinem Schwimmteam? Oder sogar meine eigene Mutter?

Wie es scheint, macht Lee vor nichts und niemandem Halt. Er wird erst aufhören, mein Leben zu ruinieren, wenn er all das an sich gerissen hat, was eigentlich mir gehört.

Verdammt, wie ich meinen Cousin verachte!

Er soll zurück nach San Diego ziehen und sich dort von irgendwelchen Idioten verprügeln lassen. Solange er von hier verschwindet, ist mir egal, was mit ihm passiert.

„Wir haben gestern alle zusammen verstecken gespielt", wechselt Noah nun mit einem Grinsen das Thema. „Das hat echt Spaß gemacht. Einmal haben sich Mabel und Lee sogar in der Abstellkammer versteckt, aber ich habe sie natürlich gefunden. Ich kenne das Versteck ja auch schon von Mabel und dir. Ihr-"

Während der kleine Lockenkopf munter weiterredet, wandern meine zornigen Augen zu meiner Freundin. Kurz zuckt sie zusammen, doch dann hält sie meinem eisernen Blick stand. Trotz und etwas anderes, das ich nicht richtig deuten kann, verschleiern ihre Pupillen.

„Du hast dich also zusammen mit Lee in der Abstellkammer versteckt, hm?", möchte ich verärgert von ihr wissen. „Wer hat denn dann wen befriedigt? Hast du ihm einen gelutscht oder hat er dich mit seinen ekeligen Drecksfingern verwöhnt?"

Daraufhin zieht Mabel scharf die Luft ein. Ihre Augen verengen sich dabei zu zwei Schlitzen und ihre Wangen färben sich dunkelrot. „Spinnst du, Rave?!", faucht sie mich aufgebracht an. „Halt einfach deine Klappe und verschwinde von hier!"

Ihre hysterische Reaktion bestärkt mich leider in meiner Vermutung, dass etwas zwischen ihr und Lee vorgefallen sein muss – andernfalls hätte sie meine Worte schon längst geleugnet.

„Oh, ihr habt also direkt miteinander gefickt", stelle ich emotionslos fest. „Habt ihr wenigstens ein Kondom benutzt? Nicht, dass sich Lee und seine Dummheit noch weiter fortpflanzen können."

„Jetzt reicht's!"

Mit vor Wut lodernden Augen springt Mabel von ihrem Stuhl auf und rennt zu mir. Ihre zittrigen Finger schließen sich um meinen Hemdkragen, ehe sie zupackt und mich ebenfalls von meinem Stuhl zieht. Für ein paar Sekunden schaut sie mich bloß schweigend an, doch dann holt sie aus und verpasst mir eine schallende Ohrfeige.

Wie in Trance fällt mein Kopf zur Seite.

Ich kann nicht glauben, dass sie das tatsächlich getan hat. Meine eigene Freundin hat mich geschlagen.

Noch nie zuvor habe ich sie so wütend erlebt.

Fassungslos schaue ich zu Mabel, welche schwer atmend vor mir steht und enttäuscht ihren Kopf schüttelt. „Bitte geh jetzt, Rave", murmelt sie so leise, dass nur ich sie verstehen kann. „Ich gebe dir noch eine allerletzte Chance, damit du über dein Verhalten nachdenken kannst. Solltest du nichts ändern, war es das mit uns!"

Kaum ist diese Drohung laut ausgesprochen, wendet sich die Rothaarige von mir ab, um zurück zu Noah und Lee zu gehen. Während ihr kleiner Bruder die Welt nicht mehr zu verstehen scheint, schlingt mein dämlicher Cousin sofort seine Arme um Mabel und streichelt ihr tröstend über den Rücken.

Am liebsten würde ich zu ihm rennen und seine ekeligen Griffel von meiner Freundin nehmen, aber ich kann mich nicht bewegen. Mabels Worte haben mich nämlich zu Eis erstarren lassen.

„Solltest du nichts ändern, war es das mit uns!"

Ein bitterer Beigeschmack breitet sich auf meiner Zunge aus. Ich möchte Mabel auf keinen Fall verlieren, doch allem Anschein nach habe ich das schon längst. Schuld daran trage allerdings nicht ich, sondern Lee.

Bin ich etwa der Einzige, der sieht, was für ein falsches Spiel mein Cousin spielt?

Eine Träne, gefüllt mit Kummer und Herzschmerz, rinnt über meine Wange, als Mabel, Lee und Noah aus meinem Sichtfeld verschwinden. Zurück bleiben die Passanten um mich herum, die aufgeregt durcheinanderreden, und ich.

Es dauert eine Weile, bis ich mich aus meiner Schockstarre lösen kann und in Richtung Bahnhofskiosk laufe.

