Kapitel 12

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POV Kaylee:

Als ich wach wurde lag ich in Nash's Bett. Mein Schädel dröhnte und mir war noch etwas schwindelig. Aber mir war viel wärmer als davor und es ging mir deutlich besser.

Ich sprang vom Bett und schwankte erstmal etwas. Eine Zeit lang drehte sich der ganze Raum und ich konnte kaum geradeaus sehen. Ich schüttelte mich einmal durch, aber das machte es eher noch schlimmer. „Hey! Endlich bist du wach! Du hast die ganze Nacht lang durchgeschlafen. Geht's dir wieder gut?“, fragte Nash, der gerade reinkam und sich vor mich kniete. Als er merkte wie ich schwankte, stützte er mich etwas. „Du musst noch vorsichtig sein. Beweg Dich nicht zu ruckartig, du hast eine leichte Gehirnerschütterung.“

Kein Wunder hab ich Kopfschmerzen und alles dreht sich! Ich gab ein genervtes Geräusch von mir und wurde dann aber hochgehoben und die Treppe runter getragen. Ich schmiegte mich währenddessen an ihn, da mir erst jetzt auffiel wie sehr ich ihn vermisst habe, auch wenn ich nicht lange weg war. Er setzte mich auf dem Sofa ab und streichelte über mein Fell. Plötzlich hörte ich eine Tür zuknallen und zuckte zusammen.

Ich sah wie Dean gerade aus einem Zimmer kam. „Ah! Sie mal an wer wieder auferstanden ist!“, sagte er und lief auf mich zu. Er blieb aber stehen als ich anfing zu knurren. „Wow wow wow! Ganz ruhig. Ohne mich hättest du tot sein können“, meinte er und hob die Hände. „Er hat Recht“, sagte Nash. Ich sah ihn fragend an. „Wäre Dean nicht so schnell gekommen, wärst du wahrscheinlich an Unterkühlung gestorben. Du solltest ihm also dankbar sein!“, erzählte er.

Naja, sollte ist theoretisch... Aber hätte Nash mich nicht zuerst gefunden wäre ich vermutlich auch Tod. Nachdem ich ihn eine Weile kritisch beobachtete, beschloss ich ihn an mich ran zu lassen. Auch wenn ich das nur sehr ungern mache, aber wenn er mir das Leben gerettet hat, wird er mir schon nicht wehtun. Das hoffe ich zumindest... Sonst wird er es auf jeden Fall bereuen!

Ich signalisierte ihm körpersprachlich, dass er näher kommen darf während ich meinen Kopf wieder auf Nash's schoß platzierte. Das ist das erste Mal das ich mich von einem Menschen anfassen lasse. Mein Herzschlag beschleunigte sich um ein vielfaches. Nash schien meine Nervosität zu spüren und Strich mir behutsam übers Fell, während Dean seine Hand nach mir ausstreckte. Als er meine Seite berührte zuckte ich leicht zusammen und mein Körper verspannte sich schlagartig.

Während er mich langsam streichelte vergrub ich meine Nase immer mehr in Nash's Bauch. „Alles ist gut, Süße. Du bist in Sicherheit. Ich bin da...“, sagte Nash immer wieder leise. Langsam, seeehr langsam, wurde ich etwas entspannter und atmete langsamer. Nach ein paar Minuten begriff sogar mein Körper, dass Dean nichts böses tut.

Er setzte sich neben mich und sagte: „Na siehst du? Ich bin weder böse, noch tue ich dir etwas.“ Ich schaute ihn ernst an und sprang dann aber vom Sofa und legte mich unter den Tisch. Ich wollte erstmal nur meine Ruhe haben.

Nachdem ich mein Frühstück gegessen hatte, wollte Nash mit mir noch einen Schritt weiter gehen. Er wollte mit mir "Gassi gehen". Wir wissen alle das ich kein Hund bin. Aber trotzdem meinte er, ich sollte lernen mit mehreren Menschen in Kontakt zu kommen, ohne sie gleich anzugreifen. Ehrlich gesagt bin ich mir selbst nicht mehr so sicher wie ich auf sie reagieren soll. Bei Dean hat es ziemlich lange gedauert und ich vertraue ihm immer noch nicht komplett.

Ich denke solange sie mich oder Nash nicht bedrohen oder zu nahe kommen, bin ich ganz locker geworden. Aber meine feindliche Haltung behalte ich dennoch immer bei, damit die Menschen sofort verstehen wie ich ticke. Ich bin ein Wolf und kein Schoßhund!

Nash legte mir Leine und Halsband um. Ich muss sagen, es war nicht unbequem aber auch nicht angenehm. Aber so durfte ich immerhin raus. Leider gingen wir aber nicht in den Wald, für den Fall das Jäger mich erkennen sollten. Wir liefen brav auf dem Gehweg und ich lief neben ihm her. „So! Als erstes gehen wir nur in ruhigere Straßen. Und vielleicht schaffst du es dann irgendwann in die Stadt zu gehen. Oder wer weiß? Vielleicht willst du dich dann auch mal verwandeln?“, fragte er.

Verwandeln? In einen Menschen? Nein, danke! Seit 7 Jahren lebe ich in meiner Wolfs Gestalt und bin zufrieden damit. Menschen sind mir viel zu aufdringlich und sozial. Ich brauche Abstand und Ruhe, wenn man nicht will das ich durchdrehe, oder Panikattacken bekomme. Ich schaute ihn böse an, sah dann aber nach vorne, als eine junge Frau auf uns zukam. Als sie aufschaute, bemerkte ich, dass es diese Mitarbeiterin von Nash war, die ich gebissen hatte.

Ich hielt ruckartig an und zog somit Nash nach hinten. „Jetzt komm schon. Das ist May, meine Mitarbeiterin. Und sei ja freundlich, ich warne dich!“, sagte er. May kam zögerlich auf uns zu, aber ich blieb immer noch an Ort und Stelle stehen bis sie vor Nash stand. Nash stellte sich vor mich. „Hey, wie geht's deinem Arm? Keine Sorge, ich habe sie unter Kontrolle“, meinte er.

Langsam lief ich knurrend an Nash vorbei und stellte mich vor ihn. May ging sofort zurück. Ich spürte wie Spannung auf der Leine entstand und ich leicht zurückgezogen wurde. „Beruhig dich! Wehe du tust ihr nochmal etwas!“, sagte Nash in einem wütenden und befehlemden Ton. Sofort sah ich zu ihm hoch und als ich auch noch seinen bösen Blick sah, wich ich wieder nach hinten zurück. Wir liefen weiter und begegneten noch einigen anderen Leuten. Bei den meisten kam ich mit einem Knurren vorbei, aber bei einer Gruppe mit 3 Jungs verfiel ich in Panik und wollte wegrennen.

Nash hatte mich aber wieder etwas beruhigen können, aber nur als sie außer Sichtweite waren. Nun waren wir wieder Zuhause und ich war fix und fertig.

Ich hatte mich unter Nash's Bettdecke zusammengerollt. Als Nash ins Bett ging kuschelte ich mich natürlich an ihn und schlief dann schnell ein.

Broken Wolfgirl (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt