Kapitel 7

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Ich hatte meinen Schokopudding schon zur Hälfte vernichtet, als sich Asmo neben mich auf die Bank fallen ließ. Er hatte meinen Wink offensichtlich nicht verstanden. Wütend funkelte ich ihn an.

"Das hier ist der Niketisch"

"Weiß ich", sagte er und runzelte die Stirn, als überlege er, ob ich nicht ganz bei Sinnen wäre.

Ich schluckte meinen nächsten Kommentar mit dem nächsten Löffel voll Pudding einfach herunter. Währendessen erschien vor Asmo ein Reller mit Fisch und Reis. Einen Teil opferte er wie ich den Göttern, dann begann er das Essen in sich hineinzuschaufeln.

Meine Schüssel Pudding war schon leer, aber mein Verlangen nach Zucker war noch immer nicht gestillt. Schokopudding hat magische Kräfte, davon bin ich überzeugt. Egal wie schlecht dein Tag war, eine Schüssel Schokopudding macht alles besser. Ich wünschte mir eine weitere Portion und einen Wimpernschlag später stand sie vor mir. Ich spürte Asmos Blick auf mir, als ich meinen Löffel erneut in der cremigen Masse verschwinden ließ.

"Gibts was?", fragte ich genervt. Er hob eine Augenbraue. "Es gibt da etwas, das nennt sich Kalzium, Magnesium und Eisen." Dann fügte er brummend hinzu: "Soll gesund sein, habe ich gehört" Dann besaß er sogar die Frechheit schief zu grinsen.

 "1. Ich glaube, meine Ernährung passt so", ich machte eine vage Geste über meinen gesamten Körper, "2. Gehen dich meine Essensgewohnheiten nicht das Geringste an und 3.", jetzt sah ich ihm in die Augen und kniff meine leicht zusammen. "Esse ich Pudding nur dann, wenn ich genervt oder gestresst bin!"

Meine Wut schien ihn mal wieder kalt zu lassen.

"Dann würde ich ständig Pudding essen", meinte er nur und zuckte mit den Schultern. Plötzlich nahm er den Griff seiner Gabel und pikste mir in den Bauch. "Stimmt, ich glaube das passt so", grinste er und aß dann weiter, als sei nichts passiert.

Mir blieb der Mund offen stehen. Seine Laune war die reinste Achterbahnfahrt. Nie konnte man wissen, wie er in der nächsten Sekunde reagieren würde und irgendwie, auch wenn ich es ihm gegenüber nie zugeben würde, irgendwie machte ihn das ein wenig interessant. Er war eine lebende Wundertüte.

Nachdem wir eine Weile schweigend gegessen hatten, brach er die Stille. "Hast du eigentlich Poseidonshütte schon einmal von Innen gesehen?"

Mein Löffel blieb auf halben Weg zu meinem Mund in der Luft hängen. "Ist das eine Einladung?", fragte ich verwirrt.

"Wer weiß", antwortete er mit seinem üblichen Schulterzucken und machte sich ans Aufstehen. "Du hast auf jeden Fall eine Chance!"

Er packte seine Waffen und sein restliches Gerümpel und humpelte aus dem Pavillon. Währenddessen saß ich wie angewurzelt am Tisch und schaute ihm wortlos hinterher. Ich war tatsächlich noch nie in der Poseidonhütte gewesen. Aber ich hatte von ihr gehört. Sie sollte eine der schönsten Hütten im Camp sein. Meine Beine waren schneller als mein Verstand. Schon war ich ihm hinterhergelaufen.

Da er humpelte und noch seine kompletten Waffen trug, hatte ich ihn schon nach wenigen Schritten eingeholt. Er stolperte immer wieder und hatte sichtlich Probleme mit dem Gehen und dem Tragen des Gewichts, also nahm ich ihm, ohne zu Fragen, ein paar seiner Waffen ab und trug sie schweigend neben ihm her. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte, da ich eigentlich noch wütend auf ihn war, sich die Wut aber schon verflüchtigt hatte. Außerdem verstand ich seine schnellen Launenwechsel nicht. Oder waren es meine schnellen Wechsel die ich nicht verstand?

"Also gesprächig warst du irgendwie amüsanter", murmelte er nach einer Weile. Also hielt er mich für amüsant?

"Weißt du, ich weiß einfach nicht mehr so recht, was ich überhaupt sagen soll.", zuckte ich mit den Schultern.

Ein kurzer Blick von ihm war die einzige Antwort. Aber einen Moment später standen wir auch schon vor Hütte Numer 3.

"Willkommen in der Poseidon Hütte.", er hielt mir humpelnd die Türe auf. " Audio Guides sind leider ausverkauft, Karten gibt es auch nicht, aber Sie haben Glück, dass Sie einen Fachmann getroffen haben."

Er verstellte seine Stimme so, dass er wirklich so klang wie eine dieser Ansagen in Museen und ich musste gegen meinen Willen grinsen, wurde aber wieder ernst.

"Weißt du, von deinen Launen bekommt man ein Schütteltrauma, du wechselst dein Verhalten wie andere ihre Kleidung", sagte ich gerade heraus. 

"Ich habe das Unberechenbare des Meeres abbekommen, kann ich nichts dafür", verteidigte er sich, schon wieder, halb brummend.

"Unberechenbar", wiederholte ich. "Eine gute Beschreibung", grinste ich ihn an und betrat vor ihm die Hütte.

Zwischen Olymp und HadesWhere stories live. Discover now