Eigentlich muss ich in einer Stunde in der Schwimmhalle sein, um mich auf meinen Wettkampf vorzubereiten, doch ich habe keine Lust, mich mit meinen Gegnern zu messen. Aktuell möchte ich einfach nur allein sein.

Der Schmerz in meinem Herzen betäubt mich und lässt mich so einsam fühlen, wie schon lange nicht mehr.

Plötzlich ist mir alles egal. Ich möchte nur noch, dass dieser Schmerz nachlässt.

„Hallo. Eine Flasche Wodka, bitte", teile ich dem alten Kioskbesitzer mit. Kurz mustert mich dieser mit gerunzelter Stirn und misstrauischem Blick, doch schließlich gibt er mir, wonach ich verlange. „Scheiß Tag gehabt, Kleiner?", möchte er wissen, während ich ihm einen Geldschein zuschiebe.

„Wohl eher scheiß Monate", korrigiere ich ihn verächtlich.

Mit der Flasche Alkohol in der Hand mache ich mich letztlich auf den Weg in den Stadtpark. Dort angekommen verscheuche ich ein turtelndes Liebespaar von einer Bank, um mich selbst daraufsetzen zu können.

Sofort nehme ich zwei tiefe Schlucke von dem Wodka und genieße die brennende Hitze, die meinen Rachen hinabrinnt.

Wie erhofft, betäubt der Alkohol meinen Schmerz.

Das ist auch der Grund, weshalb ich die Flasche erneut zu meinen Lippen führe und gierig die glasige Flüssigkeit trinke.

Normalerweise bin ich kein Fan davon, Alkohol in großen Mengen zu konsumieren, doch in diesem Moment hilft es mir dabei, nicht an Mabel und Lee denken zu müssen.

Immer mehr Wodka rinnt meinen Rachen hinab und immer mehr Nebel bildet sich in meinem Kopf.

Irgendwann bin ich so betrunken, dass mir die Flasche aus den Händen gleitet und sie klirrend auf dem Boden zerspringt. „Scheiße!", fluche ich verärgert. Ich brauche mehr von diesem Wunderzeugs!

Auf wackeligen Beinen erhebe ich mich von der Parkbank, nur um gleich darauf das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen. Dabei schlage ich mir zwar den Hinterkopf an der Bank an, doch so etwas wie Schmerz empfinde ich nicht. Stattdessen ist da bloß dieses Taubheitsgefühl, welches mich zum Lächeln verleitet.

Es fühlt sich gut an, nichts zu fühlen.

„Brauchst du Hilfe?" Ein kleines Mädchen mit roten Locken, grünen Augen und Sommersprossen auf der Nase steht plötzlich über mir. Unsicher, aber dennoch entschlossen streckt sie mir ihre Hand entgegen.

„Mabel?", frage ich sie hoffnungsvoll.

Sie sieht genauso wie meine Freundin aus – nur ein paar Jahre jünger.

„Ich-Ich bin nicht Mabel", stammelt das kleine Mädchen verwirrt. „Soll ich sie denn für dich anrufen?" Mittlerweile hockt die Rothaarige neben mir auf dem Boden, um mir besser in die Augen schauen zu können. „Hast du dein Handy dabei? Dann kann ich gucken, ob ich eine Mabel in deiner Kontaktliste finde."

Vollkommen berauscht nehme ich lediglich das Wort Handy wahr. Kurz krame ich in meiner Hosentasche, bis ich mein Smartphone in meinen zittrigen Händen halte und es dann auf den Kiesweg fallen lasse.

„Kannst du dich an deinen Pin erinnern?", möchte meine Gegenüber nun wissen.

Auch wenn ich sturzbetrunken bin, weiß ich ganz genau, wann ich Mabel das erste Mal geküsst habe.

„Zwölf", lalle ich also unverständlich. „Und zehn. Zwölfter Oktober. Zwölfter Zehnter."

Das Mädchen tippt auf meinem Bildschirm herum und lächelt zufrieden, als mein Hintergrundbild durch die Startseite ersetzt wird. Mit verschwommener Sicht nehme ich wahr, wie sie durch meine Kontaktliste scrollt und bei dem Buchstaben M stehenbleibt.

„Ich finde hier keine Mabel", teilt sie mir nach ein paar Sekunden mit. „Soll ich vielleicht jemand anderen anrufen?"

Ich schüttele den Kopf.

Mabel ist nicht Mabel, sondern meine Prinzessin. Sie muss unter P gucken.

Eigentlich möchte ich das dem kleinen Mädchen mitteilen, doch in genau diesem Moment schlägt mein Magen einen Salto. Ohne es verhindern zu können, würge ich einmal und erbreche mich dann auf meine eigenen Schuhe.

