"Heulst du etwa?"

2.7K 106 16
                                    

Die restlichen Ferientage vergingen ohne einschneidende Ereignisse, zwar hörte man immer wieder erschütternde Nachrichten, jedoch ging niemand von uns genauer darauf ein.

Ehe ich mich versah, war der Tag der Abreise da. "Freust du dich auf Hogwarts?",fragte Ginny als wir mehr oder weniger motiviert unsere letzten Klamotten in die Koffer stopften. Missmutig warf ich ein Teil nach dem anderen in den Koffer während ich antwortete:"Mein ganzer Körper widerstrebt sich auch nur einen Fuß in diesem Gebäude zu setzen." Der Rotschop legte mir eine Hand auf den Arm. "Mir gehts genauso. Ich vermisse Ron so sehr..." Eine kleine Träne rollte ihr die Wange herunter. Ich zog sie in eine feste Umarmung. "Ach Ginny, alles wird gut,so lange wir zusammenhalten. Versprochen!" SIe lächelte leicht und drückte meine Hand:"Danke Abby. Was würde ich jetzt nur ohne dich machen."

Gemeinsam mit den Zwillingen trugen wir die Koffer die Treppe hinunter. "Mein Gott! Ich werde euch Frauen nie verstehen. Warum bei Merlin müsst ihr so viel Zeug mitschleppen!",ächzte Fred unter dem Gewicht meines Kopfers. "Im Gegensatz zu dir, kommen wir nicht mit einer Unterhose für einen Monat aus!",konterte ich grinsend. Fred rollte gespielt mit den Augen.

"Hast du etwas von Harry gehört, in letzter Zeit?",fragte mich George als wir einen Moment allein waren. Mein Gesicht verdunkelte sich und wieder kamen die Erinnerungen an unsere letzten Momente miteinander hoch. Der Kuss. Wie oft hatte ich ihn in den letzten Wochen vor meinem inneren Auge abgespielt. Wie er zärtlich seine Hand an meine Wange legte und seine Lippen meine berührten. War es für ihn nur ein "Moment-Kuss" gewesen oder empfand er etwas? Auf meine Fragen konnte mir niemand eine Antwort geben und vorallem nicht Harry selbst, der irgendwo in der Weltgeschichte herumschwirrte. Niemand sonst außer uns beiden wusste von diesem Kuss. "Abby?", George wedelte mit beiden Händen vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte kurz. "Nein,ich habe nichts von ihm gehört." Er gab sich mit der Antwort zufrieden.

Wenige Stunden später waren alle zu Abfahrt bereit. Mit gemischten Gefühlen ging ich auf Tonks und den Rest der "Familie" zu. Ich umarmte sie fest und dankte ihr für alles. "Du bist stark mein Mädchen,du schaffst das.",flüsterte sie mir ins Ohr. Ich lächelte und drückte sie noch einmal. Dann kam Arthur an die Reihe,von dem ich mich ebenfalls mit einer Umarmung verabschiedete. Dann waren die Zwillinge an der Reihe. Ich umklammerte beide und wollte sie einfach nicht mehr loslassen. Fred strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht und erwischte dabei auch ein Tränchen was mir klammheimlich runterlief. "Ich werde euch so vermissen. Wir haben dermaßen viel Mist zusammengebaut.Ich glaube ich pack das ohne euch nicht!" George schüttelte entschlossen den Kopf und hob mein Kinn an:"Hör mir zu Abby Lancom. Du wirst dieses letzte Jahr hinter dich bringen und danach bist du frei. Du kannst alles tun was du willst und wir werden immer hinter dir stehen." Ich lächelte leicht und umarmte beide nochmals fest. "Machs gut Kleine. Ich denke an dich!",murmelte Fred in meine Haare während er mir ein letztes Mal über den Kopf strich.

Molly und Remus brachten uns inkognito zum Bahnhof und verabschiedten sich ebenfalls. Molly erdrückte mich dabei fast,während Remus mich erst an sich drückte, um mich ein paar Sekunden wieder von sich wegzuhalten, um mir ins Gesicht zu schauen. "Ich bin so stolz auf dich." Ich nahm seine Hände und schaute ihm tief in die Augen:"Danke für alles. Ich weiß nicht was ich ohne dich und Tonks gemacht hätte. Du warst wie ein Vater für mich. Remus, heulst du etwa?!" Der Werwolf wischte sich verstohlen im Gesicht herum. "Nein natürlich nicht.",schniefte er und wir mussten beide herzlich lachen. "Versprich mir,dass du keine Dummheiten machst Kleines!" Ich nickte brav. "Egal was passiert,ich werde immer an deiner Seite sein. Du wirst mich nicht immer sehen,aber ich bin da. Ich hab dich lieb Kleines." "Ich dich auch Ziehpapa! ich werde dich vermissen." Ich drückte ihn nochmal fest. Dann stieg ich gemeinsam mit Ginny in den Hogwartsexpress. Ein letztes Mal winkten wir Molly und Remus bis die beiden immer kleiner wurden und letztendlich nicht mehr zu sehen waren. Ginny und ich tauschten einen nervösen Blick. Dieses Jahr würde für uns nicht leicht werden.

Und ich sollte Recht behalten. Meine Hoffnungen wenigstens Draco in Hogwarts anzutreffen wurden mit den Gerüchten, er sei nun endgültig auf die dunkle Seite übergelaufen,zerstört. Wie erwartet hatten wir Gryffindors es nicht leicht und gerieten immer wieder mit den Slytherins aneinander, die Aufgrund ihrer Sympatie zu Snape, Vorteile erhielten.

Und dann kam der Tag, der alles verändern sollte.

Harry Potter x Reader : Wie du dein Herz verlierstWhere stories live. Discover now