Kapitel 02-Rob

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»Ich habe ihnen schon alles gesagt was ich weiß!« meinte ich energisch und verlor langsam die Geduld.

Vor mir stand ein Mann, Anfang oder Mitte Zwanzig, schwer zu sagen, mit ein bisschen Bart und vollen dunkelbraunen Haaren auf dem Kopf.
Sein Anzug saß fest, jeder Knopf geschlossen, die Krawatte schwarz.
Als er reinkam, hatte er sich als Herr Field vorgestellt und uns alle, der Reihe nach, befragt.

Von ihm ging eine seltsame Atmosphäre aus, düster und nicht gerade vertrauenserweckend.

Angeblich kam er von einer Organisation, die sich "Europa Ministerium" nannte.
Ich musste darüber lachen, ihm gefiel das nicht so.
Eine Organisation über Ost und West? Was sollten sie schon tun?

Dann hatte er jeden von und befragt, bei Falco angefangen, dann Malik, Sam, Simon und schließlich mich.

Wir erzählten ihm alle die Wahrheit, auf jede einzelne Frage antwortete wir mit dem was Geschehen war.

»Woher wissen wir, dass ihr nicht lügt?« meinte er, fast genervt.

»Sagen Sie es mir! Ich habe keine Ahnung wo ich bin oder warum wir verhört werden!«
Genervt blickte ich den dunklen Augen entgegen.

Herr Field seufzte und trat von dem Tisch weg an dem ich saß.

Ich betrachtete das kleine leuchtende Ding in seiner Hand, auf dem er rumtippte wie wild.
Was auch immer das war, es diente wohl zur Kommunikation.

Er sah dann auf und nickte mir zu.

»Geh zu deinen Freunden, wir holen euch gleich ab.«
Noch fragender wurde mein Blick, aber ich tat wie befohlen und ging in das Wartezimmer zu Simon, Falco, Sam und Malik.

»Und?« fragte Sam neugierig, als ich mich neben Simon setzte und seine Hand hielt.

»Die gleichen Fragen...selbe Geschichte...er meinte er holt uns gleich ab...«

So saßen wir also an einem Ort, den wir nicht kannten, weit weg von Europa, unserer früheren Heimat.
Wir alle trugen noch die Overalls vom Krieg.
Wiedermal fragte ich mich, was dort noch los war.
Fand der Kampf noch statt? Welche Seite hatte gewonnen?
Suchten die nach uns?
Was taten sie, wenn sie das Loch sahen, welches Malik mit unserem zerbeulten Auto in die Mauer gerissen hatte?

Es gab zu vieles was mir in meinem Kopf herumschwirrte, deshalb sah ich meinen kleinen, geliebten Simon an.

Ich lächelte, jedes Mal wenn ich ihn ansah.
Mein Herz schlug automatisch höher bei seinem neugierigen kindlichen Blick, der alles an Informationen aufzunehmen versuchte.

Aufgeregt zappelte sein Bein, ich verstärkte den Druck an seiner Hand mehr, so dass er mich ansah.

Er lächelte, meine Lippen fanden automatisch den Weg zu seinen, um ihn liebevoll zu küssen.
Egal was wir durchmachen mussten, so lange Simon und ich zusammen blieben, würde alles in Ordnung sein.

Herr Field kam zurück, an seinen Seiten jeweils ein Beamter, oder wie sie hier genannt wurden: Polizisten.

»Wir fahren euch zu Hauptzentrale vom Ministerium, dort werdet ihr untergebracht. Kommt bitte mit.«

Simon wollte aufspringen, aber ich hielt ihn zurück, wofür ich einen fragenden Blick seinerseits erhielt.
Auch Sam und Malik sahen mich fragend an, Falco blieb aber ebenso sitzen.

»Und wenn wir das nicht wollen?« sagte ich, sturer als geplant, aber misstrauisch genug.

Herr Field musterte mich einmal gründlich, schnalzte dann arrogant mit der Zunge.
»Das ist keine Option. Wenn ihr nicht freiwillig mitkommt, dann zwingen wir euch.«
Zur Untermalung seiner Worte zückten die Polizisten ihre Waffen.

Simon strich über meinen Oberschenkel und lächelt, machte mir stumm klar, dass wir hören sollten.

Seufzend lief ich mit den anderen den drei Männern nach.

Kurze Zeit später fuhren wir in einem Auto zu der Zentrale des Ministeriums.
Mir gefiel das alles nicht, Falco sah auch nicht begeistert aus. Wir tauschten Blicke aus, einigten uns stumm, wachsam und misstrauisch zu sein.
Sam, Malik und besonders Simon waren natürlich neugierig, sahen in dieser Sache ein Abenteuer.

Wir gingen in ein riesiges Gebäude, höher, als alle Häuse die ich je in West gesehen hatte.
Von außen war es mit schwarzem Glas verhüllt, innen sah alles aus wie eine moderne Version des Eingangsbereiches vom Senat.

Zugegeben, es erstaunte mich, denn es wirkte unwirklich, modern, auf seltsame Weise auch anziehend.

Wir sahen uns bloß stumm um, auch wenn wir keine Handschellen trugen kam ich mir vor, wie ein Gefangener.
Ich hatte Fragen, und ich würde nicht ruhen, bis sie mir beantwortet wurden.

Wir stiegen in einen metallenen kleinen Raum, dessen Türen automatisch zugingen.
Kurz fühlte es sich an, als würden wir schweben, bis die Tür sich in einem anderen Flur wieder öffnete.
Was zur Hölle?

»Wir haben euch Zimmer hergerichtet. Ich nehme an, drei sind in Ordnung?« fragte Herr Field.

Wir nickten, Sam grinste, weil sie ein Einzelzimmer bekam und Falco und Malik sich eines teilen mussten.
Falcos Blick war irgendwie enttäuscht, aber beide, er und Malik, hatten genug Anstand um einer Dame ihre Privatsphäre zu lassen.
Oder was störte ihn daran?

»Ihr könnt euch frisch machen.« meinte er, während er auf drei Türen deutete.
»Später kommt jemand und befragt euch weiter.«

Er hielt Sam die Tür zum Einzelzimmer auf, woraufhin sie dieses betrat.

Dann verließ er uns.

Simon machte eine weitere Tür auf und brachte einen erstaunten Laut hervor.
Falco und ich nickten uns noch kurz zu, gingen dann ebenso in unsere Räume;
Ich zu Simon, er zu Malik.

»Wie krass...« meinte Simon und sah sich erstaunt um.
Das Zimmer glich dem eines Nobelhotels, in dem ich für Reisen immer übernachtet hatte.

Ein großes Bett stand links an der Wand, gegenüber war eine weiße Couch mit Tisch.
Alles war modern und sehr groß gehalten, man hatte viel Platz.

Direkt neben der Eingangstür war eine weitere Tür, warscheinlich führte sie zum Bad.
Weiter links von mir war noch eine Art Bar und ein Minikühlschrank, allerdings verwirrte mich eine große Schwarze platte an der Wand gegenüber der Couch.

»Was ist das?« fragte ich.
Simon zuckte mit den Schultern und fand einen Stab mit Knöpfen.
Er drückte den größten und wir erschraken, als die Platte zu leuchten begann.

Darin waren Menschen, die sich bewegten und handelten.

Seltsam, es war wie Theater.

Simon kicherte und schmiss sich aufs Bett, immer noch misstrauisch trat ich zu ihm.
»Was schaust du so?« fragte er fröhlich.
»Komm kuscheln, das Bett ist soooo weich!«

Schmunzelnd setzte ich mich neben ihn.
»Kommt dir das nicht auch seltsam vor?« fragte ich, mich weiter umschauend.

»Was denn?«
Simon nahm mein Misstrauen ernst, worfür ich ihn so sehr liebte.

»Naja...alle sind total aus dem Häuschen, weil wir aus Europa kommen...woher kennen sie die Stadt? Ist es nicht seltsam, dass sie uns hierher bringen? Es muss doch einen Grund geben, wieso sie uns so sehr ausfragen...«

Simon nickte nachdenklich.

»Wir werden es herausfinden.« meinte er, lächelte und fügte dann optimistischer hinzu: »Sei froh, dass wir eine Bleibe haben...wir haben weder Geld, noch wissen wir etwas über...das alles hier. Vielleicht würden wir obdachlos irgendwo unter einer Brücke sitzen. Kann doch bis jetzt nicht besser laufen, oder?«

Seine optimistische Sichtweise brachte mich zum lächeln.

Er war wahrlich das Licht in meiner Dunkelheit.
Sanft küsste ich ihn und flüsterte, mehr zu mir: »Ich hoffe du behälst recht...«

Also ich bin ja ein totaler Fan von den beiden xD
Zeit für erste Theorien: Warum gibt es dieses Ministerium?

Wrong Side-Ewige Liebe [Band 3] || CrispyWill [Beendet]Where stories live. Discover now