„Oh Gott! Ich rufe am besten einen Krankenwagen!" Voller Panik läuft die Rothaarige auf und ab, wodurch mir ganz schwindelig wird. Kann sie nicht einfach ruhig stehenbleiben?

Ein weiteres Mal entleere ich meinen vergifteten Magen. Dieses Mal treffe ich allerdings nicht meine Schuhe, sondern meine Hose, welche nun wie eine zweite Haut an meinen Beinen klebt.

Ich muss nach Hause und mich umziehen. Außerdem komme ich zu spät zu meinem Schwimmtraining.

Oder ist heute gar nicht Dienstag?

„Scheiße", murmele ich leise. Irgendetwas ist doch heute Abend in der Schwimmhalle.

Während das kleine Mädchen, das Mabel so ähnlichsieht, wild gestikulierend in mein Handy spricht, robbe ich erschöpft über den Boden. Nach ein paar Metern erreiche ich einen Mülleimer, an welchem ich mich hochziehe, um auf meinen wackeligen Beinen weitertaumeln zu können.

Aus der Entfernung dringt die panische Stimme des fremden Mädchens zu mir hindurch, doch ich verstehe nicht, was sie sagt. Kurz werfe ich noch einen Blick hinter mich, aber aufgrund der Dunkelheit kann ich nichts mehr erkennen.

Mabel ist verschwunden.

Der Weg zu meinem zu Hause gestaltet sich schwieriger als angenommen. Ständig werde ich von anderen Menschen angerempelt, umarme Bäume oder werde von Autos angehupt.

Außerdem scheint mein zu Hause an einen anderen Ort teleportiert worden zu sein, da ich es nicht finden kann. Erst als ich den unerzogenen Nachbarssohn, der an Halloween Hundekot gegen mein Fenster geworfen hat, auf der anderen Straßenseite erblicke und ihm heimlich folge, stehe ich wenig später vor meinem zu Hause.

Meinen Haustürschlüssel trage ich nicht mehr bei mir, da ich ihn irgendwo auf dem Weg verloren haben muss. Das ist auch der Grund, weshalb ich über das niedrige Gartentor klettere, auf den Rasen falle, mich wieder aufrichte und dann den kleinen Schuppen mit den Fahrrädern ansteuere.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Uhr es ist und was ich überhaupt in der Schwimmhalle machen möchte, aber ich muss mich beeilen. Falls mir nichts einfällt, springe ich einfach nackt in das Becken und genieße dort eine neue Flasche Wodka.

Da mich meine eigenen Gedanken amüsieren, verfalle ich in hysterisches Gelächter.

Es dauert ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt habe und mich nun daran zu schaffen mache, mein Fahrrad aus dem Schuppen zu schieben. Zwar stoße ich dabei das teure E-Bike meiner Mutter um, aber immerhin steht mein eigenes Rad nun auf dem Rasen.

„Beeil dich, Rave", treibe ich mich selbst an, während ich das Fahrrad zum Gartentor schiebe. Da dieses immer noch abgeschlossen ist, hieve ich mein Rad über das Tor und werfe es auf der anderen Seite zu Boden.

Das scheppernde Geräusch, das daraufhin ertönt, veranlasst mich erneut zu einem lauten Lachen.

Während ich also belustigt vor mich hin kichere, klettere ich über das Gartentor, hebe mein Fahrrad vom Boden auf und steige letztlich auf den Sattel.

Obwohl sich alles um mich herum dreht und mir speiübel ist, schaffe ich es irgendwie, nicht umzufallen.

Jetzt stellt sich mir nur noch die Frage, wo ich überhaupt hinmöchte.

Zu Mabel?

Oder in die Schwimmhalle?

Oder doch zu einer Party?

Ich überlege kurz und entscheide mich dann dazu, nach einer Bar in der Innenstadt zu suchen. Mit Alkohol macht man schließlich nie etwas falsch.

Also trete ich kräftig in die Pedalen und steuere das Zentrum von Princeton an.

Immer wieder ertönt auf meinem Weg das laute Hupen eines Autos, weil ich ihnen die Vorfahrt nehme.

Aber ganz ehrlich? Dann müssen die Autofahrer halt mal besser aufpassen. Die Straße kann nicht nur ihnen allein gehören.

Kaum ist dieser Gedankengang vollendet, gerate ich auf meinem Rad ins Schwanken. Begleitet von einem Ansturm Panik versuche ich den Lenker herumzureißen, doch das hat bloß zur Folge, dass ich am Bordschein entlangschabe und von meinem Sattel geschleudert werde.

Für ein paar Sekunden genieße ich das Gefühl der Freiheit, ehe ich auf einem harten Untergrund aufschlage und von kalter Finsternis umhüllt werde.

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