Wieder da?

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Lea POV

"... Ja. Ich weiß. Ich kann es mir aber vorstellen wie es früher war." ich lehnte mich an die Wand und lauschte Marco. "... es macht mich fertig sie zu sehen. Vielleicht braucht sie es jetzt auch..." ich ging mir durch die Haare. Nach unserem Gespräch gestern Abend mit Marco habe ich sehr gut geschlafen. Keine träume. Nichts. "... Jürgen... Es ist jetzt knapp 1 Jahr her..." ich schloss die Augen und dachte an früher. Die unzähligen Therapien die ich durchleben musste und ich wusste, dass ich sowas nicht noch einmal schaffen werde. Marco beendete das Gespräch und stellte Teller auf den Tisch. Es roch so gut aus der Küche. Ich drehte mich zum Spiegel und machte meine Haare zu einem Dutt als Marco neben mir aus der Küche trat. "Hey." Er lächelte und umarmte mich von hinten. "Hey." auch ich lächelte und sah ihn durch den Spiegel an. "Hast du gut geschlafen?" ich nickte leicht. "Sehr gut seit längerem mal wieder." "Frühstück ist fertig. Schläft Liam noch?" ich nickte wieder und ging in die Küche. Marco rückte mir meinen Stuhl zurecht und setzte mich ihm gegenüber. "Was wollen wir heute noch machen?" ich zuckte nur mit den Schultern und beobachtete ihn wie er sein Brötchen beschmierte. "Wann musst du zum Training?" er biss von seinem Brötchen ab und sah mich kauend an. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. "Heute nicht. Morgen erst wieder." "Wirklich?" meine Stimmte war etwa lauter als sonst und die Freude darin war gar nicht zu ignorieren. "Ja wirklich. Deswegen frage ich." Ich biss von meinem Brötchen ab und lehnte mich in meinen Stuhl zurück. "Wir können ja zu Cath und Mats?" er sah mich stirnrunzelnd an. "Sicher? Sie haben Luca erst seit 2 Tagen. Denkst du wirklich das sie uns da sehen wollen?" ich lächelte. "Cath hat mir schon geschrieben gestern, dass sie sich freuen würde wenn wir vorbei kommen würden." "Ok. Aber vorher gehen wir mit Liam raus spazieren." ich nickte und hörte schon Liam aus seinem Zimmer. "Wenn man schon vom Teufel spricht." Ich biss noch einmal von meinem Brötchen ab und wollte aufstehen doch Marco kam mir zuvor. Schnell gab er mir einen Kuss auf die Stirn und lief zu Liam. Ich goss mir ein Glas Milch ein und nahm einen Schluck davon. Immer wieder wenn ich hier in unserer Küche sitze sehen ich diesen wunderschönen Ausblick auf Dortmund. Genau auf das Stadion. Ich liebe diese Stadt einfach so extrem und ich könnte es mir nie vorstellen von hier wegzuziehen. Aber dann kam die Realität. Marco ist noch relativ jung und daher sehr gefragt in seiner Branche. Was würde ich sagen wenn er mal zu mir kommt und mir sagt, dass er nach Spanien oder England geht. Ich wurde durch ein lautes Atmen an meinem Ohr aus meinen Gedanken gerissen. Marco hielt mir den frisch gewindelten Liam vor die Nase der mich anlächelte. "Na Stinker. Hast du Hunger." ich gab ihm einen Kuss und Marco setzte ihn in sein Sitz. Ich bereitete schnelle Liams Frühstück vor und legte es auf seinen Tisch. Marco zog mich auf seinen Schoß und legte seine Arme um mich. Wir beobachtete Liam wie er genüsslich sein Frühstück zu sich nahm. "Wir haben das süßeste und liebste Kind der Welt." sagte ich zu Marco und legte meinen Arm auf seine Schulter. "Ja und das wird hoffentlich nicht das einzige sein." ich sah in seine strahlenden Augen und schüttele leicht den Kopf "Ich geh mich schon mal fertig machen." Marco nickte und ich ging in das Bad und zog mich um.

