Jungkook hatte ihn Baby genannt.. und Jimin konnte nicht abstreiten, dass ihm der Kosename gefiel. Es erinnerte ihn zudem an vergangene Nacht, in der der Kaiser ihn zum ersten mal so betitelt hatte. Jungkook war so anders.. alles war nun so anders und er liebte es- Er liebte Jungkook.

"Woran denkst du?", fragte dieser plötzlich.
"An dich.", lächelte Jimin verträumt.
"Pah-", entgegnete der andere nur. "Denk lieber darüber nach, wen wir später darum bitten sollen das Polster im Nebenraum zu reinigen."

"Ach was.. nur weil es ein wenig verschwitzt ist, muss es nicht gleich professionell gereinigt werden.", winkte der Berater ab. Jungkook zog eine Augenbraue hoch. "Wir werden jetzt die Kleidung aufsammeln gehen und du kannst dich derweil mit eigenen Augen davon überzeugen, dass eine Reinigung notwendig sein wird."

Also stiegen sie kurze Zeit später in ihre Bademäntel und gingen in Richtung Zimmer, wobei Jimin sich natürlich tragen ließ.

"Oh-", brachte er nur heraus, als sein Blick auf die Mitte des Polsters fiel, von der die Bettdecke nun weg geschoben war.
..All die edlen Kissen lagen kreuz und quer zerknautscht herum. Dazwischen befanden sich mehrere auffällig weiße Flecken, die chaotisch über den Samt verschmiert waren. Wenn man genau hinsah, konnte man auf dem roten Polster sogar Flecken erkennen, die von einer dunkelroten Farbe waren.
"Es kommt vor, dass man blutet. Es war schließlich auch ein bisschen viel für meinen armen, gerade erst achtzehnjährigen Engel. Allerdings habe ich wenigstens deiner Bitte Folge geleistet und dich etwas zerstört.. Aber du musst wirklich nicht denken du wärst nun irgendwie.. dauerhaft beschädigt.", beruhigte Jungkook den Jungen auf seinen Armen, dessen ängstlichen Gesichtsausdruck er sofort bemerkt hatte. Nun wurde dieser durch ein kleines Lachen ersetzt.

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Den ganzen restlichen Tag hatte Jimin damit verbracht im Salon herumzuliegen und sich von Dienern mit Tee und Essen überhäufen zu lassen, während Jungkook die ganze Zeit an seiner Seite geblieben war und ihm ab und zu eine Massage gegeben hatte.

Die Schmerzen hätte Jimin auf keinen Fall unterschätzen sollen, denn heute waren sie fast noch schlimmer als in der Nacht. Er hatte es nicht mal geschafft am Eingangstor zu stehen, um die abreisenden Gäste zu verabschieden.

Deshalb war er auch sehr enttäuscht, dass Jungkook ihn nach ein paar Stunden alleine ließ. "Ich muss in den Besprechungsraum. Offizier Min ist von der Verfolgung der Werwölfe zurückgekehrt und wird mir nun Bericht erstatten. Du kannst unterdessen einen Diener schicken, der für dich nach Hoseok sucht.", sagte er in Hektik und drückte schnell einen liebevollen Kuss auf Jimins Stirn, ehe er hastig aus dem Salon lief.

Am nächsten Tag ging es Jimin schon besser, doch auch heute musste der Kaiser ihn überstürzt verlassen. "Da das neue Jahr begonnen hat, muss ich öfter zu Besprechungen. Außerdem haben wir eine Einladung zu der Hochzeit von Kaiser Jin gegen Frühlingsende erhalten.", Lautete sein Argument dafür, dass er Jimin mitten beim Mittagsmahl alleine sitzen ließ und den Rest des Tages nicht mehr wiederkehrte.

Danach wurde es nicht besser. Irgendwann hörte Jungkook sogar vollständig damit auf, die Mahlzeiten bei ihm zu verbringen und kehrte möglicherweise in der Nacht zurück, nur um am nächsten Morgen bereits wieder weg zu sein. Er wusste nicht einmal, ob Jungkook sich jemals zu ihm gesellt hatte. War er nachts bei ihm?. Er hatte keine Ahnung.

Mit der Zeit wurde Jimin traurig.. Lag es etwa an  ihm? Wollte Jungkook ihn nun nicht mehr, nachdem sie miteinander geschlafen hatten?

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Als dieses plötzliche Verschwinden zu irgendwelchen Besprechungen endlich zu Ende ging, waren bereits mehrere Monate vergangen.
Und Jungkook hatte sich nur deshalb dazu herabgelassen, sich -abgesehen von den Nächten- wieder zu Jimin zu gesellen, da sie in wenigen Tagen schon ihre Reise ins Reich der Liebe antreten wollten, wo die Hochzeit stattfand.

"Hallo Jimin.", begrüßte sein Verlobter ihn an jenem Tag plötzlich von hinten, als er gerade am Rande des Sees hockte, um dort Schneeglöckchen und Butterblumen für ihre Gemächer zu pflücken.

"Aaah- Jungkook!", Erschrak er sich und ließ vor Schreck den kleinen Strauß ins Wasser fallen, wo die Blumen zu einzelnen Stängeln auseinander trieben.

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"Oh nein- das tut mir leid!", Stammelte der Ältere schnell und watete ohne zu zögern ins seichte Wasser, um die vielen Blumen wieder einzusammeln und den nassen Strauß zurück an Jimin zu überreichen. "Wirklich Jimin, ich wollte dich nicht so erschrecken.", entschuldigte er sich ein zweites mal, dabei war ihm gar nicht klar, dass dies nicht der Grund für das schmollende Gesicht des Anderen war.

"Alles gut? Stimmt irgendwas nicht?", fragte er, nun etwas besorgter und streckte die Arme nach dem Jungen aus, um ihn näher an sich zu ziehen.
Doch Jimin schüttelte seine Arme ab und stellte sich, mit seinem nassen Strauß in der Hand, wieder auf Abstand.

Seine braunen Augen waren nun zu Schlitzen gekniffen. "Du weißt gar nicht wie benutzt ich mich fühle, nachdem du erst mit mir schläfst und mich danach Monate lang ignorierst, ohne mir jeglichen Grund dafür zu nennen. Und jetzt kommst du an, als sei nichts geschehen.", zischte er wütend.

Kurz verschlug es dem Kaiser die Sprache, denn -so blöd es auch klang- er hatte wirklich nicht darüber nachgedacht, dass Jimin so etwas denken könnte. Andererseits konnte er den Grund für all die Besprechungen nicht nennen.

"Jimin- Es ist nicht so, dass-" "Weißt du was?", unterbrach der Kleinere ihn mit zusammengebissenen Zähnen, um das Überschlagen seiner Stimme zu verdecken, obwohl man trotzdem seine Tränen der Wut erkennen konnte. "-Ich will das gar nicht hören- Ich will mir gar nicht erst anhören, wie du dich jetzt rausreden willst! Ich möchte, dass du am eigenen Leib erfährst, wie ich mich fühle!"

Diese deutlich verletzten Worte pfefferte er seinem Verlobten wutschäumend ins Gesicht, ehe er sich mit den Blumen in der Hand abwandte und über das kurzgeschnittene Gras zum Palast rannte, sodass seine seidenen Gewänder umher wirbelten, wie Jungkooks Gedanken es gerade taten.

Erst musste er sich kurz sammeln, bis vollständig eingesunken war, was Jimin ihm gerade vorgeworfen hatte.

"Was?", knurrte er ungläubig zu sich selbst. Mit geballten Fäusten starrte er auf die Mauern seines Palastes, hinter denen der Andere verschwunden war.

"Meinst du wirklich, dass ich die Person die ich ignoriere jede verdammte Nacht im Arm halte!?", schrie er frustriert in die Richtung, auch wenn ihn natürlich niemand mehr hören konnte.
Dann ließ er sich auf eine Parkbank sinken, wo er seinen eigenen wütenden Gedanken nachhing. 
Er war -müde von den vielen anstrengenden Besprechungen- jede Nacht in sein Zimmer zurückgekehrt, in der Hoffnung Jimin wäre noch wach, doch jedesmal war ihm nichts anderes übrig geblieben, als dem Schlafenden einen Gutenachtkuss zu geben und sich dann sehnsüchtig an ihn zu kuscheln, bis er in aller Frühe von seinen sorgenvollen Träumen aus dem Schlaf gerissen wurde und sich dazu überwandt wieder in den Thronsaal zu gehen.

"Okay, Jimin.. wenn du gedenkst dieses Spiel mit mir zu treiben, dann werde ich dir ebenfalls zeigen, was es bedeutet von mir ignoriert zu werden."

EMPIRES     |Jikook/Kookmin|Where stories live. Discover now