„Meena, ich kann das einfach nicht mehr! Ich habe es satt, einem Mann hinterher zu rennen, der mich für so unbedeutend hält, dass er es nicht mal für nötig hält, mir das alles zu erklären" schluchzte Molly erneut.

Meena wusste genau, was Molly damit meinte und konnte es auch verstehen.

„Und was willst du jetzt tun?"

„Ich muss Sherlock aus meinen Gedanken und meinem Herzen bekommen. Ich muss ihn vergessen." antwortete Molly daraufhin.

„Und wie willst du das anstellen?" fragte ihre Kollegin weiter nach.

Doch bevor Molly antworten konnte, öffnete sich die Tür zur Leichenhalle und ein kleiner, dicker Mann mit schütterem Haar kam herein.

„Meena, ich---"„

„Oh, Hallo Molly, ich wusste nicht, dass Sie noch hier sind. Haben Sie ihre Schicht heute nicht schon beendet?" fragte der ältere Mann.

„Hallo Mr. Johnson. Ja das stimmt aber ich musste mit Meena reden" erwiderte sie und versuchte sich so unauffällig wie möglich die Tränenspuren aus dem Gesicht zu wischen.

Mr. Johnson blickte sie skeptisch an.

„Okay. Es tut mir leid, dass ich sie Beide unterbrechen muss aber ich habe ein kleines Problem. Es dauert nicht lange"

„Was gibt es denn Mr. Johnson?" fragte nun Meena neugierig.

„Ich habe so eben erfahren, dass unsere Partner-Einrichtung, das University Hospital in Waterford , personellen Notstand aufweist und sie dringend nach einem erfahrenen Pathologen suchen, der u.a. die Neulinge einweisen könnte. Nun ja, und da dachte ich an Sie, Meena?" erklärte der Herr den beiden Frauen.

„Oh, Mr. Johnson. Ich fühle mich geehrt und so gern ich es machen würde aber ich kann nicht. Es tut mir leid"

Molly hörte den Beiden die ganze Zeit aufmerksam zu. Sie wusste, dass Meena London nicht verlassen konnte und wollte. Sie hatte hier ihr ganzes Leben und seit einigen Wochen dazu noch einen netten jungen Mann kennengelernt, von dem sie behauptete er sei der Richtige.

Das Gespräch wurde hitziger. Es wurde heftig diskutiert aber Molly konnte nicht anders, als mit ihren Gedanken abzuschweifen.

'Ein anderes Krankenhaus, in einem anderen Land. Weg von London. Weg von Sherlock Holmes. Die perfekte Gelegenheit meinen Plan in die Tat umzusetzen und so Sherlock hinter mich zu lassen'

Und ehe sie sich versah, waren auch schon die Worte aus ihrem Mund.

„Ich mach's. Ich werde gehen!"

Auf dem Gesicht von Mr. Johnson bildete sich ein kleines Lächeln.

„Sehr gut, Molly! Kommen Sie morgen einfach in mein Büro und wir besprechen dann alles Weitere" sagte er und begab sich zugleich zum Ausgang.

Jetzt da er weg war, drehte sich Meena erschrocken zu ihr um und schaute sie jetzt mit weit aufgerissenen Augen an.

„Molly? Meinst du das ernst?" fragte sie. Immer noch perplex von der Aussage ihrer Kollegin.

„Meena. Erinnerst du dich? Ich wollte Sherlock vergessen. Und wie gelingt mir das besser, als London zu verlassen und in einem anderen Land noch einmal neu anzufangen? Das ist perfekt. Und außerdem, wenn ich es nicht tu, dann musst du gehen und du kannst nicht gehen. Dein ganzes Leben ist hier und außerdem hast du doch jetzt Aidan."

„Ja okay das stimmt aber bist du dir wirklich sicher, dass du das willst? Immerhin reden wir hier von einem anderen Land."

„Absolut. Und Meena, ja es ist ein anderes Land aber nicht soweit entfernt. Wir können uns trotzdem sehen und regelmäßig miteinander telefonieren. Ich denke ein Tapetenwechsel wäre jetzt genau das Richtige für mich." antwortete Molly ihr ehrlich und lächelte sie leicht an.

Ja es schien wirklich die ideale Lösung für ihr Problem zu sein. Denn wie kann man jemanden besser vergessen als sich aus seinem Leben zu entfernen? Molly war auf einmal glücklich und keinesfalls verängstigt darüber, was sie erwarten würde. Ihre anfängliche Freude wurde jedoch schnell wieder gedämpft, als sie Meenas nächste Worte hörte.

„Okay aber was ist mit deinen Freunden und deiner Patentochter? Du müsstest sie dann alle zurücklassen."

Ihre Freunde. Mrs. Hudson, Greg, John und Sherlock. Immerhin behauptete er dies ja. Und natürlich Rosie. Ihre kleine süße Patentochter. Es war wahr. Sie müsste sie alle zurücklassen.

„Ja das stimmt. Aber wir reden hier von Irland. Du sprichst ja glatt so als wäre ich am anderen Ende der Welt. Zu den wichtigen Tagen und Feierlichkeiten komme ich natürlich her.... Ich muss jetzt einfach mal an mich denken. Wenn ich hier bleibe, dann wird dies nie aufhören. Ich werde es so lange weiterführen, bis mein Herz und ich endgültig gebrochen sind. Ich muss einfach gehen. Verstehst du das?" erklärte Molly ihrer Kollegin dann mit leicht flehender Stimme.

„Natürlich verstehe ich das. Ich wollte nur, dass du dir wirklich sicher bist.

Ach Molly, ich werde dich vermissen!" erwiderte Meena daraufhin und zog sie noch einmal fest in ihre Arme.

Zweite ChanceWhere stories live. Discover now