Wie der Große Geist den India...

By Mopsgesicht

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Zwei junge Krieger hören von einem Händler eine unglaubliche Geschichte, von Männern mit Haaren im Gesicht, d... More

Klapptext
Der zerschlagener Bogen - Kapitel 1
Tonkawa - Kapitel 2
Adlerfedern - Kapitel 3
Wahrheit oder Lüge? - Kapitel 4
Weiter nach Süden - Kapitel 5
Zahnlücke - Kapitel 6
Veracruz - Kapitel 7
Don Bosco - Kapitel 8
Mit den Pferden in die Berge - Kapitel 9
Der Feuerberg - Kapitel 10
Mexico Ciudad - Kapitel 11
Endlich zu Hause - Kapitel 12
Im Wald der Schmetterlinge - Kapitel 13
La Margarita - Kapitel 14
Reiten und Bogenschießen - Kapitel 15
Götter und Eulenmänner - Kapitel 16
Pumba und Chico - Kapitel 17
Die Geschäfte des Don Carlos - Kapitel 18
Viele Fohlen und ein Dorn im Fuß - Kapitel 19
Compostela - Kapitel 20
Alberto - Kapitel 21
Über den Yaqui - Kapitel 22
Mann und Frau - Kapitel 23
Auf der Fährte von Coronandos Armee - Kapitel 24
Hawiku - Kapitel 25
Pater Diego und Beatriz in Hawiku - Kapitel 26
Auf dem Weg nach Westen - Kapitel 27
Am größten Loch der Welt - Kapitel 28
Winterjagd - Kapitel 29
Die Strafe - Kapitel 30
Hochzeit und Verschwörung - Kapitel 31
Verbrennung der Ketzer - Kapitel 33
Ehebruch und Mord - Kapitel 34
Die Vogelfreien - Kapitel 35
Im Grasland von Texas - Kapitel 36
Die eigene Herde - Kapitel 37
Der fliegende Eulenmann - Kapitel 38
Büffeljagd und Strafgericht - Kapitel 39
Schlagende Versöhnung - Kapitel 40
Apachen - Kapitel 41
Wilde Kröte - Kapitel 42
Die kleine Wildgans - Kapitel 43
Adlereule - Kapitel 44
Im Dorf der Stachelschweine - Kapitel 45
Zauberkreuze aus dem Geisterland - Kapitel 46
Status, Ansehen und Macht - Kapitel 47
Die Kohmát - Kapitel 48
Der neue Eulenmann - Kapitel 49
Neue Namen - Kapitel 50
Wie man die Angst besiegt - Kapitel 51
Auf nach Veracruz - Kapitel 52

Schlacht um Tashia - Kapitel 32

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By Mopsgesicht

Häuptling Juan Aleman vom Stamm der Pecos war immer ein großer Bewunderer und ein guter Freund der Spanier. Den Spaniern erging es ebenso, auch sie schätzten diesen Mann sehr. Er war immer sehr höflich, korrekt und wenn er etwas versprach, dann konnte man sich darauf verlassen, dass er sein Versprechen auch hielt.

Weil seine verbindliche Art und sein Auftreten die Spanier doch sehr an einen Deutschen erinnerte, hatten sie ihn Juan Aleman genannt. Er hatte sich sofort von Pater Diego taufen lassen und den christlichen Glauben angenommen.

Gleich darauf hatte er ihnen das Winterlager bei den Tiguas vermittelt und jetzt verwunderte es ihn sehr, dass diese Männer ihn plötzlich in Ketten legten.

Sie hatten ihn in Cicuje aufgesucht, ihn nach Hiatautle eingeladen und auf dem ganzen Weg hier her, hatten sie mit ihm gescherzt. Jetzt trug er diese Eisen an seinen Händen und Füßen und war vollkommen fassungslos.

„Tashkin! Kannst du mir mal sagen, was das soll? Ist das ein Scherz?", beschwerte er sich in Zeichensprache beim Dolmetscher der Spanier, auch wenn die eisernen Fesseln ihn dabei sehr behinderten.

Doch Tashkin schüttelte nur den Kopf. Er lächelte nicht und er antwortete nicht. Stattdessen wartete er auf die Worte von Alberto und übersetzte sie vollkommen teilnahmslos, als ginge ihn das alles überhaupt nichts an.

„Du hast deinem Sklaven Turcocos sein gesamtes Gold abgenommen. Wo hast du dieses Gold gelassen?"

Der Häuptling der Pecos hatte keine Ahnung, wovon Alberto sprach, zuckte mit den Schultern und machte ganz große Augen.

„Wir wissen ganz genau, dass du ihm sein Gold geraubt hast! Versuche nicht, es abzustreiten! Er hat uns alles erzählt! Wo hast du sein Gold gelassen?"

Mit einem ungläubigen Grinsen sah Juan Alemann Tashkin an. „Sind diese Kerle verrückt geworden?"

Doch noch immer war Tashkins Miene vollkommen unbewegt. „Besser, du beantwortest die Frage", warf er ihm mit schnellen Händen herüber.

„Aber wie soll ich denn diese Frage beantworten? Ich weiß doch noch nicht einmal, wovon die reden! Turcocos hatte kein Gold bei sich! Ich konnte ihm gar nichts abnehmen!"

Deutlich konnte Tashkin sehen, dass Juan Aleman die Wahrheit sagte. Niemand war in der Lage, mit dem ganzen Körper zu lügen. Trotzdem sagte er das nicht den Spaniern, denn er wusste ganz genau, dass sie ihm nicht glauben würden. Er kannte sie gut genug und wenn er sich hier zu sehr einmischte, dann trug er schon selbst bald ebenso schicke Eisen an seinen Handgelenken. Deshalb beschränkte er sich darauf, die Worte zu übersetzen und hielt sich da heraus.

„Du bist ein Lügner und ein Dieb! Wo hast du das Gold deines Sklaven gelassen?!", brüllte Alberto den Gefangenen an und Manzanilla hielt ihm die Spitze seines Degens an die Kehle.

Doch anstatt in sich zusammenzufallen und alles zu gestehen, griff der Häuptling in sein Hemd aus Baumwolle und zerriss es einfach. Er bot Manzanilla seine blanke Haut und grinste ihn an.

„Er will nicht reden", übersetzte Tashkin diese Geste.

An seinen Ketten schleiften mehrere Soldaten den Gefangenen zu einem Kochfeuer.

„Sag uns, wo du das Gold versteckt hast!", Manzanilla grinste den Häuptling an.
Doch der konnte nichts sagen, weil er keine Ahnung hatte, was diese Männer von ihm wollten und so hielten die Soldaten erst den einen Fuß über das Feuer und als er immer noch nicht plauderte, auch den anderen.

Juan Alemann schrie vor Schmerz und wand sich in seinen Qualen, aber er schrie den Spaniern auch Worte zu, die Tashkin nicht verstand. Aber in seiner Körpersprache und in seinem Gesicht stand die Bedeutung dieser Worte deutlich geschrieben. Er wünschte den Spaniern den Tod, nur konnte er ihnen auch jetzt nicht sagen, wo das Gold seines Sklaven war.

Mehr tot als lebendig sperrten ihn die Spanier in einen Raum ohne Fenster. Dort sollte er sich gut überlegen, ob er weiter so starrsinnig sein wollte.

Ganz allein saß er in seiner Zelle und verfluchte den Tag, an dem er den Spaniern begegnet war. Da ging schon wieder die Tür auf und eine sehr alte Frau brachte ihm sein Essen und etwas zu Trinken.

Mit einem Lächeln stellte sie ihre Schalen ab und machte sich nichts daraus, dass die Spanier ihre mit den Händen gesprochenen Worte sehen konnten. Wusste sie doch ganz genau, dass sie kein Wort verstanden.

„Sag ihnen, dass du das Gold unter deinem Herdfeuer vergraben hast. Dann werden sie dich nicht länger foltern!"

Juan Aleman hielt das für keine gute Idee. Denn was würde passieren, wenn die Spanier bei ihm zu Hause nachschauten und dort kein Gold fanden? Als sie ihn nach dem Essen jedoch erneut aus der Zelle holten und ihn zum Feuer schleiften, wusste er sich nicht anders zu helfen.

„Ich habe das Gold unter meinem Herdfeuer vergraben!", rief er Tashkin mit schnellen Händen zu.

Der konnte genau sehen, dass der Mann log. Trotzdem übersetzte er seine Worte korrekt und sofort brachten die Spanier ihren Gefangenen wieder in seine Zelle. Bereits einen Tag darauf durfte Juan Aleman mit seinen verbrannten Füßen wieder zu seinem Volk laufen. Alberto und Manzanilla waren in Cicuje gewesen und hatten unter dem Herdfeuer des Häuptlings nachgesehen.

Tatsächlich hatten sie das gestohlene Gold dort gefunden. Es waren nur wenige, kleine Schmuckstücke, aber der Beweis reichte aus. Die Stadt Quivira existierte also doch!

