Kapitel 05-Rob

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Unruhig lief ich im Zimmer auf und ab.

Simon war jetzt schon seit zwei Stunden bei dieser Befragung und ich hatte das Warten schon lange satt.
Ich wollte wissen, worüber sie redeten, was Simon denen erzählte.

Ich setzte mich nervös auf die Couch, zuckte wieder hoch, als ich Schritte hörte.

Kurz darauf wurde unsere Tür geöffnet und Simon trat in den Raum.

Erleichtert nahm ich ihn in den Arm.
»Alles okay?« fragte ich, beruhigte mich noch mehr als er nickte.

»Ja alles bestens, war nicht schlimm.«

Die Frau die vorhin schon Simon geholt und ihn nun wiedergebracht hatte, bat mich, ihr zu folgen.

Eigentlich wollte ich mich mit Simon austauschen, doch ich hatte wohl keine andere Wahl.
Wir gaben uns einen kleinen Kuss bevor ich der Frau folgte.

Ich achtete nicht sonderlich auf die Umgebung, ich wollte wissen, was sie uns fragen, besonders wer.
Herr Field und Herr Wright machten beide auf mich keinen vertrauenswürdigen Eindruck, wobei mir Herr Field wenigstens noch lieber war als dieser Wright.

Es kam wie es kommen musste, ich stand in dem großen Büro von Herrn Wright und sah ihm neutral entgegen.

»Robert, guten Tag.« sagte er lächelnd; ich nickte bloß.

Ich habe lange mit Politikern und anderen Geschäftsleuten gearbeitet um zu wissen wie sie ticken, dieser hier setzte wohl auf Freundlichkeit als Tatik um mehr Informationen über uns herauszufinden.

»Setzen Sie sich doch bitte.«
Er deutete auf eine weiße Ledercouch und lächelte weiterhin.

»Was möchten Sie von mir wissen?« fragte ich direkt, nachdem ich das Getränk abgelehnt hatte.

»Was sie möchten. Aber interssieren würde mich dann doch, aus welcher Stellung Sie in Europa kamen.«

Misstrauisch verengte ich die Augen.
»Was meinen Sie mit der Stellung?«
Ich ahnte, dass Simon ihm einiges erzählt hatte, aber auch Sam und Malik würden wohl reden, deshalb war die Taktik der Schweigsamkeit längst keine Möglichkeit mehr.

»Nun Ihr Freund hat mir gesagt, dass es Ost und West gibt in Europa. Und Sie kommen wohl aus West, als wohlhabenere Person?«

Mir war nicht wohl dabei, wenn er so viel über mich wusste, weil ich nicht einschätzen konnte, wie er das gegen mich verwenden wollte, doch mir blieb nichts anderes übrig, als wenigstens etwas zu verraten und somit halbwegs vertrauenswürdig zu erscheinen.

»Ja ich komme aus West. Ich war Politiker im Senat.« meinte ich knapp, lächelte aber leicht.

»Beeindruckend. Und wie war das so? Waren Sie für spezielle Themengebiete eingeteilt?«

Er stellte die Fragen geschickt; mit Interesse und durch Konversation weiterlaufend.
Nicht mit mir.

»Nein, wir haben Gesetze verabschiedet.«

Herr Wright nickte wieder und sah kurz auf den Boden, schien zu überlegen, wie er weiter Informationen aus mir herausbekommen sollte.

»Und der Krieg? Haben Sie da als Politiker mitzureden gehabt?« fragte er weiter.

»Eigentlich schon, doch meine Meinung wurde überstimmt.«

Er musterte mich unzufrieden, was für andere wohl neugierig gewirkt hätte, doch ich merkte was er versuchte.
»Sie wollten also nicht, dass ihr Freund Simon in den Krieg zieht?« erkundigte er sich.

Simon war mein wunder Punkt, das schien er zu merken, als ich kurz aus meiner Rolle viel und tief einatmen musste.
»Zu keinem Zeitpunkt. Das weiß er auch, wir lieben uns.« meinte ich, versuchte dabei weniger bedrohlich zu klingen.

Ein leichtes Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel, aber nicht auf schöne Weise.

