17. Das Ende, es naht ...

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Lucy 

Es war nicht das erste Mal, dass ich die Meanhöhle betrat. Aber das erste Mal, dass es ein Notfall war. Ich half Charlotte am Computer, während Henry und Ray versuchten die Stadt vor einem nächsten Unglück zu bewahren. Doch heute war es anders. Ich fühlte es ganz deutlich in jeder Faser meines Körpers. Es war der Anfang vom Ende.

«Okay. Kommt alle her. Wir haben einen Standort», rief Ray und wir versammelten uns in einem Halbkreis hinter ihm. Er zeigte mit seinem Finger auf den Bildschirm, der eine Landkarte - worauf ein kleiner roter Punkt blinkte - anzeigte. Der rote Punkt war ungefähr fünfzehn Minuten von der Meanhöhle entfernt. «Das muss der Ort sein, wo sich der Herrscher des Bösen aufhält. Es kann natürlich auch falsch sein, deswegen würde ich vorschlagen, dass Henry alleine nachsehen wird.» Ich verzog verwirrt mein Gesicht. Warum um alles in der Welt sollte er alleine gehen? Henrys einzige Reaktion dazu, war ein kurzes Nicken. Er sah mich nicht einmal an. Henry wusste, dass wenn er mich ansehen würde, er es nicht übers Herz bringen würde, sich in Gefahr zu begeben.

Aus dem Seitenwinkel konnte ich erkennen, dass Ray mich ansah, bevor er weiterredete, was mir ein Gefühl der Unsicherheit bescherrte. «Schwoz konnte den Herrscher des Bösen identifizieren. Es ist Lucys Dad», sagte er. 

Ich hörte nur noch Stimmen, aber verstand nicht, was sie sagten. 

Ich torkelte aufs Sofa und fiel rückwärts um.

Mein Kopf brummte und schwarze Punkte kreisten vor meinem Auge. 

Doch ich landete nicht hart, sondern weich. 

Ich blinzelte etwas und die schwarzen Punkte verblassten, sobald ich Henrys Gesicht wahrnahm. Er hatte mich aufgefangen. «Mach langsam, Lucy. Es gibt eine Menge Hinweise, die beweisen, dass er derjenige ist, den wir suchen.» Er stützte mich den Rest aufs Sofa, und als ich saß durchzuckten mich die einzelnen Erinnerungen, Hinweise von Dad. Angefangen mit dem Karton auf dem Geheim stand. «Nein, dass ist nicht wahr. Das glaub ich nicht», wimmerte ich abwehrend vor mich hin. Das konnte nicht wahr sein. 

Sie mussten lügen. 

Allesamt. 

Henry, Charlotte, Schwoz, Ray ... sie logen mir alle ins Gesicht.  

Aber insgeheim wusste ich, dass es keine Lüge war. Henry und alle anderen hatten Recht. 

Es war mein Dad. 

Der Böse war mein Dad. 

Mein Dad, der mir Fahrrad fahren beibrachte. Mein Dad mit dem ich Eis essen war. Mein Dad, der mich bei meiner Geburt in den Armen hielt. Mein Dad von dem ich dachte, dass er mich liebt.

Henry strich mir sanft über den Rücken. Jedoch fand auch das ein Ende, als er eine Blase blies, und sich ahnungslos ins nächste Abenteuer stürzte. Bitte, bitte, lass es falsch sein. Lass den Standort falsch sein, flehte ich.

Henry gab mir einen Kuss und versprach mir, bald zurück zu sein. «Pass auf dich auf», befiel ich ihm, konnte mich nicht zurückhalten und fiel ihm um den Hals. Ich wollte nicht, dass er jetzt ging und sich in solch eine Gefahr brachte. Warum konnte er nicht bleiben? Hier bei mir? War das zu viel verlangt? 

***

Wo bleibt Henry bloß?, fragte meine Innere Stimme, welche mich nervte. Ich wusste es schließlich selbst nicht.

Es waren Stunden vergangen, und der Kontakt zu ihm brach ab. Henry schrieb nur eine kurze Nachricht, in der stand, dass alles in Ordnung sei. 

Ich stieß frustriert etwas Luft aus. Unsanft ließ ich mich auf den Stuhl vor den Bildschirm plumpsen. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich die einzelnen Straßennamen las. Doch ich merkte schnell, dass etwas nicht stimme. Irgendwas war anders ...

Dann sah ich es.

 «Ray? Ray!», schrie ich. «Gibt es Neuigkeiten?», fragte er und stürmte sofort herbei. «Sowas in der Art. Sieh her.» Ich zeigte auf die Karte und Ray verschlug es wortwörtlich die Sprache. «Das kann nicht sein. Das ist unmöglich ... Da sind zwei rote Punkte?  An verschiedenen Orten ...», sprach er aus und fuhr sich durch sein Haar.

 Ich sah ihn durchdringend an und stand auf. «Wir müssen dahin Ray. Du und ich.»

𝗔𝗟𝗦 𝗜𝗖𝗛 𝗗𝗜𝗖𝗛 𝗦𝗔𝗛 - 𝙃𝙀𝙉𝙍𝙔 𝘿𝘼𝙉𝙂𝙀𝙍 𝙁𝙁Where stories live. Discover now