Wir spazierten am Phönix See entlang. Liam ist bereits im Auto tief und fest eingeschlafen und wurde nicht einmal wach als ihn Marco in seinen Kinderwagen legte. "Oh Gott, wie lange kann denn bitte ein Kind schlafen." ich lächelte. "Es muss ganz schön anstrengend in München gewesen sein. Da hat er auch rund um die Uhr geschlafen." Marco sah mich fragend an. "Wieso das denn?" "Er hatte so viele Leute um sich herum gehabt die mit ihm spielen wollten. Manu, Thomas, Philipp, Toni und ganz besonders Mario und Emilia." Wir setzten uns auf die Bank, kuschelten uns aneinander und beobachteten die Enten auf dem Wasser. Es ist einfach so wunderschön hier. Mit Liam und Marco an meiner Seite. Ich lächelte. "Was grinst du so?" Ich sah zu Marco und legte gleich wieder meinen Kopf auf seine Schulter. "Nichts. Bin nur gerade froh mit dir hier zu sein." Marco drückte mich noch mehr an sich. "Das bin ich auch." Wir schwiegen für eine Weile und lauschten die Geräusche der Natur. "Kann ich dich noch einmal was wegen gestern Abend fragen?" ich holte tief Luft und pustete sie lautstark wieder aus. "mh." antwortete ich ihm nur. "Wie lange hast du diese Albträume schon und sind es immer die gleichen Bilder?" ich lächelte knapp. "Das sind aber 2 Fragen." Ich spürte wie Marco mir in die Seite stach und ich hoch schreckte. "Sag schon." Er lächelte. Ich sah wieder auf das Wasser. "Seit ... vielleicht ... 2 Monaten. Keine Ahnung. Und am Anfang waren es nur einzelne Bilder von meinen Eltern, dir und Liam. Dann kam der Unfall und Gregor dazu. Der Traum gestern kommt häufiger als andere." Marco nahm meine Hand und verschränkte diese mit seiner. "Und wie sehen die anderen aus?" ich zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich an viele nicht mehr so erinnern. Mal laufe ich alleine in der Stadt mit Liam und dann ist auf einmal das Gesicht von Gregor vor mir." Marco nickte und sah auf seine Füße die ein Muster in den Boden machten. "Gregor wird euch nicht zu nah kommen. Das weißt du. Wenn er irgendwann mal aus seiner Anstalt raus kommen sollte, was wahrscheinlich nicht so schnell passiert, dann haben wir den Beschluss das er euch nicht nähern darf. Wenn doch, ist die Polizei schnell da und nimmt ihn mit." ich nickte. "Können wir das Thema wechseln? Ich find das gerade hier so schön und du machst es kaputt." "Ja. Sorry. Komm her." Er legte wieder einen Arm um mich und wir sahen wieder gemeinsam auf das Wasser. "Danke für alles Marco." Er lachte leicht auf. "Wieso? Das ist doch selbstverständlich. Für meine Familie würde ich alles tun." ich legte mein Kinn auf seine Schulter und sah ihn von der Seite an. "Das mein ich nicht. Deine Worte die einen immer wieder aufbauen." er sah zu mir, lächelte und drehte sich wieder zum Wasser.

