Kapitel 5

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Am nächsten Tag hatte ich nicht die beste Laune, da ich einfach nur frei sein wollte. Statt aufzustehen blieb ich also liegen und starrte in den Wald. Selbst als ich die Tür und Schritte hörte blieb ich liegen. Nash stellte sich neben mich und warf mir mein Frühstück zu. Ich ignorierte es jedoch und starrte einfach weiter vor mich hin. Ich spürte seinen Blick auf mir und er setzte sich mit 2 Meter Abstand neben mich ins Gras.

„Bist wohl heute nicht so gut drauf, was?“, sagte er und rutschte etwas näher. Als er noch näher rutschte hob ich meinen Kopf vom Boden und schaute ihn misstrauisch an. „Du willst wohl nur hier raus, stimmts? Ich würde dich ja gerne freilassen, aber es geht erst wenn ich es dir abgewöhnt habe jeden abzuschlachten. Bis dahin musst du eben hier bleiben“, erzählte er. Ich ließ wieder traurig meinen Kopf sinken und drehte mich auf die Seite. Ich schloss meine Augen und dachte daran wie ich vor einigen Wochen noch frei durch die Wälder streifte.

Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf mir, die mich zusammen zucken ließ. Ich jaulte auf und schnappte aus Reflex nach ihr. Er zog sie aber schnell weg, wodurch ich schnell die Flucht ergriff. Nash seufzte und sah mich traurig an. Er stand auf und kam langsam näher. Ich blieb stehn, aber legte die Ohren an. „Du hast echt schreckliche Berührungsängste. Daran müssen wir auf jeden Fall noch arbeiten.“ Dann ging er in die Mitte des Gartens und legte sich einfach auf den Rücken und streckte sich aus.

Was wird das denn jetzt?

Ich ging unbeeindruckt an ihm vorbei und setzte mich ein paar Meter von ihm weg. Er bewegte sich nicht einen Millimeter in den nächsten 10 Minuten. Ich legte den Kopf schief und musterte ihn. Seine Atmung ging ruhig. Ich hätte ihn jetzt leicht töten können. Ich stand auf und kam ihm dann langsam näher. Als ich vor seiner Hand stand machte er immer noch nichts. Vorsichtig schnüffelte ich an seiner Hand und stellte fest das er extrem gut duftete. Ich berührte seine Hand mit meiner schwarzen feuchten Nase, aber das schien ihn immer noch nicht zu stören.

Also stupste ich ihn nochmal stärker an. Als er sich immer noch nicht bewegte, ging ich weiter zu ihm und beschnüffelte seine Brust. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis mich einfach auf seine Brust zu legen und mich an ihn zu schmiegen. Aber warum? Er ist wie ein Mensch. Und außerdem ist er auch ein starker Werwolf. Ich legte eine Pfote auf seinen Bauch und dann stemmte ich mich mit beiden auf ihn. Unter seinem Pulli hatte er ein ordentliches Muskelpaket, dass spürte ich deutlich.

Da er immer noch nichts machte sprang ich mit meinem ganzen Gewicht auf seinen Oberkörper und schnüffelte an seinem Gesicht. Sein Duft war so unglaublich schön das ich mich beherrschen musste ihn nicht abzuschlecken. Ich ging wieder von ihm runter und legte mich nun dicht neben ihn. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte bei ihm sein und seinen Geruch inhalieren. Ich schmiegte mich an seinen Pullover und schloss die Augen....

POV Nash:

Sie hatte sich ganz dicht an meine Seite gelegt und schmiegte sich an mich. Plötzlich schien sie so zahm und süß zu sein, dass ich sie am liebsten ganz fest drücken wollte. Sie roch nach dem erdigen Waldboden, frische Wildblumen und nach feuchtem Gras. Ich öffnete meine Augen und sah zu dem kleinen roten Bündel das bei mir Schutz suchte.

Sie hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig. Schläft sie? Ich bewegte langsam meinen Arm in ihre Richtung. Sie bewegte sich aber nicht. Weder ein zucken noch ein ängstliches jaulen. Langsam und vorsichtig legte ich meine Hand auf ihr Fell. Sie war warm und ihr Fell weich und etwas durcheinander.

Ich begann sie vorsichtig zu streicheln und Strich durch ihr Fell. Sie schien tief und fest zu schlafen. Als ich ihren Kopf streichelte, schmiegte sie sich an meine Hand und schien jede meiner Bewegungen zu genießen. Ich lächelte zufrieden. Immerhin lässt sie sich schon von mir anfassen. Es wundert mich das sie nun so seelenruhig neben mir schläft obwohl ich sie anfasse. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell wir voran kommen. Sie ist erst seit einigen Tagen bei mir und hat sich schon sehr verbessert.

Plötzlich öffnete sie ihre Augen und ich hielt in meiner Bewegung inne. Sie schaute zuerst mich und dann die Hand auf ihr an. Langsam stieg wieder Panik in ihre Augen und sie wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. Auch ich wusste nicht ob sie nun mit Angst oder Wut reagiert. Sie legte ihre Ohren an und zuckte unter meiner Hand. Ich spürte wie sich ihr Herzschlag vervielfachte. Sie bekam Angst. Ihr ganzer Körper fing an zu zittern und sie wusste nicht wohin mit sich. Es war wie als wäre sie versteinert. Ihr Herzschlag schien fast zu explodieren.

Sie hatte eine Panikattacke. Ich ließ sie schnell los und ging ein paar Schritte zurück. Immer noch saß sie völlig verkrampft da und fing an zu hecheln. „Ganz ruhig! Ich bin schon weg. Ich habe dir nicht wehgetan. Dir geht es gut“, sagte ich ruhig zu ihr. Es schien aber nicht zu helfen. Sie muss sich beruhigen!

Dann viel mir etwas ein. Ich rannte ins Haus und durchsuchte die Schubladen und Schränke nach einem starken Beruhigungsmittel für Hunde. Immerhin bin ich ja Tierarzt. Als ich es fand zog ich die Spritze voll und rannte wieder raus. Sie sah unverändert aus. Ich ging auf sie zu und es schien wie als würde sie es gar nicht mehr bemerken. „Gleich geht es dir besser, Süße...“, sagte ich und spritzte ihr die Flüssigkeit ins Bein. Nach ungefähr einer Minute verlangsamte sich ihre Atmung und sie entspannte sich. Ihre Augen waren halb offen und ihr Kopf sank auf das Gras. Nach weiteren Minuten fielen ihre Augen zu und sie schien wieder zu schlafen.
Puh! Geschafft...

Broken Wolfgirl (Abgeschlossen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt