Kapitel 20-Rob

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Die Tiefgarage war dunkel und still, fast lautlos, wenn man das Brummen der Lüftungsschächte ignorierte.

Hier standen nur vereinzelt teuer aussehense Autos, die meisten waren wohl unterwegs.

Ich wartete neben dem Treppenaufgang auf Simon. Falco sollte auch gleich kommen;
Als ich ihm alles erklärt hatte, zögerte er nicht lange und begann, seine Tasche zu packen.
Auch wenn ich dieses Zögern gesehen hatte.
Er wollte Sam noch überreden, das konnte ich sehen.

Und ich hoffte, dass Simon es geschafft hatte, seine Schwester und Malik zu überreden.
Ich würde beide ungern hier zurücklassen.

Als ich Markus von unserem Plan erzählt hatte, war er auch sofort dabei.
Logisch, ihn hielt hier nichts mehr,
Und eine tiefe emotionale Bindung zu seinem Bruder schien er nicht zu haben.

Jetzt stand ich hier alleine, mein Rucksack aus West neben mir, und wartete.

Tief in mir drinnen war ich wohl wirklich glücklich, schließlich hatte ich mich mit Simon vertragen und wir konnten endlich wirklich weg von hier.
Weit weg, ein neues Leben beginnen.
Trotzdem hatte ich ein dumpfes Gefühl im Magen.

Vielleicht war es Angst.

Erwischt zu werden, wieder hier gehalten zu werden. Dabei konnte uns doch niemand zwingen, oder?

Irgendwas sagte mir, dass hier nicht alles glatt lief.
Es würde wieder einen Kampf geben, davon mal abgesehen, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich etwas übersehen hatte.

Aber ich war auch müde und geschafft, ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen.
Wie Simon mir immer sagte, weniger denken, mehr fühlen.

Ich lächte leicht und lehnte mich gegen die Wand der Tiefgarage.

Vielleicht würde dieses Mal wirklich alles gut werden...

Ich hörte Schritte und sah hoch, wie erwartet kam Falco auf mich zu, seinen Rucksack auf dem Rücken, aber ein leidlicher Ausdruck im Gesicht.

»Falco, was ist denn?« fragte ich, als er vor mir zum stehen kam und seine Tasche hinstellte.

»Ich konnte Sam nicht finden...« sprach er niedergeschlagen.

Sein Kopf hing etwas, auch wenn er versuchte Haltung zu bewahren, sah man ihm an, wie er sich bemühte, nicht allzu niedergeschlagen zu wirken.

»Oh man...«

Ich musterte meinen ehemaligen Butler mitleidig.
Er mochte Sam schon eine ganze Weile, aber er konnte es ihr nie sagen, egal wie sehr er es wollte.

Ich erinnerte mich daran, wie Herr Wright zu Sam ins Zimmer geschlichen ist.
Warscheinlich hat er sie so auf seine Seite gezogen.

Sam hatte Falco nie etwas versprochen, aber man bemitleidete Falco trotzdem.
Er war so eine treue Seele, die sich für jeden geliebten Menschen aufopferte.
Manchmal vergaß ich, dass er nicht zu meiner Verwandtschaft gehörte, aber trotzdem fühlte es sich so an.

Er war wie ein Onkel, ein kleiner Onkel.

»Und nun?« fragte ich, wobei Falco den Blick zu Boden richtete.

»Ich hab ihr einen kleinen Brief auf ihr Bett gelegt...ihre Tasche stand noch da, also dachte ich sie würde ihn dann finden uns lesen...« murmelte er.

Dass er dabei so rot wurde verhieß nichts gutes.
»Und was steht da drin?« fragte ich neugierig.

»Ich hab ihre geschrieben was ich fühle...wie wunderschön sie ist und das alles...wie sehr ich sie vermissen werde...«

Ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen.
»Oh Falco, das ist ja süß!«
Ich klang schon wie Simon...

Ich räusperte mich und lächelte.
»Sie wird ihn lesen. Und es ist gut, dass du endlich ausgedrückt hast was du fühlst. Gut möglich, dass das ihre Sichtweise auf dich verbessert...«

Hoffnungsvoll blickte er mir entgegen.
»Ja?«

Nickend lächelte ich.
»Wenn alles vorbei ist, dann wirst du richtig mit ihr reden.«

Sein bemitleidender Ausdruck nahm etwas selbstsicheres an, irgendwie zuversichtlich.

»Ja...«

So standen wir nun da und warteten auf Simon.
Ich sah auf die Uhr im Treppenhaus.

Theoretisch sollte Simon in zehn Minuten hier auftauchen.

Markus wollte auch gleich da sein, also blieb uns nur, hier zu stehen und den seltsamen Geruch der Garage zu genießen.

Nur wenig später hörten wir schnelle Schritte, es war ein paar Minuten nach der vollen Stunde und ich erwartete Simon, doch es war Herr Field.

Er hatte keine Tasche bei sich, keinen Rucksack, nur einen panischen Ausdruck im Gesicht, der mein Blut gefrieren ließ.

Er rannte auf uns zu, alarmiert stellte ich mich ihm entgegen.

»Markus, was ist passiert?«

Er blieb keuchend vor uns stehen und wedelte mit der Hand.

»Linus...hat...Simon... mitgenommen.« keuchte er.

Ich erstarrte.

»Was?«

So war das nicht geplant.

Er kam zu Atem und sah mir in die Augen.

»Linus hat Simon gefangen genommen. Als Geißel. Er schleppt ihn mit nach West!«

Mein Herz raste sofort.

»Wieso?! Wir müssen ihnen hinterher!« schrie ich, aber Markus schüttelte den Kopf.

»Das will er! Ich habe ein Gespräch belauscht. Linus will dich, Rob. Er braucht dich um West zu erpressen, weil du dort eine wichtige und gesuchte Person bist!«

Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich, mir wurde heiß und kalt zur gleichen Zeit, während der Boden unter meinen Füßen zu Schmelzen begann.

Kurz dachte ich, ich würde umkippen, aber Falco hielt mich fest.

Simon wurde festgehalten.

Wegen mir.

Das war meine Schuld...

»Wir müssen doch aber...« flüsterte ich eindringlich, als ich Luft holen konnte.

»Er will, dass du ihm hinterher fährst! Weil du Simon holen willst!«
Markus griff meine Schultern.

»Aber wir können ihn doch nicht dort lassen! Sie würden ihn verletzten oder Schlimmeres!«

Ich bekam kaum Luft, die aufkommende Panik um Simon raubte mir den Atem und schaltete mein rationales Denken aus.

»Ich weiß, aber wir müssen unauffällig hinterher. Die Kolonne ist riesig, dort unentdeckt zu bleiben ist unmöglich. Wir fahren einen Umweg.«

Alles in mir wehrte sich dagegen, die Angst ließ mich erstarren und ausrasten zugleich.

»Aber Simon-«

»Sie werden ihm nichts tun, solange du nicht dort bist. Er ist ihr Druckmittel.«

Ich sah zu Falco, er sah genauso ängstlich aus wie ich, nickte aber zustimmend.

»Es gibt keinen anderen Weg.« sagte er, die Zuversicht von eben verschwand allerdings aus seinem Blick.

Ich schluckte schwer und nickte.

Hätt ich ihn doch bloß nicht alleine gelassen.

Das war alles meine Schuld.

»Okay...« stimmte ich zu und nahm meinen Rucksack.

Wir eilten zum Auto, aber alles woran ich denken konnte war Simon.
Ob er lebte, es ihm gut ging.

Ich wüsste nicht ob ich weiter leben konnte wenn nicht.

Mensch immer dieses Drama hier...
Ich hab ein Zufallsrad, damit drehe ich und bestimme wer noch stirbt.
Es sind zwei Personen :D
(Mindestens)

Wrong Side-Ewige Liebe [Band 3] || CrispyWill [Beendet]Where stories live. Discover now