Als wir später bei Cathy und Mats ankamen wurde auch endlich Liam wach. Die Männer nahmen jeweils ihr Kind, gingen in das Kinderzimmer und beschäftigten sich mit ihnen. Ich saß mit Cathy in der Küche und tranken unsere Latte Macchiato. "Du siehst gut aus Cath. Luca ist knapp 3 Tage alt und dein Gesicht hat sich bisher nicht verändert." Cathy sah mich lächelnd an. "Du sahst doch auch nicht anders aus." meine Augen wurden größer und ich nickte wild. "Oh doch. Ich hatte tiefe Augenringe da ich die ersten paar Nächte gar nicht schlafen konnte und ich immer nach Liam gesehen habe." Ich nahm einen Schluck von meinem Latte Macchiato und hörten Mats und Marco zu wie sie mit den Kindern redeten. Beide haben extra alle Türen aufgelassen, damit wir sie hören können. Jemand schreite auf "Ich glaub das ist meiner" Cathy lächelte und stand auf. Ich lief ihr hinter her und sah wie Mats Luca in den Armen trug. "Ich glaub er hat schon wieder Hunger." Cathy nahm ihm Mats ab und lief wieder zu mir. "Ich geh ins Wohnzimmer." ich nickte und beobachtete wie beide mit Liam spielten. Er saß auf einem kleinen Stuhl und spielte mit Bauklötzen die auf einem Tisch lagen. Marco und Mats saßen jeweils an einer Seite und versuchten einen Turm zu bauen. Ja, versuchten. Liam zerstörte ihn jedes Mal wieder. Macht ja auch total Spaß etwas zu zerstören. Marco sah zu mir und lächelte mich über beide Ohren an. Ich lächelte zurück, gab ihm einen Luftkuss und lief zu Cathy in das Wohnzimmer. "Kann ich dich stören?" Sie nickte nur leicht und ich setzte mich neben ihr auf die Couch. "Das wollte ich dich schon vorhin fragen. Alles ok mit dir? Du siehst in letzter Zeit so fertig im Gesicht aus." erst sah ich sie an doch mein Blick ging schnell wieder zu Luca der genüsslich aß. "Alles super." "Sicher? Du siehst aus als ob du Tage lang nicht geschlafen hättest. Lässt dich Marco nicht schlafen?" ihr grinsen war ansteckend. Auch ich musste grinsen und schüttelte den Kopf. "Nein nein. Alles gut. Kann nur nicht so gut schlafen in letzter Zeit." Cathy sah mich mit ihren durchdringenden Blick an. "Cath. Alles gut. Es ist nur etwas stressig. Liam kränkelt etwas rum und Marco konzentriert sich gerade voll auf die WM." Sie nickte. "Ich bin schon total aufgeregt. Du musst dir vorstellen, schon in weniger als 2 Wochen sind sie in Brasilien." ich atmete laut aus. "Ja erinner mich nur nicht daran." "Fliegst du nicht nach?" ich schüttelte den Kopf. "Das wäre Liams erster Flug und dann noch so ein langer und in so einem Land. Das will ich ihn nicht antun. Meine Eltern haben mir zwar Angeboten, dass ich ihn für paar Tage bei ihnen lassen kann. Aber das will ich auch nicht. Außerdem fange ich wieder an zu Arbeiten." Cathys Augen wurden größer. "Wirklich? Weiß es Aki schon?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht direkt. Er weiß das ich diesen Monat komme aber wann...Tja. Ich werde morgen mit zum Training gehen und ihn mit Liam besuchen. Dann wird er es schon erfahren." Cathy lächelte. "Er wird sich sicher freuen endlich wieder jemanden an seiner Seite zu haben. Die Aushilfskräfte sollen ihn wohl nicht so gut gefallen haben." "Na ich hoffe doch. Nicht dass er mich ersetzten will."

Nach ungefähr 2 Stunden verabschiedeten wir uns von beiden und fuhren nach Hause. Zu Hause angekommen, trug Marco die Babyschale mit Liam nach oben und ich schloss unsere Eingangstür auf. Marcos Handy klingelte. Schnell nahm ich ihm Liam ab, schnallte ihn aus der Schale und trug ihn in sein Zimmer.

Marco POV

Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und sah Philipps Namen auf den Display. Was will er denn um diese Uhrzeit? Ich nahm ab und ging Richtung Kinderzimmer. "Hey Phil, was gibt es?" "Hey Wood. Ich wollte mal kurz mit dir reden." Ich beobachtete Lea wie sie Liam wickelte. "Na dann schieß los." Philipp atmete laut aus. "Ist Lea bei dir in der Nähe?" ich sah Lea von der Seite an. "Ja." "Dann geh bitte weg von ihr." Ich runzelte die Stirn, gab Lea noch einen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer. "Was ist los? Alles ok bei dir?" "Nichts ist ok. Gregor ist wieder draußen." Ich bekam sofort Gänsehaut am ganzen Körper. Schnell lief ich in mein Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter mir. "Wieso das? Er sollte doch länger als ein Jahr in dieser Anstalt bleiben." Philipp lachte laut auf. "Das habe ich auch gedacht. Er hatte mich vorhin angerufen und um meine Hilfe gebeten, da er keine Unterkunft hat. Hab ihn natürlich sofort abgewiesen." "Ok. Gut. Er hat auch keine Hilfe verdient." "Das habe ich ihm auch gesagt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er durch gute Führung wieder draußen ist. " Ich stand am Fenster und sah starr in die Innenstadt von Dortmund. "Was meinst du damit?" Es war lange still an der anderen Leitung. Dann hörte ich ein räuspern. "Er sagte, dass er sich an jeden Rächen wird die ihm im Weg stehen. Und wenn er damit fertig ist wird er sich um Lea kümmern."

Frustration, Ehrgeiz, Rückhalt [Marco Reus FF] -Band 2-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt