Kapitel 26-Rob

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Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wusste nicht, wie lange wir schon in diesem Raum waren, diskutierten und uns anschrien.

Der Präsident und seine Männer wollten erreichen, dass West und vielleicht auch Ost mit New Florida verhandeln und leben könnten.

Das widerrum wollten der Kommandant und Linus nicht, denn laut ihnen sollte West zerstört, versklavt und von Ost unterjocht werden.

Und ich? Ich bildete meine eigene kleine Partei, die durch jahrelange Übung gekonnt jedem Argument sowohl moralisch als auch faktisch entgegensetzte.
Ich wollte weder, dass West zerstört, noch, dass sonst irgendjemand verletzt wurde.
Bis auf Linus vielleicht.

Vielleicht könnte Europa wirklich mit New Florida verhandeln, aber dafür mussten sowohl die Mauern, als auch beiden Teile abgeschafft werden.
Man müsste eine neue Regierungsform einführen und diese Gesellschaftsform umstellen.

Aber nein, das wollte hier keiner.

»Sie werden sowieso sterben! Sie zögern es bloß weiter hinaus!« bellte der Kommandant zu Präsident Stein, der mit seiner grauen Halbglatze und dem teuren aber etwas schmuddeligen Maßanzug aussah, als wäre innerhalb von ein paar Monaten um Jahre gealtert.

»Das ist kein Argument!« entgegnete ich gereizt und sah ihn finster an.

»Ach, und wieso nicht? Meine und vor allem Linus' Männer haben alles umstellt!«

»Ja, aber wer wird ihren Plan fortsetzen, wenn ihr tot seid?!«

So ging das schon seid Stunden, ich selbst hätte einen von beiden längst abgeknallt, aber ich hatte weder die Waffe, noch die Kraft dazu jemanden umzulegen.

Auch die Sektretäre und Berater des Präsidenten waren reine Westler, die über den Dingen standen und sich niemals die Hände schmutzig machen würden.

Ich schämte mich dafür, einmal dazugehört zu haben.

»Wo liegt das Problem? Wir können doch Verhandeln! Geht es um die Ressourcen? Wir haben genug!« wiederholte Herr Stein und schlug auf den Tisch, deutlich gereizt.

»Dann wäre West als Handelsmacht trotzdem weiter beständig. So war es doch auch vor dem Krieg!« entgegnete ich mein Argument, dass ich nun schon tausend Mal wiederholt hatte.
»Wir müssen einfach die Mauern niederreißen und alles auf Null setzen, so wie jetzt kann es doch nicht weitergehen!«

Der Präsident sah mich finster, fast enttäuscht an.

»Senator Brosowski, es erstaunt mich, dass sie als Westler so denken. Sie sollten an dem Erhalt ihres Vermögens doch besonders interessiert sein.«

Grimmig blickte ich in die Runde.

»Ich bin kein Westler mehr, ich bin, wenn überhaupt, Europäer, wie es von Anfang an hätte sein sollen. Und ich interessiere mich für die Menschen!«

Der Kommandant lachte spöttisch.
»Oh ja, der große Senator in den Fußstapfen seiner Eltern. Immer an den Menschenrechten interessiert. Du hast doch nie etwas verändert! Du bist Schuld an diesem Krieg!«

Ich sah ihn erstaunt an, auch die anderen beäugten mich neugierig; kurz wurde es still.

»Ach, diese Lüge hast du mir also abgekauft?« fragte ich mit süffisantem Grinsen an Linus gewand, der erst mich erschrocken, dann seinen Vater entschuldigend ansah.

»Er hat es mir so erzählt!« sagte er panisch, aber man sah, dass er wusste, dass er den Fehler gemacht hatte.
»Er hat gesagt er habe große Macht im Senat, er wüsste dass die Außenmauern verdickt wurden...«

Wrong Side-Ewige Liebe [Band 3] || CrispyWill [Beendet]Where stories live. Discover now