Teil1-2

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„Tja", die Frau rieb sich das flache Kinn, „der Sachverhalt ist folgender; in den Aufzeichnungen meines Vaters, Gott hab ihn selig, ist von einer Miene die Rede, welche sich in der Nähe eines Ortes namens Crimson Rock in Texas befindet. Wir haben wochenlang danach gesucht, glauben sie mir!
Seinen Tagebüchern zufolge befindet sie sich im—"
„Scht!", zischte ihn Joe an, „da könnt ihr ja gleich in der Gegend umher rufen, dass man eure Miene ausrauben soll. Man merkt wirklich, dass ihr Greenhorns seid."
„Greenhorns?", fragte der Mann und legte seinen Kopf schief.
„Ach vergessen sie's", winkte Peter ab.
Will beugte sich vor, und sprach mit merklich leiserer Stimme: „Ihr werter Vater—wie war noch gleich sein Name?"
„Daniel Brookchurch. Warum wollen sie das wissen?", fragte die Frau.
„Daniel Brookchurch!", gellte der Aufruf von Cindy. Sie sprach dem Namen so laut aus, dass alle am Tisch zusammenzuckten, und die Frau mit den roten Haaren belehrend angezischt wurde.
„Tschuldigung. Aber Daniel Brookchurch war ein alter Freund meines Vaters! Die beiden sind immer in den Badlands unterwegs gewesen und haben wer weiß was getrieben, als ich klein war. Teilweise waren sie tagelang weg, und ich musste bei meiner Tante unterkommen...", verächtlich spuckte Cindy in ihr Glas, wobei der Mann aus Virginia leicht angewidert die Nase rümpfte, „wie ich den Geruch ihres Kamillentees gehasst habe!"
Die fremde Frau im Unterkleid schien jetzt, dem Blitzen in ihren Augen nach zu urteilen, Feuer gefangen zu haben: „In den Badlands? Könnte sich denn eventuell eine Möglichkeit zur Konversation mit ihrem werten Herr Vater ergeben?"
Cindy schnaubte verächtlich: „Klar können sie mit ihm reden. Die Frage ist nur, ob er ihnen auch antwortet."
Doch noch bevor sie sich erkundigen konnte, warum denn ein Gespräch mit dem Herren anscheinen so schwierig werden könnte, fiel ihr ihr Mann ins Wort: „Ich würde es für angebracht halten, wenn wir uns erst wieder unserer Klamotten bemächtigen würden.", er wandte sich an Joe und Will, „werte Herren, sie könnten mir nicht zufälliger Weise sagen, wo sich der Sheriff dieses Ortes befindet?"
Will grinste. „Nach dem können sie lang suchen. Der ist zurzeit wieder in Dallas und kauft sich seinen Jahresvorrat Eukalyptustee. Der Kerl hat so einige seltsame Macken. Sollte aber wieder in ein paar Tagen hier sein. Währenddessen hält nur der Hilfssheriff hier Stellung, aber der ist noch recht neu, und unter uns", er beugte sich vor, und flüsterte mit einem verstohlenen Grinsen, „er würde wahrscheinlich eher vor einem Bankräuber weglaufen, als ihn dingfest zu machen."
Schockiert sah ihn der backenbärtige Fremde an.
„Diese Stadt hat im Moment keinen kompetenten Gesetzeshüter? Um Himmels Willen, wie sollen wir dann wieder an unsere Kleidung kommen?"
„Ha, ich hab's doch gesagt!", jubilierte Cindy, „ich wette es waren die Winston Brüder!"
„In der Tat liegen sie mit ihrer Vermutung richtig, werte Dame", wandte sich der Mann an Cindy, „wir wurden tatsächlich ausgeraubt."
„Und wie es scheint, bleibt das auch so. James, ich glaube unser letztes Geld müssen wir in neue Klamotten stecken...". Die Frau schien verzweifelt.
„Ach, keine Sorge. Wenn das wirklich die Winston Brüder waren, haben sie ihre Sachen bestimmt schnell wieder", sagte Cindy, wobei sie der Dame tröstend eine Hand auf die Schulter legte, „unsere drei Männer hier schnappen sich die Verbrecher sicher und ziehen sie zur Rechenschaft!"
Demonstrierend wich Joe zurück und hielt die Hände abwehrend hoch, und auch Peter schüttelte den Kopf: „Tut mir leid, aber wenn das wirklich die Winstons waren, muss ich passen. Mit denen leg ich mich bestimmt nicht an. Nicht mit denen!"
Peter nickte zustimmend. „Und außerdem sind wir sind komplett überflüssig. Schließlich haben sie hier 'nen waschechten Gunslinger sitzen. Der schießt ihnen ihre Übeltäter schon übern Haufen!"
Er deutete mit der schmutzigen Hand auf Will, der sich seufzend in seine Stuhllehne zurückfallen ließ.
Der Herr namens James wirkte ungläubig. „Ist das wahr? Sind sie tatsächlich einer jener sagenumwobenen Pistoleros? Dieser berüchtigten Helden des Westens?"
„Meine Freunde hier neigen zur Übertreibung. Aber ja, ich habe schon den ein oder anderen Banditen und Outlaw gefasst."
„Und werden sie uns tatsächlich helfen? Ich muss sie daran erinnern, dass wir sie dafür leider nicht bezahlen können..."
„Ich bitte sie, ein Held ist selbstlos. Ich nehme kein Geld. Schade nur, dass meine netten Freunde hier", er klopfte Peter und Joe auf die Schulter, „den Schwanz einziehen. Dann muss ich wohl die ganze Arbeit wieder allein erledigen..."

WILL BECKS -- Und die Greenhorns von Crimson RockWhere stories live. Discover now