»Naja, Sie haben schließlich alles für ihn aufgegeben um bei ihm zu sein. Sie sind mit ihm geflüchtet, richtig?«

Ich biss mir auf die Lippe um nicht aufzustehen und wegzugehen, denn ich wollte diese Chance nutzen, um auch ein paar Informationen zu erhalten, also drehte ich den Spieß um.
»Ich würde gerne wissen wohin wir denn geflüchtet sind, wo befinden wie uns hier? Wie heißt diese Stadt?«

Herr Wright merkte den Umschwung natürlich sofort, ging aber darauf ein; er hatte keine andere Wahl, das wusste er.

»Diese Stadt hier heißt New Florida, nach dem Krieg wurden die meisten Städte neu aufgebaut und besiedelt.«

»Was hat der Krieg denn verändert?« fragte ich neugierig.
Natürlich war hier alles moderner, die höhere Technologie ging verloren, nachdem der Krieg geführt wurde und Europa sich isolierte.

»Nun...Für Europa wohl nicht viel. Am Ende gab es fast nur Verlierer, aber die Nachkriegszeit war eine Epoche der Veränderung.« meinte Herr Wright, als würde er in Erinnerung schwelgen.

»Aber, in der Geschichte von Europa habe ich gelernt, dass West im Krieg mitgemischt haben soll. Nur deshalb kam es doch zu dieser Meinungsverschiedenheit und der Teilung in Ost und West.« hinterfragte ich, nun ehrlich interessiert.

»Das ist schon richtig, aber auch nicht lange. Nur solange um die Mauer herum kein Kriegsgebiet mehr war. West hat praktisch jeden vertrieben, der sich der Mauer auch nur nähern wollte.«

Ich runzelte die Stirn und blickte nachdenklich auf das weiße Leder hinab.
Das wusste ich nicht.

»Warten Sie...heißt das, dass Menschen von Außerhalb auch später versucht haben, zu Europa zu gelangen?«

»Ja natürich, eigentlich hatte der Präsident mit den äußeren Mächten verhandelt, dass die Ressourcen aufgeteilt werden und es noch Handel geben wird. Doch er weigerte sich. Damals dachten wir, es wäre die ganze Stadt Europa die sich weigerte, doch offensichtlich war es nur dein Stadtbezirk West.«

Mein Mund klappte auf als ich das erfuhr.

Das hieß, der Reichtum meiner Stadt, meiner ehemaligen Heimat, gehört eigentlich den Städten außerhalb? Wir hatten die anderen im Stich gelassen?
Mir fiel es schwer das zu glauben, doch so sehr ich es auch wollte, Herr Wright schien nicht zu lügen was das anging.

»Es erstaunt mich, dass ihr das nicht wusstet, aber das ist auch schon lange her.«

Nicht mal hundert Jahre seit die Mauer gebaut wurde.
Mich schockierte es sehr, dass niemals etwas davon ans Licht kam.

Andererseits, Intrigen und Vertuschungen standen in West an der Tagesordnung; ich hatte nur immer gedacht, dass Ost und West gleichermaßen an ihrer Situation Schuld seien.

»Es schockiert dich sehr, was?« fragte Herr Wright wieder, was ich bloß mit einem nicken kommentierte.

»Naja, Morgen haben wir eh vor, euch ein bisschen mehr über euren Aufenthalt hier zu informieren. Also die Stadt, eure Freiheiten. Da erfährst du, was du wissen willst.«

Ich nickte dankend und erhob mich von der Couch.

»Eine Frage hätte ich noch.« sagte ich und drehte mich nochmal zu Her Wright.

»Welche denn?«

»In welcher Abteilung arbeiten Sie hier?« fragte ich mit interessiertem Ton.
Er musterte mich kurz, stand dann ebenso auf.

»Im Ministerium für Europa bin ich der Chef, kümmere mich um Öffentlichkeitsarbeit und die Koordination der Pläne.«

Um welche Pläne es ging wollte ich nicht wissen, weil ich wohl eh zu neugierig für seinen Geschmack war.

»Und Herr Field?«

Ich wusste, dass er wichtig war, sonst wäre er nicht ständig hier irgendwo unterwegs.

Herr Wright schwieg kurz, öffnete dann die Tür für mich.
»Geheimdienst.« war das einzige was er sagte, bevor er die Tür schloss und mich allein ließ.

Hier kommt alles ans Licht du :D👀

Wrong Side-Ewige Liebe [Band 3] || CrispyWill [Beendet]Onde histórias criam vida. Descubra agora