Wie das Gold unter sein Herdfeuer gekommen war, konnte Juan Aleman sich nicht erklären. Woher hätte er auch wissen sollen, dass Pumba dem großen Eulenmann Anochita geraten hatte, in allen Städten der Tiguas den wenigen Goldschmuck einzusammeln, den die Leute im Laufe der Zeit durch Handel erworben hatten.

Diese wenigen Stücke hatte ein Krieger heimlich in der Nacht unter dem Herdfeuer des Häuptlings vergraben. Aber wie auch immer das Gold dort hingekommen war, Juan Aleman war froh, dass er wieder frei war und nicht länger gefoltert wurde.

*

Mitten in der Nacht wurde die Tür von Großmutters Hütte aufgerissen. Luis stürmte herein wollte Felipe wecken.

„Aufwachen! Wir werden überfallen! Sie wollen die Pferde stehlen."

Felipe war gerade von seinem Rundgang zurück und noch nicht eingeschlafen. Er sprang sofort auf und gemeinsam mit Rabe und Stab rannte er hinaus. Die Herde stand ein gutes Stück entfernt, auf einer Weide an einem Berghang. Als sie dort eintrafen, war von den Pferdedieben nichts mehr zu sehen. Nur ein toter Vaquero lag am Boden und ein weiterer lag im Sterben. Ein Pfeil hatte seinen Hals durchschlagen und das Blut spritzte bei jedem Herzschlag in einer dicken Fontäne aus der Wunde. Ihm konnte niemand mehr helfen.

Felipe versuchte es ihm so bequem wie möglich zu machen und sah hilflos zu, wie der Mann starb.

Ohne Mond, nur im fahlen Licht der Sterne war die Spur der Angreifer nicht zu entdecken. Rabe und Stab mussten bis zum Morgen warten und folgten dann der Fährte. Felipe blieb zurück bei der Herde. Gegen Mittag kam Don Carlos zu ihm auf die schneebedeckte Weide und ließ sich berichten, was in der Nacht passiert war.

„Es waren mehr als zwanzig Männer. Sie haben gewartet, bis ich meinen Rundgang beendet hatte. Dann haben sie die Wachen überfallen und zehn Pferde mitgenommen."

Don Carlos war skeptisch. „Woher willst du das wissen? Es war doch mitten in der Nacht und du warst nicht hier."

„Rabe und Stab haben sich die Spuren angesehen, sie haben es mir gesagt. Sie sind der Fährte gefolgt und sie werden die Pferde zurückbringen."

„Du scheinst eine ganze Menge von den beiden zu halten, aber gegen zwanzig Indianer sind sie wohl machtlos." Von seinem Schecken aus nahm Don Carlos die Herde in Augenschein. Weniger als eine Handvoll Tiere hatten sie bisher an den strengen Winter verloren. Unter dem Schnee gab es genug Futter, das Gras stand hoch. Es konnte leicht mit den Hufen frei gescharrt werden.

Don Carlos ritt zurück zu Felipe und baute sich vor ihm auf. „Dieses Mal kommst du ungeschoren davon, aber ich rate dir in Zukunft noch besser auf die Pferde zu achten."

„Ja Patrón!"

Es war nicht schwer, der Fährte zu folgen, denn die Indianer hatten sich überhaupt keine Mühe gemacht, sie zu verschleiern. Außerhalb der Reichweite ihrer Pfeile blieben Rabe und Stab stehen. Sie waren einerseits wütend über den Tod der beiden Vaqueros und über den Diebstahl der Pferde.

Andererseits konnten sie auch die Tiguas verstehen. Die jungen Krieger wollten nicht auf das Ende des Winters warten, darauf dass die Spanier endlich abzogen und sich auf die Suche nach Quivira machten. Ihr großer Eulenmann hatte anscheinend seinen Einfluss auf sie verloren. Sie wollten den Kampf und es gab nichts, was die beiden Teyas dagegen tun konnten. Mit einem letzten Blick auf die Krieger, die auf den Dächern standen und ihnen Schmähungen und Pfeile herüberschickten, zogen sie wieder ab.

Auf dem Weg zurück waren sie sich einig, dass dies nicht ihr Kampf war. Sie wollten sich da heraushalten.

Sie berichteten Don Carlos, dass man die Tiere nur eine Stunde entfernt, nach Tashia gebracht hatte und gingen danach einfach auf die Jagd. Don Carlos war klug genug, es ihnen nicht zu verbieten. Er ritt sofort zu Coronado, um ihm von diesem unglaublichen Vorfall zu berichten, doch der General wusste bereits, dass es in Tashia einen Aufstand gab. Rüde drängte er den überraschten Don Carlos aus dem Raum, weil er anderes zu tun hatte, als sich mit diesem Pferdeknecht zu unterhalten.

Er selbst wollte mit dem größten Teil der Armee Hiatautle und die anderen Städte der Tiguas in Schach halten, während er die Niederschlagung des Aufstandes in Tashia seinem besten Mann, García López de Cárdenas anvertraute. Dazu gab er ihm etwa 300 Azteken, die ihn als Hilfstruppen unterstützen sollten. Von diesen Azteken hielt García nicht viel. Er ließ sie in der Nähe warten. Sie sollten erst in den Kampf eingreifen, wenn sie eine Bresche in die Stadt geschlagen hatten.

„Wie kommen diese Tiguas nur auf die Idee, sie könnten gegen uns etwas ausrichten?"

Manzanilla saß neben Alberto und García auf seinem Pferd. Hinter ihnen standen siebzig Reiter und dreißig Fußsoldaten in militärischer Schlachtordnung. Etwa mit der gleichen Anzahl Soldaten hatte Coronado Hawiku erobert. Jetzt sollte es ihm García López de Cárdenas in Tashia gleichtun. Diese Stadt war sogar ein wenig kleiner als Hawiku, aber anders gebaut. Sie ähnelte mehr einer Burg in Spanien. Die äußere Befestigung bildete ein Ring einstöckiger Häuser mit flachen Dächern. Etwas zurück versetzt stand das zweite Stockwerk.

In der Mitte der Stadt gab es einen großen freien Platz, auf dem die Diebe die Pferde festhielten. Von diesem Platz hörten die Spanier jetzt laute Schreie.

„Was machen die da drinnen?" Alberto konnte sich das nicht erklären.

„Sie foltern die Pferde, weil sie uns nicht foltern können." Die angstvollen Schreie der gequälten Tiere wurden immer schlimmer und sogar Manzanilla musste sich einen Moment abwenden. So sehr er sich auch an den Schmerzensschreien mancher Menschen erfreuen konnte, die Schreie der Pferde ließen ihn nicht kalt.

„Dann lasst uns doch mal sehen, ob sie damit aufhören, wenn wir sie jetzt höflich darum bitten." García gab das Zeichen zum Angriff und die Reiter preschten vor. Trotz heftiger Gegenwehr von den Dächern gelangten sie an die äußere Mauer und noch bevor sie sich mit ihren Seilen auf die Terrasse zogen, krachte eine Salve, der Arkebusiere. In die Lücke stießen die Männer hinein.

Alberto war wie immer ganz vorn mit dabei und riss einen Mann am Bein vom Dach, der ihn mit seiner Kriegskeule erschlagen wollte. Mit seinem Degen hielt er reiche Ernte und machte den Weg frei für Melgrossa, Manzanilla und Juan Galeras. Immer mehr Männer schafften es auf das Dach, aber dort ging es nicht mehr weiter. Die Tiguas schlugen mit langen Stangen von der zweiten Etage auf sie ein und hinderten sie daran, zu ihnen hinauf zu steigen. Es waren bereits mehrere Spanier verwundet, als zusätzlich auch noch ein Pfeilhagel auf sie niederging. Trotz ihrer guten Panzerung wurden immer weitere Männer verletzt.

García gab den Befehl, die Dachluken zu öffnen und die Stadt von innen zu erobern, aber die Luken waren von unten mit starken Riegeln gesichert. Sie standen wie auf dem Präsentierteller und waren den Tiguas fast schutzlos ausgeliefert. Erst jetzt bemerkte Alberto, dass die Pfeilsalven von oben nur Ablenkungsmanöver waren. Die wirkliche Gefahr drohte aus den winzigen Schießscharten der zweiten Etage. Dort standen die besten Schützen der Indianer in sicherer Deckung und hatten es auf die Augen der Spanier abgesehen. Mehrere Spanier lagen bereits tot auf der Terrasse und wenn sie sich nicht bald zurückzogen, würden sie schon bald neben ihnen liegen.

„Wir müssen hier weg!", brüllte Alberto García an, doch der riss sich von Alberto los und wollte erneut vorwärts stürmen, als zwei weitere Männer direkt vor ihm tödlich getroffen wurden.

„Hinter den Schlitzen haben die ihre Scharfschützen postiert! Es ist Wahnsinn, hier weiterzukämpfen!", brüllte Alberto und endlich gab García den Befehl zum Rückzug. Die Tiguas brachen in einen unbeschreiblichen Jubel aus. Den fliehenden Spaniern brüllten sie Schmähungen hinterher und sie drohten ihnen mit ihren Waffen.

