Kapitel 3

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"Asmo!", schrie ich und gab ihm eine Ohrfeige. Doch auch darauf kam keine Reaktion. Panisch durchwühlte ich meine Taschen und fischte mein Notfallambrosia heraus. Vorsichtig legte öffnete ich seinen Mund, stopfte ihm ein Fitzelchen der Speise in den Mund und hoffte inständig, dass er schlucken würde.

"W.w..Wasser", murmelte er so leise, dass ich erst dachte, ich hätte es mir eingebildet.

"Asmo?", fragte ich, während mein Herz schneller schlug. Er lebte noch!
"Bring mich zum Wasser", nuschelte er leise durch seine bereits violett angelaufenen Lippen. Ich hätte mich Ohrfeigen können. Poseidonsohn und so. Darauf hätte ich auch selbst kommen können.

"Okay, aber bleib wach, okay?", flehte ich ihn an, dann stemmte ich ihn mit vollem Körpereinsatz in eine sitzende Position. Ich konnte kleinen Fluss zwar hören, dennoch würde es ein ganzes Stück sein, besonders mit zusätzlichen 80 Kilo zum Schleppen.

"Komm schon Ellie, das packst du!", redete ich mir leise zu, schloss meine Arme um seinen Brustkorb und zog ihn so hinter mir her. Die Wurzeln und anderen Unebenheiten waren zwar sicher nicht angenehm, aber ihn und seine Waffen noch zu tragen, hätte mich vermutlich bereits nach zwei Schritten wortwörtlich platt gemacht. Obwohl ich ihn nur zog, war es dennoch keine einfache Sache und ich war froh, als ich den Fluss endlich erreicht hatte.

Mit letzter Kraft machte ich einen Schritt in das noch seichte Wasser und zog ihn hinter mir ins Wasser. Konnte ich ihn jetzt loslassen? Auch wenn er ein Nachfahre des Poseidons war, er war nicht gerade in seiner besten Form. Konnte er auch in diesem Zustand unter Wasser atmen? Oder würde er ertrinken wenn ich ihn losließe? Während ich noch in meine Überlegungen vertieft war, begann er langsam ganz schwach blau zu leuchten. Eine Najade, scheinbar von dem Licht angelockt, kam angeschwommen und streckte ihren hübschen Kopf aus dem Wasser.

"Du kannst ihn jetzt loslassen. Ich kümmere mich um ihn. Im Wasser passiert ihm nichts!", erklärte sie mit ihrer sanften Stimme. Zögerlich ließ ich ihn los.

"Wenn ihm jetzt etwas passiert war ich nicht schuld!", rief ihr noch hinterher, aber da war sie mit Asmo im Schlepptau schon im Wasser verschwunden. Kopfschüttelnd trat ich aus dem Wasser. Eigentlich konnte es mir auch egal sein, wie es ihm ging. Immerhin war er nie besonders nett zu mir gewesen. Der einzige Grund, warum ich ihm überhaupt geholfen hatte, war, dass ich keine Lust auf extra Geschirrspülen hatte, nur weil ein Camper in meiner Obhut abgekratzt war. Das besagten nämlich die Campregeln. 

Vorsichtig untersuchte ich meine Verletzungen, die aber nur aus ein paar Aufschürfungen und blauen Flecken bestanden. Seufzend ging ich zurück zum Kampfplatz um meinen Dolch zu suchen und seine Waffen zusammen zu sammeln. Anschließend lief ich wieder zum Wasser, um meine Waffen von dem Gift und Monsterstaub zu reinigen. Gerade als ich den letzten Dolch von Echidnagift befreite, tauchte die Najade mit Asmo wieder auf. Sie sah mich Böse und missbiligend an, als das Gift das Wasser grünlich färbte.

"Nikekinder", hörte ich sie murmeln, kurz bevor sie wieder verschwand. Ich zog eine Grimasse in ihre Richtung und sah dann Asmo an, der jetzt wieder alleine aufrecht im Wasser stand. Sein Gesicht war blass und um seine Arme und Beine war grünes Zeug gewickelt und sein linkes Bein war mit Treibholz geschient. War das grüne Gedöns etwa Algen? Widerlich!

"Mach das nie wieder!",fuhr ich ihn an. "Ich habe keine Lust auf zwei Stunden extra Geschirrspülen und Beerdigungen sind echte scheiße!"

Er zuckte nur mit den Schultern.
" Hab ich nicht vor. Aber mit dem Ding hatte ich noch ne Rechnung offen", er hob ein Stück Treibholz auf und stütze sich darauf ab.

"Oh und danke", brummte er, ohne mich dabei anzusehen.

"Hab ich da eben etwa ein Danke gehört?", erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch. So viel Höflichkeit war man von ihm gar nicht gewohnt.

"So viel übrigens zu dem "Natürlich kämpfen!", warum hattest du mit ihr noch ne Rechnung offen?", ich sah ihn neugierig an und streckte ihm dann die Hand entgegen, um ihm aus dem Wasser zu helfen. 

"Hab das Ding getroffen, bevor ich ins Camp kam", sagte er kurzangebunden, umging meine restlichen Bemerkungen und hievte sich aus dem Wasser, ohne meiner Hand einen Blick zu würdigen.

"Brauchst du noch Ambrosia?", fragte ich, nur um irgendwas zu sagen, da ich keinen Plan hatte, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte.

"Ambrosia und ein Apollokind", brummelte er und setze sich langsam in Bewegung. Ich drückte ihm den Rest meines Ambrosias in die Hand, verschränkte die Arme und sah ihn mit gerecktem Kopf an.

"Du kannst mich übrigens nicht mehr Verliererin nennen, weil offensichtlich habe Ich gerade nicht verloren!", ich konnte nicht anders als ihm das unter die Nase zu reiben. Schließlich war es ein Sieg gewesen. Es war mein Sieg gewesen.

"Aber nur wegen meiner Vorarbeit. Verliererin", sagte er kühl um stopfte sich das Ambrosia in den Mund. In mir begann es zu brodeln. Heiße Wut sammelte sich in meinem Magen. Wie ich es hasste, wenn man meine Siege nicht anerkannte!

"Du bist so ein Arsch! Deine Vorarbeit! Das ich nicht lache! Ohne mich wärst du vermutlich tot! Das nächste Mal mische ich mich nicht ein und lass dich einfach verrecken. Dann habe ich in Zukunft wenigstens meine Ruhe!", ich stapfte davon und ließ ihn einfach stehen.


Zwischen Olymp und HadesWhere stories live. Discover now