Außerhalb der Reichweite ihrer Pfeile ließ García halten. Viele seiner Männer waren verwundet und froh über die Kampfpause, aber García ließ diese Niederlage nicht ruhen. Gemeinsam mit Alberto, Manzanilla und Melgrossa überlegte er, wie sie weiter vorgehen wollten.

„Wenn wir diese Rebellion nicht in kürzester Zeit ersticken, wird ganz Tiguex gegen uns aufstehen und wenn das passiert, dann haben wir auch die sieben Städte von Cibola, die Hopi und alle anderen am Hals. Also los! Ich will Vorschläge hören!" 

Manzanilla hatte einen großen Stein an den Kopf bekommen und litt unter erheblichen Kopfschmerzen. „Ich bin um die Stadt herum geritten und habe nach einer kleinen Pforte gesucht, die wir herausreißen können. Außer dem großen Tor gibt es keinen anderen Eingang, nicht einmal ein Fenster."

„Ich will nicht hören, was wir nicht können, ich will wissen, wie wir diese Hunde hier ausräuchern." García war ungehalten, aber Alberto grinste ihn an.

„Don Tristan hat nicht nur viele aztekische Hilfstruppen und Tiere als Proviant mit gebracht, er hat auch sechs kleine Geschütze über die Berge und durch die Wüste geschleppt."

„Warum sind diese Geschütze noch nicht hier? Schaff sie heran! Dann klopfen wir an ihr Tor und schauen, ob sie uns öffnen!", fuhr García seinen Geliebten an.

Alarmiert von den schrecklichen Nachrichten war Pater Diego auf sein Pferd gestiegen und nach Tashia gekommen. Er wollte der Truppe beistehen und für die Männer beten. Es war nur wenige Tage her, dass er die Menschen in dieser Stadt zum richtigen Glauben bekehrt hatte und er konnte sich nicht erklären, was sie jetzt dazu veranlasste, sich gegen die Spanier aufzulehnen.

Er befürchtete das Schlimmste, dass sie sich von Gott abgewandt hatten und wieder ihrer alten Teufelsreligion frönten und bot den Offizieren an, in diesem Konflikt zu vermitteln. Aber García ließ das nicht zu. Er wollte einen richtigen Sieg und keinen Sieg am Verhandlungstisch. Deshalb begannen die Spanier noch am selben Tag mit dem Beschuss ihrer Kanonen. Das Tor war aus starken Stämmen gebaut, aber nach einer Stunde fiel es vollkommen zerfetzt auseinander.

Sofort rückten die Spanier vor und jetzt griffen auch die Azteken in den Kampf ein. Sie räumten trotz starker Gegenwehr die Palisaden hinter dem Tor zur Seite. Gemeinsam mit den Spaniern drangen sie in den Innenhof ein, mussten aber dort erkennen, dass sie hier nicht weiter kamen. Die Türen der Häuser waren verschlossen. Mit Äxten schlugen sie eine Tür nach der anderen ein und kämpften in den Häusern Mann gegen Mann mit den Tiguas. Mit erbeuteten Leitern ließ García die Dächer der ersten und der zweiten Etage erneut stürmen und die Indianer von dort vertreiben.

Die Verteidiger wehrten sich verbissen und erst als die Spanier mit ihren Äxten die Dachluken zerschlugen und Rauchbomben aus Mist, Stroh und Schießpulver hineinwarfen, verließen auch die letzten Verteidiger ihre Häuser.

Nur wenige Krieger entkamen auf das freie Feld vor der Stadt. Dort rannten sie um ihr Leben. Die meisten Männer wurden in der Stadt von den Armbrustschützen und den Arkebusieren gnadenlos niedergeschossen. Aber viele Überlebende sammelten sich im Innenhof. Dort standen sie neben den zerstückelten Pferden und versuchten immer noch, sich gegen die Spanier zu wehren.

García hatte den Dolmetscher Tashkin gefragt, wie er das Friedenszeichen in der Zeichensprache machen musste und als die Tiguas ihn in dieser Pose auf dem Dach sahen, legten sie ihre Waffen nieder. Sie hatten zwar verloren, aber einen ehrenvollen Frieden errungen.

Spanier und Azteken brachen in Jubel aus, die Schlacht war gewonnen. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen und sie hatten viele Tote und Verwundete, aber viel schlimmer sah es bei den Tiguas aus. Die Leichen lagen an manchen Stellen übereinander getürmt und mitten drin stöhnten Verwundete.

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